Archiv der Kategorie: Good News

Alte selbstsüchtige Deppen?

Selbst in Qualitätsmedien wird manchmal verallgemeinert bzw. entsteht dieser Eindruck. Elke Heidenreichs Buch „Altern“ (Hanser-Verlag 2024) wendet sich gegen verbreitete Ansichten zu diesem Thema.

Hans Högl

„Im Moment sind wir Alten ja an allem schuld: am Klimawandel, weil wir zu viel geflogen sind und zu dicke Autos gefahren haben, an der Naturzerstörung“ (zu viel gereist, zu viel Fleisch gegessen), „zu viel Plastikmüll verursacht, wir haben auf Atomkraft gesetzt. Wir haben den Kapitalismus erfunden und den Gedanken, dass nur Wert hat, wer Leistung erbringt. Wir sind die Generation, die auf Kosten der Generation Z. gelebt hat.“ (S.99).

Und auf S. 100 erinnert sie daran: „Aber wir sind doch nicht nur die alten selbstsüchtigen Deppen, die den heute Jungen das alles eingebrockt haben. Wir haben Greenpeace gegründet und Amnesty International, wir haben die Grünen erfunden und gegen Waldsterben gekämpft, und wir zahlen viel Geld an Ärzte ohne Grenzen. Wir haben demonstriert gegen Kriege und Waffen. Wir haben die unterdrückte Sexalität befreit“…

Und Frau Heidenreich fragt (p. 94), ob denn die Probleme der Welt gelöst wären, wenn Frauen das Sagen hätten. Sind alle alten Männern schlecht? „Churchill, Mandela, Gandhi“. Es gibt unseliges Verallgemeinern!

„Alpha“ als Medientipp

Seriöse Nischensender werden oftmals ignoriert. Jener wie BR-Alpha würde eine größere Reichweite verdienen.

Hans Högl

Fernsehen wird von manchen generalisierend nur negativ bewertet. Doch das Gegenteil trifft auch zu, obwohl auf viele TV-Sender verzichtet werden kann.

Wem aber Bildung etwas bedeudet und bereit ist, Meinungen zu korrigieren, möge das Programm „Alpha“ suchen und nutzen. Hier liste ich interessante Beiträge auf – so von den letzten Tagen.

Es sind Themen wie: Länder u. Menschen (Bhutan), Neuneinhalb (faire Schiedsrichter), Sinussatz (Vermessung von Grundstücken), Deutsch: Was ist Lyrik, Heimat Österreich (Hirtenleben im Ötztal), Wissen vor acht (Tod dem toten Winkel), nano (Wissenschaft und Unterhaltung), Planet Wissen (Trendsport Bergsteigen), alpha-retro (Dorfkinder im Tessin), SMS (Der Bodensee und Plastik).

Humor verzweifelt gesucht…

Politik und Medien erscheinen weitgehend humorbefreit. Dabei müsste gerade in harten Zeiten wie diesen zwischendurch auch Spielraum für entlastendes Durchatmen und Lachen sein.

Wolfgang Koppler *

„Zwei Mal am Tag lachen“, empfahl Viktor Matejka einmal als Rezept für ein langes Leben: „Einmal über sich und einmal über die anderen“. Leider ist der Humor fast völlig aus den Medien verschwunden und um ihn zu finden, muss man schon auf Jahrzehnte alte Satiren zurückgreifen. Etwa auf den Satirenband „Wer, wenn nicht er“ von Profil-Journalist Rainer Nikowitz aus der Ära Schüssel. Unter den 101 Satiren ist mir eine zur Nationalratswahl 2002 aufgefallen, als die FPÖ von 27 % auf 10 % rutschte. Und Schüssel kurzzeitig zum Shootingstar wurde.

Die Dialoge sind so umwerfend komisch, dass ich einen Auszug daraus zitieren möchte. Und sie zeigen, wie rasch sich die politische Landschaft verändert, aber nicht unsere Politiker und deren Wähler. Eine Aufforderung zu etwas weniger Ernst und Ehrfurcht. Und mehr Humor und Selbstbewusstsein. Das Leben ist zu kurz, um in falschem Respekt zu erstarren. Dazu passt vielleicht des damaligen blauen Sozialministers Herberts Haupts fiktiver Besuch mit einer fliegenden Wahlkommission in einem Altersheim. Dumm nur, dass er zwischendurch mit dem in einer Kletterwand hängenden, von der sich abzeichnenden Wahlkatastrophe völlig überrumpelten Jörg Haider telefonieren muss:

„Griaß Gott scheen, Muatterl“

„“Wer san denn Sie nocha ?“

„I bin da Sozialminister Haupt aus SpittalandaDrau“

„I gib nix. I hob ka Geld“.

„Nana, mir kamerten nur wegen der Wahl.“

„Heans, i bin zwaraneinzig. Was hab i für a Wahl?“

„Nationalratswahl warat heit.“

„Aaah, i bin a Schwarze. San se a a Schwarzer ?“

„Naja, i…(sein Handy läutet), entschuldigens, i muass kurz…hallo? Ja, servas , Jörg. I bin da grad mit da fliegenden…Ja…, eh…, jetzt reg die net auf, sonst fallst ma no oba…“

„A was, des geht scho. Die Schwester hot mi eh angschnallt.“

„A Wahnsinniger, ja.“

„A bissl verkalkt, des in i scho. Oba wahnsinnig verbitt i mir.“

„A widerlicher lippenloser Gnom. Sowieso issa des.“

„Schauns ihn söba an. I bin zwaraneinzig, Was ham es für a Ausred?“

„Eine falsche Sau, du sagst es !“

„Schwester, der komische Mann schimpft mi dauernd.“

„Was? Wart amol. Jörg. I maan do net Ihna“.

„Wen dann?“

„ I red da am Telefon.“

„Telefon? Für mi? Gebn‘ S‘ her!

„Na, des is net für Ihna!“

„Schwester!“

„Pscht, machens da kan Skandal!“

„Na guat…. Jörg, da will a Dame mit dir reden (gibt ihr das Handy)

„Hallo? San se a Schwarza. Der andre Herr hat gsagt, er is ana.“

„Sans narrisch?“

„Und jetzt schimpft er wieda. I glaub, i hätt’s net verraten solln. Was ? Heans, se kennan oba schiach redn.“

„Aus, jetzt gebns ma des Telefon zruck!“

„Wonn mi endlich omal wer anruft ? Sicha net.“

„Her damit!“

„Schwesta !“

Dieser Dialog und zahleiche andere Szenen in diesem Buch zeigen, dass im so genannten Abendland weder die Sonne noch unsere Kultur wirklich untergehen können. Weil kaum jemanden einmal ein – menschliches – Licht aufgegangen ist. Und inzwischen ist uns auch der Humor abhanden gekommen. Statt dessen wird todernst für verlogene Ideale gekämpft. Oder eigentlich lassen wir auch noch andere dafür kämpfen.

* Gastautor Mag. Wolfgang Koppler ist Journalist und Jurist und lebt in Wien

Lob für Doku in ORF III

Die kürzlich auf ORFIII ausgestrahlte Dokumentation über Senta Wengraf (Zeitgeschichte: Schauspiellegenden) war interessant besonders auch im Hinblick auf die Medienkultur.

Wolfgang Koppler *

Senta Wengraf galt ja als die Grand Dame des Theaters, aber auch der Wiener Gesellschaft. Ohne das vor sich herzutragen, wie ein Zeitzeuge in dem obgenannten Beitrag zurecht meinte. Ich selbst kann mich noch daran erinnern, wie sie irgendwann in den 90-ern ins Foyer der Kammerspiele kam, um sich an der Kassa nach dem Kartenverkauf für die aktuelle Vorstellung zu erkundigen. Was die Verbundenheit mit ihrem Theater zeigte. Und ihre fehlenden Allüren. Ihre Loyalität und Hilfsbereitschaft gegenüber ihren Freunden einerseits und ihre Lebenslust anderseits wird in der Doku von zahlreichen Zeitzeugen bestätigt.

Was ihr Privatleben betraf, so ist sie als Lebensmensch von Marcel Prawy bekannt. Ihre langjährige Beziehung zu bzw. ihre Liaison mit Bruno Kreisky hingegen blieb der Öffentlichkeit Jahrzehnte lang verborgen. Obwohl man in der „Seitenblickegesellschaft“ längst davon wusste. Aber die Medien hielten damals dicht. Es ging niemanden etwas an und offenbar gab es doch einen gewissen Ehrenkodex unter Journalisten, sodass auch nach Kreiskys Abgang bis zu seinem Tod und darüber hinaus nichts aufkam. Weder Qualitäts- noch Boulevardmedien schrieben damals darüber. Herbert Lackner vom Profil meinte, dass der wirtschaftliche Druck noch nicht so groß gewesen wäre, dass man sich gezwungen sah, jede reißerische Story zu bringen, auch wenn sie rein privater Natur und nicht von öffentlichem Interesse war.

Aber es dürfte auch das Gefühl dafür verloren gegangen sein, was geht und was nicht geht. Etwa wenn anfangs noch interessante, aber inzwischen hinlänglich bekannte Geschichten über Lena Schilling in den Medien zum so-und sovielten Male wiedergekäut werden. Obwohl diese sich – gemessen an dem öffentlichen Druck, der auf ihr lastet – gar nicht so uneinsichtig zeigt.

Journalismus sollte sich lieber mit wirklich heiklen Dingen in Wirtschaff und Politik befassen. Es gäbe genug davon. Aber leider zu wenig Mut.

Warum traut sich beispielsweise niemand, die Sinnhaftigkeit der nur mehr gewinnorientierten sozialen Medien in Frage zu stellen, in denen sich sehr oft Leute austoben, die kein Wort mehr mit ihrer unmittelbaren Umgebung wechseln? Und sich schon durch den Anruf eines Bekannten gestört fühlen? Wie etwa der Rückgang der Sprachtelefonie, aber auch neueste Untersuchungen zeigen.

* Gastautor Mag. Wolfgang Koppler ist Journalist und Jurist in Wien

CO 2- Preisschild wirkt

Metastudie beweist: CO2 Preisschild reduziert bis 21 % den Ausstoß. Kurz gefasst von Hans Högl- entnommen dem Blog „Perspective Daily- heute 26.5. 2024

Eine Metastudie hat nun bewiesen, dass CO2-Bepreisung Emissionen um bis zu 21% reduzieren kann. Dies belegt eine in Nature Communications veröffentlichte Metastudie. Dafür wurden Ergebnisse von 80 Untersuchungen zum Thema systematisch ausgewertet. CO2-Bepreisung kann Emissionen um 5–21% reduzieren.

Es spielt eine geringere Rolle, ob die Bepreisung durch Steuern oder Emissionshandel erfolgt. Es gibt allerdings viele CO2-Bepreisungssysteme, deren Effekt noch nicht ausreichend untersucht wurde.

Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass CO2-Bepreisung auch zu höheren Preisen für Endkund:innen führt – zum Beispiel bei nicht vermeidbaren Konsum wie Heizen.

Bezirksblätter besser verfügbar

Eine Anregung, Wiener Bezirkszeitungen für Interessierte leichter zugänglich zu machen, ist erfüllt worden.

Hans Högl

Die Bezirkszeitungen können oft nicht privat zugestellt werden, da sie als Werbung gelten, und viele solche ablehnen. Darum regte ich vor einiger Zeit bei der Redaktion des Bezirkes Hernals an, man möge doch die doch manchmal informativen Bezirkszeitungen in Cafés usw. zur freien Entnahme auflegen. Ich freue mich, dass dies nun geschieht. Bei der Bezirkszeitung fand man keinen Anlass, sich beim Initiator zu bedanken.

Ähnlich erging es mir, als ich beim ORF anregte, Nachrichten in einfacher Sprache für die vielen Menschen mit mangelnden Deutschkenntnissen zu publizieren. Ich wusste um solche Sendungen wegen meiner Kontakte nach Schweden, wo dies praktiziert wird. Von Seiten des ORF bekam ich, ihn daran erinnernd, verständnislose Zurechtweisungen.

Lob für Universum History

„Universum History“ ist eine lobenswerte Programmserie des ORF. Sie erfüllt vorbildlich den öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag des Unternehmens. Das belegt auch die jüngste Ausgabe der Sendereihe.

Wolfgang Koppler *

Es war jüngst ein besonders interessantes ORF-Universum History über die Geschichte der Kindheit, beginnend mit den alten Ägyptern, der Zeit der Griechen und Römer (mit Abstechern zu den Kelten) über das Mittelalter und die frühe Neuzeit bis zur Aufklärung und natürlich endend mit der Gegenwart und ihren immer neuen Erziehungskonzepten.

Interessant waren für mich in diesem Zusammenhang vor allem die von uns Europäern ja immer als Ursprung aller Weisheit betrachteten Griechen. Dass diese behinderte und ungewollte Kinder aussetzten, war mir schon bekannt. Dass sie sie manchmal in einen Abgrund warfen, überraschte mich ebenfalls nicht. Aber dass der als Ursprung unseres wissenschaftlich-rationalen Denkens angesehene Aristoteles die Aussetzung und Tötung verkrüppelter oder sonst wie unbrauchbarer Kinder explizit befürwortete, war auch für mich neu. Und sollte zu denken geben. Auch die Römer orientierten sich hier am griechischen Vorbild und überließen dem pater familias die Entscheidung über die Annahme eines Kindes (das bei den Römern wenigstens gelegentlich nur vor den Stufen eines Tempels abgelegt und nicht immer umgebracht wurde). In der gegenständlichen Doku wurden dann natürlich sofort wieder die Leistungen der alten Griechen, etwa in Sachen Demokratie und Philosophie hervorgehoben.

Das ändert aber nichts daran, dass der von uns Europäern immer so hochgelobte antike „Humanismus“ nichts mit Menschenwürde zu tun hat. Wie auch die antike Sklaverei (Versachlichung des Menschen), Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und andere Grausamkeiten zeigen. Und die Tatsache, dass die Kindstötung erst unter Konstantin und dem Einfluss des Christentums verboten wurde, wie in der Doku auch korrekt ausgeführt wurde. Bei allen theologischen Irrwegen und allem Pharisäertum insbesondere in der Amtskirche kann man diesen urchristlichen Aspekt nicht ganz beiseiteschieben.

Das griechisch-römische Denken war und ist nämlich kalt und rational und versucht den Menschen bis zum heutigen Tag als reines Vernunftwesen zu sehen. Was er nicht ist und nie werden wird. Deshalb versuchen ja Intellektuelle gelegentlich für ihre Vorurteile und sehr oft auch nur für ihren Opportunismus rationale Begründungen zu finden. Und tarnen dies als geistige Überlegenheit. Statt sich selbst zu hinterfragen

Genau das hat mir in der ansonsten hochinteressanten Doku gefehlt: Das Hinterfragen des selbstgefälligen europäischen Intellektuellentums (was vielleicht auch erklärt hätte, warum der in Erziehungsfragen so bewanderte Rousseau seine fünf Kinder allesamt in ein Heim steckte): Bei allem naturwissenschaftlichen Fortschritt sind wir nämlich menschlich zurückgeblieben. Vor allem hinter den – in der Doku mehr als Klassengesellschaft dargestellten – Ägyptern (waren das Griechen und Römer nicht auch?), die – soweit ersichtlich- keine Kinder aussetzten, Behinderte in die Gesellschaft integrierten und deren Göttin maat am Ende des Lebens das Herz gegen eine Feder abwog. Kein Wunder, dass selbst die Bibel von der „Weisheit Ägyptens“ spricht. Also endlich raus aus der europäischen Selbstgefälligkeit!

https://www.spektrum.de/magazin/mumien-kindheit-im-pharaonenreich/1586246

* Gastautor Mag. Wolfgang Koppler ist Journalist und Jurist. Er lebt in Wien.

Kampf gegen Klimawandel und Mikroplastik

Gegen Mikroplastik und pro Geoengineering

Hans Högl: Gute Nachrichten-gekürzt vom Blog „Perspektive Daily“ ( 10.3.2024):

UN-Vorschlag der Schweiz: Geoengineering gegen die Erderhitzung ausloten und Notfallplan, die Erde abzukühlen.

1815 brach auf der tropischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora aus. Er schleuderte Millionen Tonnen Lava, Asche und Rauch bis zu 45 Kilometer Höhe. So gelangten weniger Sonnenstrahlen auf den Erdboden, da die Partikel diese zurück ins All reflektierten, und unser Planet kühlte sich kurzfristig merklich ab. Ein Jahr später war der Sommer rund um die Welt außergewöhnlich kalt. Ganze Ernten gingen verloren. Dies könnte die Vorlage für einen Notfallplan gegen Klimawandel sein.

Besser wäre es, die Erhitzung der Erde durch eine Reduzierung von Treibhausgasen zu stoppen. Doch die internationale Politik scheitert daran. Das 1,5-Grad-Ziel ist bereits verfehlt, und es könnten besorgniserregende Kippunkte erreicht werden. Was passiert, wenn das schlimmste Szenario eintritt und die Menschheit den Klimawandel nicht in den Griff bekommt? In der kommenden Woche schlägt die Schweiz auf der Umweltversammlung der UN in Nairobi die Gründung einer Expertengruppe vor, die die »Risiken und Vorteile einer künstlichen Verdunkelung der Sonne untersuchen soll. Die Idee nennt man »Solar Radiation Modification« (SRM).

Die Menschheit könnte einen großen Vulkanausbruch imitieren, indem sie Schwefeldioxidpartikel in die Atmosphäre bläst. Ähnlich wie 1815 könnten diese Wärme und Sonnenlicht zurück ins All reflektieren. Die globale Durchschnittstemperatur könnte im Folgejahr um ein halbes Grad sinken, vergleichbar mit einem Vulkanausbruch, vermuten Expert:innen.

Sollten wir die Sonne verdunkeln, um die Erde zu retten? Der Schweizer Umweltbotschafter Felix Wertli will dafür nicht werben oder mit der Idee Klimaschutzmaßnahmen ersetzen. Er nenne das Projekt eine »Vorsichtsmaßnahme«, berichtet der britische Guardian. Wertli geht es darum, eine globale Debatte anzustoßen, die aktuell ein Tabu ist. Denn Geoengineering, ist seit 2010 international nach der Warnung von Wissenschaftler:innen mit einem De-facto-Moratorium belegt. Die Technik gilt als gefährlich – wegen Auswirkungen auf unser Ökosystem.

2010 glaubte man noch an das 1,5-Grad-Ziel, und die Folgen des Klimawandels waren noch in weiterer Ferne. Wertli weiß: Nur gemeinsam als internationale Gemeinschaft, abgesprochen und gut erforscht könnte Geoengineering zu einem Notfallplan werden – falls alles andere versagt. Schon 2019 hatte die Schweiz eine ähnliche Resolution angestoßen, scheiterte aber am Widerstand von Saudi-Arabien und Trump.

Univ.Prof. Stefan Turner (TU-Wien) betonte ebenfalls in einem ausführlichen „Presse“-Beitrag im Spectrum, dass wir „von der Energiewende viel weiter entfernt sind, als man uns weismachen will“-Die Presse, 9.März 2024.

Die nächste gute Nachricht: Mikroplastik findet sich überall, auch im Trinkwasser. Eine Studie zeigt, wie sich die Teilchen entfernen lassen.
Was haben Spinnen in der Wohnung und Kalkablagerungen im Wasserkocher gemeinsam? Viele Menschen sind genervt von beiden, obwohl sie recht nützlich sind. So fressen Spinnen Mitbewohner wie Mücken, Fliegen und Motten. Und Kalk? Der könnte indirekt die Menge von Mikroplastik im Trinkwasser reduzieren – das ergab eine im Fachmagazin Environmental Science & Technology Letters veröffentlichte Studie.

Mikroplastik sind Kunststoffpartikel, die kleiner als 5 Millimeter sind – so groß wie grober Sand. Bei einer Größe von bis zu 2 mm kannst du sie noch mit dem bloßen Auge erkennen. Mikroplastikpartikel, die mit Plankton von Fischen gefressen und in die Nahrungskette aufgenommen werden, sind jedoch so klein, dass sie nur mit speziellen Hilfsmitteln wie UV-Lampen erkennbar sind. Das meiste Mikroplastik stammt von Reifenabrieb, aus der Abfallentsorgung und der Abnutzung von Asphalt.

Zhanjun Li und Eddy Zeng von der Medizinischen Univ. Guangzhou (China) haben gefunden, dass sich die durch Trinkwasser aufgenommene Menge an Nano- und Mikroplastik um bis zu 90% reduzieren lässt. Und zwar so: Indem man das Wasser 5 Minuten abkocht und filtert; ein herkömmlicher Kaffeefilter reiche bereits aus.

Die Forscher:innen sammelten verschiedene Proben von Leitungswasser und verunreinigten sie mit unterschiedlich großen Mikroplastikpartikeln. Steigt die Temperatur ausreichend an, Z.B. im Wasserkocher, verfestigt sich das im Wasser enthaltene Kalziumkarbonat und es entstehen die bekannten Kalkablagerungen. So werden Plastikteilchen eingekapselt und können mit den Kalkstückchen herausgefiltert werden. Je »härter«, also kalkhaltiger das Wasser, desto besser funktioniert dieser Mechanismus.

Generell ist die Konzentration von Mikroplastik in unserem Körper nach wie vor relativ gering. Solltest du dein Leitungswasser also ab sofort immer abkochen, bevor du es trinkst? Nein – zumindest nicht, wenn du in Deutschland lebst. Der Nutzen unterliegt hier eindeutig dem Zeit- und Energieaufwand. Zwar findet sich überall Mikroplastik im Trinkwasser. Doch die Unterschiede sind enorm: Laut WHO schwankt die Zahl der Teilchen pro Liter Trinkwasser weltweit von 0 bis 10.000.

In Deutschland wird Mikroplastik nur in geringen Mengen im Trinkwasser nachgewiesen – denn Kläranlagen und Wasserwerke filtern größere Partikel heraus. Wasser aus gekauften Plastik- und Glasflaschen enthält aber viel mehr Mikroplastik. Die Erkenntnisse von Li und Zeng könnten aber im globalen Süden sinnvoll sein, wo Trinkwasser sich nicht zu großen Teilen aus Grundwasser speist – und wo es aus hygienischen Gründen ohnehin sinnvoll ist, Wasser abzukochen. Oberste Priorität muss bleiben, dass weniger Plastik produziert und konsumiert wird.

Fünf gute Nachrichten

Hans Högl bringt überraschende Botschaften vom Blog „Perspective Daily“

Ein neuer Sensor kann Schadstoffe in Lebensmitteln aufdecken.

Britische Großbank will den Geldhahn für Öl- und Gasprojekte zudrehen; bisher war sie in Europa der größte Kreditgeber für fossile Brennstoffe.

Verheiratete Frauen in der Türkei dürfen nun ihren eigenen Nachnamen behalten. Was in Deutschland längst normal ist, ist nun da zu Ende.

China lässt Kohlekraftwerke immer länger stillstehen. Ist das eine Abwärtsspirale der fossilen Energieträger?

Eine neue KI hilft psychisch Kranken bei der Vermittlung der richtigen Behandlung.Eine neue Studie zieht ein erstes, positives Fazit.

Die Welt retten

„Und jetzt retten w i r die Welt!“. So lautet der Titel eines im Verlag Kosmos erschienenen Buches von Ilona Koglin und Marek Rohde. Ein Buchtipp von

Hans Högl

Es geht um ökologischen Wandel, sozialen Wandel und personalen Wandel und darum, etwas gemeinsam zu bewegen. Motto: Verändere, was Dir wichtig ist und gehe Schritt für Schritt voran.

Dieses Buch ist für alle, die sich als Einzelne oder in einer Gruppe (z.B. NGO) engagieren wollen und nicht nur zusehen. Der Inhalt gliedert sich in sechs sehr klar geschiedene Bereiche: Dich, Dein Haus, Deine Straße, Deine Stadt, Dein Land, die Welt. Zum Nachschlagen hilft das gute Register. Und es werden Begründungen und 70 Anleitungen gegeben, um Schritt für Schritt zu handeln.

Mich hat die überaus große Klarheit (auch im Optischen) sehr beeindruckt, ferner die Lebensnähe und die jeweilige Begründung für spezielle Aktionen. Ein Buch – mit enormer Sorgfalt erstellt. Ich fand es in der Wiener Städtischen Bücherei.

Auch die Partizipation in der Demokratie ist ein Anliegen der Autoren. Durch welche Medien bilden wir uns eine Meinung? Die Antwort – noch immer 39 % über TV (also jede/r 4. von zehn Personen), 21 % durch Tageszeitungen, 20,6 % durch Internet und 19,7 % durch Radio und (also rund jede/r 5. durch Tageszeitungen/Internet und Radio), während der Einfluss der Zeitschriften nur 2,8 % ausmacht (also bei rund jedem/r 25.).

In politischen Debatten überzeugen weniger Fakten, sondern der gedankliche Deutungsrahmen (frames). Z.B. erweckt das Wort „Hammer“ Vorstellungen wie Nagel, Holz, Schlagen. Dies trifft auch für politische Sprache zu.

Es werden im Buch Vereine angeführt, um sich für Volksbegehren einzusetzen. Die Autoren empfehlen, bei Abgeordneten nachzufragen (abgeordneten-watch.de ) oder Petitionen einzubringen (epetitionen.bundestag.de). Dies wäre auf die Situation Österreichs anzuwenden.

Interessant ist der Tipp „Medienwechsel“: Steig eine Woche lang auf ein anderes Medium um, und analysiere Unterschiede und Intentionen. Der Tipp Quellentausch besagt: Wenn Du die taz liest, dann lies doch mal die FAZ (Frankfurter Allgemeine).

Dann gibt es bekannte Hinweise wie, Leserbriefe zu verfassen oder Fragestunden zu organisieren. – Im „Book Crossing“ setzten Menschen Bücher anonym aus, damit andere Menschen sie finden. Sie etikettieren die Bücher und besprechen sie (www.bookcrossing.de).