Ulrik Haagerup, Direktor des Dänischen Rundfunks, sagte in einem Interview:
Seit der dänische Rundfunk nicht mehr jeden Abend Horrorshows bringt, stieg die Zahl der TV-Zuschauer. Wir brauchen einen an Lösungen interessierten Journalismus, also einen konstruktiven. Aber Missverständnis ist, es gehe nur noch darum, positive Dinge zu schreiben und nichts Kritisches. Und er sagte im Interview mit der Zeitschrift „Der Österreichische Journalist“ bereits im Sommer 2015 : Wir müssen auch über die Probleme berichten, die sich aus der Einwanderung ergeben. Französische Medien haben lange Zeit den Front National ignoriert .
Wer dauernd schreit, wird nicht mehr gehört. (NB. Denken wir an die Nur-Ökologie-Horrorberichte). Ausschließlich Negativ-Infos machen die Menschen depressiv und erzeugen Ohnmachtsgefühle. Und dies ist demokratie – politisch bedenklich. So schrecklich die Berichte aus Syrien und Zentralafrika sind, Faktum ist, so Haagerup, dass noch nie so viele Menschen Zugang zu sauberen Wasser hatten wie heute. Wo ist zu erfahren, dass in Afrika 90 % alle Kinder zur Schule gehen und dass die extreme Armut sich in den vergangenen 50 Jahren halbiert hat? (NB. Im Wiener Magazin „sol“ finden sich solche Infos, eher nicht in der Zeitschrift „Südwind“).
Journalismus berichtet fast nur über Löcher, nicht über Käse. Konstruktiver Journalismus bringt gelungene Beispiele („Best Practice“), wie Norwegens Ärzte überzeugt werden, auch 3.000 km nördlich von Oslo zu praktizieren. Als vorbildlich nennt Haagerup das Wochenblatt DIE ZEIT. Es reicht nicht, nur die Debatte zu führen, was falsch läuft und wer dafür verantwortlich ist. Wir Journalisten können Beispiele für Lösungen suchen und darlegen.
Ein Studententeam aus Wien hat hier anscheinend ein Pilotprojekt zu dem Thema gestartet: http://www.constructivenews.org .
K. Karstinger