Archiv der Kategorie: Medienschmankerl

Wer wir sind, bleibt offen

Fehlende Antworten in Wissenschaft und Medien zur tiefsten Frage: Was ist der Mensch?

Hans Högl

Wissenschaft kommt oft ziemlich breitspurig daher, im „Gehabe“ „wir wissen`s“. Oft tut sie so, als hätte sie „alles im Griff“. Doch der größte Feind der Erkenntnis ist die Illusion des Wissens. Das größte Lernhindernis ist die Arroganz, schreibt der originelle Alternativ-Schuhfabrikant Heini Staudinger aus dem Waldviertel in der neuesten Ausgabe seiner Zeitschrift „brennstoff, nr. 59. Die Einleitungsworte oben finden sich in diesem Heft, das in der Regel bemerkenswerte Artikel bietet.

Staudinger: „Wer und was wir sind, ist heute um keinen Deut weniger geheimnisvoll als zur Zeit der ersten Menschen. Die Wissenschaften haben dieses Rätsel nicht gelöst, sondern vertieft. Verweis auf einen Beitrag im Heft von Fabian Scheidler.

Die gleiche Frage stellte ich mir spontan, als ich gestern mit dem Rad in der vielbesuchten Wiener Mariahilfer Straße war und auch die Menschenmassen auf dem Stephansplatz sah. Medien konzentrieren sich auf die Sekunden der Weltgeschichte, auf das reelle vielfältige Geschehen. Auch die Wissenschaft, so wichtig sie ist, gibt uns auf existentielle Fragen nach dem Sinn des Lebens und des Menschen kaum eine Antwort.

Staatsschulden und Corona

Corona-Staatsschulden: Vorläufig ist davon in Österreich wenig Präzises zu erfahren – doch anders verfährt die wirtschaftsliberale Schweiz.

Hans Högl

Der Schweizer Bundesrat, also die Regierung, führt eine erste Aussprache über Schuldenabbau: Der Bundesrat will die in der Corona-Krise aufgebauten Schulden voraussichtlich in 10 bis 15 Jahren wieder abbauen. Dies soll schmerzfrei passieren, sprich: Es soll weder Steuererhöhungen noch Sparprogramme geben. Eine konkrete Gesetzesvorlage soll im August kommen. nzz online 23.6.2021

Was wird aus Syrien?

Rätsel um die Wahl in Syrien gelüftet

Hans Högl

Das Wichtigste in der Medienwelt ist angesichts der Fülle an Nachrichten entweder verspätet zu erfahren. Oder es ist so, dass wir davon gleichsam nur die Spitze eines Eisberges sehen, alles Andere bleibt im Dunkeln und kommt erst später, manchmal nach Jahren, an die Oberfläche. Und so fand ich folgende Deutung der Wahl in Syrien leider verspätet. Ein Ereignis, das mir bisher rätselhaft blieb.

Auch wenn die Gegenkandidaten in Syrien attraktiver wären, angesichts der Machtverhältnisse in Syrien

würden es wohl auch viele Wähler aus bloßer Angst vor Denunzianten nicht wagen, ihre Stimme nicht Assad zu geben.

„Die Syrer haben diese Paronoia, dass die Geheimdienste immer alles wissen“,

so erklärt ein syrischer Flüchtling in Libanon die allgegenwärtige Angst seiner Landsleute. Dies sei auch der Grund, warum sich am vergangenen Donnerstag Hunderte von Vertriebenen in Libanon von prosyrischen Parteien in Bussen zur syrischen Botschaft in Beirut hatten fahren lassen, um dort ihre Stimme für Assad zu geben. NZZ, 26. Mai 2021: Assad dürfte die Scheinwahl mit einem Glanzresultat von rund 90 % der Stimmen gewinnen.

„DIE ZEIT“ zur Kanzler-Frage

Ein Bekannter sagte mir, er finde in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ sonst kaum anzutreffende Perspektiven. So erging es mir mit einem Beitrag in der letzten Ausgabe der ZEIT, wo es um die Chancen der Kanzlerkandidaten in Deutschland geht. Die ZEIT bietet eine völlig andere Sicht als sonst übliche Korrespondentenberichte. Ich habe die interessantesten Textteile herausgenommen.

Hans Högl

Bei Ar­min La­schet ge­hen die So­zi­al­de­mo­kra­ten da­von aus, dass er bleibt, was er ist: ein Kan­di­dat, den selbst Tei­le der ei­ge­nen Leu­te nicht wol­len. Mit wach­sen­der Freu­de be­trach­ten sie die Äu­ße­run­gen von Mar­kus Sö­der und Fried­rich Merz. Der Ers­te sti­chelt wei­ter ge­gen La­schet, und der Zwei­te tritt so groß­spu­rig auf, dass der ei­ge­ne Kan­di­dat noch klei­ner wirkt, als ihn der Macht­kampf mit Sö­der be­reits ge­macht hat.

Die ei­ne zu un­er­fah­ren, der an­de­re be­schä­digt – nicht aus­ge­schlos­sen, so glaubt man bei den So­zi­al­de­mo­kra­ten, dass mehr Men­schen als er­war­tet im Herbst sa­gen wer­den: »Dann neh­men wir doch den An­sa­ger­ty­pen mit dem Bü­ro­lei­ter-Charme.« Dass am En­de die ver­läss­li­che Au­to­ri­tät mehr wie­gen könn­te als der Reiz des Auf­bruchs – dar­in liegt ei­ne ers­te Chan­ce von Olaf Scholz. Die zwei­te liegt dar­in, dass die SPD zu­min­dest in Grund­zü­gen et­was vor­wei­sen kann, wo­nach die Uni­on noch sucht: ei­ne Bot­schaft.

Die ver­gan­ge­nen Co­ro­na-Mo­na­te ha­ben ge­zeigt, wie kri­sen­an­fäl­lig Staat und Land sind: Ein Ge­sund­heits­sys­tem, das Pfle­ge­kräf­te so lan­ge aus­beu­tet, bis sie da­von­lau­fen; Ge­sund­heits­äm­ter, für die di­gi­ta­le Ver­net­zung Sci­ence-Fic­tion ist; Heer­scha­ren von pre­kär Be­schäf­tig­ten, die ih­ren Job ver­lie­ren. Schu­len, die Lern­platt­for­men erst in dem Mo­ment ken­nen­ler­nen, da der Un­ter­richt von ih­nen ab­hängt.

Nimmt man an­de­re Kri­sen­er­fah­run­gen – die Fi­nanz­kri­se, Ter­ror­an­schlä­ge, den Kli­ma­wan­del – so­wie be­stimm­te ge­sell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen – schwin­den­de so­zia­le Durch­läs­sig­keit, wach­sen­de Ein­kom­mens­sprei­zung, ex­plo­die­ren­de Mie­ten – hin­zu, er­gibt sich das Bild ei­nes Ge­mein­we­sens, das sich selbst ge­fähr­det. Auf­ga­be der So­zi­al­de­mo­kra­ten ist es, so se­hen es ih­re Stra­te­gen, den Staat wi­der­stands­fä­hi­ger zu ma­chen ge­gen ex­ter­ne Kri­sen wie in­ter­ne Span­nun­gen. Der vor­sor­gen­de und wi­der­stands­fä­hi­ge (neu­deutsch: resi­li­en­te) Staat bö­te die Rah­men­er­zäh­lung für ei­nen Wahl­kampf, bei dem die SPD Tra­di­tio­nel­les (bes­se­re Löh­ne in der Pfle­ge, be­zahl­ba­rer Wohn­raum) mit Neu­em (kli­ma­neu­tra­ler Ar­beits­platz, Ki­ta-Platz per Maus­klick) ver­bin­den könn­te und zu­gleich ei­ne wei­te­re Sehn­sucht auf­grei­fen wür­de: die nach Si­cher­heit.

Als Vor­teil er­weist sich hier­bei, dass Olaf Scholz mitt­ler­wei­le aus dem Ge­fäng­nis der schwar­zen Null aus­ge­bro­chen ist, in das er sich selbst und sei­ne Par­tei lan­ge Zeit ein­ge­ker­kert hat­te. Am be­nö­tig­ten Geld wird der wi­der­stands­fä­hi­ge Staat je­den­falls nicht schei­tern. Und auch die Be­völ­ke­rung hat in der Co­ro­na-Kri­se über den Um­gang mit Geld et­was ge­lernt: Ein bes­se­res Ge­sund­heits­we­sen kann man sich nicht her­beis­pa­ren.

Ei­ne ent­zau­ber­te Ba­er­bock, ein dau­er­schwa­cher La­schet, die ver­läss­li­che Au­to­ri­tät ei­nes Olaf Scholz und da­zu ein The­ma, hin­ter dem sich die Par­tei ver­sam­meln kann und das aus den Kri­sen­er­fah­run­gen der Men­schen er­wächst – das ist der Mix, auf dem die Hoff­nun­gen der SPD be­ru­hen. Feh­len nur noch zwei Din­ge: die nö­ti­ge Zu­spit­zung. Und ein Olaf Scholz, der sich end­lich aus der Zwangs­ja­cke des Mer­kel-er­ge­be­nen Vi­ze­kanz­lers be­freit und so auf­tritt, wie die SPD ihn auf und nach ih­rem Par­tei­tag am 9. Mai nur noch se­hen will – als ih­ren Kanz­ler­kan­di­da­ten.

China, Russland und Indien impfen die Welt

Das ungewöhnliche Medienschmankerl der „Neuen Zürcher Zeitung“ erweist deren Qualität.

Hans Högl

Der Westen hat mit viel Geld Impfstoffe eingekauft und impft zuerst die eigene Bevölkerung. Doch China, Russland und Indien liefern sie weltweit an finanzschwache Länder. China hat Vakzine in knapp 40 Länder geliefert, Russland in über 14, Indien in mehr als 35.

Westafrika. Schule in Burkina Faso

„Eure Probleme möchten wir haben“, das könnten Leute von Burkina Faso zu uns sagen. Ich sah eben eine Reportage in ARTE über Burkina Faso (früher: Ober Volta genannt). Gezeigt wurde die Privatjustiz auf dem Land, da der Staat keine Polizei stellen kann.

Zur Schule und Bildung
(Beitrag übernommen von Hans Högl)

Schule in Dourtenga. Nirgendwo sonst in Afrika besuchen weniger Kinder die Grundschule als in Burkina Faso. Für die Kinder auf dem Land ist die Situation besonders schlimm. In einer Schulklasse sitzen bis zu 120 Kinder. An vielen Schulen fehlen Strom und Wasseranschlüsse. Deshalb gibt es keine Toiletten, sondern Latrinen. Der Unterricht in der Grundschule ist kostenlos. Doch für Einschreibe- und Verwaltungsgebühren, für Schulhefte und Stifte müssen die Eltern selbst aufkommen. Die meisten sehen ein, dass Bildung wichtig ist. Aber sie können es sich einfach nicht leisten, alle Kinder zur Schule zu schicken. Französisch ist die offizielle Unterrichtssprache, das ist für viele Schulanfänger ein zusätzliches Hindernis. Die meisten wachsen mit ihrer afrikanischen Sprache auf. Sie können dem Unterricht in der fremden Sprache nicht folgen und brechen oft die Schule ab. Nur ein Viertel schafft den Schulabschluss, und nur ein Prozent aller Schüler beginnt ein Hochschulstudium.

TV-Happening und Demonstration

Der französische Soziologe Pierre Bourdieu meinte (1994):

„Man kann ohne große Übertreibung behaupten, dass fünfzig clevere Leute, die ein erfolgreiches Happening auf die Beine stellen und fünf Minuten im Fernsehen bekommen, genausoviel politischen Einfluss haben können wie eine halbe Million Demonstranten.“

Quelle: Eric Habsbawn: Das Zeitalter der Extreme, München 1994, Kap. Kulturelle Revolution p. 402. (H. Högl)

Kanzlerattacken gegen die Justiz

Zitat zum Tag (ausgewählt von Udo Bachmair)

„Es ist genug, Herr Bundeskanzler. Ein Regierungschef, der die Justiz angreift, greift die Demokratie an“

( Katharina Mittelstaedt, der Standard vom 23.2.2021 )

Die renommierte Journalistin nimmt Bezug auf einen „wütenden“ Brief von Kanzler Kurz an die Korruptionsstaatsanwaltschaft, in dem der Regierungschef sich in ein laufendes Verfahren gegen seinen engen Vertrauten Gernot Blümel einmischt und damit die unabhängige Justiz unter Druck setzt. Ein in westlichen Demokratien wohl einzigartiger und höchst bedenklicher Vorgang. Kritische Medien sind gefordert!

Warum wir nicht handeln

Warum es uns so schwer fällt, »das Richtige« zu tun

Hans Högl- entnommen dem Blog perspective daily de

Wir wissen um die Gefahren des Klimawandels. Trotzdem handeln wir nicht. Die Kognitionswissenschafterin Imke von Maur erzählt im Interview, wie es ihr gelingt, ihre Ideale in die Tat umzusetzen, und warum dafür kein eiserner Wille nötig ist. 22. Februar 2021

Schweiz Pioniermarkt für Wasserstoff

Es ist verwunderlich, wie lange es braucht, dass bemerkenswerte Entwicklungen in der Schweiz bei uns medial wahrgenommen werden. Ein Beispiel ist die Initiative für Wasserstoffautos.

Hans Högl

In der Schweizer Illustrierten war davon schon am 12. Oktober 2020 die Rede. Kürzlich hat Ö1 dies aufgegriffen. Die LKW-Firma Gebrüder Weiss aus Österreich beteiligt sich an der Initiative. Auch Toyota hat Kontakt aufgenommen.

Ein Glaubenskrieg tobt derzeit um die Zukunft der individuellen Mobilität. Ziemlich sicher ist, dass wir sie elektrisch bestreiten. Aber speist sich der E-Motor in unseren Autos mit Strom aus einem Akku? Oder wird Wasserstoff (H2) mittels Brennstoffzelle im Auto umgewandelt, um es ebenfalls elektrisch anzutreiben? Während die Zahl der Ladesäulen für Elektroautos europaweit massiv steigt, hat in St. Gallen diesen Sommer die nach Hunzenschwil AG erst zweite öffentliche Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz eröffnet. Noch in diesem Jahr sollen aber fünf weitere Stationen folgen und die Ost-West-Achse Genfersee-Ostschweiz erschließen. Doch die Frage bleibt: Ist der Aufbau eines H2-Netzes überhaupt erfolgversprechend? 

Rolf Huber, 55, CEO des Unternehmens H2 Energy, sowie Jörg Ackermann, 62, Präsident des Fördervereins H2 Mobilität, sind nicht nur überzeugt vom Erfolg des Wasserstoffs, sie sagen auch klipp und klar: «Ohne Wasserstoff ist die Energiewende gar nicht möglich.» Warum die Schweiz als Pioniermarkt für den Wasserstoff geradezu prädestiniert ist, wie der Fahrplan für die Umsetzung aussieht und warum sie nichts von staatlicher Förderung halten, erklären Huber und Ackermann im Interview in der Schweizer Illustrierten.