Archiv für den Monat: März 2019

EU-Wahlkampf als Schlammschlacht ?

In knapp 2 Monaten ist es soweit: Die Wahlen zum EU-Parlament werden dann bereits geschlagen sein. Bis dahin wird der EU-Wahlkampf Woche für Woche zunehmend auf Touren kommen. Eine Kampagne geprägt von sachorientiertem Disput oder eher dominiert von populistischer Polemik ?

Udo Bachmair

Der EU-Wahlkampf könnte zur Schlammschlacht verkommen. Politik und Medien sind daher besonders gefordert, zu konstruktiven Auseinandersetzungen beizutragen. Verrohung und Radikalisierung politischer Sprache lassen nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch EU-weit Seriosität und Differenzierung vermissen. Durch einen vorwiegend rechten Populismus gewinnen Vereinfachungen, Halbwahrheiten, Falschmeldungen, Schwarz-Weiß-Malerei und Freund-Feind-Denken die Oberhand. Eine auch demokratiepolitisch bedenkliche Entwicklung.

Die Thematik, erörtert an besonders emotional besetzten Beispielen wie Migration oder Klimawandel, ist Gegenstand einer Podiumsdiskussion am 4. April im Presseclub Concordia. Sie sind dazu namens der Vereinigung für Medienkultur herzlich eingeladen :

EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten

Zeit: Donnerstag, 4.4. 2019, 18.30 Uhr

Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

Am Podium:

Claudia Gamon
NEOS-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl

Prof. Dr. Walter Ötsch
Publizist, Kulturwissenschafter, Experte für demagogisch geprägte politische Diskurse

Mag.a Hermine Schreiberhuber
Journalistin, ehemalige Vizechefin der APA-Außenpolitik

Petra Steger
FPÖ-Kandidatin für die EU-Wahl ( angefragt )

Johannes Voggenhuber
Langjähriger EU-Mandatar, 1Europa-Kandidat der Liste JETZT für die EU-Wahl

Moderation:

Udo Bachmair, Bakk.phil.
Präsident der Vereinigung für Medienkultur ( früher ORF )

Anmeldung: stifter@medienkultur.at

Good news: EU für Plastikverbot / Krebsrisiko : Pharmakonzern verurteilt

Aus NZZ- online ( ausgewählt von Hans Högl )

Das Europaparlament will Einweggeschirr und andere Wegwerfprodukte aus Kunststoff verbieten. Es hat am Mittwoch eine entsprechende Richtlinie angenommen. Mit dem Verbot sowie Recycling-Quoten will die EU gegen die zunehmende Verschmutzung der Meere vorgehen. Die Richtlinie sieht ein Verkaufsverbot für bestimmte Plastikprodukte ab dem Jahre 2021 vor, sofern es dafür erschwingliche Alternativen gibt.

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Bayer verliert in den USA einen weiteren wichtigen Prozess um angeblich krebserregende Produkte. Eine Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco urteilte am Mittwoch, dass die Tochterfirma Monsanto für Krebsrisiken des Unkrautvernichtungsmittels Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat haftbar ist und dem 70-jährigen Kläger Edwin Hardeman Schadenersatz in Gesamthöhe von 80,3 Millionen Dollar (79 Millionen Franken) zahlen muss. Bayer kündigte an, Berufung einzulegen.

Multitasking und „hirngerecht“ arbeiten

Hans Högl. Buchrezension

Hufnagl Bernd: Besser fix als fertig. Hirngerecht arbeiten in der Welt des Multitasking, Graz 2014. (Molden).

Dieses Buch ist für den Bereich „Medienkultur“ von mehrfachem Interesse. Es bietet solide wissenschaftliche Kenntnisse und diese sind sehr klar formuliert. Und Wissenschaft wird in den Dienst der Menschen gestellt. Ferner geht Hufnagl in seiner Analyse auf den Alltagsgebrauch moderner Medien ein, das ein zentrale Thema der „Medienkultur“ ist. Das Buch hat 187 Seiten, eine kurze Literaturliste, vielleicht wäre ein Index hilfreich.

Ich lernte Bernd Hufnagl, den Neurobiologen und Hirnforscher, bei der bereits angeführten Tagung in St.Pölten kennen und schätzte seinen lebendigen Vortrag. Das bewog mich, auch sein Buch zu studieren. Nun: Hirnforschung ist alles andere als ein leichtes Thema, aber es gelingt dem Autor die neuen Forschungsergebnisse verständlich zu vermitteln und praxisorientierte Folgerungen zu ziehen. So berät der Autor mit seiner Agentur größere Unternehmen, weil sie vielfach „nicht hirngerecht“ arbeiten, nicht sinnvoll mit den modernen Kommunikationsmitteln umgehen. Ähnliches trifft für uns als Privatpersonen zu.

Vor allem engt das Gefühle der permanenten Erreichbarkeit die freie Entscheidung ein. Und das ständige Unterbrochen werden im Arbeitsprozess und der häufige Wechsel von einer Aufgabe zur anderen führt zu großem Zeit- und Energieverlust und dazu, dass während einer Arbeitswoche effektiv nur zweieinhalb Tage gearbeitet wird.

Wichtig findet der Autor, das selbstmitleidende Reflektieren über Ursachen zu beenden. Der Prozess kann so in die nächste Phase übergehen:dem Nachdenken über mögliche Lösungen und Auswege und deren Umsetzung in konkrete Handlungen (p. 79 f.). So erkennen wir, dass wir für unser Lebensglück m i t-verantwortlich sind. In einer emotionalen Falle sitzen jene, die zu lange in ihrer Opferrolle verweilen und dabei eines lernen, je bedauernswerter sie auf andere wirken, desto eher wird ihnen geholfen. Damit entsteht eine emotionale Abhängigkeit von der Hilfestellung und dem Mitleid anderer, die man durch ständige Formulierung des Problems (mit klaren Dramatisierungstendenzen) aufrecht erhält.

Es geht also darum, die Opferrolle zu verlassen und festzustellen: Es ist nun einmal so passiert (also in diesem Sinne Akzeptanz der Situation!), dann gilt es selbst die (Mit) Verantwortung zu übernehmen und lösungsorientiert vorzugehen und die Zukunft zu planen. Daraus ergibt sich Optimismus und Vertrauen und erhöhte Resilienz (Umgehen Können mit Misserfolg).

Bei diesen Folgerungen musste ich auch an Politik denken, in welchem Ausmaß entwicklungspolitische Zeitschriften, Latinos selbst, aber auch Afrikaner in ihrer emotionalen Dependenz verharren und somit zu vieles schicksalshaft hinnehmen. In diesem Sinne hat die Schwester von Barack Obama klar ein Gegensignal gesetzt. Oder eine Entwicklungshelferin erzählte mir von ihren Erfahrungen im Sudan, dass die Einheimischen immer nur Hilfe von außen erwarten.

Ex-Kanzler Kerns kantige Kritik

Aufgefallen

Zitate des Tages
(ausgewählt von Udo Bachmair)

„In der Politik gilt: Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht“

( Ex-Bundeskanzler Christian Kern in einem KURIER-Interview )

„Meine Nachfolgerin Rendi-Wagner erlebt jetzt, wie das ist. Da gibt’s Leute, die sitzen in den Wiener Kaffeehäusern, sind seit 20, 30 Jahren Teil des Systems und machen Stimmung gegen die eigene Vorsitzende. Sie selbst übernehmen nie Verantwortung, ziehen am Ende immer den Kopf ein. Der Vorsitzende steht vorne, kassiert die Watschen“

( Rüge Christian Kerns an die Adresse der eigenen Partei ).

„Geschichte lehrt, dass Nationalismus zum Krieg führt… Vor dem Massenmord in Christchurch ist so lange ein Feindbild produziert worden, bis ein Wahnsinniger Selbstjustiz geübt hat. Oder der Brexit. Die haben sich so lange aufgeganselt, bis sie ihr Zerstörungswerk vollendet haben. Vielleicht fehlt auch unserer Regierung das Geschichtsbewusstsein, um zu erkennen, wie schwer solche Entwicklungen zu kontrollieren sind“

( Der frühere Bundeskanzler Kern im KURIER-Interview auf die Frage, wie beängstigend es sei, dass Nationalisten und Populisten weltweit das Sagen haben ).

Nationalisten als Brandstifter

Aufgefallen

Zitat des Tages :
(ausgewählt von Udo Bachmair)

„Der Brexit ist das reale Experiment des durchgeknallten Nationalismus. Die Brexiteers standen mit dem Benzinkanister auf offener Bühne und steckten alles in Brand. Am nächsten Tag rannten sie davon und überließen das Löschen den Übriggebliebenen. Niemand mit Verstand kann so eine Politik befürworten.“

( Werner Kogler, grüner Bundessprecher und Spitzenkandidat für die EU-Wahl am Rande einer Demonstration für mutigere Klimapolitik laut einem Bericht von KURIER-Redakteur Christian Böhmer )

TV-Medientipps: 3sat und ARTE

Tipps ausgewählt von Hans Högl

( Quelle: BAOBAB. Entwicklungspolitischer Dienst )

DIE FARBEN UNSERER HERKUNFT. Frankreich, 2018

24 Schüler „mit Migrationshintergrund“ präsentieren einen Gegenstand aus dem Herkunftsland ihrer Eltern. Dabei entstehen anrührende Porträts von jungen Menschen, die lernen müssen, mit zwei Lebensarten, zwei Heimatländern und zwei Sprachen zurechtzukommen. Der Dokumentarfilm entstand als Ergebnis eines pädagogischen Projekts in einer Mittelschule der Pariser Vorstadt Saint-Denis.

23:45 – 00:25, ARTE. 25.03. MONTAG

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MIT OFFENEN KARTEN:  Oman: Trügerische Ruhe im Sultanat?

Oman ist ein unumgänglicher geopolitischer Player, denn das Land kontrolliert die Straße von Hormus. Diese Meerenge müssen alle Tanker passieren, um Erdöl aus den benachbarten Emiraten, aus Saudi-Arabien, Iran und anderen erdölproduzierenden Ländern in den Rest der Welt zu bringen. Doch besteht Gefahr für die Stabilität des Oman, wenn die Erdölvorräte erst einmal erschöpft sind?

00:10 – 00:20, ARTE.   27.03. MITTWOCH

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BRÜCKEN IN DIE NEUE HEIMAT

Integrationslotse Mehrdad Zaeri
„Bau deine Paradiesstadt“ heißt der von Illustrator Mehrdad Zaeri mit dem Mannheimer Nationaltheater realisierter Papier-Workshop, in dem sich junge Flüchtlinge mit Fantasie, Schere und Klebstift „gute Orte“ erschaffen. Als einstiger Flüchtling weiß Zaeri, welche Unterstützung diese Menschen brauchen und versucht, für jetzt ankommende Jugendliche Brücken in ihre neue Heimat zu bauen.

12:00 – 12:30, 3sat.   27.03. MITTWOCH

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VERGIFTETE FLÜSSE

Die schmutzigen Geheimnisse der Textilindustrie
USA, 2017, Dokumentation

Der größte Teil der Kleidung der europäischen und amerikanischen Modegiganten wird in China, Bangladesch und Indien hergestellt, in Billiglohnländern, wo Arbeits- und Umweltschutz meist nur auf dem Papier stehen. Die dortige Textilindustrie vergiftet Flüsse und Trinkwasser in ungeheurem Ausmaß. Millionen Menschen leiden an Hautausschlägen, Durchfällen, dem Verlust des Geruchssinns und Krebs.

20:15 – 21:00, 3sat – 27.03. MITTWOCH

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MIT OFFENEN KARTEN: Kosovo, welche Zukunft zehn Jahre nach der Unabhängigkeit?

Zehn Jahre nach seiner Unabhängigkeit befindet sich das Kosovo immer noch in einer schwierigen Lage. Weil es von der internationalen Gemeinschaft und mehreren europäischen Staaten nicht anerkannt wird, ist es wirtschaftlich nicht lebensfähig und ein fruchtbarer Boden für Korruption und mafiöse Strukturen. Heute kämpft das kleine europäische Land mehr denn je um die langersehnte Autonomie.

18:10 – 18:25, ARTE.  30.03. SAMSTAG

 

Umgang mit digitalen Geräten. Multitasking? Auszeit nehmen!

Symposion: Mensch und Digitalisierung 15.-16.3.2019 in St.Pölten.
Bericht von Jakob Herburger-Folge 2
(ausgewählt von Hans Högl)

Der Neurobiologe und Hirnforscher Bernd Hufnagl ist Autor des Buches „Besser fix als fertig! Hirngerecht arbeiten in der Welt des Multitasking (Graz 2014). Er fragte gleich zu Beginn: „Haben Sie auch schon bemerkt, dass Rasenmähen oder andere handwerkliche Tätigkeiten total entspannend sind? In der digitalen Welt etwas scheinbar Anachronistisches. Ist es aber nicht, es ist Ausdruck der Sehnsucht nach dem Einfachen, dem Über- und Durchschaubaren, dem Bewältigbaren.

Unser Gehirn benötigt dieses Gefühl zur Beruhigung. Stimmt die Hypothese, dass die digitalisierte Welt keine idealen Rahmenbedingungen für Glück, Gesundheit, Motivation und Kreativität bietet? Sind wir Opfer des Systems, oder sind wir eigenverantwortlich für die Schaffung hirngerechter Bedingungen?“

Aufmerksamkeitsprobleme, Ungeduld und zunehmende Oberflächlichkeit seien Auswirkungen der Digitalisierung auf unser Gehirn. Zusätzlich werden Demotivation, Stress und Burnout zu immer verbreiteteren gesundheitlichen Bedrohungsszenarien.

Die Nichtvorhersagbarkeit von Störungen wie Telefonaten, E-Mails und anderen Nachrichten sei Hauptgrund für Burn-out, Überlastung und Krankheiten. „Wenn jemand ein neues E-Mail bekommt, erscheint am rechten unteren Bildschirmrand kurz eine Meldung. Die meisten Menschen öffnen dann binnen 7 Sekunden die neue Nachricht und unterbrechen so ihren Arbeitsfluss.“ Diese Option sollte aus Sicht von Herrn Hufnagl deaktiviert werden.

„Wenn Sie sich nie vor Augen halten, was Sie am vergangenen Arbeitstag tatsächlich gemacht haben, was Ihr Erfolgserlebnis des Tages war, dann werden sie psychisch krank. Falscher Umgang mit digitalen Geräten verhindert solche Selbstreflexion“, so Bernd Hufnagl.

Sich von Menschen und Geräten nicht hinunterziehen lassen: „Wie geht es Ihnen mit Menschen, die Sie auslaugen und hinunterziehen? Treffen Sie solche Menschen einfach weniger oft. Treffen Sie öfters Menschen, die Sie hinaufheben und von denen Sie lernen können.“ Wenn jemand nur jammere, dann solle aber die Erzählung durchaus hinterfragt werden. Dies könne helfen, Dinge nüchterner zu sehen.

Abschließend appellierte er an alle Anwesenden, sich von digitalen Geräten nicht beherrschen zu lassen. „Das sind nur Geräte. Wir entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen. Nehmen Sie sich bewusst Auszeiten von digitaler Erreichbarkeit und verlieren Sie eines nicht: Tagträume.“

„Jetztismus“ ist Hauptproblem

Laut der Soziologin, Kommunikationswissenschaftlerin und Datenbankspezialistin Maren Berka.
ist das Hauptproblem im Spannungsfeld „Mensch und Digitalisierung“ der ausufernde „Jetztismus“. Maren Berka meint damit „die zunehmende Anzahl der Kommunikationskanäle, über die Erwartungen aufgebaut werden“. Jetztismus zu bedienen heiße „alles soll jetzt und sofort passieren, beantwortet und umgesetzt werden.“
Sie persönlich würde an Sonntagen keine elektronische Nachricht und auch kein Telefonanruf erreichen: „Mir reichen die hunderten E-Mails, die ich während der Werktage bekomme. Ich brauche am Sonntag Ruhe.“

Digitalisierung: Große Chance für Volkswirtschaft

Jakob Herburger. Diözesaner Pressereferent. St. Pölten
(Beitrag ausgewählt von Hans Högl)

Symposion: Mensch und Digitalisierung 15.-16.3.2019

Referent Dr. Hans Zeger, Mathematiker, Philosoph und Obmann der ARGE Daten sowie Inhaber einer Firma mit 15 Mitarbeitern sprach über „Targeting, Taching, Nudging – Schafft Europa den Anschluss an die Informationsgesellschaft?“….

Er verglich die in Österreich weit verbreitete „Digitalisierungsskepsis“ mit der Einführung der Telefonkommunikation in den Vereinigten Staaten: „In Amerika wurde mit der Einführung des Telefons befürchtet, dass volkswirtschaftlich gesehen, viel zu viele Leute Telefonvermittler sein müssten. Diesem Problem wurde durch die Erfindung des Selbstwählverfahrens Einhalt geboten.“ In Österreich seien die letzten Telefonvermittlungsämter typischerweise erst 1972 aufgelöst worden, was unnötige Kosten verursacht hätte. Auch die Erfindung des Staubsaugers habe den Arbeitsverlust von Millionen Dienstnehmern im Reinigungsbereich bedeutet. Durch die Dampfmaschine hätten sich Millionen Arbeitskräfte umorientieren müssen. „Wer das ablehnt soll sich überlegen, ob er tatsächlich die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der Vergangenheit wieder haben möchte.“, so der Obmann der ARGE Daten.

Unglaubliche Dynamik der Automatisierung

Verglichen mit anderen Industrienationen hätten „die Österreicher sich durch ein System von Kammern und Verwaltungswesen ein überbordendes System geschaffen, in dem nicht vorrangig Qualifikation, sondern Verankerung im System zählt. Das ist verglichen mit dem Weltniveau vorgestrig.“ Auch deshalb hätte Österreich eine horrende Abgabenquote, die bei 70 Prozent liege. 70 Prozent der Lohnkosten eines Arbeitgebers seien Abgaben, nur die restlichen 30 Prozent seien der Nettolohn.

Es sei den Menschen hierzulande viel zu wenig bewusst, dass bis zu 1,4 Millionen Arbeitsstellen in Österreich mittelfristig durch Automatisierung ersetzt werden könnten. „Wir haben derzeit aber keine anderen Jobs für diese Leute. Globale Banken wie N26 haben ein paar hundert Mitarbeiter und betreuen damit dutzende Millionen Kunden. Die zehntausenden Angestellten im Raiffeisen-Bankensektor oder im Erste-Bank-Sektor gibt es hauptsächlich nur noch aus sentimentalen Gründen.“ Es brauche Mut zur Digitalisierung. Wir in Österreich sollten endlich beherzter mitmachen, so Dr. Hans G. Zeger.

Auf die Frage, was passiere, wenn Europa die Digitalisierung nicht zeitgerecht schaffe, antwortete Dr. Hans Zeger: „Es gibt bereits 400 Millionen Mittelstandschinesen, 300 Millionen Mittelstandsinder, 30 Millionen Mittelstandsrussen und 20 Millionen Mittelstandsaraber. Fast alle wollen nach Europa, um die Sehenswürdigkeiten und Kulturgüter zu besichtigen. Falls wir die Digitalisierung nicht adäquat schaffen, könnte eine unserer Möglichkeiten sein, unser Freilichtmuseum touristisch auszuschlachten.“

Verleger wollen Geld von Google

Beitrag der Neuen Zürcher Zeitung
(ausgewählt von Hans Högl)

Mit der Anpassung des EU-Urheberrechts sollen die Copyright-Richtlinien dem digitalen Zeitalter angepasst werden. Das EU-Urheberrecht wurde 2001 das letzte Mal reformiert. Google und andere Internetplattformen sollen künftig nicht mehr ohne weiteres Überschriften oder Ausschnitte von Pressetexten anzeigen dürfen. Deshalb will die EU ein sogenanntes Leistungsschutzrecht einführen. Es soll allerdings auch Ausnahmen vom Gesetz geben, denn es ist noch nicht abschliessend geregelt, was unter «sehr kurzen Auszügen» zu verstehen sei. Die Genehmigung der Presseverlage sei deshalb nicht in jedem Fall zwingend.

Österreich bald Orbanistan ?

Die Diskussion um die Zukunft des ORF nimmt an Heftigkeit zu. Anlass ist das nun offiziell bekräftigte Beharren der FPÖ auf Abschaffung der ORF-Gebühren.

Udo Bachmair

Die ÖVP/FPÖ-Regierung, vor allem der kleinere Regierungspartner, verschärfen den Druck auf den ORF. Mit der Absicht, den ORF aus dem Bundesbudget zu finanzieren, versucht die Regierung, das öffentlich-rechtliche Unternehmen an die Kandare zu nehmen. Statt Resten kritischer Berichterstattung künftig also ein message-control-gesteuerter Türkis/Blau-Funk ?

Vorausgegangen waren seitens der FPÖ Angriffe auf unabhängige ORF-Journalisten wie ZIB 2-Anchorman Armin Wolf oder Ernst Gelegs, der zu kritisch über Orban berichtet hat. Dem ORF-Aufsichtsratsratsvorsitzenden sind engagierte Journalisten dieser Art zu „unbotmäßig“. Man stelle sich vor, der ARD-Aufsichtsratschef würde so gegen das eigene Unternehmen agieren. Er wäre rücktrittsreif.

Noch ist demokratiepolitisch nicht alles verloren. Ein paar kritische Medien gibt es ja noch in diesem Land. Sie sind umso wichtiger, als das Gegengewicht millionen-gefütterter regierungstreuer Boulevardmedien immer erdrückender wird. Zuletzt ist auch der KURIER, früher als eher liberal eingestuft, in Richtung eines konservativen Kanzler-Verehrungs-Vereins abgedriftet.

Erwartet uns bald eine total regierungsabhängige Medienlandschaft a la Ungarn ?

Hans Rauschers Befund zur Causa heute in der Tageszeitung DER STANDARD :

„ In Ungarn haben mit Orban verbündete Milliardäre beinahe alle Zeitungen übernommen. Bei uns kauft sich unter wohlwollender Beobachtung von Kanzler Kurz ein Immobilientycoon in KRONE und KURIER ein.
Es wird eines Aufwachens der SPÖ und einer Bündelung der Kräfte der Zivilgesellschaft bedürfen, eventuell auch einer solidarischen Aktion der seriösen Medien, damit Österreich nicht zu Orbanistan wird“

Zur Causa ein Hinweis auf die Sendung CONTENT von RADIO KLASSIK am 23.3. 17 Uhr ( Wh 27.4. 21 Uhr) :

Thema einer Podiumsdiskussion mit Walter Famler und Udo Bachmair ist der „Wert des Öffentlich-Rechtlichen“.