Wer ist die echte Mutter? „Das Licht zwischen den Meeren“. Film versus Roman

Hans H ö g l

Das  ORF-Morgenjournal wirft einen Blick auf die verzwickte Weltpolitik, die  vielerorts drängender Lösungen harrt. Ich höre das Journal zu Ende, dann greife ich nach jenem Buch, das mich seit ein paar Tagen nicht mehr los lässt. Den Anstoß zur Lektüre gab der großartige Film The Light Between Oceans. Und zum Film selbst fand ich über das Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung.

Filme verkürzen naturgemäß Handlungen, vermögen seelische Befindlichkeiten erregen  und eröffnen  mit Musik und Bild Hintergründiges und Stimmungen – und in diesem Film sehr packend und ergreifend. Die Kennzeichnung „Melodram“ irritiert. Filme dieser Qualität sind Beispiele der 7-ième Art, wie es im Französischen heißt, und wo Film und Foto als Kunstwerk früher erkannt wurden als im deutschsprachigen Raum.

Wer den Roman liest, hat den Gewinn, tief  in die Verwobenheit menschlicher Gefühle und Einstellungen von Familien und kleinen Orten zu blicken, insbesondere in die Liebe der zwei Mütter zu ihrer Tochter, in einen abgründigen Konflikt. Dazu Worte aus dem Roman: „Lucy  zu verlieren ist, als wäre mir etwas amputiert worden“. „Die Jahre lassen den Sinn der Dinge verblassen, bis nur noch eine knochenweiße Vergangenheit übrig ist, sämtlicher Gefühle und Wichtigkeiten beraubt.“

Und andere Sätze der australischen Autorin M.L. Stedman zum Leuchtturmwärter und Ehemann Tom lauten:  „ All diese Leben sind in ihm ineinander geschichtet wie in einer russischen Puppe“. „ Er denkt an die Welt, die ohne ihn weitergegangen ist und ihre Geschichte schreibt, ob er nun dabei ist oder nicht.“

Film und Roman gehen sehr nahe. Müttern, die ihr Kind verloren haben, wie auch immer, empfehle ich Roman und Film nicht.

 

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