Archiv der Kategorie: Diverses

Kontra geben! Diskussionskultur? Lob des Mittelalters?!

Hans H ö gl

Die im 12. Jahrhundert aufkommenden Universitäten erforderten, wie der Soziologe
Walter Rüegg schreibt, „die Anerkennung der wissenschaftlicher Leistungen Andersdenkender, Andersgläubiger, gesellschaftlich Tiefstehender und die Bereitschaft, die eigenen Irrtümer durch überzeugende Erkenntnisse welcher Herkunft auch immer korrigieren zu lassen“. Das führte geradezu zu einer Explosion an äußerst geistreichen und höchst kontroversiellen Diskussionen an den neuen Universitäten (wie z.B. in Paris).

Entgegen der allzu lange herrschenden Meinung betont selbst der Atheist Georges Minois ausdrücklich: Im Mittelalter vertraten Intellektuelle extreme Positionen mit argumentativer Brillanz und diese wurden mit ebenso argumentativer Brillanz widerlegt. Die Disputationskultur war vorbildlich. Allerdings gab es dabei auch „Fouls“, was der Autor Manfred Lütz im Buch, dem Bestseller „Der Skandal der Skandale. Die geheime Geschichte des Christentums“, erschienen im Herder Verlag, im Einzelnen darstellt.

Besonders beeindruckt haben mich folgende Aussagen :

„Bevor man eine Position kritisieren durfte, musste man sie erst auf eine so überzeugende Weise selbst darstellen, dass der andere sich in dieser Darstellung auch wiederfand. Und dann erst kam der intellektuelle Gegenangriff.“(p. 94).

Diese Praxis gibt es heute kaum. Man ist schon dagegen, bevor man zugehört hat. Dies ist üblich in politischen Diskussionen, ja ist geradezu ein Habitus, aber auch im Alltag und nicht zuletzt auch in der Medienbranche.

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Alternative Energie.Dieselskandal

Medientipp:

„Alternative Kraftstoffe“ in ARTE Montag 11.02. 16:45 – 17:10

Dieselskandal, schwindende Ölreserven, Diskussionen über Feinstaub und Stickoxide: Das Auto von heute, ob Diesel oder Benziner, hat keine Zukunft. Aber welche umweltfreundlichen Alternativen gibt es? Wenn vom Elektroauto die Rede ist, meinen alle das mit der „dicken Batterie“. Es gibt allerdings Alternativen dazu. Eine ist Wasserstoff, der mit Hilfe einer Brennstoffzelle ebenfalls einen Elektromotor antreiben kann. Und dann gibt es da noch Biokraftstoffe wie Biodiesel, Rapsöl, Ethanol oder Biogas. Der Vorteil: Die Ausgangsprodukte wie Raps oder Stroh könnte die heimische Landwirtschaft erzeugen. Abdeckbar wären damit allerdings höchstens zehn Prozent der im Verkehrssektor benötigten Energie.

Österreichische Post und Datenschutz

Gastbeitrag (Schreiben der Österr. Post)

Die Österreichische Post hat -so lautet der Vorwurf, Daten Ihrer Kunden weitergegeben und Personenprofile erstellt. Damit konnten Werbezusendungen unter anderem von politischen Parteien zielgerechter versandt werden. Ich stellte den Antrag auf Klärung (vgl. weitere Informationen unter „Jüngste Beiträge“). Folgende Antwort erhielt ich heute. Hans Högl

Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,

Sie haben sich bei der Österreichische Post AG mit einem Anliegen (Betroffenenrecht nach Datenschutzgrundverordnung – DSGVO) gemeldet. Diesem Anliegen kommen wir gerne nach. Vor dem Hintergrund der hohen Anzahl an Anfragen im Zusammenhang mit der medialen Berichterstattung wird Ihre Anfrage im Einklang mit der DSGVO so rasch wie möglich, jedenfalls aber innerhalb von drei Monaten (Art. 12 Abs. 3 Satz 2 DSGVO), beantwortet. Wir danken für Ihr Verständnis.
Freundliche Grüße
Team Datenschutz
Österreichische Post AG

Informationen zum Datenschutz finden Sie unter www.post.at/datenschutz

USA: Geburtentourismus aus Asien, vor allem China

Gastbeitrag (Neue Zürcher, online).
Dieser Beitrag findet darum hier Platz, weil dies ein kaum erwähntes Kuriosum ist.

Territorialprinzip bei der Geburt

Die USA zählen zu den Ländern, welche die Staatsbürgerschaft basierend auf dem Geburtsort vergeben («birthright citizenship»), unabhängig von der Nationalität der Eltern. In China ist die amerikanische Staatsbürgerschaft begehrt, denn der blaue Pass eröffnet den Nachkommen viele Möglichkeiten. Es sei «die attraktivste Nationalität überhaupt», wirbt ein Unternehmen auf seiner Website. Auch in Südkorea, Taiwan, der Türkei und Russland ist der Geburtentourismus in die USA verbreitet.

Die Unternehmer hatten an alles gedacht: Ihre chinesischen Kundinnen sollten zunächst nach Hawaii fliegen und sich dort unter die Massen von Touristen mischen. Als Unterkunft gäben sie am besten das Trump International Hotel in Honolulu an, um den Anschein zu erwecken, dass sie vermögende Touristen seien. Erst nach ein paar Tagen dort reisten sie nach Los Angeles weiter, am besten gekleidet in weite Oberteile.

Das alles sollte möglichst früh in der Schwangerschaft geschehen, wenn bei den Frauen noch kein Babybauch sichtbar wäre.
Mit solchen Plänen operierten die drei Firmen Star Baby Care, You Win USA Vacation Services und Happy Baby USA. Sie brachten jahrelang chinesische Kundinnen nach Südkalifornien, damit diese dort ihre Kinder gebären können. Manche Anbieter verlangten 100 000 Dollar dafür, dass sie die werdenden Mütter und Angehörige unterbrachten. Sie organisierten Kindermädchen und ein Unterhaltungsprogramm – inklusive Besuchen bei Rolex-Läden –, während die werdenden Eltern die Wochen bis zur Geburt abwarteten. 

Post schafft unerwünschte Werbebriefe

Unerwünschte personalisierte Werbe- und Massenzusendungen der Post sind nicht im Sinne der Medienkultur.  Der Brief der Post AG zeigt, dass sie Adressdaten  (mit Algorithmen) auswertet, um uns z.B. mit  Werbung für Möbel oder Nahrungsmittel zu beglücken. Dieser Missbrauch ist abzulehnen. (Hans Högl)

Eben erhielten wir folgende MITTEILUNG DER POST AG.

Sehr  geehrte Dame, sehr geehrter Herr. In Bezug auf Ihre Anfrage möchten wir Sie vorab generell informieren. Wir verstehen, dass Sie die aktuelle Medienberichterstattung beunruhigt. Tatsächlich speichert die Post keine Daten, die Rückschlüsse auf Ihre politischen Ansichten zulassen.

Die Post hat einerseits konkrete, von Personen angegebene Interessen wie zum Beispiel Möbel oder Sport, berechnet andererseits aber auch Affinitäten zu zum Beispiel Bioprodukten oder eben auch eine Parteiaffinität.

Diese Berechnungen erfolgen mit einem ähnlichen Mechanismus wie Hochrechnungen am Wahlabend. Es handelt sich dabei um statistische Daten, aus denen nicht auf das Verhalten einzelner Personen, aber auf eine Affinität von Zielgruppen, geschlossen werden kann. Ziel ist dabei eine treffsichere Verteilung von Werbesendungen.

Künftig wird die Post auf die Berechnung einer möglichen Parteiaffinität verzichten. Weiters beabsichtigen wir in Absprache mit der Datenschutzbehörde die aktuell gespeicherte Parteiaffinität zu löschen

Wir hoffen, dass diese Information dazu beiträgt Klarheit zu schaffen und Ihre Bedenken zu zerstreuen.

Zu Ihrer konkreten Anfrage melden wir uns gesondert.

Freundliche Grüße. Team Datenschutz.  Österreichische Post AG

 

 

 

 

Projektstipendium Journalismus

 

Die Literar Mechana

vergibt auch heuer wieder aus dem Topf SKE  (Sozialen und kulturellen Zwecken dienende Einrichtungen) fünf Projektstipendien zu je € 1.500,– für jeweils drei Monate an haupt- und freiberufliche Journalist/inn/en (Fernseh-, Radio- und Printjournalist/inn/en sowie solche, die vorrangig in Onlinemedien publizieren).

Die Vergabe der Projektstipendien Journalismus erfolgt auf Vorschlag einer unabhängigen Kommission, die vom Aufsichtsrat jährlich neu bestellt wird.

Einreichungen zu den Projektstipendien Journalismus für 2018 können per E-Mail bis zum 30. September 2018 an Elisabeth Bogensberger (bogensberger@literar.at) erfolgen. Der Bewerbung sind ein Lebenslauf und eine genaue Beschreibung des geplanten journalistischen Projekts anzuschließen (bitte keine Sachbuchprojekte einreichen).

 

Als Österreicher um 1968 an Universität bei Brüssel

Hans Högl: Leser-Anekdoten, die Österreicher prägten

Beitrag eingereicht bei Österreichs Staatsblatt, der "Wiener Zeitung, aber vielleicht als zu wenig spezifisch nicht angenommen. Ein Bekannter mutmaßte die Nicht-Annahme von vornherein. 
Studium um 1968 an französischer Fakultät in Löwen/Belgien. Ein hintergründiger Ländervergleich 
Ein seltsamer Protest am Semesterbeginn – im Umfeld der Uni in Leuven/Louvain. Da protestieren Studenten und hinter ihnen her die „Flics“. Was soll das soll, frage ich?  „Das ist Tradition – jedes Jahr im Herbst. Wir Flamen waren oft gegen Herrscher.“ Protest erfuhr unser Kaiser Josef II., als damals der Brabant zu Österreich gehörte. Josef II. schritt gegen die Belustigungen im wochenlangen Kermes ein. Maria Theresia war klüger – noch heute trägt ein College ihren Namen. 1968 entbrennt ein Konflikt um die Doppel-Universität, die flämische und französische. Die Flamen setzen sich durch, und die frankophone Universität wird südlich von Brüssel gebaut. Der Bibliotheksbestand wird halbiert, in solche mit gerader und ungerader Katalognummer! Ach Louvain! Stadt von Georges Lemaitre, der 1927 als erster den Urknall entdeckte.

Dieses kritische Belgien-Bild ist geläufig, doch im Alltag kommen Flamen und Wallonen miteinander aus. Auffallend sind die Sprachkenntnisse selbst „kleiner Leute“!“ Flamen sprechen Französisch, Deutsch, Englisch, sie drücken sich aus – ohne sprachlich erforderliche Finessen…..

Liberale Grundhaltung prägt Belgiens Alltag – mit irritierendem Individualismus – so im Straßenverkehr. Und Brüssel besteht aus vielen Einzel-Städten (!), deren Mangel an Koordination ist ärgerlich, und wer hier neuere Bauten sieht, ist schockiert vom Kontrast des Nebeneinanders. Da lob` ich die wachsamen Augen in Österreich für das Schöne.

Wir fünf Österreicher staunen über die Toleranz an der „Katholischen Universität“. Da lehrt der Priester und marxistische Religionssoziologe, F. Houtard, friedlich neben Empiristen, und man schätzt sich gegenseitig. Was Parteien betrifft, gilt es für Christen als normal, sich unterschiedlich zu engagieren.

Die zweitausend Latinos in Löwen prägen mein Leben und die stete Diskussion um den Vietnamkrieg. Und da entsteht meine Idee zum Vergleich der Vietnamberichte in „Le Monde“ und der „Frankfurter Allgemeinen“ auf der Basis der verratenen Pentagon Papers. Heute ruht meine Dissertation dazu in Wiener Archiven, in Deutschland ist jede zu publizieren. Mir fehlte dazu die Kraft. Die berufliche Eingliederung in Wien war schwierig, aber das ist eine eigene Geschichte. Ich danke dem österr. Bildungsministerium für Auslandsstipendien. Die vier Jahre an der französischen Fakultät bereicherten mich, und ich, der Xenophile, suchte dann gern heimatliches Flair.

Hans Högl, Medien- u. Bildungs-Soziologe, Hochschul-Prof., Dr.Mag.mult., lic.en communication sociale, aktiv in der „Initiative Zivilgesellschaft“und hier oft auf dem Blog www.medienkultur.at 

 

(Vor)österliches Schweigen des Kanzlers

Quizshow mit Sebastian Kurz

Antonio Fian ( Standard 31.3.2018 ) 

(Beitrag ausgewählt von Udo Bachmair)

Fernsehstudio. Saalpublikum. Quizmaster. Kandidat Kurz. Er wirkt nervös.

QUIZMASTER: Herr Kurz. Für den Anfang etwas Einfaches. Es geht um 1000 Euro. Ein Sprichwort besagt, Reden sei Silber. Was aber ist Gold?

(Trommelwirbel)

KURZ (schweigt)

(Tusch)

QUIZMASTER: Jawohl! Schweigen ist die richtige Antwort! Nächste Frage. Einer lateinischen Weisheit zufolge wäre man Philosoph geblieben, wenn man was getan hätte?

(Trommelwirbel)

KURZ (schweigt)

(Tusch)

QUIZMASTER: Wieder richtig! Wir machen weiter. Es geht um 3000 Euro. Der letzte Satz von Ludwig Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus lautet: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man – ?

(Trommelwirbel)

KURZ (beginnt zu schwitzen, schweigt)

(Tusch)

QUIZMASTER: Darüber muss man schweigen, richtig! Frage vier. Jetzt wird es ein bisschen schwieriger. Wie heißt die Ortschaft, die den zentralen Schauplatz von Hans Leberts Roman Die Wolfshaut bildet?

(Trommelwirbel)

KURZ (schwitzt, schweigt)

(Tusch)

QUIZMASTER: Schweigen, jawohl! Weiter! 10.000 Euro! Wie lautet der Titel jenes Films von Ingmar Bergman, der 1963 wegen seiner Freizügigkeit zu einem internationalen Skandal wurde?

(Trommelwirbel)

KURZ (schwitzt, platzt heraus): Ich habe die Balkanroute geschlossen!

(Tonbandeinspielung: Uiuiuiuiuiuiuiuiui …)

QUIZMASTER: Das ist leider falsch. Die richtige Antwort wäre gewesen Das Schweigen. Aber nicht traurig sein, Herr Kurz! 5000 Euro gehören Ihnen! Was werden Sie nun mit dem Geld machen?

KURZ: Einsparen.

(Applaus des Saalpublikums. Vorhang)

Immaterielles Oster-Geschenk

HANS HÖGL
Diesen Text senden wir unseren Lesern/Leserinnen als Oster-Gabe
Drei Dinge kann man im Leben nicht kaufen:  Die Zeit, die Freundschaft, die Liebe. 
 
–             Die ZEIT –   muss man sich nehmen
 
–                          Die FREUNDSCHAFT  muss man pflegen 
 
–                                    Die LIEBE  muss man geben.