Archiv für den Monat: Juli 2024

Publizistisches Meisterwerk

Aubry, Emilie / Tétart, Frank (2024): Die Welt der Gegenwart. Ein geopolitischer Atlas.
Erschienen im C.H. Beck Verlag (Arte Edition 2022). Eine Empfehlung von

Hans Högl

Das Werk umfasst 224 Seiten, im Paperback (29 €), es weist ein gut lesbares Schriftbild aus.

Wir finden im Werk detaillierte Graphiken über Länder und globale (und regionale) Konflikte. Die Autoren erörtern umstrittene Fragen über Land, Ressourcen und die Zukunft der Demokratie. Dies reicht vom Ukrainekrieg über den Nahostkonflikt bis hin zur Krise um die Sahelzone. Es geht um US-Grenzfragen und Spaltungen bis zu Chinas Griff um Dominanz im Indo-Pazifik.

Lesende finden geografische Karten, Basisinfos zur Politik und themenspezifische Daten – konträr zum Medienfokus auf Aktuellstes. Hier sind auch Länder im Blick, die verschattet liegen. So erfuhr ich viel Neues über Japan oder Venezuela, das global über mehr Erdölreserven (17,6 %) als Saudi-Arabien (15,6 %) und Kanada (10 %) verfügt. Venezuela lebt vom Ölverkauf, versäumte aber deren Verarbeitung und trägt bittere Folgen bei einem Ölpreisverfall (S. 73).

Das Inhaltsverzeichnis ist übersichtlich, gegliedert nach Kontinenten und Problemkreisen (Epidemien, Verkehr, Klima). Ein wenig zu bedauern ist das Fehlen eines Länderindex. Die Verfasser gestalten jeden Samstag abends die bestechend informative Arte-Sendung „Mit offenen Karten“.

Ein knappes Resumé: Damit gelang dem C.H. Beck-Verlag ein publizistisches Meisterwerk mit einem Kartenwerk und Sachinfos – geeignet zum Nachsehen in einer Handbibliothek.

Alte selbstsüchtige Deppen?

Selbst in Qualitätsmedien wird manchmal verallgemeinert bzw. entsteht dieser Eindruck. Elke Heidenreichs Buch „Altern“ (Hanser-Verlag 2024) wendet sich gegen verbreitete Ansichten zu diesem Thema.

Hans Högl

„Im Moment sind wir Alten ja an allem schuld: am Klimawandel, weil wir zu viel geflogen sind und zu dicke Autos gefahren haben, an der Naturzerstörung“ (zu viel gereist, zu viel Fleisch gegessen), „zu viel Plastikmüll verursacht, wir haben auf Atomkraft gesetzt. Wir haben den Kapitalismus erfunden und den Gedanken, dass nur Wert hat, wer Leistung erbringt. Wir sind die Generation, die auf Kosten der Generation Z. gelebt hat.“ (S.99).

Und auf S. 100 erinnert sie daran: „Aber wir sind doch nicht nur die alten selbstsüchtigen Deppen, die den heute Jungen das alles eingebrockt haben. Wir haben Greenpeace gegründet und Amnesty International, wir haben die Grünen erfunden und gegen Waldsterben gekämpft, und wir zahlen viel Geld an Ärzte ohne Grenzen. Wir haben demonstriert gegen Kriege und Waffen. Wir haben die unterdrückte Sexalität befreit“…

Und Frau Heidenreich fragt (p. 94), ob denn die Probleme der Welt gelöst wären, wenn Frauen das Sagen hätten. Sind alle alten Männern schlecht? „Churchill, Mandela, Gandhi“. Es gibt unseliges Verallgemeinern!