Archiv für den Monat: August 2020

Medien als Nachtwächter. Libanon als Exempel

Hans Högl

Nachtwächter hatten die Aufgabe, auf direkt gefährliche Situationen hinzuweisen und die Menschen in der Stadt zu schützen.

Können wir die Aufgabe der Nachtwächter nicht im gewissen Sinn mit unseren Massenmedien vergleichen?
Nun überstürzen sie sich und wissen soviel über die Misswirtschaft und Korruption im Libanon. So Vieles schreiben und zeigen sie, was sich längst an internen Problemen angebahnt hatte. Jetzt sind sie präsent, da es die furchtbare Explosion gab. Nun bringen sie die Proteste und malen uns aus, was da alles schon in der Regierung schiefgelaufen ist. Warum immer erst dann, wenn es brennt und wenn etwas explodiert? Es geht auch um uns Zuschauer und Medienkonsumenten. Wenn es kracht, dann interessiert es uns.

I-Phone als Evangelium

Hans Högl

Beobachtung an einem Badetag am Ödensee zwischen Bad Aussee und Bad Mitterndorf in der Obersteiermark. Der Ödensee ist ein Geheimtipp – von Wald umgeben, und in der Regel ist das Wasser etwas kühler als zum Beispiel im Grundlsee.

Ich flaniere einen Gehweg den See entlang und sehe vier Leute unten am Wasser sitzen. Drei von vier nützen gerade ihr Mobilphone und suchen darin. Was denn wohl? Die Wettervoraussage, SMS, E-Mails, Kurzinfos und eine Frau gefällt sich immer wieder im Selfie. Für diese Allpräsenz von Handys fällt mir ein Vergleich aus längst vergangenen Zeiten ein, als man Bibelstellen aufschlug, um eine Botschaft zu empfangen. Die eben erlebte Situation lässt sich beliebig vervielfachen. Vor Jahrhunderten war es das Evangelium, das man andächtig las. Lang ist’s her.

Einfluss kleinerer Staaten in der EU

Ein Leser in der Krone schrieb: Die kleineren Staaten in der EU hätten nichts zu sagen. Es gibt Personen, die in ihren bisherigen Vorstellungen verhaftet bleiben.

Hans Högl greift dazu anderslautende Kommentare zur EU-Vereinbarung auf:

Dieses Spitzentreffen in der EU zeigt, dass die Zeiten der deutsch-französischen Führungsrolle vorbei sind. Merkel und Macron haben ihren Vorstoß von 500 Milliarden Direkthilfe nicht mit anderen Regierungen abgesprochen. Das fiel ihnen nun auf die Füße. In der Gemeinschaft ist ein anderes Machtzentrum aus den Niederlanden, Dänemark, Schweden, Finnland und Österreich entstanden, schreiben die Nürnberger Nachrichten und ähnlich formulierte es die Kleine Zeitung (Graz). 21.07.2020. Die Neue Zürcher sieht es so:letztlich habe sich doch Macron zu einem Gutteil durchgesetzt, der seit Jahren sich bemüht, dass die Lasten auf die gesamte EU verteilt werden.

Erlebnis der Vielfalt des Donauraumes

Existieren in Medien Staaten an der Donau – wie Bulgarien- nur dann, wenn es politischen Protest gibt? Die „Donau“-Ausstellung in der Schallaburg zeigt Wirtschaftliches, Kulturelles und Ökologisches, das wenig bekannt ist.

Hans Högl

Seit einer Woche existiert in den Medien sogar Bulgarien. Nun – da es Proteste gibt -über eine längst gegebene Unzufriedenheit. Bis vor Kurzen gab es kein Interesse an Berichten über Bulgarien und Rumänien. Das ist eigene Erfahrung.

Die Ausstellung „Donau. Menschen, Schätze & Kulturen“ in der Schallaburg bei Melk lenkt den Blick auf diesen großen Strom und auf zehn Anrainer-Länder mit sieben Sprachen. Wer weiß, dass auch die Ukraine und Moldawien Anteil an der Donau haben? Die Reise führt vom Donaudelta beginnend in zehn Ausstellungsetappen bis in die Wachau. Das wissenschaftliche Konzept stammt vom Byzantinisten Dominik Heher.

Über das Eiserne Tor hatte schon der römische Kaiser Trajan eine imposante Brücke bauen lassen. Heute ist dieses Nadelöhr entschärft durch ein E-Werk, und so können Fische vom Schwarzen Meer nicht mehr donauaufwärts schwimmen. Die bulgarischen Stadt Ruse bzw. Russe wird ausführlich dargestellt. Aus Ruse stammt Elias Canetti. Ein Bulgare war auch der „Verhüllungs“-Künstler Christo.

Am serbischen Donauufer wurden jungsteinzeitliche Funde von der Vinca-Kultur geortet. Vor mehr als 7.000 Jahren lebten hier Menschen, und die antike Kultur aus dem Orient gelangte donauaufwärts nach Westeuropa. Vertieft werden die geopolitischen Konflikte zwischen den Habsburgern und den Osmanen vom 16.-18. Jahrhundert.- Die Wasserstraße der Donau ist auch Quelle für Freizeit und Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Ich besuchte die Ausstellung vergangenen Donnerstag. Ein Bekannter warnte mich vor einem Massenandrang. Dem war nicht so. Die Ausstellung ist gut besucht, aber ich war mit nicht mehr als 3-5 Personen gleichzeitig in einem Raum.