Rückblende: Schon am 29. April 2021 verwies unser Blog auf Olaf Scholz als möglichen Kanzler, indem wir einen Beitrag in der „Zeit“ zitierten und kürzten.
Hans Högl
„DIE ZEIT“ zur Kanzler-Frage am 29. April 2021. Ein Bekannter sagte mir, er finde in der Wochenzeitung „Die Zeit“ sonst kaum anzutreffende Perspektiven. So erging es mir mit einem Beitrag in der ZEIT, wo es um die Chancen der deutschen Kanzlerkandidaten ging. Die ZEIT bot eine völlig andere Sicht als sonst üblich. Ich habe bemerkenswerte Textteile hervorgehoben.
Hans Högl
Bei Armin Laschet gehen die Sozialdemokraten davon aus, dass er bleibt, was er ist: ein Kandidat, den selbst Teile der eigenen Leute nicht wollen. Mit wachsender Freude betrachten sie die Äußerungen von Markus Söder und Friedrich Merz. Der Erste stichelt weiter gegen Laschet, und der Zweite tritt so großspurig auf, dass der eigene Kandidat noch kleiner wirkt, als ihn der Machtkampf mit Söder bereits gemacht hat.
Die eine zu unerfahren, der andere beschädigt – nicht ausgeschlossen, so glaubt man bei den Sozialdemokraten, dass mehr Menschen als erwartet im Herbst sagen werden: »Dann nehmen wir doch den Ansagertypen mit dem Büroleiter-Charme.« Dass am Ende die verlässliche Autorität mehr wiegen könnte als der Reiz des Aufbruchs – darin liegt eine erste Chance von Olaf Scholz. Die zweite liegt darin, dass die SPD zumindest in Grundzügen etwas vorweisen kann, wonach die Union noch sucht: eine Botschaft…..
….. Aufgabe der Sozialdemokraten ist es, so sehen es ihre Strategen, den Staat widerstandsfähiger zu machen gegen externe Krisen wie interne Spannungen. Der vorsorgende und widerstandsfähige Staat böte die Rahmenerzählung für einen Wahlkampf, bei dem die SPD Traditionelles (bessere Löhne in der Pflege, bezahlbarer Wohnraum) mit Neuem (klimaneutraler Arbeitsplatz, Kita-Platz per Mausklick) verbinden könnte und zugleich eine weitere Sehnsucht aufgreifen würde: die nach Sicherheit.
Als Vorteil erweist sich hierbei, dass Olaf Scholz mittlerweile aus dem Gefängnis der schwarzen Null ausgebrochen ist, in das er sich selbst und seine Partei lange Zeit eingekerkert hatte. Am benötigten Geld wird der widerstandsfähige Staat jedenfalls nicht scheitern….
Eine entzauberte Baerbock, ein dauerschwacher Laschet, die verlässliche Autorität eines Olaf Scholz und dazu ein Thema, hinter dem sich die Partei versammeln kann und das aus den Krisenerfahrungen der Menschen erwächst – das ist der Mix, auf dem die Hoffnungen der SPD beruhen.