Archiv der Kategorie: Medien und Bildung / Religion

Behördensprache einfacher

Juristensprache: Neuseeland will klare Behördensprache

Hans Högl

Gegen Fachjargon, für eine einfachere Sprache: Ein neues Gesetz soll die neuseeländische Regierung zu klarer und präziser Kommunikation mit der Öffentlichkeit verpflichten. orf news berichtet dies und bezieht sich auf den britischen „Guardian“. Wer österreichische Juristen-Urteile über Presseverfehlungen liest, muss sich den Hals verrenken, um zu verstehen, wer nun warum verurteilt wird. Doch wer komplexe lateinische Sätze entschlüsselt hat, schafft es schon.

Die orf news bieten eine gute und kurze Nachrichtenübersicht. Kein Wunder, dass die Printmedien gegen dieses ORF-Angebot sind.

Im Übrigen: Die „Vereinigung für Medienkultur“ erfuhr aufgrund der Schweden-Kontakte von der Wichtigkeit einfacher Nachrichten – auch wegen der großen Anzahl von Menschen mit Migrationshintergrund vor allem in Großstädten – und regte diese dem ORF an. Mein Brief an einen leitenden ORF-Redakteur wegen der Prioritätsfrage wurde als unfreundlicher Akt von einer ORF-nahen Person bezeichnet. Als hätte ich eine Majestät beleidigt. Immerhin die „Presse“ publizierte dazu meinen Leserbrief, der sich so kritisch und sozial-liberal überlegen gebärdende „Falter“ lehnte dies ab, wobei sich die Redaktion bei mir – wegen der Ablehnung- privat entschuldigte. Ja, da gibt es auch Hinsichtl- und Rücksichtl.

Russische Geschichte

Zeitgeschichte bis in die Ära Putins

Hans Högl

Ein guter Bekannter machte mich auf das Buch „Russische Geschichte“ von Manfred Alexander aufmerksam, das ursprünglich von Günther Stökl verfasst wurde (Kröner Verlag, Stuttgart 2018, mit Personen-, Orts-u.Sachregister, 924 Seiten !). Ich habe die Periode ab Gorbatschow bis in die Ära Putins genau gelesen und kann mich der folgenden Rezension nur voll anschließen:

Diese verlässliche und äußerst anschaulich geschriebene Darstellung rekapituliert die ereignisreiche russische Geschichte, die seit dem Zerfall der Sowjetunion und den Entwicklungen im Russland der letzten Jahre sehr an Aktualität gewonnen hat. Für die nun vorliegende 7. Auflage hat Manfred Alexander (Univ.Prof.u. Spezialist für Osteuropa) den gesamten Text gründlich überarbeitet, auf den neuesten Stand der Forschung gebracht und bis in die Ära Putin hinein fortgeschrieben.

Journalist hat kaum Zeit zum Nachdenken

Infragestellung des konstruktiven Journalismus

Hans Högl-
Resumé eines Interviews mit Johannes von Dohnanyi. Er ist Autor, war Topjournalist und lebt im steirischen Salzkammergut (Ausserland).

Dohnanyi zur Aufgabe der Journalisten: Wichtig wäre, zu erklären, wie es zum Konflikt gekommen ist, was die Menschen bewegt, in diesem System zu leben. Unsere Aufgabe ist zu berichten, einzuordnen,

aber nicht mit der Hochnäsigkeit von Experten Lösungsvorschläge zu präsentieren. Ich halte deshalb auch nichts vom so genannten konstruktiven oder positiven Journalismus. Wir sind keine Vordenker – die Leser nehmen uns das sowieso nicht ab.

Es bleibt Journalisten keine Zeit zum Nachdenken und Recherchieren. Der als Erster berichtet, bestimmt oft die Tonalität für die nächsten Tage. „Dabei ist gerade das nicht die Aufgabe von Journalisten.“ Kleine Zeitung 11.9.22

Filme von Werner Herzog in Arte

Anthropologischer Tiefgang im Film

Hans Högl

Montag 5. Sept. ab 20:15 Themenabend mit Werner Herzog

Zu dessen 80. Geburtstag zeigt ARTE zwei Filme von Werner Herzog. Ich selbst verfolgte von Anfang an sein außergewöhnliches Schaffen. Der Radiosender Ö 1 brachte von ihm diesen Donnerstag abend in der Sendung im „Gespräch“ ein sehr feines Hintergrundbild. Ihm gehe es nicht um äußere Fakten, sondern um zu tiefer Liegendes, um Anthropologisches.

Arte zeigt dessen Film „Fitzcarraldo“, der sich in den Kopf setzt, ein Opernhaus im Regenwald am Amazonas zu bauen. Der folgende Film „Die Flucht aus Laos“ ab 22:45 handelt von einem Vietnamkriegs-Piloten, der abgeschossen, zuerst als Kriegsgefangener und dann im Dschungel um sein Leben kämpft.

Herzog Biografie erscheint im Hanser Verlag – mit dem Titel „Jeder für sich und Gott gegen alle“

Zum öffentlichen Diskurs

Wir brauchen den öffentlichen Intellektuellen ohne Öffentlichkeitssucht!

Peter Strasser: em. Grazer Univ.Prof. (Hans Högl- Resumé eines Beitrages)

Eine pluralistische Demokratie mit ihren Routinen und ihren Blickverengungen braucht kluge und kritische Stimmen, welche die Öffentlichkeit aufrütteln. Leider gibt es zu viele Skandalbewirtschafter und Selbstdarsteller.

Die pluralistische Demokratie hat ihre Lobby, ihre Korruption, ihre nationale Blickverengung und geistig weiße Flecken, die von quotenabhängigen Massenmedien kaum aufgegriffen werden. Darum bedarf es intelligenter Stimmen, die nicht am Mainstream orientiert sind, wohl aber am sachverständigen Kommentar.

Im Verlag Sonderzahl erschien Peter Strassers Buch „Eine Hölle voller Wunder. Spätes Philosophieren“ (2021)

Unglaubwürdige Ökologie-Appelle

Pro Medien-Ökologie! Leserkritik

Hans Högl

Ein Leser der steirischen „Kleinen Zeitung“ findet die Redaktion unglaubwürdig, weil sie sich zum einen über den von Menschen mitverursachten Klimawandel entsetzt, aber zum anderen seitenweise über Motorsport berichtet oder Flüge anbietet….

Medien sind voll von Ökologie und Forderungen, die sich daraus ergeben. Es wird die Apokalypse heraufbeschworen, wenn nichts geschieht. Doch wie ernst meinen es Medien wirklich? Gilt eine ökologische Ethik der (Medien) Organisationen nicht ebenso wie eine solche für Individuen? Sind Organisationen und Unternehmen nicht in einem höheren Ausmaß ökologisch gefordert als Einzelne?

Doch Medien drücken sich um diese Frage. Die Motorsportseiten werden von vielen gelesen. Den Lesern dieser Seiten ökologische Tipps zu geben, ist noch keinem Medium eingefallen, auch nicht der steirischen „Kleinen Zeitung“, wo es doch bei Zeltweg den Österreichring gibt. Es wäre endlich an der Zeit, ökologische Forderungen in einen Gesamtkontext zu stellen, wo viele Aspekte zu beachten sind. Dies hat kürzlich der ehemalige österr. Notenbankdirektor Dr. Ewald Nowotny in der „Wiener Zeitung“ sehr klug dargelegt.

Zurück zum Ausgangspunkt. Ein Leser der Kleinen Zeitung nennt diese unglaubwürdig, weil sie u.a. sehr ausführlich über den Motorsport, die Formel I, berichtet. Immerhin: die „Kleine Zeitung“ druckte den kritischen Leserbrief am 28.8.2022 ab und ein Redaktionsmitglied antwortete darauf, ohne recht zu überzeugen.

Woran sich Medienqualität misst

Impuls zu dialektischem Denkprozess als Qualitätskriterium

Hans Högl

Ein Schweizer Leserbrief bringt es auf den Punkt, worin die Qualität einer Zeitung (oder einer Plattform) besteht, nämlich nicht darin, dass der Leser/die Leserin sich in Meinungen und Standpunkten wiedererkennt, sondern dass die Lektüre einen Denkprozess in Gang zu setzen vermag. Insofern dies gelingt, wird das Interesse der Lesenden gewahrt. (NZZ 10.8.2022)

Alexander Dugin – Ideengeber für Putin

Alexander Dugin – eine ideelle Bezugsperson für Putin

Hans Högl:
Resumé aus einem Text des Wiener sozial-liberalen „Standards“ (12.3.2022).

Es ist schon zutreffend, dass westliche Medien im Ukrainekrieg nicht immer ausgewogen berichten. Doch gewisse Fakten sollen nicht übersehen werden. In einer Fülle von Russlandartikeln blieb ein „Standard“-Beitrag vom 12.3.2022 besonders aktuell: Der Titel lautet „Russlands falsche Propheten“. Neben Iljin (1883-1954) wird Alexander Dugin angeführt, dessen Tochter kürzlich ermordet wurde. Dugin ist eine Bezugsgröße für Putin.

Der „Standard-Beitrag “ beschreibt Dugin so: „Dugin pfeift auf Errungenschaften wie die universelle Geltung der Menschenrechte, auf Liberalismus und individuelle Freiheit. Dieser Mann, in den 1990igern noch Vorsitzender der Nationalbolschewistischen Partei, lehnt strikt alle Globalismen ab. Er plädiert stattdessen für die Wiederherstellung alter Größe und nimmt dafür Krieg und Gewalt in Kauf und stützt sich auf die Idee des „Eurasismus“.

Dugin: Wider postmoderne Werte und freien Markt können nur „revolutionärer Faschismus“ den Funken zum Überspringen bringen. Kein Wunder, dass Dugin die Ukraine als „Vorposten des Westens“ in ihrer jetzigen Form nicht akzeptiert. Das Wort von den „Kriegstreibern“ in Kiew hat Wladimir Putin bei Dugin entlehnt.

Putin stütze sich auch auf Thesen von Iwan Iljin (1883-1954), wonach die Demokratie nach westlichem Muster schädlich für Russland sei und durch eine „erzieherische und wiedergebärende Diktatur“(!) ersetzt werden sollte (Wiener Zeitung 10. Aug.2022, S. 16 (ein Beitrag von Otmar Lahodynsky, Ehrenpräsident von Association European Journalists (AEJ).

Medientipps für Ende August

Seltener Arte-Monatsüberblick

Hans Högl

Warum bringe ich diese Medientipps? Wer hat denn schon einen Monatsüberblick, verfügt über das Arte-Magazin? Arte ist wahrlich ein ausgezeichneter Minderheiten-Sender! Viele Privat-TV-Sender sind ja überflüssig.-Ich weise auf Beiträge hin-entweder außergewöhnlich in der Qualität (den Gandhi-Film-sah ich zweimal!) oder in der Thematik. Meist triefen Medien an unverdaulicher Negativität. So schrieb ich einem Katastrophisten, ob ich mich alle 14 Tage oder nur einmal im Monat umbringen soll.

Biografischer „Gandhi“- Film in ARTE am Do 18.8. ab 13:50.. Es lohnt ihn nach zusehen.

Gandhi war gegen nur passiven Widerstand. Er bejahte es, Macht zu provozieren- so im Salzmarsch, war aber gegen die Gewalt des Zurückschlagens. In seinem Heimatort waren Hindus und Christen und Moslems und Juden alle gleich. Gandhi wollte Indien von GB befreien, aber auch die indischen Frauen und die Unberührbaren.

Dürre – Themenabend: Die 16.8, ab 20:15 Nachsehen.
Bornholm lebt grün. Eine dänische Insel als Vorbild. 19.8 um 19:40.

Die Sendung „Stadt Land Kunst“ verknüpft sehr gelungen Länderkunde mit Belletristik z.B. am 24.8,. um 13:00. Großartig sind je die 15 Minuten Ländergeografie: „Mit offenen Karten“ -/strong>

Einige werden den Hinweis auf den Gulag nicht mögen. Ich denke: Dies ist ein unleugbares Faktum. Themenabend des sowjetischen „Gulag“ : Die 23.8. ab 20:15

Schulgeschichten. In Arte 25.8. ab 20:15. Die Schule prägt uns fürs Leben. Deutsche und französische Prominente sprechen darüber.

Schottlands Größen im Fokus

Jenseits medialer Enge: Staunen über schottische Erfinder, Denker, Dichter

Hans Högl. Andere Reiseanalyse

Schottland-Reisende begegnen allerorten Kämpfen und Krisen der Schotten mit Engländern. Mir sagte ein Schotte: „Die berühmten Briten sind alle Schotten!“ Es lohnt, das zu hinterfragen, denn auch Medien feiern meist Landsleute. Dies gilt sogar für die als sozial-liberal gepriesene „Süddeutsche Zeitung“, die ausländische Ski-Größen herunterspielt – in eindeutig gepflegtem Spießertum. Ziel ist hier, ein xenophiler Blick auf ein anderes Land als auf das eigene. Karl Marx hatte wohl analog zum Britischen Empire eine weltweite Revolution im Sinn. Doch wer übersieht es? Das Handeln keiner UNO-Großmacht deckt sich mit globalem Gemeinwohl. Wir sehen auf Schottlands Größen, auf ein Land, das um Selbständigkeit ringt.

Zu schottischen Autoren: Vom Dichter Robert Burns stammen Gedichte (Lieder) wie „Auld Lang Syne“. Er war das älteste von sieben Farmer-Kindern. Sein Vater war erstaunlich belesen. Robert Louis Stevenson schrieb „Die Schatzinsel“ (1883) und „Dr Jekyll and Mr. Hyde“ (1886), Walter Scott gilt als Erfinder historischer Romane. – Sean Connery spielt den britischen Geheimagenten – und ist zentral im Film „Im Namen der Rose“. Seine Autobiographie lautet: „Mein Schottland, mein Leben“.

Schotten sind stolz auf ihre Erfindungen, Entdeckungen – von einer in Schottland geborenen oder stammenden Person. Manchmal sind es Nicht-Schotten, die im Land arbeiten. So wurde am Roslin Institute bei Edinburgh das Schaf Dolly geklont. 1748 schuf William Cullen an der Universität Glasgow die erste künstliche Kühlung, eine Vorstufe des Kühlschranks. Schon vor der industriellen Revolution waren Schotten führend bei Innovationen / Entdeckungen. So entspringt schottischem Einfallsreichtums die Dampfmaschine von James Watt (Patent um 1769). Alexander Graham Bell erfand 1876 das erste praktische Telefon. Der Taubstummenlehrer A. Graham Bell, in Edinburgh geboren, emigrierte nach Kanada. John Logie Bairds erfand das Fernsehen (1928). Alexander Fleming entdeckte 1922 das Penicillin und das Insulin und erhielt den Nobelpreis.

Berühmte Schotten aus Philosophie und Wirtschaft: Der empirisch denkende Philosoph David Hume beeinflusste Immanuel Kant, er wandte sich vom dominierenden Calvinismus ab, war Religionskritiker und starb 1776. Der Moralphilosoph Adam Smith schrieb über Vorteile des Freihandels und der industriellen Arbeitsteilung -so im Buch: „Über die Natur und Gründe des Reichtums der Nationen“ (1776) . Smith schöpfte Kenntnisse in Glasgow aus Gesprächen mit Tabacco-Lords. Sein Geburtsort ist Kirkcaldy. Die Tabacco-Lords waren auch Sklavenhändler. Smith kritisierte ihr Verhalten.

Vor dem Einsatz der ersten Spinnmaschine von James Hargreaves (1764) wurde in Heimarbeit gewoben. In der Baumwollfabrik Lanark Mills bei Glasgow lebten an die 2000 Menschen. Der schottische Fabrikant Robert Owen (1771-1858) beobachtete in der heruntergekommenen Siedlung miserable sanitäre Verhältnissen, Trunkensucht und Diebstahl.Seine Fabrik sollte anders sein als in Manchester: Jede Arbeiterfamilie bekam zwei Räume, die ärztliche Versorgung war gratis, es gab einen Kindergarten und eine Werkskantine, von Arbeitern selbst verwaltet (Peter Sager: Schottland, Kunstreiseführer). Owens Ansatz waren Reformen. Er hatte wirtschaftlichem Erfolg, was seine Kollegen nicht ahnten. Seine Versuche in den USA scheiterten. Dies verschlang fast sein ganzes Vermögen.

Andrew Carnegie ist in Dunfermline/ Schottland geboren, wurde mit 33 Jahren der Stahlkönig in den USA, starb 1919. Vgl. die Carnegie-Stiftung. Laut Calvinismus soll der Reiche, sein Besitztum zum Wohle aller wieder mit Sorgfalt verschenken. Eine Haltung, die in der Coranakrise Bill Gates nicht zugetraut wurde.