Archiv für den Monat: Dezember 2015

Nachtquartiere für Hilfesuchende in Wien. VinziRast.

Cecily Corti – ihr Leben und Werk. Resumé: Hans Högl

„Wo ist das Buch?“ ruft meine Frau. „Ich bring`s Dir gleich!“ Ja, es ist ein Griss zwischen meiner Frau und mir um ein Buch von Cecily Corti, der Gattin von Axel Corti. Der Titel des Buches: Cecily Corti, „Man muss auf dem Grund gewesen sein“. Jede Zeile ist fesselnd, klar, gehaltvoll und spiegelt das gar nicht immer so harmonische Leben des Paares wider und dann die Gründung der VinziRast in Wien.

Wir erfahren von ihrer Herkunft- ich hatte den Salon ihrer Mutter Gräfin Herberstein in der Salesianergasse fallweise besucht, wir erfahren, wie Cecily ihren künftigen Mann Axel in Alpbach kennen lernt, wie sie ihr gemeinsames Leben gestalten und Spannungen erleben.

Besonders interessierte mich, wie allmählich, nach dem Tode von Axel Corti, ihr Anliegen, anderen Menschen zu helfen, wuchs, und wie sich die VinziRast entwickelte und wie sie diese Häuser organisierte. Die Quartiersuchenden dürfen in der Regel nur 30 Tage bleiben und pro Nacht werden 2 Euro erbeten, können aber später entrichtet werden, was fast immer geschieht.

Ein Obdachloser in Paris erzählte einmal, wie gerade Mitleid ihm ein Stück der Würde raubte und er mied alle Notschlafstellen, weil er sich erst dort als Obdachloser fühlte.

Abendessen in den Vinzihäusern ist von 18:30 – 21.00. Alle erhalten ein Infoblatt, das in 15 Sprachen abgefasst ist. Es gibt ein gesundes Abendessen, Nahrungsmittel sollen in die Schlafräume nicht mitgenommen werden. Die Erfahrung der Stille in der Nacht ist wichtig.

Alles hat Struktur, aber nicht zu viel Reglement. Die Mitarbeit ist nur ehrenamtlich. Der Bauunternehmer Haselsteiner unterstützte das Werk.

Rechnungshof : Erfolglos?! Drei von vier Kritiken umgesetzt

Hans Högl

Ich erinnere mich an einen Hochschul-Rektor, der aus Angst vor minimalen Fehlern, die  der Rechnungshof entdecken könnte, ganz schön ausflippte. Aber im politischen Smalltalk in Ostösterreich heißt es üblicherweise, dass der Rechnungshof nichts bewirkt, er kritisiert zwar,  aber es geschieht nichts. Wozu dann den Rechnungshof?

Heute  am 29. Dez. 2015 lautet in der  Wiener  Zeitung „Die Presse“ die Schlagzeile  „Rechnungshof öfter ignoriert“.  Ich lese den Text selbst genauer und staune:  Die Empfehlungen des Rechnungshofes wurden 2014 vom  Bund zu einem Anteil von 71,4 %  umgesetzt,  von den Ländern zu  77,7 % umgesetzt, von den Gemeinden zu 80,4 umgesetzt. D.h. Im Schnitt wurden drei von vier (75 Prozent)  Empfehlungen umgesetzt und somit beachtet. Das ist neu  für mich und erfreulich und widerlegt zu einem Gutteil die üblichen pessimistischen Sager.  Und dennoch: der  Anteil der Umsetzung lag ein Jahr vorher (2013)  insgesamt bei 80 Prozent,  also um 5 Prozent höher. – Ein  Rechnungshofbeamter bestätigte dies, betonte aber, dass der Rechnungshof schon oft und vergebens die hohen Spitalskosten kritisiert habe. Da stößt er an Grenzen mit Landesbehörden.

 

Gute Nachrichten 2015. Weniger Hunger, mehr Trinkwasser

Hans H ö g l

Wie wir vor einiger Zeit schrieben, bringt das dänische Fernsehen neben kritischen auch  positive Nachrichten, um den Menschen Mut zu machen. Da entdecke ich in DER ZEIT  vom 23. Dez. 2015 Ähnliches, eine Doppelseite mit dem Titel „2015 wurde vieles besser“.

Im Einzelnen wird angeführt: Der deutschen Wirtschaft geht es blendend. Es gibt 43,3 Millionen Beschäftigte, das sind beinahe fünf Millionen Erwerbstätige mehr als vor zehn Jahren. Die Zahl der Verkehrstoten ist seit Anfang der 90iger Jahre „stark gesunken“, von  11.300  im Jahr 1991  auf 3.450 im Jahr 2015 u.a. dank  moderner    Fahrzeugtechnik und  strengerer  Promillegrenzen.   Weltweit  hatten 1990    77%  Zugang zu Trinkwasser, 2015 sind es 91%.  Es gibt weniger hungernde Menschen weltweit. 1990 waren es 1010,7 Mio.   2004 waren es 961 Mio.  und 2015 sind es 795 Mio.  Die Bewohner von Myanmar (früher Burma) sind ihre Diktatur los.

 

Lichtblicke. Lob für „Die Presse“

Hans H ö g l

Unsere Leser und Leserinnen finden in der Rubrik „Medien Spezial“  das Menu „Good News“. Da gibt es eine Fülle von Informationen, die Mut machen, und wer das Archiv ganz unten öffnet, findet noch Zusätzliches, das Hoffnung macht.

Wir möchten aber die Ausgabe der „Presse“ vom 19. 12. 2017 lobend hervorheben. Sie hat den Titel „Lichtblicke“ und stellt  Projekte, Menschen und Städte und Entwicklungen vor, die einen positiver stimmen als die tägliche Berichterstattung von Krisen und Kriegen. So werden drei Orte in Israel  erwähnt, in denen Araber und Juden zusammenarbeiten oder dass die Zahl der Kinder pro Frau in Österreich steigt (gemeint sind nicht primär die Zuwanderer) oder dass sich die Anzahl der absoluten Armen der Welt stark vermindert hat  und Vieles andere wie der Beitrag von Matthias Horx: Die Welt geht nicht zum Teufel.

http://diepresse.com/home/4890733/Lichtblicke_Projekte-Menschen-Entwicklungen-die-Mut-machen

 

 

 

Nützt Rechtspopulismus dem IS ?

Udo Bachmair

Hetze gegen Flüchtlinge und all diejenigen, die Hilfe für in Not geratene Menschen als humanitäre und urchristliche Aufgabe betrachten, erscheint gerade rund um die Weihnachtszeit besonders übel. Unermüdlich schürt dennoch der Boulevard, allen voran die rechtspopulistische „Krone“, weiter Ängste und Hass gegen „unkontrollierte Masseneinwanderung“. Davon nicht unbeeinflusst wird die Geschichte rund um die „Herbergssuche“ auch in so mancher „christlichen“ Familie zur Farce.

FPÖ-Obmann Strache, der sich mitunter besonders katholisch geriert, spricht Flüchtlingen in einem Gastkommentar der Wiener Zeitung gar den Anspruch ab, „Schutzsuchende“ zu sein. Die meisten würden ja ohnehin aus „sicheren Flüchtlingslagern“ kommen. Daher seien sie bloß „Sozialzuwanderer“ oder „potentielle Terroristen“, die den „Zerfall des christlichen Abendlandes“ vorantrieben. Strache sieht in der Flüchtlingsbewegung schlicht eine „moderne Landnahme und Invasion für eine kommende Islamisierung Europas“.

In derselben Ausgabe der Wienerzeitung, wohltuend bekannt für Meinungsvielfalt und differenzierte Berichterstattung , fällt ein Gastkommentar mit inhaltlicher Treffsicherheit auf. Darin formuliert Clemens M. Hutter, langjähriger Redakteur der Salzburger Nachrichten, ein Autor, der über jeden Verdacht erhaben ist, ein Linker zu sein, als seine klare These:

„Europas Rechtspopulisten nützen den Dschihadisten“

Lenin wird der Begriff „nützliche Idioten“ zugeschrieben, weil er den geldgierigen Kapitalisten unterstellte, dass sie „uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufhängen“. Vergleichbares praktizieren jene Rechtsausleger der Gesellschaft, die das „christliche Abendland“ schon in der islamistischen Flut untergehen sehen. Das Musterbeispiel sind die Rechtspopulisten von Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes). Ihnen spielt die Massenflucht von Muslimen vor dem Terror des IS und ähnlicher Milizen in die Karten. Sie agitieren und hysterisieren nach bewährten Schablonen: Die natürliche Scheu der Menschen vor Fremdem, Unbekanntem oder Ungewohntem wird zu Vorurteilen verfestigt, die zur „Bedrohung“ aufgeblasen werden, die Ängste auslöst und steigert. Daher müssten die Muslime ausgegrenzt und bekämpft werden.

Hier schimmert das Grundmuster nicht nur des Nazi-Rassismus durch: Die sind andersartig, also anderswertig und daher minderwertig. Nicht nur grenzt diese Strategie eine Parallelgesellschaft von Frustrierten und Perspektivlosen in Europa aus, sie hantiert auch mit haltlosen Pauschalurteilen und setzt die Muslime unter Generalverdacht“.

Hutters Befund lautet somit:

„Mit Hass auf Muslime treiben die Rechtspopulisten somit in Europa dem IS Sympathisanten und Rekruten zu und munitionieren auch die IS-Propaganda an der ‚Heimatfront‘“.

 

Nachhaltige Mobilität in Tourismusorten

Leitfaden des Verkehrsministeriums. Resumé Hans Högl

Mit Österreichs Wintertourismus sind 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze und elf Milliarden Wertschöpfung verbunden. Gebirgsorte haben in großem Fleiß ihre Chancen begriffen. Es ist wichtig, sich über die öko-sozialen Folgen des Tourismus zu fragen. In eigener Sache verweise ich hierbei auf meine  Bücher: Hans Högl: Bin kein Tourist, ich wohne hier oder „Hinter den Fassaden des Tourismus. Dörfer im Stress.  Darin werden auch eine Reihe kritischer Momente erwähnt, die hier in der Kürze keinen Platz finden.  Hier werden einige  Positivbeispiele von Orten dargelegt, welche sanfte Mobilität umgesetzt haben. 

Der folgende Text enthält Kernaussagen aus obiger  Broschüre – nach einem Vortrag von Ernst Lung vom Verkehrsministerium  an der Univ. für Bodenkultur:  Den Pkw-Belastungen begegnet Vorarlberg vorbildlich seit 1991 (!) durch den Verkehrsverbund.. Auch Gemeinden zeichnen sich aus: Heiligenblut mit dem Konzept „Auto frei“, Neukirchen am Großvenediger mit dem Motto „sanft mobil“. Ähnliches gilt für Hinterstoder, den Nationalpark Gesäuse und die Initiative Regio-Bus-Pitztal. Weißensee in Kärnten ist ein Eldorado für holländische Eisläufer und   hat einen Naturpark. Vom Info-Center startet Sanft-Mobiles: das Solarboot, Fahrräder, der Naturpark-Bus. Im Sommer 2011 wurden mit dem Bus 27.400 Fahrgäste transportiert, 2012 waren es 60.000 – mit vielen Ansässigen.

Die Tourismusexpertin und Raumplanerin DI Dr. Kim Meyer Cech –   teilte mir mit:  Auch die Gemeinde Werfenweng zeichnet sich  durch sanfte Mobilität im Tourismus  aus: (http://www.werfenweng.eu/SAMO/Card/nachhaltiger-urlaub.php). Bürgermeister Peter Brandauer hat  bemerkenswerte  Projekte initiiert,  die gut angenommen werden. Durch den sanft-mobilen Urlaub sind  die Nächtigungszahlen in Werfenweng deutlich gestiegen.

 

 

Klimaabkommen: Selbstverpflichtung des ORF als Unternehmen zur Nachhaltigkeit

Hans   H ö g l

Eben folgte ich im Oe 1-Mittagsjournal (14.12.2015) dem Interview mit dem Umweltaktivisten Wolfgang Pekny zum Klimaabkommen in Paris.  Er bekam die  Chance, Anliegen vorzubringen, die längst in der  „Initiative Zivilgesellschaft“ und in der „Plattform Footprint“ diskutiert wurden. Danke an Ö 1.

Ich erinnere die Generaldirektion des ORF  an die Vorsprache der  „Vereinigung für Medienkultur“ 2010   im Publikumsrat.  Der Publikumsrat zeigte sich flexibel und  gesprächsbereit.   Dr. Herbert Rauch (Autor des Buches:  Glo-c-al Balance. Der Umbau der Titanic, Wien 2014) forderte damals, dass der ORF als ganzes Unternehmen sich der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Das geschah auch: Mit der Selbstverpflichtung des ORF in seiner 34-seitigen Broschüre „Nachhaltigkeit im ORF 2011“, dargelegt im Publikumsrat. Ist seitdem der ORF seiner Selbstverpflichtung  nachgekommen?     Unsere Initiative wurde in der Broschüre mit keinem Wort erwähnt.   Ist das ein fairer Umgang mit einer seriösen, auf Ehrenamt beruhenden NGO?

 

 

Freiheit zur Hetze ?

von Adalbert Krims

Die Meinungsfreiheit gehört zu den höchsten Gütern in einer Demokratie. Und diese grundlegende Freiheit umfasst natürlich gerade auch Meinungen, die einem nicht angenehm sind. Aber: bedeutet das nun einen Freibrief für Lüge, Verleumdung oder Verhetzung?

Gerade in der aktuellen Flüchtlingsdebatte wird mit verzerrten oder sogar erfundenen Berichten Stimmung und damit auch Politik gemacht. Der Appell an die „Verantwortung der Medien“ greift hier zu kurz, weil die Hetze überwiegend nicht in den „traditionellen“ Medien stattfindet (im Boulevard jedoch auch), sondern vor allem im Internet, besonders in den sog. „sozialen Netzwerken“. Individuelle Freiheit – auch Meinungsfreiheit – ist immer in einen gesellschaftlichen Zusammenhang eingebettet.

Und sie hat Grenzen, wenn Rechte und Freiheit anderer betroffen oder gar bedroht sind. Wer seine Freiheit dazu benützt, anderen zu schaden, Minderheiten zu diskriminieren bzw. die Gesellschaft zu spalten, der missbraucht die (Meinungs)Freiheit und kann daher auch von der Gesellschaft zur Verantwortung gezogen werden. Auch das Internet und die sozialen Netzwerke sind kein rechtsfreier Raum, sondern unterliegen – wie alle Medien – den Gesetzen. Abgesehen von den strafrechtlichen Möglichkeiten, gegen rassistische und fremdenfeindliche Hetze vorzugehen, ist jede/r selbst aufgerufen, solchen Tendenzen entgegenzutreten.

Der Text dieser Kolumne von Adalbert Krims ist der jüngsten Ausgabe von PAX, der Zeitschrift von Pax Christi Österreich, entnommen.

( siehe auch unter www.paxchristi.at )

 

 

 

 

Freimaurer: Logen u. Rituale. Fotos

Hans  Högl

Zehn Fotos von Logenräumen (Tempeln)  und Ritualen  der Freimaurer  finden sich im neuen  Zeit-Magazin  vom 10. Dezember 2015.  Medien bringen selten Bilder und Berichte von dieser   geschlossenen  Gesellschaft.  Hier sind es Logen   aus Deutschland, Brasilien und den Niederlanden,  und Fotos zeigen  ein Ritual   zum Gedenken an einen verstorbenen Logenbruder bei einem Waldgrab und ein Tempelschwert in einer Bibliothek in Dortmund. Im Interview sagt die Fotografin, dass es weltweit sechs Millionen Freimaurer gibt, in Deutschland rund 16.000. Während der NS-Zeit war die Freimaurerei verboten. In Deutschland existieren auch reine Frauenlogen und gemischte. In der Regel ist dies ein Männerbund.- Im Schloss Rosenau bei Zwettl in Niederösterreich ist  ein Freimaurermuseum, „das  durch die Unterstützung maßgeblicher regionaler
Persönlichkeiten  zustande kam und Akzeptanz fand“,  erfuhr ich von kompetenter Seite.

Good News statt Bad News? Konstruktiver Journalismus

Ulrik Haagerup, Direktor des Dänischen Rundfunks, sagte in einem Interview:

Seit der dänische Rundfunk nicht mehr jeden Abend Horrorshows bringt, stieg die Zahl der TV-Zuschauer. Wir brauchen einen an Lösungen interessierten Journalismus, also einen konstruktiven.  Aber Missverständnis ist, es gehe nur noch darum, positive Dinge zu schreiben und nichts Kritisches. Und er sagte im Interview mit der Zeitschrift „Der Österreichische Journalist“ bereits im Sommer  2015 :  Wir müssen auch über die Probleme berichten, die sich aus der Einwanderung ergeben. Französische Medien haben lange Zeit den Front National ignoriert .

Wer dauernd schreit, wird nicht mehr gehört.  (NB. Denken  wir an die  Nur-Ökologie-Horrorberichte). Ausschließlich Negativ-Infos machen die Menschen depressiv und erzeugen Ohnmachtsgefühle. Und dies ist demokratie – politisch bedenklich. So schrecklich die Berichte aus Syrien und Zentralafrika sind, Faktum ist, so Haagerup, dass noch nie so viele Menschen Zugang zu sauberen Wasser hatten wie heute. Wo ist zu erfahren, dass in Afrika 90 % alle Kinder zur Schule gehen und dass die extreme Armut  sich in den vergangenen 50 Jahren halbiert hat? (NB. Im Wiener Magazin „sol“ finden sich solche Infos, eher nicht in der Zeitschrift „Südwind“). 

Journalismus berichtet fast nur über Löcher, nicht über Käse. Konstruktiver Journalismus bringt gelungene Beispiele („Best Practice“), wie Norwegens Ärzte überzeugt werden,  auch 3.000 km nördlich von Oslo zu praktizieren.   Als  vorbildlich nennt  Haagerup  das  Wochenblatt DIE ZEIT.   Es reicht nicht, nur die Debatte zu führen, was falsch läuft und wer dafür verantwortlich ist. Wir Journalisten können Beispiele für Lösungen suchen und darlegen.