Archiv der Kategorie: Medien und Bildung / Religion

Denkanstöße zum Feminismus

Gleichheits- oder Differenz-Feminismus ? Welcher der beiden gilt nun?

Hans Högl

Das diesjährige Taschenbuch „Denkanstöße 2023“ (Verlag Piper) enthält vorzügliche Impulse aus Gesellschaft, Philosophie und Wissenschaft in Form von Auszügen. Darin zeigt sich, dass gewisse Themen nicht einfach hin beiläufig, wie manchmal in Medien zu thematisieren sind. So hinterfrage ich den missglückten Titel „Wer liest heute noch Bücher?“- das war die Überschrift in einem sonst seltenen „Standard“-Beitrag zur ausgezeichneten Städtischen Wiener Hauptbücherei.

Radio Ö 1 rückt nicht nur gelegentlich Frauen-Themen, so deren Pensionslücke, in den Fokus. Doch das allgemeine Thema verdient breite Aufmerksamkeit. Das zeigen Artikel im genannten Taschenbuch. So heißt es im Vorwort: Dass Frauen und Männer heute noch immer nicht komplett gleichberechtigt sind, belastet das Miteinander. Julian Nida-Rümelin und Nathalie Weidenfeld plädieren deshalb in diesem Sinne für einen Ausgleich (S. 87- 109). Hingegen macht sich Tobias Haberl auf die Suche nach einer neuen Männlichkeit („Der gekränkte Mann“ S. 109-128).

Ich nenne kontrastierende Trends zu Frauen im Taschenbuch: So wird der Geschlechter-Gleichheit (Gleichheits-Feminismus) ein solcher der Geschlechter-Differenz (Differenz-Feminismus) gegenübergestellt (S. 99).

Neutralität über Bord

Schade um die „Wiener Zeitung“, die Ende Juni eingestellt wird. In ihr sind bzw. waren immer wieder Berichte zu lesen, die man in anderen Medien vergeblich sucht.

Udo Bachmair

Die Wiener Zeitung, der die Regierungsparteien ÖVP und Grüne mit Ende Juni den Todesstoß versetzen, ist nicht nur generell mit Qualitätsjournalismus aufgefallen. Die älteste Zeitung der Welt hat auch immer wieder mit journalistischen Beiträgen gepunktet, die anderswo nicht erschienen sind.

Jüngstes Beispiel dafür sind von anderen Medien bewusst oder unbewusst übersehene, jedoch für Österreich durchaus relevante Äußerungen von Maria Sacharowa, der Sprecherin des russischen Außenministeriums. Sie reagierte auf eine Aussage von Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg gegenüber der deutschen Tageszeitung „Die Welt“, in der er von einem „informellen Dialog“ zwischen Wien und Moskau gesprochen hatte.

Einen solchen Dialog gebe es nicht, konterte Sacharowa. Sie erklärte- zitiert von der Wiener Zeitung – laut der russischen Nachrichtenagentur TASS :

„Österreich, das sich gegenüber Russland eindeutig auf die Seite des Westens in seiner feindlichen Politik gestellt hat, hat seine bisher unabhängige Rolle in der Außenpolitik aufgegeben und das Prinzip der Neutralität über Bord geworfen“

Harte und deutliche Worte, die eines gewissen Wahrheitsgehalts nicht entbehren. Hat sich doch Österreich, allen voran der Bundespräsident, mit undiplomatisch antirussischen Attacken (neutralitäts)politisch angreifbar gemacht. Realistische Chancen sind damit für Österreich geschwunden, als Ort von Verhandlungen zur Beendigung des völkerrechtswidrigen Krieges gegen die Ukraine in Frage zu kommen.

Kommt hinzu, dass hierzulande zunehmend Medien-Kommentare und PolitikerInnen-Äußerungen zu registrieren sind, die die Neutralität Österreichs in Frage stellen und behaupten, dass diese für unser Land keinen Schutz darstellen würde. Ein NATO-Beitritt Österreichs sei zu diskutieren. Das aber würde Russland als eine der Staatsvertragsmächte wohl endgültig vor den Kopf stoßen und die Beziehungen Wien/Moskau nachhaltig auf Eis legen. Größere Sicherheit wäre damit für Österreich nicht verbunden, warnen Experten.

ARTE-Tipps für Juni

ARTE bietet auch im Juni qualitativ hochwertige Dokus. Eine Auswahl.

Hans H Ö G L

ARTE gilt als ein Qualitäts -TV-Sender Europas. Als Medien-u. Bildungs-Soziologe wähle ich aus dem Juni-arte-Magazin Medientipps – vor allem Dokus – für das Publikum der Vereinigung für Medienkultur und freue mich auf Rückmeldungen.

– DIE ROTE FINI. Die Österreicherin Rudolfine Steindling bringt den DDR-Handel in Schwung. Wo sind die DDR- Millionen gnä`Frau? Nach dem Mauerfall bleiben Millionen verschwunden. Geschichtsdoku: Arte Do 1. Juni 20.15-21.05 / abrufbar bis 30.6.
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Die WAGNER GRUPPE. RUSSLANDS Söldner in der Ukraine. Prigoschins Söldner kämpften auch in Syrien und Afrika. Arte Doku 6.Juni 20.15

– Außergewöhnliche FRAUEN: Power, Protest, Emanzipation (Themenabend)

THATCHER-Jahre: Radikal neoliberal. Sie begründet eine Ära, privatisierte, lehnte Sozialstaat u. Gewerkschaften ab. Ronald Reagan: ein Geistesverwandter. Arte Die 13. Juni 20.15-21.50 in Mediathek bis 11.8.

Frauen beim Aufstieg ausgebremst. Titel: „Die gläserne Decke“ Die 13.6. 21.50-23.15
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– Der LOUVRE. Weltkultur und Weltkunst. 24. Juni 20.15-21.50 Mediathek bis 22.8.
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– Filmbiografie: Rosa Luxemburg 26. Juni 20.15-22.10

„Economist“ mit Österreichkritik

Wo seid Ihr gewesen, ihr werten JournalistInnen?

Hans Högl

Eine der wirklichen Leitmedien Europas ist die britische Zeitschrift „Economist“, in der hervorragende Köpfe aus Spitzenuniversitäten schreiben. Umso erstaunlicher finde ich, dass meines Wissens bei uns in Österreich auf einen kritischen Österreich-Beitrag darin nicht eingegangen wurde.

Es ist die Ausgabe „Economist“ vom 13. Mai 2023, Seite 25. Sie liegt u.a. im Café Ritter in Ottakring auf, einem ausgezeichneten Café mit einem sehr breiten Angebot an internationalen Zeitschriften wie „The New York Times“, „Le Monde“, selbstverständlich die NZZ und die „Süddeutsche“ und die „“Welt“, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dieses Café hat ein vergleichsweise breiteres und qualitativ höheres Zeitschriften-Angebot als adäquate Innenstadt-Lokale.

Hier zeigt sich wieder, wie Medien n a c h h i n k e n, wie schon der längst verstorbene Soziologe Erich Bodzenta zur Stadtforschung sagte, dass die sogenannten Arbeiterbezirke es schon längst nicht mehr in dieser Weise sind, wie sie als Klischees in Medien präsentiert werden. Bodzenta bezog sich auf die Verteilung der Bewohner. Dies zeigt sich in diesem sehr chic eingerichteten und gut besuchten Caféhaus, einer wunderbaren Einrichtung in Wien, um sich breit zu informieren.

„Das Lehrerzimmer“- Filmtipp 1. Klasse

Schule im Film- wen reißt dies normalerweise vom Hocker?

Hans Högl

Wer würde glauben, dass ein so spannender und hintergründiger Film über ein deutsches Gymnasium möglich ist? Der Film „Das Lehrerzimmer“ verdient volle Aufmerksamkeit, da Ereignisse dargestellt werden, die in jeder Organisation vorkommen können und die für Medieninteressierte von großer Aktualität sind. Es geht um Verdächtigung einer Person, um den Einsatz einer Kamera zur Überwachung eines Diebstahls, um eine Schülerzeitung, die eine idealistische Junglehrerin aufs Korn nimmt.

Doch nun ganz kurz zum Inhalt: Als es im Gymnasium zu Diebstählen kommt und ein Schüler verdächtigt wird, beschließt eine Junglehrerin dies mit einer Kamera des Laptops zu überwachen. Dies führt im Schulkollegium (mit der Leiterin, den Lehrkräften, dem Sekretariat, den Eltern und Schülern) zu großen Auseinandersetzungen. Dies zeigt dieser hervorragende Film.

Kriegsrhetorik statt Friedensbemühungen

Westliche Medien und Politik plädieren überwiegend für ausschließlich militärische Lösungen, für den Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld. Wie Medien darüber berichten, gleicht sich oft in erstaunlicher Weise.

Udo Bachmair *

Der Überfall Russlands auf die Ukraine ist absolut zu verurteilen. Es ist und bleibt unfassbar, dass eine Aggression dieser Art in Europa auch in diesem Jahrhundert noch stattfinden würde. Ein Schlag ins Gesicht jenes zivilisatorischen Fortschritts, den viele bis vor gut einem Jahr in Europa noch als existent und erreicht betrachtet hatte. Krieg ist per se ein Verbrechen.

Das heißt jedoch nicht, die Vorgeschichte des aktuellen Krieges, Kriegspropaganda, Sinnhaftigkeit sogenannter Militärlogik sowie vor allem Friedenschancen auszublenden. Besonderes Interesse gebührt dabei der Rolle der Medien und deren Verantwortung. Viele von ihnen haben sich von Differenzierung und damit auch von Qualitätsjournalismus verabschiedet. Vor allem deutsche, aber auch österreichische Medien gefallen sich vielfach darin, jene Kräfte in Politik und Medien, die auf Verhandlungen und Friedenskonzepte drängen, als naiv, nicht empathisch, als Putins Trolle, etc. abzuqualifizieren. Jene, die dringend für ein Ende der Lieferung schwerer Waffen appellieren, bevor die Lage weiter eskaliert, gelten als Realisten.

Im Grunde sind es zwei polarisierende Positionen, die den Disput rund um den Ukraine-Krieg dominieren : Einerseits die Überzeugung, ein Ende des Krieges sei nur durch einen Sieg der Ukraine auf dem Schlachtfeld erreichbar. Andererseits die Annahme, der Krieg und weiteres Leid könnten bald nur dadurch beendet werden, dass endlich auch diplomatische Bemühungen mit Aussicht auf eine Friedenslösung sichtbar werden. Letztere Position wird von Medien und Politik im Westen mehrheitlich nicht geteilt. Im Gegenteil: Jene Menschen, die leidenschaftlich für Frieden ohne weitere schwere Waffen demonstrieren, werden als „Friedensschwurbler“, als moralisch verkommen, als Befürworter eines „Diktatfriedens“ bzw. eines „Friedensdiktats“ verunglimpft. „Putinversteher“ oder „Russlandversteher“ gelten ohnehin als Schimpfwörter schlechthin.

Wortführerinnen der Kriegsrhetorik ist die als Hardlinerin auch über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gewordene FDP-Abgeordnete Strack-Zimmermann sowie überraschenderweise auch die grüne Außenministerin Bärbock. Ausgerechnet die Grünen, die sich früher noch als parlamentarischer Arm der Friedensbewegung verstanden haben, ergehen sich nun in militaristischer Ideologie. Bühne bieten ihnen bemerkenswerterweise vor allem die öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD und ZDF, die wie hierzulande der ORF auch in der außenpolitischen Berichterstattung zur Ausgewogenheit verpflichtet wären. Sendungen wie „Hart aber fair“ oder „Maischberger“ oder „Anne Will“, lassen zumeist jene Podiumsgäste, die differenzierend und deeskalierend argumentieren, kaum zu Wort kommen oder werden erst gar nicht eingeladen. Auch der ORF hat sich über weite Strecken in den Mainstream eingeklinkt, Gegenpositionen zu Kriegslogik und antirussischer Feindbildpflege erscheinen weitgehend unerwünscht. Seriöse Politologen, wie Heinz Gärtner, oder engagierte Friedensforscher wie Werner Wintersteiner oder Thomas Roithner, werden selten oder nicht mehr als Studiogäste befragt.

Besonders Boulevardmedien scheinen einander in Kriegsrhetorik und Dämonisierung Russlands zu überbieten. Im Gegensatz zu Wladimir Putin wird der Präsident der Ukraine, Staatschef eines wie Russland autokratischen und korrupten Staates, im Westen zum Helden und lupenreinen Demokraten stilisiert, für den „wir“ Krieg führen.„Wir führen Krieg gegen Russland“ ließ die deutsche Außenministerin im Europarat ja ihrer wenig diplomatischen Haltung freien Lauf..

Mehrere Untersuchungen belegen mittlerweile überwiegende Einseitigkeit der meisten deutschen Leitmedien, ein Befund, der wahrscheinlich auch auf Österreich übertragbar ist. So hat „Cicero-Magazin für politische Kultur“ eine Studie veröffentlicht, die fehlende Meinungsvielfalt in der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg ortet : www.cicero.de/aussenpolitik/studie-zur-berichterstattung
Auch die deutsche Otto-Brenner-Stiftung belegt, dass die Medien „überwiegend“ für die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine plädieren: www.otto-brenner-stiftung.de/wissenschaftsportal/publikationen.
Auffallend ist dabei das Auseinanderklaffen zwischen der Meinung der Bevölkerung und der medial veröffentlichten Meinung. Umfragen zufolge sind mittlerweile mehr als 50 Prozent der Befragten gegen die weitere Lieferung schwerer Waffen ins Kriegsgebiet.

Vernebelt vom Schwarz/Weiß-Denken und dem Festhalten an einem starren Freund/Feind-Schema stellen westliche Medien ukrainische Quellen meist als ernstzunehmend dar. Von russischer Seite kommende Meldungen werden als unglaubwürdig und propagandistisch bezeichnet. Auch beim Konsum von ORF-Nachrichtensendungen bleibt als Botschaft nicht selten der Eindruck hängen, dass ukrainische „Informationspolitik“ als faktenbasiert vermittelt wird, Russland hingegen würde bloß mit Fakes und Propaganda agieren.

Dass es auch differenzierend geht, beweist immer wieder der besonnene und sachorientierte ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, der sich jenseits bloßer Kriegsrhetorik und wegen seiner differenzierenden Wortwahl große Wertschätzung erworben hat. Wehrschütz kann auf authentische Quellen vor Ort verweisen, die meisten Redaktionen westlicher Medien können dies nicht. Deren Hauptquellen sind die großen US-nahen Agenturen, die nur eine Seite geopolitischer Weltsicht repräsentieren. Wehrschütz hat in einer gut besuchten Podiumsdiskussion der Vereinigung für Medienkultur von der „Demut des Nichtwissens“ gesprochen. D. h. es ist journalistisch durchaus korrekt, zuzugeben, dass mangels seriöser Quellen oft keine entsprechende Einschätzung eines bestimmten Sachverhalts ergeben kann.

Schon Jahre vor dem Krieg haben westliche Medien und PolitikerInnen Russland beharrlich zu einem Feindbild mit aufgebaut. Dabei helfen einzelne Begriffe und Worte, wie sie auch in Nachrichtensprache verwendet werden. So fällt auf, dass Äußerungen russischer Politiker meist mit Prädikaten wie „behaupten“, „unterstellen“, etc. versehen werden. Wenn ein US- , NATO- oder EU-Politiker eine Stellungnahme abgibt, lauten die Prädikate „betonen“, „bekräftigten“, „erklären“ etc.. Diese werden bewusst, aber oft auch unbewusst bzw. automatisiert und verinnerlicht als positiv geladene Begriffe gesetzt.

Wie ist nun die inhaltlich weitgehende Angleichung in der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg zu erklären ? Sind die JournalistInnen Opfer staatlich gelenkter Manipulation ? Im Buch „Die vierte Gewalt“ von Richard David Precht und Harald Welzer findet sich dazu eine interessante These: In den Medien gebe es „ganz eigene Echokammern einer Szene, die vor allem darauf blickt, was der jeweils andere gerade sagt oder schriebt, ängstlich darauf bedacht, bloß nicht zu sehr davon abzuweichen.“ Ein Konformismus, der auf Kosten von Qualitätsjournalismus geht und nicht zuletzt auch demokratiepolitisch bedenklich ist. Vor diesem Hintergrund machen Medien zunehmend Politik bzw. treiben die Politik vor sich her Ein Beispiel dafür der starke mediale Druck auf den deutschen Kanzler Scholz. Der hat mit dazu beigetragen, dass sich dessen zunächst eher besonnene Haltung zur Lieferung von Kampfpanzern nachhaltig gewandelt hat.

Der Irak-Krieg im Jahr 2003 war ebenfalls ein Angriffskrieg, damals ausgeführt von den USA. Nur durfte man damals diese Bezeichnung in Moderationen nicht verwenden, wie es der Autor dieser Analyse als früherer ORF-Redakteur selbst erlebt hat. Zudem sind damals völkerrechtswidrige Aspekte weitgehend ausgeblendet worden. Auch im Zusammengang mit den weiteren von NATO und den USA geführten Kriegen.

Solange der Westen sich nicht auch in die geopolitische Interessenslage Russlands hineindenken kann, Stichwort dazu die NATO-Erweiterung, so lange werden keine effektiven Friedensschritte zu erwarten sein. Leider sind auch aufseiten Russlands keine Friedenssignale zu vernehmen, Putin verharrt in seiner seltsam historisch basierten imperialistischen „Kriegslogik“. Das muss allerdings nicht so bleiben. Auch der Westen, allen voran die EU, sollten nicht auf Dauer an militaristischer Ideologie im Zusammenhang mit diesem Krieg festhalten. Gefordert wären diesbezüglich vor allem auch die Medien.

Es gilt einer von Friedensethik getragenen aktiven Friedenspolitik das Wort zu reden, die auch Kompromissen Raum geben müsste. Weiter aufheizende Kriegsrhetorik sowie fortgesetzte Feindbildpflege lassen ein sehnlichst erwartetes Kriegsende in noch weitere Ferne rücken.

• Dieser Beitrag von Udo Bachmair ist in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Spinnrad“ des Österreichischen Versöhnungsbundes erschienen

„Woke“- was ist das?

„Woke“- ein Begriff, der zurzeit nahezu inflationär verwendet wird.

Hans Högl

hat folgendes Zitat aus der deutschen Zeitschrift „Publik-Forum“ Nr.8, 2023, ausgewählt :

„Der Begriff „woke“ kommt aus der afro-amerikanischen Bürgerbewegung, vom Wort „wake“ wachen und „sich bewusst werden“. Es lässt sich frei übersetzen als „aufgewacht“ oder „wachsam“ gegenüber Diskriminierung. Der Begriff wird seit den 1930er Jahren verwendet. Um 1960 ging es vor allem um Diskriminierung schwarzer Menschen in der Wohnungs- und Schulpolitik.

Seit zehn Jahren rückt das Wort in unseren Medien in den Blick – zuerst über die Black-Lives-Matter-Bewegung, dann fand es Eingang in Diskurse über Sexismus und Queerfeindlichkeit. 2021 wurde das Wort in den Duden aufgenommen. Nun lauert „Woke“ an jeder Ecke. Da ist von einer „woken“ Elite oder einem Mob die Rede, die nichts anderes im Sinn haben, als Menschen mundtot zu machen.

Das erspart, zu argumentieren für die, welche Schlagwörter vor sich her tragen. So werfen „Wokies“ und deren „anti-woke-Gegner“ sich gegenseitig Sprech- und Denkverbote vor. Dies dient dazu, dem anderen die eigene Überlegenheit unter die Nase zu reiben.“

DER ZÜRCHER TAGES-ANZEIGER FRAGT HEUTE:
Ist der Muttertag anti-woke? WAS SOLL DAS FRAGE ICH!

1. Mai-Feiern und ihr Ursprung

Der Zürcher „Tages-Anzeiger“ schreibt über die Anfänge des 1. Mai

Hans Högl

Abgesehen von Streitigkeiten innerhalb von Österreichs Sozialdemokraten bringe ich einen kurzen Beitrag aus einem Blog einer Schweizer Zeitung. In Österreich sei auf die in Frage-gestellte Existenz der Katholischen Sozialakademie verwiesen, von der zur Zeit so gut wie nichts zu erfahren ist. Die Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich (KABÖ) plädiert für eine „spürbare Arbeitszeitverkürzung“. Das sei angesichts jahrelanger Produktivitätszuwächse ein Gebot der Stunde.

Der „Tages-Anzeiger“ schreibt: „Heute ist Erster Mai, Tag der Arbeit. Dieser Gedenktag hat seinen Ursprung in einer Streik- und Protestbewegung, die 1890 in den USA die Einführung des Acht-Stunden-Tags forderte – also eine Reduktion der Arbeitszeit. Die Frage, wie lang und wie viel wir arbeiten (sollen), ist heute so aktuell wie damals. Der Trend zur Teilzeitarbeit gab unlängst viel zu reden: Trägt er zum Fachkräftemangel bei? Ist Teilzeit ein unverdientes Privileg von Studierten, Besserverdienenden und anderen Freizeit-Optimierern?

Ein Blick auf die Zahlen zeigt aber: Dank Teilzeitarbeit wird nicht weniger gearbeitet, sondern mehr. Sie eröffnet nämlich mehr Frauen und Männern die Möglichkeit, überhaupt zu arbeiten und sich daneben auch um die Familie zu kümmern.“

Wiener Zeitung : 1703 – 2023

Es war zu befürchten: Die Bundesregierung bestehend aus ÖVP und Grünen hat dem traditionellen Qualitätsblatt nun endgültig den Garaus gemacht.

Udo Bachmair

Trotz aller verzweifelter, aber auch hoffnungsfroher Rufe nach Rettung der Wiener Zeitung hat der Nationalrat mit den Stimmen auch der Grünen allen Ernstes diesem Qualitätsblatt den Todesstoß versetzt. Die Printausgabe der ältesten Zeitung der Welt, als Aushängeschild des Qualitätsjournalismus hierzulande längst bereits zum Kulturgut geworden, wird per Jahresmitte eingestellt.

„Eine Schande“, „ÖVP und Grüne Kulturbanausen“, „Krone-Abo für Frau Blimlinger“- so einige der Losungen auf Transparenten, die bei einem Demonstrationszug zahlreicher Menschen durch die Wiener Innenstadt mit Ziel Bundeskanzleramt mitgeführt worden sind. Doch alle Aufrufe, alle Initiativen haben nichts gefruchtet.

Dass die große Regierungspartei ÖVP an der Zerstörung der Wiener Zeitung festhalten würde, war nicht weiter überraschend. Sie hat ihren Machtanspruch und ihre Einflussversuche auf Medien spätestens seit der Kurz-Ära massiv erweitert. Dass aber auch die Grünen, früher leidenschaftliche Fürsprecher von Qualitätsmedien und Medienvielfalt stur geblieben sind, erscheint rätselhaft.

Die Mittäterschaft der Grünen am Tod der Wiener Zeitung, vor allem in Person der Mediensprecherin Eva Blimlinger, ist für Politstrategen völlig unverständlich. Vergrämen sie damit doch einen Großteil des bisher durchaus grünaffinen Medien- und Kulturbereichs. Sie wollen und können nicht begreifen, dass sie damit auch Multiplikatoren verärgern und für sie wichtige Wählerstimmen verlieren werden.

Mit engagierten Redebeiträgen pro Erhalt der Wiener Zeitung sind heute im Parlament hingegen Spitzenvertreterinnen von SPÖ, FPÖ und NEOS aufgetreten. Mit ähnlichen Begriffen und Argumenten, die schon bei der Demo vor dem Kanzleramt geäußert worden waren. Von Skandal, von Wahnsinn, von einem demokratiepolitisch besonders bedenklichen Ereignis, etc. war da die Rede.

Die SPÖ-Abgeordneten hielten demonstrativ Exemplare der heutigen Ausgabe der Wiener Zeitung mit der „Todesanzeige“ als Schlagzeile „1703 – 2023“ in Händen.

Besonders hart auch gegen seine eigene Partei, der ÖVP, ins Gericht gegangen war bei der Demo auf dem Ballhausplatz Ex-EU-Kommissar Franz Fischler: „Woher nehmen sich die ahnungsvollen Leuchten des Politikgewerbes, Medienministerin Raab und Frau Blimlinger, das Recht und die Frechheit, dieser 320 Jahre alten Institution den Garaus zu machen?“.

Auch der bekannte Medienwissenschafter (und Vizepräsident der Vereinigung für Medienkultur) Fritz Hausjell sprach vor den Demonstranten von einem „fatalen Schritt für die Demokratie, nicht zuletzt in Anbetracht der Nachrichten über Message Control und Inseratenkorruption.“ Der Chef der IG Autoren, Gerhard Ruiss, sorgte für einen optimistischen Demo-Ausklang : „Wir geben nicht auf!“

Frauen in Top-Positionen zeigen!

Feine Beobachtung von Nobelpreisträger Anton Zeilinger über ORF-TV

Hans Högl

Nobelpreisträger Anton Zeilinger berichtet Bemerkenswertes zur Rolle der Frau bei der TV-Übertragung im Österr. Fernsehen: Die Verleihung an drei Männer, Physiker, wurde gezeigt. Als Nächstes war eine Chemikerin an der Reihe. Das wurde nicht mehr gezeigt. Zeilinger dazu: „Das wäre ein wichtiges Rollen-Vorbild gewesen“.

Zeilinger gründete in einem ehemaligen Kloster am Traunsee die Internationale Akademie Traunkirchen – mit dem Ziel, Hochbegabte zu fördern. „In der normalen Schulumgebung sind sie die Ausnahme, möglicherweise auch sozial isoliert.“ Es ist ein Manko, dass nicht von der Volksschule (Grundschule) an Hochbegabte identifiziert werden, meint er. „Es erinnert mich an das Thema Frauen in den Naturwissenschaften. Bei einer Evaluierung der britischen Universitäten stellten wir fest: „Das einzige Mittel, das wirklich wirkt, sind Rollenbilder. Die jungen Frauen müssen andere Frauen sehen, die Top-Positionen haben“. Eben diese Chance hat das österr. Fernsehen übersehen.

Quelle: Magazin Klassik No. 28/Frühling 2023, S. 52.