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Rätsel des Menschseins: Irlands Hungersnot ab 1845

Europa verstehen: Bildungschance des Fernsehens. Ausgezeichnete Länderdokumentation in ARTE

Hans Högl

Heute, den 30. November, brachte ARTE ab 20:15 eine Doku über die unglaubliche Hungersnot in Irland ab 1845. Jeder Gebildete hat davon irgendwann gehört. Aber welche Chance bietet Fernsehen, Geschehnisse wie die Folgen dieser Hungersnot zu veranschaulichen, davon sich eine Vorstellung, einen Begriff zu machen. Ich wundere mich über einen Akademiker, der mir sagte, kein TV-Gerät zu nützen. Wohl aus Überheblichkeit. Wer bewusst im TV-Angebot auswählt, findet auch Bildungschancen. Hier der Medientipp, diese Sendung in der TV-Theke zeitversetzt zu sehen.

Ein paar blasse Wörter von diesem Ereignis. 1842 trat in Nordamerika eine bis dahin unbekannte Kartoffelfäule auf, welche Ernten vernichtete. Irland war davon massiv betroffen, aber auch die Niederlande, Belgien und Frankreich.

Kann man die britische Politik als „zurückhaltend“ nennen, war sie nicht vorurteilsbehaftet? Nach dem wirtschaftsliberalen Dogma des laissez-faire sollte sich der Staat möglichst wenig in die Wirtschaft einmischen und auch n i c h t helfen. Deshalb wurde ein Verbot des Exports von irischem Getreide selbst in der Hungersnot nicht in Betracht gezogen.

Die europaweiten Missernten von 1845 bis 1849 führten zu einer steigenden Nachfrage nach Weizen. Länder auf dem Kontinent haben den Export eigener Lebensmitteln unterbunden, um in ihre Landsleute vor einer Hungersnot zu bewahren (so Belgien).

Doch die englische Regierung versagte. Die Iren erlebten zu ihrer großen Verbitterung, dass große Mengen an noch vorhandenen tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln von Irland nach England gebracht wurden, während viele Menschen in Irland bitter hungerten – in einer unvorstellbaren Art und Weise oder auswanderten.

Ein Rätsel des Menschseins: Das aufgeklärte England ließ wissentlich und sehenden Auges die Iren, Land und Leute – ja ich sage das derbe Wort -„krepieren“: 1 Million Tote, 2 Millionen Ausgewanderte.(US-Präsident Joe Biden ist irisch-stämmig und katholischer Demokrat).

In der ARTE-Mediathek kann die Sendung bis 29.Dez. gesehen werden.

Was tun in Krisen?

Bei aller Erregung durch Medien „cool“ bleiben. Pro humanistischen Futurismus!

In dem Buch: „Die Hoffnung nach der Krise“ (2021) formuliert Matthias Horx eine Art Lebenskunst in der (medialen) Erregungsgesellschaft (Resumé: Hans Högl). Es gilt, der Welt in sinnhafter Weise zu begegnen und drei Kategorien zu sehen:

1. das, was ich nicht ändern kann
2. das, was ich kontrollieren und ändern kann
3. das, was ich beeinflussen kann, aber nur teilweise.

Ein grundsätzlicher Fehler: Wir wollen alles kontrollieren und überheben uns ständig.(Das trifft auch auf NGO-Aktivismus zu!). Wir fühlen uns entweder für alles zuständig (woran wir scheitern müssen). Oder sind für gar nichts verantwortlich (was eine egoistische Haltung erzeugt). Wir wollen dauernd Dinge ändern, die wir nicht ändern können, während wir das, was veränderbar wäre (so uns selbst), vernachlässigen (S. 139 f.).

Meditatione malorum: Eine klassische stoische Übung ist es, am Morgen an das Schlechteste zu denken- um sich für den Rest des Tages davon zu befreien: Unser Partner verlässt uns. Wir bekommen Alzheimer. Unser Hund stirbt. Der Weltkrieg bricht aus. Die Erde erhitzt sich wie ein Grillhähnchen.Versuchen Sie es einmal. Es ist gar nicht so schwer – wir machen es ohnehin oft. Aber wer es bewusst tut, merkt: Es macht keinen Sinn. Es ist Blöd-Sinn.

Als ehemaliger ZEIT-Journalist kennt Horx den „SPIEGEL“-Zynismus: In dessen „Analysen“ steht ein großes ABER oder DOCH am Ende jeder Geschichte. Das lautet dann so: Das Umweltproblem wurde gelöst, DOCH so werden andere Umweltprobleme noch schlimmer. Ein Krieg wurde beendet, ABER er ist noch nicht vorbei. Die Impfungen gehen schneller, ABER jetzt streiten sich die Hausärzte um die Verteilung der Impfstoffe (S. 20f.).

Corona-Krise als Chance

Die Krise besagt: So geht es nicht mehr weiter. Mediale Erregungsbühne und neues Denken.

Matthias Horx: „Die Hoffnung nach der Krise“- 2021 /Resumé: Hans Högl

Krisen sagen uns, dass es s o nicht weiter geht. Wir haben die Wahl, andere Wege zu gehen. Oder es zu verweigern. Folgende Gedanken griff ich von Matthias Horx auf – vom Büchlein: „Die Hoffnung nach der Krise. Wohin die Welt jetzt geht oder wie die Zukunft sich immer neu erfindet“ (Econ Verlag 2021):

Die mediale Welt ist eine Erregungsbühne, auf der nicht Lösungen gesucht, sondern Schuldzuweisungen verhandelt werden (S. 54). In der hypermedialen Kultur, in der rund um die Uhr emotional angeschärfte Informationen, also Reize, auf uns einstürzen, wird unsere Wahrnehmung ständig auf Emotionen und schnelles Denken gelenkt. Doch wir brauchen – für unsere „Beweltigung“ (absichtlich mit „e“ geschrieben) langsames Denken. Beide Systeme sind für Zukunftskompetenz wichtig, um mit Herz und Hirn Lösungen zu finden.

Kommt es ganz extrem: schaukelt sich alles auf, führt es in Populismus oder gar Terrorismus. Corona-Maßnahmen sind mit den Schäden, die Lockdowns und andere Einschränkungen hervorrufen, a b z u w ä g e n.

Geschichtliches von Horx deute ich nur an: Die Pest hat ab 1347 von Asien aus den europäischen Kontinent erobert. Anfangs wurde sie als Strafe Gottes gesehen, es kam zu fromm-fanatischen Selbstgeißelungen (Flagellanten), zu Juden- und Hexenverfolgungen.

Dazu kam der Klimawandel. Die „kleine Eiszeit“ beginnt im frühen 15. Jahrhundert, und mit ihr werden die Ernten schlechter.

Am Ende der Pestzeit beginnt eine neue Ära, ein neues Denken: Die Renaissance. Corona hat uns womöglich dorthin geführt, dass wir den Glauben an den technischen und globalen Fortschritt nicht mehr wirklich so sehen können (Horx S. 28 f.) und wir neues Handeln brauchen, ohne in die angeblich, gute alte Zeit zu flüchten.

Wissenschafter Österreichs kaum bekannt

Österreichs prominente Wissenschafter- sind öffentlich kaum bekannt.

Wer kennt sie, wer schreibt über sie? Mir scheint, dass abgesehen von Anton Zeilinger kaum wer- abgesehen in Fachkreisen- bekannt ist.

Hans Högl

Die folgende Liste der in Österreich tätigen und in hohem
Ausmaß international zitierten Wissenschafter („Highly Cited Researcher“) fand ich nach einigem Suchen im „Standard“:

Markus Aspelmeyer, Physik, Uni Wien/ÖAW
Thomas Blaschke, Cross-Field, Uni Salzburg
Rainer Blatt, Physik, Uni Innsbruck/ÖAW
Christoph Bock, Cross-Field, ÖAW/Medizin-Uni Wien
Holger Daims, Mikrobiologie, Uni Wien
Wouter Dorigo, Erdwissenschaften, Technische Universität Wien
Karl-Heinz Erb, Umwelt und Ökologie, Boku Wien
Franz Essl, Umwelt und Ökologie, Uni Wien
Franz Fazekas, Cross-Field, Medizin-Uni Graz
Oliver Fricko, Cross-Field, IIASA
Gerald Gartlehner, Sozialwissenschaften, Donau-Uni Krems
Michael Gnant, Cross-Field, Medizin-Uni Wien
Helmut Haberl, Cross-Field, Boku Wien
Petr Havlik, Umwelt und Ökologie/Sozialwissenschaften, IIASA
Georg Hoffmann, Cross-Field, Uni Wien
Kurt Huber, Klinische Medizin, Wilhelminenspital/Sigmund Freud Privat-Uni
Thomas Kastner, Cross-Field, Uni Klagenfurt (mittlerweile Boku, Anm.)
Zbigniew Klimont, Erdwissenschaften, IIASA
Jürgen Knoblich, Cross-Field, ÖAW
Fridolin Krausmann, Cross-Field, Boku Wien
Georg Kresse, Physik, Uni Wien
Volker Krey, Cross-Field, IIASA
Hans Lassmann, Neurowissenschaften, Medizin-Uni Wien
Michael Obersteiner, Umwelt und Ökologie, IIASA
Werner Poewe, Neurowissenschaften, Medizin-Uni Innsbruck
Thomas Rattei, Cross-Field, Uni Wien
Keywan Riahi, Umwelt und Ökologie/Erdwissenschaften/Sozialwissenschaften, IIASA
Andreas Richter, Cross-Field, Uni Wien
Christian Roos, Physik, Uni Innsbruck/ÖAW
Gerd Schatzmayr, Cross-Field, BIOMIN GmbH
Erwin Schmid, Cross-Field, Boku Wien
Angela Sessitsch, Cross-Field, AIT
Josef Smolen, Klinische Medizin, Medizin-Uni Wien
Herbert Tilg, Klinische Medizin, Medizin-Uni Innsbruck
Hugo Valin, Cross-Field, IIASA
Arndt von Haeseler, Cross-Field, Uni Wien
Yoshihide Wada, Erdwissenschaften, IIASA
Michael Wagner, Mikrobiologie, Uni Wien
Wolfgang Wagner, Erdwissenschaften, Technische Universität Wien
Mathew P. White, Sozialwissenschaften, Uni Wien
Sophie Zechmeister-Boltenstern, Cross-Field, Boku Wien
Anton Zeilinger, Physik, ÖAW
Peter Zoller, Physik, Uni Innsbruck/ÖAW

Chance von Scholz am 29. April in „Die Zeit“

Rückblende: Schon am 29. April 2021 verwies unser Blog auf Olaf Scholz als möglichen Kanzler, indem wir einen Beitrag in der „Zeit“ zitierten und kürzten.

Hans Högl

„DIE ZEIT“ zur Kanzler-Frage am 29. April 2021. Ein Bekannter sagte mir, er finde in der Wochenzeitung „Die Zeit“ sonst kaum anzutreffende Perspektiven. So erging es mir mit einem Beitrag in der ZEIT, wo es um die Chancen der deutschen Kanzlerkandidaten ging. Die ZEIT bot eine völlig andere Sicht als sonst üblich. Ich habe bemerkenswerte Textteile hervorgehoben.

Hans Högl

Bei Ar­min La­schet ge­hen die So­zi­al­de­mo­kra­ten da­von aus, dass er bleibt, was er ist: ein Kan­di­dat, den selbst Tei­le der ei­ge­nen Leu­te nicht wol­len. Mit wach­sen­der Freu­de be­trach­ten sie die Äu­ße­run­gen von Mar­kus Sö­der und Fried­rich Merz. Der Ers­te sti­chelt wei­ter ge­gen La­schet, und der Zwei­te tritt so groß­spu­rig auf, dass der ei­ge­ne Kan­di­dat noch klei­ner wirkt, als ihn der Macht­kampf mit Sö­der be­reits ge­macht hat.

Die ei­ne zu un­er­fah­ren, der an­de­re be­schä­digt – nicht aus­ge­schlos­sen, so glaubt man bei den So­zi­al­de­mo­kra­ten, dass mehr Men­schen als er­war­tet im Herbst sa­gen wer­den: »Dann neh­men wir doch den An­sa­ger­ty­pen mit dem Bü­ro­lei­ter-Charme.« Dass am En­de die ver­läss­li­che Au­to­ri­tät mehr wie­gen könn­te als der Reiz des Auf­bruchs – dar­in liegt ei­ne ers­te Chan­ce von Olaf Scholz. Die zwei­te liegt dar­in, dass die SPD zu­min­dest in Grund­zü­gen et­was vor­wei­sen kann, wo­nach die Uni­on noch sucht: ei­ne Bot­schaft…..

….. Auf­ga­be der So­zi­al­de­mo­kra­ten ist es, so se­hen es ih­re Stra­te­gen, den Staat wi­der­stands­fä­hi­ger zu ma­chen ge­gen ex­ter­ne Kri­sen wie in­ter­ne Span­nun­gen. Der vor­sor­gen­de und wi­der­stands­fä­hi­ge Staat bö­te die Rah­men­er­zäh­lung für ei­nen Wahl­kampf, bei dem die SPD Tra­di­tio­nel­les (bes­se­re Löh­ne in der Pfle­ge, be­zahl­ba­rer Wohn­raum) mit Neu­em (kli­ma­neu­tra­ler Ar­beits­platz, Ki­ta-Platz per Maus­klick) ver­bin­den könn­te und zu­gleich ei­ne wei­te­re Sehn­sucht auf­grei­fen wür­de: die nach Si­cher­heit.

Als Vor­teil er­weist sich hier­bei, dass Olaf Scholz mitt­ler­wei­le aus dem Ge­fäng­nis der schwar­zen Null aus­ge­bro­chen ist, in das er sich selbst und sei­ne Par­tei lan­ge Zeit ein­ge­ker­kert hat­te. Am be­nö­tig­ten Geld wird der wi­der­stands­fä­hi­ge Staat je­den­falls nicht schei­tern….

Ei­ne ent­zau­ber­te Ba­er­bock, ein dau­er­schwa­cher La­schet, die ver­läss­li­che Au­to­ri­tät ei­nes Olaf Scholz und da­zu ein The­ma, hin­ter dem sich die Par­tei ver­sam­meln kann und das aus den Kri­sen­er­fah­run­gen der Men­schen er­wächst – das ist der Mix, auf dem die Hoff­nun­gen der SPD be­ru­hen.

Kurz und Nietzsche

Der Bundeskanzler der Republik hat sich vom ihn befragenden Richter provoziert gefühlt.

Udo Bachmair

Die erst Wochen später bekanntgewordene Einvernahme des Kanzlers hat für einiges Rauschen im Blätterwald gesorgt. Die veröffentlichten Zitate aus der richterlichen Befragung haben verschiedene Medien schlussfolgern lassen, dass dem Richter die mögliche Devise des jungen Politstars „Wissen Sie denn nicht, wer ich bin ?“ offenbar keinen Respekt abgenötigt habe. Reinald Deppe, Chef eines bekannten Wiener Veranstaltungslokals, hat dazu folgende Assoziationen beigesteuert:

Reinald Deppe *

Am Anfang war das Wort :

»Ich weiß nicht, wie Sie mich einschätzen, aber ich bin kein Vollidiot.«

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) während der Einvernahme (September 21)
wegen mutmaßlicher Falschaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss zur ÖBAG-Causa

»Oh, ihr armen Schelme in den großen Städten der Weltpolitik, ihr jungen, begabten, vom Ehrgeiz gemarterten Männer,
welche es für ihre Pflicht halten, zu allen Begebenheiten — es begibt sich immer Etwas — ihr Wort zu sagen!
Welche, wenn sie auf diese Art Staub und Lärm machen, glauben, der Wagen der Geschichte zu sein!
Welche, weil sie immer horchen, immer auf den Augenblick passen, wo sie ihr Wort hineinwerfen können, jede echte Produktivität verlieren!«

Friedrich Nietzsche: Morgenröte
Gedanken über die moralischen Vorurteile (1881)

Reinald Deppe, engagierter Politbeobachter, ist Verantwortlicher des renommierten Wiener Jazzclubs Borgy und Bess : www.porgy.at

Afghanistan und Islam

Massenmedien vernachlässigen oft Geschichtliches, darum bleiben Bücher wertvoll. Der Impuls zur Islamisierung Afghanistans kam von Arabern – im 8.Jahrhundert.

Hans Högl

Afghanistans Lage am Schnittpunkt der großen asiatischen Kulturareale und der Handelswege zwischen Europa und Asien hinterließ diesem Land ein einzigartiges und vielfältiges Kulturerbe aus persischen, hellenistischen, buddhistischen und islamischen Einflüssen (S. 39).

In der Mitte des 7.Jahrhunderts betraten die Araber die Arena Afghanistans im Kampf um die Kontrolle des einträglichen Seidenhandels zwischen China und dem Westen. Die Araber unterwarfen das Land durch mehrmals wiederholte Eroberungszüge. Im 8. und 9. Jahrhundert machten der Westen und Norden Afghanistan eine Periode rascher streng sunnitischer Islamisierung durch, im 10. Jahrhundert auch andere Teile des Landes (S.50).

Ein großer Zeitsprung: Ende der 1980er Jahre zogen sich die Sowjets aus Afghanistan zurück. Die Menschen hofften auf Frieden, aber nun kam es zum leidvollen Bürgerkrieg unter den Afghanen selbst.

Zu den Taliban: Etwa ab 1990 wurden in Pakistan lebende junge Flüchtlinge streng religiös im wahabitischen Islam geschult. 1994 betreten sie als Taliban die politische Bühne und erobern 1996 Kabul und wurden anfangs freundlich begrüßt. Finanziell wurden sie von Pakistan und Saudi Arabien unterstützt.

Sie unterdrücken Frauen, verhängen drakonische Strafen,verteufeln Unterhaltung und zerstören kulturelles Erbe (S.222 f.). Bis 1996/97 toleriert die US-Regierung die Taliban und unterstützt US-Ölgesellschaften beim P l a n, eine Gasleitung von Turkmenistan über Afghanistan nach Pakistan und an den Indischen Ozean zu errichten (S. 223).

Wikipedia zur Gasleitung: Construction on the project started in Turkmenistan on 13 December 2015, work on the Afghan section began in February 2018, and work on the Pakistani section was planned to commence in December 2018. The abbreviation TAPI comes from the first letters of those countries.

Zitate oben: Bildband „Afghanistan“ (Völkerkundemuseum Wien 2003).

Britisches Empire und Niederlage in Afghanistan

Zur Erinnerung für Russen und US-Amerikaner und für die NATO ein kaum erwähnter historischer Rückblick zum Königreich Kabul: Von Afghanen besiegte Briten

Hans Högl

„Die Briten können es nicht vergessen, dass die wilden Gebirgsstämme Afghanistans vor hundert Jahren den aus Indien einmarschierten englischen Truppen mehrere Niederlagen beigebracht, die völlig geschwächte Expeditionsarmee während ihres verzweifelten Rückzugs über den Khyber überfallen und so grausig niedergemetzelt haben, dass dieses Ereignis noch heute als eine der größten Katastrophen des British Empire gilt.“ Das schrieb:
Annemarie Schwarzenbach 1940 (S. 55).

Und Nicolas Bouvier schrieb 1963: „Hier endlich ist Asien ohne Minderwertigkeitskomplex“.

Zitate in dem bemerkenswerten kulturhistorischen Bildband „Afghanistan“ von Axel Steinmann von der gleichnamigen Ausstellung im Museum für Völkerkunde in Wien 2003. Umfang: 239 Seiten.

Seltenes Wort zum Tod

Ein außergewöhnliches Wort zum Sterben. Der Wiener Musiker, Maler und Poet Ernst Wilfried Huber verdrängte nicht den Tod.

Hans Högl – ein letzter Freundschaftsdienst

Der Musiker – Maler – Poet – Weiser Ernst Wilfried Huber hat am 21.07. 2021 im Alter von 80 Jahren die physische Welt verlassen. Er lehrte viele Jahre Musik in Wien an der Pädagogischen Akademie, er komponierte, malte und schrieb Gedichte, so ein außergewöhnliches lang vor seinem Tod:

ein schwarzer abgrund – man fällt und fällt und fällt. Es wird heller und heller – man erwacht in einer anderen welt- wo dieses fallen aufgefangen wird.

Ein spezielles Thema seiner Malkunst waren die hebräischen Buchstaben. Eine Kleinschrift (2021) trägt den Titel: „22 Zeichen des Seins schreiben Geschichte(n)“. So lautet der Text Nr. 4 geheimnisvoll wie moderne Lyrik: „Türen immer wieder Türen. Flügel auf und zu. Geschlossen – wieder offen- niemals findet ein Luftzug Ruh.“

Die Gattin des Verstorbenen, Mag. Eva Huber, ist akademische Malerin und ausgebildete Psychotherapeutin und verbindet weiterhin in ihrem Atelier moderne Methoden der Psychotherapie, Kunsttherapie und kreative Kunst in Euratsfeld (und Wien). Das Atelier und die reichhaltige Künstlerwerkstatt sind in Euratsfeld NÖ. Vgl. https://www.huberbilder.com

Wie über Corona „gut“ berichten

„Vom Fachchinesischen ins Österreichische“ war Motto von Günther Mayr (ORF-Wissenschaft)

Hans Högl- Resumé eines Interviews des Leiters der ORF-TV-Wissenschaftsredaktion

In der Zeitschrift „Gesund leben“ von der Wiener Ärztekammer fand sich Günther Mayrs langes Interview (05/21). Ich bringe daraus Passagen: Der 54-jährige Bregenzer Günther Mayr wurde ein ORF-Star, und er ist ein Fußballfan.

Beispiele aus dem Leben helfen dem Zuschauer, sich abstrakte Dinge besser vorzustellen. Günther Mayr: „Meine Erfahrung ist: Erzählt man Geschichten, folgen einem die Menschen. Natürlich muss man sich vorher ganz genau überlegen, wie man diese Geschichten erzählt. … Rückversichern als Qualitätskontrolle auf der fachlichen Seite ist sehr wichtig.“ …Wir (Journalisten) sind keine Virologen, keine Spezialisten. Aber wir versuchen, die Thematik zu verstehen und das „Fachchinesische ins Österreichische zu übersetzen“. Genau diese Übersetzung ist unsere Aufgabe.

Die Zuseher finden es toll, wenn ich das Thema mit einem Augenzwinkern betrachte. Das gibt einem das Gefühl, irgendwie schaffen wir`s schon, auch wenn die Lage ernst ist. Wir Österreicher ticken humortechnisch ein bisserl anders als die Deutschen. Die Angst zu beseitigen, ist in unserer Berichterstattung ein ganz wichtiger Punkt. Wie auch unser Bundespräsident immer wieder sagt: „Irgendwann ist die Sache vorbei!“ „Natürlich ist es zach“ und es geht uns alle unendlich auf die Nerven. Aber Humor ist eine Möglicheit, gesunde Distanz zum Thema zu schaffen.

Die Coronaberichte sollten verlässlich sein und die Menschen nicht durch zu viel Details überfordern. Dazu selbstkritische Worte von Günther Mayr: „Was wir nicht hätten machen sollen – im Nachhinein gesehen – ist, die Wirksamkeit der einzelnen Impfstoffe an genauen Zahlen festzumachen, sie zu vergleichen und darüber zu berichten. Also Impfstoff A wirkt zu 95 %, Impfstoff B zu 92 %. ….Das würden wir aus heutiger Sicht nicht mehr tun. Denn das hat dazu geführt, dass die Leute die Impfungen vergleichen wie Autos. Meins hat 95 PS, deines nur 92 PS. Zur Impf-Verunsicherung – à la: Welchen Impfstoff bekomme ich? haben leider auch die Medien beitgetragen.“ „Und auch einzelne Hersteller“.- „Es hat auch anfangs bei den Masken geheißen: Die helfen nix! Heute weiß man, dass das nicht stimmt…Auch wir haben damals über die Nutzlosigkeit der Masken berichtet, denn wir berichten ja nicht das Gegenteil von dem, was die Fachwelt sagt.“
„Wir sind nicht fehlerfrei, aber wer ist das schon? Es ist die erste Pandemie, die wir erleben- da ist es ganz logisch, dass man von Anfang an, nicht immer alles richtig macht.“

Hans Högl: Eines Tages kann uns wirklich die Klimakatastrophe so massiv und umfassend treffen, dass ein zu häufiges Plaudern darüber zu wenig ist. Dann ist auch verlässlicher Wissenschaftsjournalismus dringend gefordert.