Archiv der Kategorie: Medien und Politik / Wirtschaft

Hilfe für bedrohte Journalist*innen

Die Polarisierung in der Gesellschaft nimmt nicht zuletzt angesichts der Corona-Causa zu. Vor diesem Hintergrund kommen auch Journalist*innen zunehmend in Bedrängnis.

Udo Bachmair

Angriffe gegen Journalist*innen im Netz, vereinzelt auch Attacken auf der Straße, am Rande von Demos, zeigen ein bedrohliches Szenario für die gesamte Medienbranche. Hinzu kommen Versuche, Journalist*innen schwerwiegende juristische Folgen anzudrohen. Demokratiepolitisch besonders bedenklich, denn kritische Berichterstattung wird dadurch nicht gerade begünstigt.

Der engagierte Presseclub Concordia, Kooperationspartner unserer Vereinigung für Medienkultur, sagt dieser Entwicklung vehement den Kampf an. Er hat den „Rechtsdienst Journalismus“ ins Leben gerufen. Diese einzigartige Initiative will gezielt zur rechtlichen Unterstützung von Journalist*innen beitragen, nicht zuletzt zu einer „Stärkung der freien Berichterstattung“

Wie soll dies nun konkret erreicht werden ? Der erste Schritt, so der Presseclub, liege in der „Selbstermächtigung von Journalist*innen durch Schärfung ihrer rechtlichen Kompetenzen“. Unterstützt von regelmäßig stattfindenden Schulungen im Medien- und Urheberrecht, um „Angriffsflächen von vornherein auszuschließen und unzulässige Einschüchterungsversuche zu identifizieren“

Auf einer zweiten Stufe bietet der „Rechtsdienst Journalismus“ individuelle Rechtsauskunft, insbesondere bei Bedrohung durch Einschüchterungsklagen sowie eine Beratung über Möglichkeiten, sich gegen psychische und physische Angriffe juristisch zu wehren. In ausgewählten Fällen missbräuchlicher Klagen wird gegebenenfalls auch finanzielle Hilfe geleistet.

Projektleitung und Kontakt:

w.strobl@concordia.at

Olympiade und Englands Geschichte

Party-G`schichterln oder Geschichte Englands

Hans Högl: Buchrezension

Es dient dem Völkerverständnis, sich mit Landeskunde zu befassen, so auch mit England und nicht nur mit Party – G`schichterln. Dem kommt nach – und zwar hervorragend – das Taschenbuch „Die kürzeste Geschichte Englands“ von James Hawes, Berlin 2021. Der Autor erschließt uns sein Land, zeigt Hintergründe und weithin unbekannte Details. Ich las das Buch nicht nur quer, wie manche Rezensenten, und deute Inhalte an:

— dass wir von der genetischen Herkunft der Briten erfahren;
—dass am englischen Hofe 400 Jahre französisch gesprochen wurde;
— dass schon seit 1589 der süd-englische Akzent Privilegien erfuhr und Autoren das Nord-Englisch meiden. Spannung und Kluft von Süd-zu Nordengland bis Heute.

… dass Karl Marx in England die Extremversion des Marktliberalismus erfuhr, und er schuf – in Kenntnis eines weltumspannenden britischen Imperiums – die Fantasie einer weltumspannenden sozialistischen Revolution (S. 236);

– dass wegen der deutschen Kriegsflotte die Zeitung „Daily Mail“ schon im Jahr 1906 (!)- also 8 Jahre vor dem Ausbruch des 1.Weltkrieges – den Fortsetzungsroman „Die Invasion von 1910“ brachte – mitsamt Zeitungsverkäufern in preußischen Uniformen und falschen Landkarten und mit Argumenten für die allgemeine Wehrpflicht (S. 273);

Und erinnern wir uns: 1920 waren Deutschland, Österreich, Ungarn und die Türkei infolge des Ersten Weltkriegs zu den Olympischen Spielen nicht eingeladen. Der Hintergrund: die Schuld am 1. Weltkrieg…..

„Paradies“ Schweiz hat Strafprozesse

Antwort auf Tassilo Wallentins völlig überzogenes LOB in der Sonntags-Krone auf eine paradiesische Schweiz ohne Korruption

Hans H ö g l

„Heute beginnt der Prozess gegen den Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz. Es ist der grösste Wirtschaftsstrafprozess des letzten Jahrzehnts: Es ist der Strafprozess gegen den früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz, seinen engsten Mitarbeiter Beat Stocker sowie weitere fünf Mitangeklagte. Den beiden Hauptbeschuldigten wird in erster Linie Betrug vorgeworfen. Zudem sollen sich beide über Spesen bereichert haben…Vincenz und Stocker drohen Haftstrafen von mehreren Jahren.

Neben Beat Stocker, der zwischen 2006 und 2011 CEO der Kreditkartenfirma Aduno war, stehen noch fünf weitere Personen wegen mutmasslicher Hilfestellungen vor Gericht.“ (Text etwas gekürzt vgl. Neue Zürcher online 25.1.2021).

Wie kann sich der Rechtsanwalt Dr. Wallentin dafür hergeben, zu schreiben: „Politische Korruption ist in der Schweiz unmöglich“ – wegen der direkten Demokratie?

Klimakrise und Öko-Angst Jugendlicher

Tödlicher Ernst junger Franzosen wegen Klimaberichten

Hans Högl

Ein Text, den ich vor ein paar Woche las, geht mir nicht aus dem Sinn. Es war eine Reportage in der französischen Zeitung „Libération“, wiedergegeben in „Revue de la Presse“ Janvier 2022 über die Klimaangst Jugendlicher. Ich kenne in Wien einzelne, die ähnlich empfinden.

Es betrifft junge Menschen in Frankreich, die aus den Berichten über die Klimakrise ihre radikalen Folgerungen ziehen. Ich fasse hier einige Aussagen zur Eco-Anxieté zusammen. Sie wird umschrieben als Verzweiflung angesichts der mit der Klimakrise einhergehenden fortschreitenden Zerstörung des Lebensraumes.

Der Abiturient Raoul sagt: „Ich fühle mich komplett machtlos (dèsarmé). Für mich bedeutet éco-anxieté Klarsicht. Man begreift, dass wir in der Scheiße sitzen (On se rend compte qu`on est vraiment dans le merde)“. „Das macht mich fertig, stürzt mich in Depressionen.“ ..“Da ich kein konkretes Handeln sehe, welche die Lage ändert, denke ich daran, mich zu verabschieden.“

Eine Studentin der Politikwissenschaft in Angers sagt: „Ich glaube der Politik nicht. Ich finde keinen Sinn mehr darin, was ich tu.
Warum soll ich studieren, wenn ich in 20 Jahren ohnedies sterbe?“ „Uns werden die Ressourcen fehlen. Es wird zu Spannungen zwischen den Ländern, ja zum Krieg führen.“

Ukraine-Konflikt: Eine Lösung in Sicht?

Das außenpolitisch dominante Thema in Politik und Medien ist nach wie vor der Konflikt zwischen Moskau und Washington rund um die Ukraine. Bemerkenswert ein Gespräch, das der Deutschlandfunk mit dem Politikwissenschafter Heinz Gärtner zu dieser komplexen Causa geführt hat.

Udo Bachmair

Der Politikwissenschafter Heinz Gärtner vom International Institute for Peace mit Sitz in Wien gilt als d e r Experte für globale Sicherheitsfragen. Ein Wissenschafter, der sich konsequent bemüht, diese komplexe Thematik differenziert zu betrachten. Mehrere Gründe, die den Deutschlandfunk bewogen haben, ein längeres Gespräch mit dem renommierten Politologen zu führen.

Kernproblem des aktuellen Konflikts ist der Plan der USA und der NATO, nach dem Vorbild der baltischen Staaten auch die Ukraine Mitglied im westlichen Militärbündnis werden zu lassen. Eine Provokation aus der Sicht Russlands, das sich durch eine weitere Ausweitung der NATO bis unmittelbar an seine Westgrenze bedroht sieht.

Sollte ein NATO-Beitritt der Ukraine tatsächlich Realität werden, so müsste der Westen dafür einen hohen Preis bezahlen. Russische Milizen würden dann, wie Heinz Gärtner in dem Gespräch mit dem Deutschlandfunk bekräftigt, in der Ostukraine, im Donbass, bleiben. In weiterer Folge könnten in dieses Gebiet letztlich auch offizielle russische Soldaten einrücken.

Die Lösung des Problems wäre Gärtner zufolge eine Neutralität der Ukraine kombiniert mit Sicherheitsgarantien. Würde sich die Ukraine völkerrechtlich für neutral erklären, wären die Präsenz ausländischer Milizen oder gar eine Besetzung eines Teils des Landes weitgehend ausgeschlossen. Bei Zuwiderhandeln wären völkerrechtlich begründbare harte Konsequenzen unausweichlich.

Das gesamte Interview mit Heinz Gärtner im Deutschlandfunk ist abrufbar unter :

https://www.deutschlandfunk.de/gibt-es-eine-loesung-im-ukraine-konflikt-heinz-gaertner-politikwissenschaftler-dlf-2aecf48a-100.html

Ein verhängnisvoller Irrtum

Die Entscheidung des Westens, die NATO bis an die Grenzen Russlands auszudehnen, ist für Russlandexperten der Hauptgrund für den aktuellen Konflikt. Ein Aspekt, der in der westlichen Berichterstattung wenig bis nicht vorkommt.

Udo Bachmair

Die Ausweitung der NATO bis unmittelbar an die russische Westgrenze ist für Moskau ein tief sitzender Stachel im Fleisch seiner Sicherheitsinteressen. Die Androhung der USA und der NATO, nach den baltischen Ex-Sowjetrepubliken auch die Ukraine und Georgien als Mitglieder der westlichen Militärallianz aufzunehmen, erscheint in den Augen Russland als weitere schwerwiegende Provokation.

Die NATO-Osterweiterung mit all ihren höchst bedrohlichen Konsequenzen für den Frieden in Europa ist selten bis nie Gegenstand der Berichterstattung in westlichen Medien. Diese brandmarken nahezu unisono Russland als einzigen Provokateur und Kriegstreiber. Umso überraschender und erstaunlicher ein Bericht diese Woche in der ZiB 1 des ORF.

Unverblümt hat der ZiB 1-Bericht an die Bedenken von George Kennan erinnert, des langjährigen Osteuropa- und Russlandspezialisten sowie Planungschefs im US-Außenministerium der späten Neunziger-Jahre. Kennan bezeichnet darin eine NATO-Ostererweiterung als „verhängnisvollsten Fehler der US-Außenpolitik der Nachkriegszeit“.

In der TV-Thek des ORF ist der bemerkenswerte Beitrag noch 6 Tage abrufbar unter

https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-1/1203/ZIB-1/14120933/Rolle-der-NATO-bei-Ukraine-Konflikt/15082555

Der Ukraine-Korrespondent des ORF, Christian Wehrschütz, hat am Mittwoch – in Ergänzung und Bestätigung des Beitrags in der ZiB-1 – auf Facebook einen Artikel von George Kennan in der „New York Times“ aus dem Jahre 1997 gepostet. Kennan hat vor der von Clinton betriebenen Ausdehnung der NATO in Richtung Russland von Anfang an gewarnt. Sein Gastbeitrag in der „New York Times“ wurde damals viel beachtet:

EIN VERHÄNGNISVOLLER IRRTUM

Von George Kennan

5. Februar 1997, New York Times, Section A, Page 23

Ende 1996 wurde der Eindruck zugelassen bzw. erweckt, dass irgendwie und irgendwo beschlossen wurde, die NATO bis an die Grenzen Russlands zu erweitern. Und dies, obwohl vor dem nächsten Gipfeltreffen des Bündnisses im Juni kein förmlicher Beschluss gefasst werden kann.

Der Zeitpunkt dieser Enthüllung – zeitgleich mit den Präsidentschaftswahlen und den damit verbundenen Veränderungen bei den verantwortlichen Persönlichkeiten in Washington – machte es dem Außenstehenden nicht leicht zu wissen, wie oder wo er ein bescheidenes Wort des Kommentars einfügen sollte. Auch die Zusicherung an die Öffentlichkeit, dass die Entscheidung, so vorläufig sie auch sein mag, unwiderruflich sei, hat die Meinung von Außenstehenden nicht gerade gefördert.

Aber hier geht es um etwas von höchster Bedeutung. Und vielleicht ist es noch nicht zu spät, um eine Ansicht zu vertreten, die, wie ich glaube, nicht nur die meine ist, sondern von einer Reihe anderer mit umfangreichen und in den meisten Fällen neueren Erfahrungen in russischen Angelegenheiten geteilt wird. Die Ansicht ist, unverblümt gesagt, dass die Erweiterung der NATO der verhängnisvollste Fehler der amerikanischen Politik in der gesamten Nachkriegszeit wäre.

Es ist zu erwarten, dass ein solcher Beschluss die nationalistischen, antiwestlichen und militaristischen Tendenzen in der russischen Öffentlichkeit anheizen, sich negativ auf die Entwicklung der russischen Demokratie auswirken, den Ost-West-Beziehungen wieder die Atmosphäre des Kalten Krieges verleihen und die russische Außenpolitik in eine Richtung lenken würde, die uns ganz und gar nicht gefällt. Und nicht zuletzt könnte es dadurch sehr viel schwieriger, wenn nicht gar unmöglich werden, die Ratifizierung des Start-II-Abkommens durch die russische Duma zu erreichen und weitere Reduzierungen der Atomwaffen zu erzielen.

Es ist natürlich bedauerlich, dass Russland mit einer solchen Herausforderung zu einer Zeit konfrontiert wird, in der sich seine Exekutive in einem Zustand großer Unsicherheit und Beinahe-Lähmung befindet. Und es ist doppelt unglücklich, wenn man bedenkt, dass es für diesen Schritt überhaupt keine Notwendigkeit gibt. Warum sollten sich die Ost-West-Beziehungen bei all den hoffnungsvollen Möglichkeiten, die das Ende des Kalten Krieges mit sich bringt, auf die Frage konzentrieren, wer mit wem und damit gegen wen in irgendeinem phantastischen, völlig unvorhersehbaren und höchst unwahrscheinlichen künftigen militärischen Konflikt verbündet sein wird?

Ich bin mir natürlich bewusst, dass die NATO Gespräche mit den russischen Behörden führt, in der Hoffnung, Russland den Gedanken einer Erweiterung erträglich und schmackhaft zu machen. Unter den gegebenen Umständen kann man diesen Bemühungen nur Erfolg wünschen. Wer jedoch die russische Presse ernsthaft verfolgt, kann nicht umhin festzustellen, dass weder die Öffentlichkeit noch die Regierung die geplante Erweiterung abwarten werden, bevor sie darauf reagieren.

Die Russen sind wenig beeindruckt von amerikanischen Beteuerungen, dass sie keine feindlichen Absichten hegen. Sie würden ihr Prestige (das für die Russen immer an erster Stelle steht) und ihre Sicherheitsinteressen beeinträchtigt sehen. Natürlich hätten sie keine andere Wahl, als die Expansion als militärische Tatsache zu akzeptieren. Aber sie würden sie weiterhin als eine Brüskierung durch den Westens betrachten und wahrscheinlich anderswo nach Garantien für eine sichere und hoffnungsvolle Zukunft für sich selbst suchen.

Es wird natürlich nicht leicht sein, eine bereits getroffene oder von den 16 Mitgliedsländern der Allianz stillschweigend akzeptierte Entscheidung zu ändern. Vielleicht kann diese Zeit genutzt werden, um die vorgeschlagene Erweiterung in einer Weise zu ändern, die die unglücklichen Auswirkungen, die sie bereits auf die russische Meinung und Politik hat, abmildern würde.

Priorität Spitzensport: Hohes Preisgeld

Kitzbühel. Hahnenkammrennen. Preisgelder für Sieger

Hans Högl

Das Preisgeld für das 82. Hahnenkammrennen der alpinen Skimänner von Freitag bis Samstag beträgt exakt 1 Million Euro. Es verteilt sich auf die zwei Abfahrten Freitag und Samstag sowie auf den Slalom am Sonntag.

Für den Sieger gibt es jeweils 100.000 €, für den Zweiten 50.000 €, für den Dritten 25.000 € Preisgeld. Preisgeld wird bei der Kitz-Abfahrt bis Platz 45 ausbezahlt, beim Slalom für die Top 30. Quelle: Wiener Zeitung, 18.1.2021., S. 16. Diesmal sind an jedem Renntag nur 1.000 Zuschauer zugelassen.

Von einem ORF-Publikumsrat erfuhr ich gelegentlich Kritik am ORF, dass dieser in Sportberichten zu sehr den Spitzensport hervorhebe und zu wenig gesunden Breitensport. Nun: Die Sachlage ist komplex und verdient eine ausführlichere Analyse.

Kurz seien dazu Worte von Rutger Bregman aus seinem höchst bemerkenswerten Spiegel-Bestsellerbuches „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit“ (Rowohlt 2020) wiedergegeben. Folgende Sätze finden sich auf S. 418:

„Leider sind zahllose Betriebe und Schulen (ich ergänze: auch Medien!) noch immer auf den Mythos ausgerichtet, dass Menschen von Natur aus miteinander konkurrieren. „In einem tollen Deal gewinnst du -nicht die andere Seite“, sagt beispielsweise Donald Trump in seinem Buch „Nicht kleckern, klotzen! Der Wegweiser zum Erfolg- aus der Feder eines Milliardärs“…Zu erinnern sei auch daran, wie ausführlich über die Visumsprobleme des serbischen Tennisstars Djokovic berichtet wurde…

Abschied von Josef Riedler

Josef Riedler, langjähriger Chef der legendären steirischen Tageszeitung „Neue Zeit“ ist kürzlich verstorben. Seiner gilt es besonders ehrend zu gedenken.

Udo Bachmair

Er war wahrlich ein Vollblutjournalist : Josef Riedler. Einer der seriösen und besonnenen Printjournalisten, wie man sie manchmal heute nicht mehr findet. Wenngleich er einem Parteiblatt „gedient“ hat, hat Riedler kein Hehl gemacht aus seinen mitunter auch abweichenden Positionen gegenüber so manchen Entwicklungen in seiner Partei, der SPÖ. Scheuklappen waren seine Sache nicht. Wahrscheinlich deshalb hat die Partei es letztlich an persönlicher Unterstützung mangeln lassen und das Blatt finanziell nicht mehr wie erwünscht gefördert. Das Nachfolgemedium „Die Neue“ hat auf größere parteipolitische Unabhängigkeit gesetzt, ist aber ebenfalls gescheitert. Josef Riedler ist dafür die geringste Verantwortung zuzuschreiben, hat er sich doch leidenschaftlich um guten Journalismus bemüht.

Zum Ableben von Josef Riedler der folgende vom Presseclub Concordia veröffentlichte Nachruf von

Ilse Brandner-Radinger *

„1936 in Wien geboren, danach Verlagskaufmann beim „Vorwärts“ -Verlag, Wirtschaftsredakteur und kurz stellvertretender Chefredakteur bei der „Arbeiterzeitung“, übernahm er 1969 als junger Chefredakteur die sozialdemokratische „Neue Zeit“ in Graz. Und das sehr erfolgreich. Das Blatt war auch als Gegenpol zu der von der ÖVP unterstützten „Süd-Ost Tagespost“ aufgestellt.

Wie ein Löwe kämpfte Josef Riedler um seine Zeitung (er war auch Herausgeber des Blattes) als parteiorientierte Zeitungen „unmodern“ wurden und Leser und Leserinnen an Massenblätter verloren. Durch interne Umstellungen wurde die Rechtskonstruktion der „Neuen Zeit“ verändert und ins Eigentum der Mitarbeiter überführt, schließlich aber 2001 eingestellt. Riedler führte danach noch kurze Zeit eine Wochenzeitung mit dem Namen „Die Neue“.

Als Josef Riedler 1973 Vizepräsident der Concordia wurde, stand er würdigen älteren Herren gegenüber. Seine Ratschläge und Ideen wurden aber gerne aufgegriffen. So wie Riedlers Einfluss und Wirken in vielen Gremien, in denen er vertreten war, sehr kreativ und erfolgreich war.

Zuletzt, vor allem nach dem Tod seiner Frau, lebte der Familienmensch Riedler zurückgezogen. Nachrichten aus der Concordia bevorzugte er auf dem Postwege. Da hatte er seine Vorliebe, so wie er stets zur Stelle war, wenn die Concordia ihn brauchte. In diesem Sinne hat er ein Stück Mediengeschichte geschrieben in dem die Concordia keinesfalls fehlen dürfte. Unser ehrendes Angedenken ist ihm sicher.“

* Ilse Brandner-Radinger ist renommierte Journalistin, sie war langjährige Generalsekretärin des Presseclubs Concordia und Vorsitzende des ORF-Publikumsrates.

Schweiz: Ja zur Medienförderung ?

Die Hintergründe für die Abstimmung über ein in der Schweiz vorgelegtes Medienförderungspaket sind vielfältig.

Hans Högl- ( Text dem Schweizer „Tages-Anzeiger“ etwas gekürzt entnommen )

„Am 13. Februar stimmt die Schweiz über das sogenannte Medienförderungspaket ab. Bei einem Ja, erhalten die Medien während 7 Jahren Fördergelder von jährlich 151 Millionen Franken. Ein Referendumskomitee bekämpft das Gesetz, es spricht von einem «staatspolitischen Sündenfall».

Umstritten ist, ob die Subventionen das richtige Mittel sind, um eine Entwicklung der Medienlandschaft aufzuhalten… Die Medienvielfalt hat stark abgenommen. Geld mit redaktionellen Inhalten zu verdienen, wird immer schwieriger.

Die verschwundenen Zeitungen: Seit 2003 sind in der Schweiz über 70 Zeitungstitel verschwunden. Es handelt sich dabei um Tages- und Wochenzeitungen, Gratiszeitungen.

Nicht abgebildet werden Zeitungen, die in sogenannte Mantelsysteme integriert wurden. In diesem Fall erscheint eine Zeitung zwar unter ihrem angestammten Namen. Große Teile ihrer Berichte, zum Beispiel aus den Bereichen Inland, Ausland, Wirtschaft, Kultur und Sport, werden aber von einer zentralen Redaktion des Verlags geliefert. Dieser sogenannte Mantelteil erscheint in identischer Form auch in anderen Zeitungen desselben Verlags. Die Redaktion Tamedia, zu der diese Zeitung gehört, funktioniert ebenfalls nach diesem Prinzip. So erschien 2020 jeder vierte Artikel in der Deutschschweiz in mehreren Zeitungen gleichzeitig. Im Jahr 2017 war es erst jeder zehnte Artikel. Die höchste inhaltliche Konzentration besteht dabei in der Politikberichterstattung.

Schwund bei Abos: Dass es zunehmend weniger lukrativ ist, eine Zeitung herauszugeben, hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass immer weniger Haushalte gedruckte Zeitungen abonnieren. Insbesondere junge Menschen informieren sich vermehrt auf Social Media – oder sie konsumieren gar keine Informationsmedien mehr. Von 2003 bis 2020 ist die Zahl der abonnierten Zeitungen in der Schweiz deshalb von 3,39 Millionen auf 1,61 Millionen gesunken.“

( „Tages-Anzeiger“, Zürich 18.1.2022 )

Kriegsgefahr in Europa ?

Im Konflikt zwischen den USA, der EU, der NATO auf der einen Seite sowie Russland auf der anderen hätte es noch bis vor gut 15 Jahren eine echte Chance auf Entspannung gegeben. Doch nun erscheinen sowohl Moskau als auch Washington in ihren Positionen festgefahren.

Udo Bachmair

Was scheren uns Russlands Sicherheitsinteressen ? Hauptsache, unsere bleiben durch NATO-Präsenz in Osteuropa gewahrt. Scheinbar unverkennbarer Tenor von Politik und Medien in den USA und der EU. Der Westen sieht sich bedroht durch russische Truppenaufmärsche, Russland durch die massive NATO-Präsenz an seinen Grenzen. Russland fühlt sich nicht nur bedroht von Staaten, die bereits NATO-Truppen in Grenznähe stationiert haben, sondern im Speziellen durch die Ukraine. Das Noch-nicht-NATO-Mitglied wird von der westlichen Militärallianz zurzeit in bisher beispielloser Weise aufgerüstet…

Könnte sich der Westen in die Ängste Russlands vor einer (allerdings unwahrscheinlichen) NATO-Aggression hineinversetzen, gäbe es einen deeskalierenden Ausweg im aktuellen Konflikt: Eine Neutralität der Ukraine, die von beiden großen Konfliktparteien absolut unantastbar sein müsste. Gepaart mit Sicherheitsgarantien mittels eines Beistandspakts, der für den Fall eines Einmarsches zum Tragen käme. Der Machtkampf um die Ukraine dürfte eine solche diplomatisch bestimmte Lösung realpolitisch aber kaum zulassen.

Ein positives Beispiel differenzierender Analysen auch zu dieser Causa liefert einmal mehr die Zeitschrift INTERNATIONAL. Die jüngste Ausgabe des renommierten Blattes ist zentral diesem komplexen Thema gewidmet. Als Vorbemerkung schreibt Fritz Edlinger, besonders engagierter Herausgeber und Chefredakteur von INTERNATIONAL:

„Es besteht kein Zweifel, dass die aktuelle Politik Russlands ebenfalls aggressiv und rücksichtslos ist. Dies war aber seit der Auflösung der Sowjetunion nicht immer so und stellt auch das Ergebnis einer jahrzehntelangen Erfahrung von gebrochenen Versprechungen und Aggressionen seitens der USA und der NATO dar. Europa hat in den 80er und 90er Jahren die Chance verpasst, durchaus im wohlverstandenen Eigeninteresse, eine Entspannungspolitik, wie sie z.B. in den Schlussakten von Helsinki klar zum Ausdruck gebracht worden ist, zu verfolgen. Die USA (man erinnere sich an das legendäre aber irreführende Fukuyama-Zitat vom „Ende der Geschichte“) hatten tatsächlich nie das Interesse an einer neuen internationalen Ordnung nach dem Ende des „Kalten Krieges“. So haben sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte Bedingungen entwickelt, welche die eminente Gefahr eines neuen „Kalten Krieges“ geschaffen haben. Dieser könnte allerdings für die Welt weitaus dramatischer verlaufen als beim ersten Mal.“

Besonders empfehlenswerter Tipp:

Ein Gespräch, das Fritz Edlinger mit Gerhart Mangott geführt hat, einem Politikwissenschafter, der sich als besonderer Kenner Russland stets um Differenzierung bemüht. Aber hören und sehen Sie selbst das entsprechende Video via folgende Links :

www.international.or.at