Archiv für den Monat: März 2019

Klimawandel – wenige gute Infos in Medien

Gastbeitrag: Dipl.-Ing. Marion Jaros
Wiener Umweltanwaltschaft
Muthgasse 62

Liebe Klimaschutz-Bewegte!

Die Medien bringen immer noch verhältnismäßig wenig gute Informationssendungen zum Klimawandel. Viel zu wenige Menschen wissen deshalb über die tatsächliche Gefährlichkeit des Klimawandels und sein immer rascheres Fortschreiten ausreichend Bescheid.

Da Bilder der Bevölkerung oft mehr sagen als Zahlen und wissenschaftliche Grafiken, sende ich Ihnen anbei den Sharepoint-Link eines Lehrers, von dem aus man aktuelle Dokumentationen über das Fortschreiten des Klimawandels in verschiedenen Ländern und den Einfluss des Klimawandels auf die Menschheitsgeschichte anschauen und auch downloaden kann.

https://hblva17-my.sharepoint.com/:f:/g/personal/michael_kraus_hblva17_ac_at/Eh8ExnzgTEBHluX_gqFSRT4BMng5yrzTf_NzWSOKPxp_Gg?e=eXbGVq

Zusätzlich noch ein informatives 4 min Video zum Jetstream aus den deutschen Wetternachrichten, wo man sieht, dass auch die Nordhalbkugel stark vom Klimawandel betroffen ist:
https://www.daserste.de/information/nachrichten-wetter/wetter/videos/klimawandel-braende-kalifornien-regen-italien-100.html?fbclid=IwAR3WdaCXa8335ZkpAZxe-51I_qO8gXzrhOVjMXbL-Swec7wiGqnPa38SB58

Keine Namensnennung des Attentäters

Hans Högl

Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern will den Namen des Attentäters von Christchurch nie aussprechen. «Er wollte viele Dinge mit seinem Terrorakt erreichen. Eines davon war, berühmt zu werden. Deshalb werden Sie von mir niemals seinen Namen hören», sagte Ardern bei einer Gedenkveranstaltung für die 50 Todesopfer des Anschlags auf zwei Moscheen in Christchurch. Vier Tage nach der rassistisch motivierten Tat werden noch 30 Verletzte im Spital behandelt.

Dieses Verhalten ist sinnvoll, denn Manche dieser Attentäter wollen durch kriminelle
Taten berühmt werden. Das gab es schon im Altertum. Hoffentlich spielen die Medien mit.

Wie mit Digitalisierung umgehen

Hans Högl

„Mensch und Digitalisierung“ war vom 15. bis 16. März das Thema des HipHaus-Symposions in St. Pölten (NÖ). Es referierten Hans Zeger, der bekannte Obmann der ARGE Daten, ferner Gabriele Sorgo, eine Anthropologin und Bernd Hufnagl, ein Neurobiologe und Hirnforscher. Maren Berka sprach zum „Thema: „Digitalisierung macht Spaß!?“ und war Ersatzreferentin für den Schriftsteller Niki Glattauer.

Welt der Daten. Ist-Zustand

Ich greife hier Einzelaussagen von Hans Zeger auf: Wir leben in einer Welt, die durch technische Wahrnehmung geprägt ist. 3,5 Milliarden Menschen haben Zahnbürsten, 4 Mrd. nützen Mobiltelefone, uns stehen rund 500 TV-Kanäle zur Verfügung, und es gibt täglich 5 Mrd. Face-Book Nutzer, und jeder von ihnen hat im Schnitt 400 „Freunde“.

Um alle Inhalte nur eines Tages von den verschiedenen Internet-Plattformen(„Social Media“) zu lesen, würde ein Einzelner 65.000 Jahre brauchen. Der Inhalt (content) sozialer Plattformen birgt oft Skurriles und vereinfachte Knalltitel. Hans Zeger: „Früher redeten Narren an Stammtischen, heute verbreiten sich Dummheiten weltweit.“

Folgen für uns

Wissen ist komplex und manche sagen, Wissen verdopple sich in kurzer Zeit. Hans Zeger: „Das ist Blödsinn!“; denn was zunimmt, ist die Quantität der Informationen. Suchmaschinen können quasi Bildungseinrichtungen sein, doch die Wenigsten wissen, wie man darin sucht, und es gilt zu fragen, was man wirklich braucht. Es ist auch eine Illusion, dass über Google das Relevanteste zu finden ist. „Es gilt im Heuhaufen des Belanglosen, das Wichtigste zu finden. Die Menschen haben einen großen Bedarf an echter Orientierung.

Es gilt, die Infos zu analysieren, die Quellen und die Interessen, die dahinter stecken, zu erkennen. Menschen brauchen Medienkompetenz und in der Bildung und Ausbildung braucht es nicht nur Vermittler von technischem Know How. In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass E-Mails am späten Vormittag so gegen 11 Uhr gesammelt bearbeitet werden sollten und nicht einfach jedes E-Mail sofort beantwortet wird, wie es häufig der Fall ist. Letzteres sei sehr fehleranfällig.

EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten

Einladung zur Podiumsdiskussion

EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten

Zeit: Donnerstag, 4.4. 2019, 18.30 Uhr

Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

Es diskutieren:

Claudia Gamon
NEOS-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl

Prof. Dr. Walter Ötsch
Publizist, Kulturwissenschafter, Experte für demagogisch geprägte politische Diskurse

Mag.a Hermine Schreiberhuber
Journalistin, ehemalige Vizechefin der APA-Außenpolitik

Petra Steger
FPÖ-Kandidatin für die EU-Wahl ( angefragt )

Johannes Voggenhuber
Langjähriger EU-Mandatar, 1Europa-Kandidat der Liste JETZT für die EU-Wahl

Moderation:

Udo Bachmair, Bakk.phil.
Präsident der Vereinigung für Medienkultur ( früher ORF )

Verrohung von Sprache in Politik und Medien lässt nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch EU-weit sachpolitischen Diskurs in den Hintergrund treten. Durch einen weiter um sich greifenden (vorwiegend rechten) Populismus gewinnen Vereinfachungen, Halbwahrheiten, Schwarz-Weiß-Malerei und Freund-Feind-Denken die Oberhand. Stattdessen wären differenzierende Einschätzungen der komplexen Causa nötiger denn je. Was tun? Gibt es ein Rezept gegen die auch demokratiepolitisch bedenkliche Entwicklung?
Zur Diskussion stehen u.a. Sprache und Mechanismen rechtspopulistischer Propaganda am Beispiel besonders emotional besetzter Themenbereiche wie Migration oder Klimawandel bis hin zur Frage: Welche EU wollen wir eigentlich ?

Anmeldung erbeten unter stifter@medienkultur.at

Gegen den Zeitgeist. Framing – subtil manipulieren

Zeit-Magazin vom 14.3.2019 (Beitrag ausgewählt von Hans Högl).

Framing bedeutet, dass ein Begriff mit einer Bewertung fest verkoppelt wird – und zwar so, dass es vielfach nicht auffällt, und darum ist es umso wirksamer. Z.B.“Der weiße Mann“ ist ein erfolgreiches Framing. Wie oft ist zu lesen, dass der weiße Mann an diesem und jenem schuld ist, eigentlich an allem.

Du hörst ständig weiße Männer im abwertenden Sinn, und irgendwann hat sich das ins Hirn gebrannt, schreibt Harald Martenstein.Der Einwand: Die Liste der MeToo-Angeklagten anderer Hautfarbe ist lang, an Platz eins steht Bill Crosby.

„Männlichkeit“ ist schlecht, „weiblich“ ist immer gut.

Es gibt linkes und rechtes Framing. Ein rechter Erfolgsbegriff ist „Lügenpresse“ (Ein Als ob: als würden Medien auf nichts anderes sinnen, als zu manipulieren. Denken wir an die Panama Papers usw. Und wieviele Reporter riskieren ihr Leben in Diktaturen! – Hans Högl),

Medien suchen Publikumskontakte

Hans Högl

Die „Vereinigung für Medienkultur“ ist seit 1995 aktiv in der Beobachtung der Medien aus Sicht des Publikums. Ob wir erfolgreich sind? Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Tatsache ist, ich schrieb einen Kommentar in einer Zeitung und fügte an, dass ich für den Blog www.medienkultur.at schreibe. Dies wurde nicht publiziert. Dies ist ein Zeichen, dass Medien mit medienkritischen Vereinen keine rechte Freude haben. Dies trifft auch für den ORF seit LANGEM zu, für den der Publikumsrat eine minimale Bedeutung hat.Keine Frage: Sehr lange saß „Journalismus“ auf hohem Ross!

Umso überraschender ist, dass ein Spitzenprodukt der Printmedien, die „Neue Zürcher Zeitung“, direkten Kontakt mit dem Publikum sucht (siehe unten).Ohne hier irgendeine Vollständigkeit zu beanspruchen, beobachte ich mit Interesse, dass auch die steirische „Kleine Zeitung“ systematisch Kontakt mit ihrem Publikum sucht.

Text der Neuen Zürcher (Online 14.März 2018).

„Und zum Schluss noch etwas in eigener Sache: Wie beurteilen Sie die NZZ? Ihre Meinung, Ihre Kritik, Ihre Anregungen interessieren uns. Wir laden Sie deshalb herzlich zu unserer ersten Leserkonferenz in diesem Jahr ein. Diese findet am 4. April von 18 Uhr bis zirka 19 Uhr 30 im NZZ-Foyer an der Falkenstrasse in Zürich statt. Kommen Sie zu uns in die Redaktion, und diskutieren Sie mit uns. Nach der Diskussion bietet sich bei einem Apéro Gelegenheit zum persönlichen Austausch.“

Wie Whistleblower verhindern?

Hans Högl

Es ist bedauerlich, dass so bedeutsame Nachrichten wie folgende zwar in Qualitätsblättern publiziert werden, aber in ihrer beiläufigen Platzierung und außerordentlichen Kürze nur dem geübten Auge auffallen:

Die EU-Kommission und das EU-Parlament wollen Whistleblower mit einer neuen Richtlinie schützen, aber Deutschland lehnt den Vorstoß für den Whistleblower-Schutz ab, zusammen mit anderen Ländern (Neue Zürcher Zeitung). Auch Österreich gesellt sich dazu: Demnach soll der Informant seine Botschaft z u e r s t seiner eigenen Firma oder Institution mitteilen, berichtet die „Wiener Zeitung“; aber 81 Prozent der befragten Europäer gaben an, beobachtete Korruption nicht gemeldet zu haben, denn sie befürchten Konsequenzen.

Ein fast vergessener Whistleblower ist Daniel Ellsberg. Er verriet im Juni 1971 die vertraulichen „Pentagon Papiere“. Diese enthielten interne US-Pläne und Gespräche auf höchster Ebene über die Vietnamkriegsführung. Ellsberg spielte diese Geheimdokumente „New York Times“ zu. Er riskierte eine sehr hohe Strafe. Aber damals entschied das US-Höchstgericht, dass das Volk ein Recht auf wahre Information hat.

Die Preisgabe dieser Dokumente trug zum Ende des Vietnamkrieges bei. Darin wurden unzählige Lügen der Kriegspropaganda „aufgeblättert“. Ähnliches wiederholte sich im Irakkrieg. Wer diese „Pentagon Papers“ als Buch liest, erfährt wie Politik auch heute wirklich fabriziert wird und dass Medienberichte gleichsam die Spitze eines Eisberges sind. Ich schrieb darüber meine Dissertation in Wien und verglich hierbei Berichte von „Le Monde“ und der „Frankfurter Allgemeinen“. Leider wurde meine Dissertation nicht publiziert.

Studie zur FPÖ belegt: Schuld an allem sind „die Fremden“

Universität Salzburg veröffentlicht Studie zu Inhalt und Sprache von FPÖ-Landtags- Initiativen

Udo Bachmair

Die Studie unter dem Gesamttitel „Politik und Sprache“ belegt, dass fast immer ein beklagter (vermeintlicher) Missstand in einen Zusammenhang mit Migration gebracht wird. „Schuld“ sind demnach zum einen „die Fremden“, zum anderen der politische Gegner bzw. die Parteien, die „die Fremden“ „ins Land geholt haben“, „gewähren lassen“ und „sogar noch finanziell unterstützen“.

Die Konstruktion von Feindbildern ermögliche es, komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge oder Uneindeutigkeiten auf einfache, stereotypisierte Vorstellungen zu reduzieren. Dieser Funktion würden sich die FPÖ und auch die FPÖ-Fraktion im Salzburger Landtag erkennbar bedienen, so das Fazit der Autorinnen Martina Thiele und Sabine Bruckner. Was nicht mit dem eigenen Weltbild vereinbar ist, werde als Bedrohung gesehen.

Der Studie zufolge hat diese Haltung Folgen für die politische Debatte und die politische Kultur. So müssten Politik und Medien auf die FPÖ-Initiativen reagieren, wenn sie sich nicht dem Vorwurf der Einseitigkeit und Parteilichkeit ausgesetzt sehen wollen. Auf diese Weise werden Themen und (vermeintliche) Ursachen für gesellschaftliche Entwicklungen öffentlich verhandelt, die der tatsächlichen Problemlage nicht oder nur zum Teil entsprechen.

Und wörtlich heißt es dazu in der Untersuchung: „Es verschieben sich durch das bewusste Agenda Setting der FPÖ und ihren spezifischen Kommunikations- und Sprachstil die Grenzen des öffentlichen Diskurses bzw. dessen, was gesagt werden kann, ohne mit gesellschaftlichen Sanktionen und Ächtung rechnen zu müssen. Das ist eine im parlamentarischen Alltag ernüchternde Erfahrung. Dennoch sind demokratische Parteien und ihre Mitglieder angehalten, Stellung zu beziehen, Sprachkritik zu üben und Tag für Tag deutlich zu machen, warum bestimmte Positionen und Formulierungen rechtsextrem, diskriminierend und demokratiegefährdend sind“

Lob der „Salzburger Nachrichten“

Hans Högl

Seit ein paar Tagen werden mir die „Salzburger Nachrichten“ (SN) zugesandt. Mit Erstaunen stelle ich in der SN vom 5. März Differenzierungen und Unterschiede fest, die ich in maßgeblichen Wiener Medien  kaum fand.

– Fall 1: Ein 34-jähriger Asylwerber hat kürzlich in Vorarlberg einen Beamten  der Sozialabteilung mit einem Messer tödlich verletzt. Der türkische Mann ist in Vorarlberg geboren, und es wurde ihm nach zahlreichen kriminellen Delikten 2009 der Aufenthalt in Österreich verboten. Er kehrte aber illegal 2019 zurück und hat den Beamten erstochen.

Dies wurde Anlass für eine heftige Diskussion über eine eventuell verschärfte Gesetzesänderung. Im Kern betraf der Konflikt  die Sicherheitshaft von gefährlichen Asylbewerbern, die laut EU-Recht in mehreren Ländern zulässig ist: so in Belgien, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden. Aber  dies ist nicht so eindeutig in der bestehenden österreichische Rechtsordnung. Vor allem Verfassungsgründe sprechen dagegen. Dies wird in der „SN“ sehr differenziert und sachlich dargestellt – in Differenz zu einer höchst aufgeregten medialen Diskussion.

-Fall 2: In Ostösterreich ist es kein Thema, wohl aber in Salzburg fürchtet man, dass die ursprünglich Salzburger  Skifirma Atomic in chinesische Hände gerät.

-Fall 3: In einem SN-Leserbrief heißt es, dass die Arbeiterkammer (AK) die Beschwerde eines einzigen konfessionslosen Arbeitnehmers wegen Verstoßes  gegen finanzielle Gleichbehandlung  bis zum EuGH unterstützte. Der Kläger wollte für seine Arbeit am Karfreitag ebenso wie die Evangelischen einen Zuschlag. Das wurde ihm nicht  zugestanden. Und so ging das Privileg der Evangelischen und der Altkatholiken verloren, den Karfreitag als Feiertag zu feiern. Es scheint, dass die AK übersah, dass es für Menschen mit kulturellen Unterschieden (hier der Religion) auch Ausnahmen geben darf. Demokratie hat die Aufgabe, auch (große) Minderheiten wie die Protestanten in Österreich zu schützen. Wer nur das Soziale, sprich das Finanzielle sieht, dem mangelt es an Wahrnehmung von kultureller Differenz.  Auch für Österreichs  sprachliche Minderheiten wie für die Slowenen und Kroaten gibt es gesetzliche Ausnahmen und Schutz. Diese Argumente meinerseits wurden meines Wissens in Medien nicht angesprochen. Die Entscheidung der Regierung über den Karfreitag als „persönlichen“ Urlaubstag ist aber sehr diskussionswürdig.

 

Trommelfeuer von Katastrophen! Good News?

Hans Högl

Für diesen Text ließen wir uns von der Beilage „Journalisten Werkstatt“ im Fachorgan „Der österreichische Journalist“ 2018/ Nr 10 u. 11 inspirieren. Sicherlich: Medien berichten über Probleme, damit die Gesellschaft auf Abhilfe sinnen kann. Doch in Medien spiegelt sich eine kollektive Negativneigung. Ihre Überbetonung von Gewalt, Misslingen, Krise und Bedrohung ist wissenschaftlich belegt – so durch den Sozialpsychologen Roy Baumeister.

Fall a) 2016 gab es rund 40 Millionen Passagierflüge, und dabei ereigneten sich 10 Unfälle, bei denen Menschen umkamen. Wovon wird wohl berichtet?

Fall b) Das Grundgefühl vieler Bürger lautet: „Immer mehr Gewalt, immer mehr Kriminalität! “ Doch die Fakten der polizeilichen Kriminalstatistik zeigen ein völlig anderes Bild. Bestes Beispiel dafür ist ein Text von Beate Lakotta über „Die sicherste aller Welten“. Darin legte die Autorin die übertriebene Angst der Deutschen vor Gewaltkriminalität dar, die seit langem rückläufig ist. ( Spiegel-Beitrag Nr. 19/ 2018). Doch auch Medien verstärken vorhandene Ängste. Angst kommt von Enge. Verengte Wahrnehmung führt zu falschen Entscheidungen. Gleichzeitig entsteht Misstrauen gegen alle. Das ist die Stunde der Populisten (oft von rechts und auch von links).

In Medien soll nicht verschwiegen werden, was funktioniert. Wer nur im Scheitern wühlt, zeigt ein negativ verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Das sucht konstruktiver, lösungsorientierter Journalismus zu drosseln, zu überwinden. Über die Wahrheit erfreulicher Botschaften hat der schwedische Globalstatistiker Hans Rosling das Buch geschrieben: „Factfullness – Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie ist“. Ähnliches vertiefen Steven Pinker, Max Rosner und die Gapminder Stiftung.

Aber es gibt nicht nur Bücher darüber, sondern auch Praxisansätze. So die „Spiegel“-Rubrik: „Früher war alles besser“. Autoren stellen darin langfristige Entwicklungen zum Besseren vor. Oder es geht um Entlarven von publikumswirksamen Mythen. Claudia Spiewak, die NDR-Info-Chefredakteurin erfährt vom Publikum Dank für die Sendung „NDR Info Perspektiven“: Sie stellt Initiativen dar, die Mut machen, und weiß, dass viele Menschen das Trommelfeuer von katastrophalen und krisenhaften Nachrichten nicht mehr aushalten.

Linda Hinz, die stv. Chefredakteurin von „Focus Online“, berichtet von ähnlichen Bestrebungen. Doch es gilt intern Vorurteile zu widerlegen, nämlich: a) Kritischer Journalismus bliebe auf der Strecke b) schlechte Nachrichten würden ausgeblendet und c) dass Leser nicht auf gute, sondern auf alarmistische Nachrichten klicken. Doch Frau Hinz stellt fest, dass die Verweildauer der User bei Konstruktivem besonders hoch ist.

Auch die ZDF-Sendung „Plan b“ am Samstag um 17:35 bringt lösungsorientierte Beiträge. Wir verweisen ferner auf die Zeitschrift „Publik Forum“. Sie versteht sich als kritisch-christlich-unabhängig und bringt mutmachende Aktionen – primär humane, kirchliche und ökologische.

Angst produziert? Tatort Deutscher Rundfunk. Die Deutschen sind Krimi-versessen. Fast jede Woche läuft «Tatort» auf ARD, dazu Krimiserien aus europäischen Hotspots, also auch Zürich. Zur täglichen Verbrecherjagd bläst auch das ZDF. Das kostet Geld. 210 Euro beträgt die Rundfunkgebühr pro Haushalt. Unser Feuilletonredaktor Daniel Haas in Berlin findet: viel Geld für miese Ausstrahlung. Mein Tipp zum Sparen: Der «Zürich-Krimi» ist so unzürcherisch wie bei uns eine Bratwurst ohne Senf. Zum Artikel (nzz online 2019-03-06

NB. Man brauch ja nur irgendwann und bei irgendwelchem Sender gucken,  immer wieder sieht man Schießereien. Das Ungewöhnlich ist ja, dass dies völlig selbstverständlich hingenommen wird.