Archiv der Kategorie: Medienschmankerl

Ein Servus für Gorbatschow

Österreichs EU-Beitritt und Gorbatschow

Hans Högl

Auf Zentrales weist ein Gastkommentar in der „Wiener Zeitung“:

Österreich schuldet Michail Gorbatschow Dank. Er hat den EU-Beitritt ermöglicht.

Bundeskanzler Franz Vranitzky fuhr 1988 nach Moskau, um allfällige Widerstände zu überwinden. Der damalige Ministerpräsident N. Ryschkow sagte Njet und verwies auf die Neutralität Österreichs, die er fälschlicherweise im Staatsvertrag verankert sah. Ein einstündiges Gespräch mit Gorbatschow verlief weit entspannnter. Der Kreml-Chef sah den Beitrittswunsch zur damaligen EG als innere Angelegenheit Österreichs. (Wiener Zeitung 3.9.2022 -Gastkommentar von Otmar Lahodynsky).

Filme von Werner Herzog in Arte

Anthropologischer Tiefgang im Film

Hans Högl

Montag 5. Sept. ab 20:15 Themenabend mit Werner Herzog

Zu dessen 80. Geburtstag zeigt ARTE zwei Filme von Werner Herzog. Ich selbst verfolgte von Anfang an sein außergewöhnliches Schaffen. Der Radiosender Ö 1 brachte von ihm diesen Donnerstag abend in der Sendung im „Gespräch“ ein sehr feines Hintergrundbild. Ihm gehe es nicht um äußere Fakten, sondern um zu tiefer Liegendes, um Anthropologisches.

Arte zeigt dessen Film „Fitzcarraldo“, der sich in den Kopf setzt, ein Opernhaus im Regenwald am Amazonas zu bauen. Der folgende Film „Die Flucht aus Laos“ ab 22:45 handelt von einem Vietnamkriegs-Piloten, der abgeschossen, zuerst als Kriegsgefangener und dann im Dschungel um sein Leben kämpft.

Herzog Biografie erscheint im Hanser Verlag – mit dem Titel „Jeder für sich und Gott gegen alle“

Neutralität und fremde Militärtransporte/Militärische Selbstverteidigung

Hans Högl

Lob für die Grazer „Kleine Zeitung“ für zwei bemerkenswerte Beiträge, bereits am 16.8.2022.

In einer Kurznotiz heißt es, dass ausländische Militärtransporte Österreich durchquerten – laut Zahlen aus dem Verteidigungsministerium. Damit sei unsere Neutralität „massiv“ beschädigt worden, betonte der FPÖ-Hofburgkandidat Walter Rosenkranz. Man muss kein Freund dieses Herren sein, aber der Militärtransport ist außerordentlich bemerkenswert, und es gilt zu erwägen, was Österreich in praxi unter Neutralität versteht.

In einem 2. Beitrag wird der grüne Vizekanzler Werner Kogler gefragt: „Würden Sie zur Verteidigung Österreichs zur Waffe greifen ?“Ohne Umschweife sagt Kogler: „Ja!“ und betont: „Stell Dir vor, es ist Frieden, und einer macht alles hin.“

Sehr energisch verteidigte Kogler die Sanktionen gegen Russland und die Unterstützung der Ukraine: „Ja, alle wollen Frieden. Aber das kann nicht bedeuten, dass die Ukraine dem Untergang geweiht wird!“ Man müsse sie unterstützen.

NB. Daraus wird ersichtlich, dass eine grüne Partei, deren Anfänge wohl intensiv im Studentischen liegen, anders argumentiert, als eine grüne Partei mit Regierungsverantwortung. Hier sind die Zielpublika doch sehr verschieden.

Woran sich Medienqualität misst

Impuls zu dialektischem Denkprozess als Qualitätskriterium

Hans Högl

Ein Schweizer Leserbrief bringt es auf den Punkt, worin die Qualität einer Zeitung (oder einer Plattform) besteht, nämlich nicht darin, dass der Leser/die Leserin sich in Meinungen und Standpunkten wiedererkennt, sondern dass die Lektüre einen Denkprozess in Gang zu setzen vermag. Insofern dies gelingt, wird das Interesse der Lesenden gewahrt. (NZZ 10.8.2022)

USA: Mutterschutz als Luxus

USA: Genereller Mutterschutz fehlt. Medientipp

Hans Högl

Manchmal sind scheinbar beiläufige Informationen von Bedeutung: Sie bieten Basisinformationen, die meist in Medien ausgeklammert sind. So berichtet der Deutschlandfunk heute ab 18:30 über den lückenhaften Mutterschutz in den USA: „Zwölf Wochen Mutterschutz gelten als Luxus“.

In keinem anderen Industrieland der Welt „ist der Mutterschutz so harsch wie in den USA“, schreibt die Wiener Zeitung (19.7.22) in einem Medientipp. Es gibt keinen bundesweit gesetzlichen Mutterschutz.

„Schwangere sparen Urlaubs- und Krankentage an, arbeiten bis zum errechneten Geburtstagtermin und müssen dann unter Umständen bereits sechs Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gehen. Wie lange Frauen mit ihrem Neugeborenen zu Haus bleiben können, hängt vom Arbeitgeber und Wohnort ab. Unterschiedliche Bundesstaaten und Unternehmen haben unterschiedliche Regelungen“.

Die Schweiz ist bedroht! Ja?

Negativliste überrascht selbst ein medienkundiges Publikum. Papiersäcke gehen aus!

Hans H ö g l

Im Vorstadtcafé Ritter las ich, dass in der wohlhabenden Schweiz und einer der besten Demokratien der Welt, im Journalismus oft von drohendem Untergang die Rede ist. Dazu eine Dame: Manche wollen gar nicht gute Nachrichten hören. Es ist ein Vorzug Wiener Cafés, dass eine Fülle von diversen Printmedien aufliegen. So findet sich u.a. im Ottakringer „Ritter“: „Le Monde“, die „Süddeutsche“, eine chinesische Zeitung, der „Economist“ und auch die „Weltwoche“. Sie steht der Schweizer SVP um Blocher nahe. Als weltoffener Leser fand ich darin (Nr. 24. 2022) eine Auflistung von drohendem Unheil für die Schweiz. Überall Schrecken. Überall Bedrohung:

„Es droht eine große Hungersnot“ schreibt „Der Blick“, eine Boulevardblatt wie die Zeitung „Österreich“ und die deutsche „Bild“)
„Es drohen Stromausfälle“ (Luzerner Zeitung)
„Es droht ein Chaos-Sommer“ (St. Gallener Tagblatt)
„Es droht schlechte Luft“ (Schweizer Radio)
„Es droht Abstieg“ (Neue Zürcher Zeitung)
„Es droht Versprödung“ (Tages-Anzeiger). Was es ist, wird gefragt. Wichtig: Es ist bedrohlich.
„Der Schweiz droht eine Abfallkrise“ (Sonntagszeitung)
„Der Schweiz droht ein Mangel an Arbeitskräften“ (Aargauer Zeitung)
„Der Schweiz drohen mehr Arbeitslose“ ( 20 Minuten)
„Der Schweiz drohen die Papiersäcke auszugehen“ (St. Gallener Tagblatt)

Genf: Grüne dürfen Fleisch essen

Doch keine Verpflichtung zum Vegetarismus

Hans Högl- Quelle- nzz-online

In Genf dürfen die Grünen weiterhin Fleisch essen: Ursprünglich hätten sich grüne Amtsträger zum öffentlichen Vegetarismus bekennen sollen, um gegen die ressourcenintensive und damit klimaschädliche Tierhaltung ein Zeichen zu setzen. Nun stimmten die Genfer Grünen nochmals über die umstrittene Passage in der erst vor einem Monat verabschiedeten Charta ab. Und siehe da: Der Fleisch-Passus wurde fallengelassen.

Neue Antwort auf Ärztemangel

Der Mangel an Ärzten auf dem Land ist bekannt. Hier ein neuer Weg, das Problem zu lösen.

Hans H ö g l

Im Bezirk Tulln (Niederösterreich) entsteht ein best-practice-Angebot in der Gesundheitsversorgung für drei Landgemeinden. Das neue Primärversorgungszentrum garantiert eine zeitgemäße medizinische Versorgung für drei Gemeinden im Tullnerfeld (Michelhausen, Judenau-Baumgarten und Langenrohr). Drei Ärzte werden im neuen Gebäude beim Bahnhof Tullnerfeld, der auch mit dem Bus erreichbar ist, ab voraussichtlich Mitte 2023 gemeinsam tätig sein. Patienten sollen in erweiterten Öffnungszeiten umfassend betreut werden.

Der früher umstrittene Bahnhof hat ein großes Parkangebot für die weitere Umgebung. Dieses wird sehr viel genützt, denn vom Bahnhof Tullnerfeld ist Wien-Zentrum in 15 Minuten, so für Pendler, erreichbar. Heute wird der Sinn der neuen Hochleistungs-Westbahn -mit dem Tunnel durch den Wienerwald- gut verstanden. Vor allem wurden auch die Fahrzeiten nach St.Pölten, Linz und Salzburg stark verkürzt.

Lob der Lehre

Zu starker Trend zu Studien?

Hans H ö g l

Ein längerer Beitrag in einem Qualitätsblatt berichtet, dass bestimmte Absolvent*innen (Historiker, Ethnologen, Soziologen) meist nur die Hälfte im Vergleich zu solchen anderer Studien verdienen. Dazu kommt, dass sie oft 30 Jahr alt werden, bis sie z.B. eine Dissertation abgeschlossen haben, und sie haben bis dahin noch nie ein Gehalt bezogen.

Ein höheres Gehalt als die oben Genannten – oft mit Halbtagsbeschäftigung – erhalten Personen mit Lehrabschluss, und dies zehn Jahre früher als Erstere. Und so staune ich, dass eine österreichische Regionalzeitung aus dem Salzkammergut,“Die Alpenpost“ den erfolgreichen Abschluss einer Lehre stark hervorhebt.

So heißt es in der letzten Ausgabe: Wir gratulieren. Marina….-LAP mit Auszeichnung. Marian S. aus Bad Aussee hat kürzlich die Lehrabschlussprüfung zur Köchin an der WKO in Graz mit Auszeichnung bestanden. Herzlichen Glückwunsch!

NB. Ich frage mich, ob es nicht ein Übermaß an Wertschätzung für das Studium gibt, andererseits Leute mit Berufsabschluss (so Handwerker) dringend gebraucht werden: Und deren Verdienstchancen können beträchtlich sein, man denke an Stundensätze von Installateuren. NB. In Österreich gibt es Lehre mit Matura.

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Russische Vermögen für Wiederaufbau?

Es bestehen Rechtshürden, um Oligarchen-Vermögen für den Wiederaufbau der Ukraine heranzuziehen.

Hans Högl ( Quelle NZZ-online vom 7.6.2022 )

Es wäre naheliegend, die im Westen eingefrorenen Vermögen der Oligarchen für den Wiederaufbau der Ukraine zu verwenden. Ziemlich salopp brachte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell diesen Wunsch gegenüber der «Financial Times» zum Ausdruck. «Wir haben das Geld in unseren Taschen», sagte er vor einigen Wochen. Damit meinte er unter anderem die von der EU eingefrorenen russischen Privatvermögen. Doch so einfach geht das nicht. Denn die rechtlichen Hürden, um an diese Gelder zu gelangen, sind hoch.

Nach geltendem Schweizer Recht sind die Hürden für eine Konfiszierung gesperrter Vermögen hoch, solange keine gerichtlichen Schuldsprüche zu strafrechtlichen Delikten vorliegen. Das Embargogesetz scheint keine Handhabe für das Einziehen von Russland-Vermögen zu geben. Dabei ist die Schweiz ein bedeutender Hafen für lichtscheue Vermögen. Bis Ende April hatten die USA private russische Vermögenswerte von weniger als 2 Milliarden Dollar blockiert. Die Schweiz meldete dagegen das Drei- bis Vierfache.