Archiv der Kategorie: JÜNGSTE BEITRÄGE

Schweiz: Harte Medienkritik an Chefärzten

Folgende Nachricht ist außergewöhnlich und hat Seltenheitswert. Daher soll sie Ihnen nicht vorenthalten werden.

Hans Högl

Schweiz: Allmächtige Chefärzte öffnen dem Missbrauch Tür und Tor ( Quelle NZZ )

Das ist passiert: Drei Chefärzte des Universitätsspitals Zürich standen in den vergangenen Wochen in der Kritik. Es geht um fragwürdige Honorarabrechnungen und Interessenkonflikte mit privaten Nebentätigkeiten. Nun könnte es eine Reform des kantonalen Honorargesetzes geben. Dabei sollen Honorare auf das ganze Team aufgeteilt werden, also auch auf die Pflege. Damit soll verhindert werden, dass Chefärzte in die eigene Tasche wirtschaften oder ihre Assistenzärzte piesacken.

In der Spitalbranche gibt es strukturelle Probleme. Je grösser ein Spital ist und je grösser die einzelnen Abteilungen sind, umso grösser ist die Macht der Chefärzte und Klinikdirektoren. Sie regieren regelrecht selbstherrlich und entziehen sich der Kontrolle der Spitalleitung, berichten Kenner in Gesprächen mit der NZZ. Zwar liesse sich die grosse Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte, welche Kliniken leiten, nichts zuschulden kommen. Jedoch gibt es immer wieder Berichte über schwarze Schafe. Derzeit sei allerdings ein Kulturwandel an den Spitälern im Gang, berichten die Experten.(nnz online 23.Juni 2020)

ORF: „Gehört gesehen-Ein Radiofilm“

Der Kultur- und Informationssender Ö 1 sowie im TV ORF 3 sind jene beiden ORF-Programme, die den öffentlich-rechtlichen Auftrag wohl am besten erfüllen. Zu Ö 1 gibt es nun einen empfehlenswerten Film im Rahmen der Reihe „dokFilm“. Abrufbar unter https://tvthek.orf.at/profile/Gehoert-gesehen-Ein-Radiofilm/13891829

Udo Bachmair

Die mit dem Österreichischen Filmpreis 2020 als „Bester Dokumentarfilm“ ausgezeichnete Doku zeichnet ein spannendes Portrait des renommierten Radiosenders Ö 1. Entstanden ist die Produktion von „Gehört gesehen-Ein Radiofilm“ aus Anlass des 50-Jahr-Jubiläums des Kultur- und Informationssenders. Der Film ist mehr als nur ein Blick hinter die Kulissen. Selbstkritisch und reflektiert zeigt er, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich in Zeiten des Medienwandels aktuellen journalistischen Herausforderungen stellen.

Der Film porträtiert Ö1 in einer Phase des Umbruchs und beschreibt, wie motiviert und ernsthaft Radiomacherinnen und Radiomacher versuchen, ihren Beitrag zu einer aufgeklärten Gesellschaft zu leisten. Angetrieben von Neugier und Qualitätsansprüchen gelingt es dem Sender immer aufs Neue Themen spannend und informativ zu vermitteln. Vom interessanten Radiokolleg über qualitative Musikprogramme bis hin zu den hervorragenden und reichweitenstarken Ö1-Journalen ist die programmliche Vielfalt von Ö1 wahrlich beachtlich.

Die Regisseure Jakob Brossmann und David Paede zeigen minutiös, welche oft sensiblen und manchmal auch kontroversiellen Grundsatz- und Spezialdebatten Sendungsinhalte entstehen lassen. Sie zeichnen zudem akustische wie visuelle Prozesse nach, beobachten den Entwurf neuer Sendeformate , begleiten das Einspielen neuer Signations, etc.etc.. Bei all dem, ganz nebenbei, bekommen vertraute Ö1- Stimmen plötzlich Gesichter.

„Gehört gesehen – Ein Radiofilm“

https://tvthek.orf.at/profile/Gehoert-gesehen-Ein-Radiofilm/13891829/dokFilm-Gehoert-gesehen-Ein-Radiofilm/14055956

„Mohr im Hemd“ und Superreiche

Hans Högl

Ich vergleiche zwei Themen auf einer Zeitungsseite: Das Wort  „Mohr“ auf Produkten und die Superreichen  in Österreich.

Die Salzburger Nachrichten (SN)  befassen sich recht breit mit dem Thema „Hat der Mohr noch Platz im Regal“.  Die SN haben am 19. Juni 2020 recht groß zwei Bierflaschen des Mohrenbräus aus Vorarlberg abgebildet und daneben ein Gebäck „Mohr im Hemd“.  Abgesehen von der sehr großen Überschrift und dem langen Untertitel  wird das Thema in 11 Unterkapiteln  reichlich breit entfaltet. Dies auf der Seite 13 – von ganz oben bis weit in die Mitte des Blattes.

Erst quasi zufällig entdecke darunter und rechts im Winkelchen einen Kurzbeitrag. Mit zwei und nicht elf Kapiteln wie oben. Nun- was steht da?  Der Titel ist schlicht: “ Abstand zwischen Arm und Reich ist in Österreich größer geworden“.

Dann heißt es: Das Finanzvermögen der Reichsten in Österreich ist um 7 Prozent auf knapp 900 Milliarden Dollar gestiegen, wobei ein Drittel der Finanzvermögen von nur 320 Superreichen gehalten wird. Übrigens: Die SN legte also  nicht viel Wert darauf, dass diese Nachricht bekannt wird. Auf Seite 13 erfahren wir dies schamhaft beiläufig. NB.:  Es ist in Österreich nicht einfach über die Besitzverhältnisse zuverlässige Informationen zu bekommen. Die Mehrheit in diesem Land hat eher Geldverluste.

 

 

Wer kennt diesen schon? Heinz H. Thiele

Hans Högl

Wer kennt den schon?  Heinz Thiele – wurde er bisher je in Österreichs größeren Medien genannt? Ja, jetzt  weil er sich in den Lufthansa-Deal mischt. Er besitzt 15,5  % der Lufthansa-Aktien und ist laut Forbes der achtreichste Deutsche mit einem Familienvermögen von 11,4 Milliarden Dollar.

Wir erfahren in Österreichs Medien von Menschen, die sich in den Vordergrund spielen, aber kaum irgendwann von derart einflussreichen relativ unauffälligen Größen.

 

 

 

 

 

Wer waren die Brexit-Befürworter?

Hans Högl

Vier von zehn Brexit-Befürwortern wünschen: Großbritannien besäße heute noch ein Weltreich.

Das bereitet vielen Briten Wehmut. Darum ist es unangenehm, eigenen Schuldgefühlen ins Auge zu sehen, und vielen wird erst jetzt die Statue des Sklavenhändlers E. Colston bewusst. Diese wurde Sockel gerissen. (Was die Deutschen übergründlich machten,  solche Selbstkritik fehlt zu einem Gutteil in Großbritannien).

Der Sklavenhandel war ein gigantisches Geschäft. James Walvin, emeritierter Professor für Geschichte an der Universität York, berichtet: Die Briten haben den Sklavenhandel nicht begonnen, aber perfektioniert. Mehr als drei Millionen Sklaven wurden von britischen Händlern transportiert. Initiiert hatten den Skalvenhandel die Spanier und Portugiesen. Auch die Araber Nordafrikas handelten mit Sklaven.

Man fragt sich, was haben die Christen und die säkularen Humanisten diese Jahrhunderte gemacht?

Tatsächlich umfasste das Empire Großbritannien 1922 knapp ein Viertel der globalen Landfläche und rund ein Fünftel der damaligen Weltbevölkerung.

Der linke Kulturwissenschafter Paul Gilroy lehrt an der Londoner University und gilt als Experte für Rassismus. Er interpretiert den Brexit als Versuch, die verlorene Größe des alten Kolonialreiches wiederherzustellen. Tatsächlich strebt die Regierung von Boris Johnson ein weltumspannendes Netz neuer Freihandelsverträge an- namentlich mit Ländern des Commonwealth. (Neue Zürcher, 15.Juni 2020, S. 5).

 

„Jetzt reden Schwarze“- aber dann waren fast nur weiße Gäste im TV

Hans Högl-  vgl. Blatt „20 Minuten“-

In der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens (SFR)  wurde über das Thema Rassismus diskutiert. Wie das SRF auf seiner Website ankündigte, lautete das Motto der TV-Sendung: «Jetzt reden Schwarze». Ein Blick auf die Gästeliste zeigte aber: Drei der vier geladenen Hauptgäste sind weiss. Eingeladen waren die SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler, SP-Nationalrätin Samira Marti, Comedian Kiko und James Foley, der Sprecher der Republikaner in der Schweiz.

Sklavenhandel und britischer Wohlstand

Ein englischer Sklavenhändler war in der Heimatstadt Wohltäter. Das unmenschliche Geschäft belebte und stützte die britische Wirtschaft. 

Hans Högl: Manchmal gilt die Frage, warum es zu extremen Handlungen kommen muss, bis etwas passiert. In Bristol (GB) wurde die Statue eines Sklavenhändlers vom Sockel gerissen. Der dtv-Atlas Weltgeschichte (Bd.2/2015,S.375) schreibt: Britisches Verbot des Sklavenhandels (1807), der Sklaverei (1833), der Sklavenausfuhr (1841). 
Folgender Text aus NZZ-Online. Eine afrikanische Familie wird auseinander gerissen- noch in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Als Demonstranten die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston in das Hafenbecken von Bristol warfen, da fragten sich manche Briten: Warum stand sie dort überhaupt? Warum ehrte eine englische Stadt mehr als ein Jahrhundert lang einen Kaufmann, der schwarze Menschen verkaufte – so lange, bis die Black-Lives-Matter-Bewegung sein Standbild am vergangenen Sonntag vom Sockel riss? Das geschah aus demselben Grund, warum es in Bristol auch eine Colston-Konzerthalle, Colston-Schulen, Colston-Strassen, Colston-Pubs, ein Colston-Bürohochhaus und ein Colston-Fenster in der Kathedrale gibt. Das Vermögen aus dem Sklavenhandel hatte ihn zu einem der grössten Wohltäter und Gönner der Stadt gemacht.

 

Krone-Leserbriefe. Studie

Gekürzte Übernahme aus dem „Standard“ ( H.Högl)

Die „Krone“ liest jeder Dritte in Österreich. Ihre Leserbriefe bieten Unzufriedenen ein Ventil, betreffen oft Migration, Sicherheit, EU-Kritik.  

Leserbriefe greifen anderes als ihre Redakteure auf. Jeden Tag bietet die „Krone“ viel Platz für Leserbriefe, die sehr viel gelesen werden.  

Auch für den Verkauf passt dies gut. Denn extreme Positionen wecken Interesse bei der Leserschaft und tragen  zur Unterhaltung bei. Beim Thema EU nutzte die Zeitung die Leserbriefseite zur Verstärkung ihrer eigenen EU-kritischen Position. Sie gelten oft als Forum für die Wütenden, die Widersacher, die Unzufriedenen, und sind in der Regel negativer als bereits der stark negative Trend der „Krone“. 

 

New York Times- ist dies Toleranz?

«New York Times»: Wer andere anhört, fliegt raus

Weil sein Ressort einen umstrittenen Meinungsbeitrag eines republikanischen Senators veröffentlicht hat, hat der Chef der Meinungsseiten seinen Posten verloren.

NZZ online 
James Bennet, ehemaliger Chef der Meinungsseiten bei der «New York Times».

James Bennet, ehemaliger Chef der Meinungsseiten bei der «New York Times».

Wir, die Medienkultur, regten den ORF zu Nachrichten in einfacher Sprache an

Hans Högl

Ich legte kürzlich dem Redaktionschef von ORF.at  mehrere schriftliche Belege vor, dass wir, die „Vereinigung für Medienkultur“,  dem ORF schon vor Jahren den Impuls gaben für Nachrichten in einfacher Sprache. Wir erfuhren in persönlichem Kontakt, dass das schwedische Fernsehen schon länger Nachrichten in einfacher Sprache angeboten hat.  Und wir teilten dem ORF in Mails und auch in persönlichen. Vorsprachen mit, dass der ORF selbst könne mit Nachrichten in einfacher Sprache etwas für die Integration direkt beitragen.

Es wäre nur fair vom ORF, auf uns, die Impulsgeber, aufmerksam zu machen. Auch „Standard Etat“ berichtete ausführlich darüber lobend über den ORF, aber mit keinem Wort dass unsere Vereinigung diese Anregung gegeben hatte. Wir hatten auch in Kooperation mit Personen des Instituts für Translationswissenschaft  mit der Redaktion des Wienjournals  Kontakt und ein längeres Gespräch mit der ORF-Verantwortlichen von der Sendung „Heimat fremde Heimat“. Wir erhielten von der Wien-Redaktion eine skeptische Beurteilung des Anliegens. Nun schreibt man sich alles auf eigene Fahnen.

Nachrichten in Einfacher Sprache sollen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten beim Lesen haben, das Verstehen von Nachrichten erleichtern. Die Sätze sind kürzer. Schwierige Wörter werden durch einfache Wörter ersetzt oder erklärt.