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Keine Malaria auf Kap Verde

Gute Nachricht vom Blog „Perspective Daily“

Hans Högl

Das afrikanische Cabo Verde hat eine der tödlichsten Krankheiten der Welt besiegt. In dem afrikanischen Staat gibt es offiziell keine Malaria mehr. Laut WHO könnten zudem bald weitere Länder in Afrika folgen.

Papst gegen Rüstungsspende

Die Haltung des Vatikans erscheint konträr zu Mainstream-Medien.

Hans Högl

Zurückgekehrt vom Winterurlaub entdecke ich die Meldung, dass der Vatikan eine Spende von 1,5 Mio € des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo abgelehnt hat. Leonardo beschäftigt weltweit 51.000 Personen im Konzern und wollte den Beitrag zum Erwerb eines innovativen Gerätes für Computer-Tomografien für das vatikanische Kinderkrankenhaus „Bambino Gesù“ spenden. Laut der römischen Zeitung „La Repubblica“ hat der Papst die Spende zurückgewiesen (Die Presse 13.1.2024).

Manchmal entsteht der Eindruck, Medien verhalten sich wie auf dem Schulhof, wo es auch Prügelknaben gibt, die immer wieder ausgeschlossen oder negativ beurteilt werden.

Die Katholische Aktion Österreichs solidarisiert sich mit der letzten Generation von 52 Klimaaktivist:innen. KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder nannte die Kriminalisierung der Gruppe als „absolut unerträglich“. (Die Presse 13.1.2024)

Der heute 83-jährige bengalische Ökonom Muhammad Yunus erhielt 2006 den Friedensnobelpreis für seine Idee, Mikrokredite an die Ärmsten zu vergeben. 1976 startete Yunus das Experiment, 27 Dollar an 42 bitterarme Korbflechter ohne Sicherheit, aber mit Zinsen zu verleihen. Zur Überraschung wurden die Zinsen korrekt zurückgezahlt. Zuletzt kritisierten immer wieder internationale Organisationen Repressalien durch die Regierung in Bangla Desh gegen ihn. Nun wurde er in Haft genommen (vgl. den präzisen, zweispaltigen Kommentar in der kirchlich nahen „Kleinen Zeitung“/Graz 3.1.2024).

Bemerkenswerte Statistik

Fast 60 Prozent der Kinder (bis 15 Jahre) in der Schweiz haben ausländische Wurzeln. Der Zürcher „Tagesanzeiger“ hat dazu eine Statistik veröffentlicht.

Hans Högl

Es lohnt ein Blick über die Grenze. Die Geburtenrate in der Schweiz ist laut „Tagesanzeiger“ auf einem neuen Tiefststand. Allerdings steigt die Zahl der Mädchen und Buben, die Eltern mit ausländischen Wurzeln haben (es sind 58 %). Was das für das Land und die Gesellschaft bedeutet, darüber denkt der eher linkspositionierte „Tages-Anzeiger“ nach.

Solche Informationen durchbrechen die sogenannte Schweigespirale, so genannt von der Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann um 1980. Sie bezog sich auf eine ähnliche Beobachtung des französischen Denkers Descartes um 1640.

Es gibt je ein dominantes Meinungsklima zu bestimmten Themen, dem nur wenige zu widersprechen wagen. Auch an Universitäten. Darum wurde in Deutschland das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ gegründet.

Dem Blickfeld entrückt

Verdeckt vom Ukraine- und dem Gazakrieg sind andere Kriege und Konflikte aus dem Blickfeld westlicher Politik und Medien verschwunden. Besonders stiefmütterlich behandeln Medien den globalen Süden, im Besonderen Afrika, und dort im Speziellen die schlimme Situation im Sudan.

Wolfgang Koppler *

Was dort passiert, interessiert kaum. Oder wann wurde in der ZiB2 das letzte Mal über die katastrophale Lage in Somalia oder im Südsudan berichtet? Oder die Konflikte zwischen Ägypten und Äthiopien um das Wasser des Nil und einen geplanten Staudamm. Es ist auch kein wirkliches Thema für die EU oder die USA, die mehr damit beschäftigt sind, sich gegen den globalen Süden zu wappnen. Militärisch natürlich.

Selbst die unvermindert anhaltenden Kämpfe im Sudan und die katastrophale Lage dort sind etwa für die ZiB2 schon seit dem Sommer kein Thema mehr. Obwohl dort inzwischen 7,5 Millionen Menschen auf der Flucht sind und auch noch eine Hungersnot droht , weil die Kornkammer des Sudan, der Bundesstaat Jezira, von den Paramilitärs eingenommen wurde. Auch in der Hauptstadt Khartum fehlt es an Wasser, Strom und leistbaren Lebensmitteln. Als das islamistische Regime von Al Bashir gestürzt wurde, herrschte Jubel (auch im ORF). Der sehr bald der Ernüchterung wich. Die zivile Übergangsregierung musste weichen. Das Militär übernahm auch formal die Macht. Und dann brachen innerhalb des Militärs Kämpfe aus. Die regulären Streitkräfte unter Abdel Fattah Burjan gegen die arabischstämmigen rapid support Forces (RSF) von Mohammed Daglo. Es ist einerseits ein ethnischer Konflikt (arabischstämmiger RSF gegen schwarzafrikanische Gruppen), wie er sich schon bei Abspaltung des christlichen Südsudan abzeichnete. Wobei gerade im Sudan auch der Klimawandel eine große Rolle spielt, der den Kampf um Wasser und Weideland, insbesondere im Darfur-Konflikt verschärfte. Und damit Spannungen zwischen den Volksgruppen.

Andererseits werden diese Konflikte natürlich von außen geschürt. Weshalb trotz Hunger und Elend den Bürgerkriegsparteien nie die Waffen ausgehen. Schon in den Fällen der seinerzeitigen Abspaltung des christlichen Südsudan vor einigen Jahren spielten Rohstoffe wohl eine große Rolle. Im schon seit Jahren unabhängigen Südsudan etwa liegen 75 % der sudanesischen Ölreserven. Aber die Unabhängigkeit hat der Masse der Bevölkerung dort wenig gebracht. Die Menschen hungern und die FAO war aufgrund mangelnder Bereitschaft der Geberländer sogar zeitweise gezwungen, die Essensreserven zu kürzen. Zudem gibt es dort ebenfalls bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gruppen. Das Interesse des Westens ist enden wollend. Hauptsache, der Südsudan ist unabhängig, und Al-Bashir ist weg.

Noch schlimmer die Situation im „Mutterland“ Sudan, wo selbst die humanitäre Hilfe immer schwieriger wird. Auch hier Unterstützung der Aufständischen von außen. In diesem Fall von den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die die USA auf diplomatischem Weg einzubremsen suchen. Da es sich aber nicht um antiwestliche „Bösewichte“ wie den Iran oder Putin handelt, natürlich nur vorsichtig. Und die EU schläft überhaupt. Der Ukrainekrieg ist schließlich wichtiger. Und die bevorstehenden EU-Wahlen.

Immerhin darf das ZDF darüber berichten. Zumal auch größere Flüchtlingsbewegungen in Richtung Europa zu erwarten sind. Auch neuer Nährboden für Terror könnte angesichts des von Chaos, Elend und Kriegsverbrechen entstehen. Stichwort Somalia. In österreichischen Medien weitgehend Schweigen.

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/sudan-krieg-vertreibung-100.html

https://www.deutschlandfunk.de/sudan-kaempfe-unruhen-militaer-102.html

* Gastautor Mag. Wolfgang Koppler lebt als Journalist und Jurist in Wien

Tipp: „Bild der Wissenschaft“

Die Monatsszeitschrift „Bild der Wissenschaft“ besteht nun schon seit 61 Jahren. Sie bietet unvermindert qualitativ hochwertigen Lesestoff.

Hans Högl

Im Fokus der Zeitschrift sind neue und bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse und neueste Experimente. Wer eine Trafik aufsucht, sieht sich einer Unzahl von Wochen- und Monatsschriften gegenüber – auch solchen fragwürdiger Qualität. In manchen Trafiken kann „Bild der Wissenschaft“ erworben werden, in anderen nicht, weil keine Nachfrage beseht (so in einer großen inner-österreichischen Marktgemeinde, wie ich feststellte).

Es ist sinnvoll, auf die Qualität dieser Zeitschrift auf der Website der Vereinigung für Medienkultur anerkennend hinzuweisen – im Wissen, dass ähnliche Themen sich im Feuilleton von Printmedien und in Magazinen von Radio und Fernsehen oft verstreut finden. Eben gestern zeigte der TV-Sender Phönix eine exzellente, mehrstündige Dokumentation über Australien.

Folgende, sehr kurz gefasste Informationen finden sich in einem Heft von „Bild der Wissenschaft“. Schweizer Experten der angesehenen Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) haben errechnet, wieviel Geld erforderlich wäre, um die Klimaziele zu erreichen. So beiläufig erfahren wir ja rund um die Uhr, was alles beim Klimaschutz versäumt wird. Ein ungewöhnlicher Vorschlag: Jene Journalistinnen und Journalisten, die dies erwähnen, sollten fallweise bekunden, wie sie es selbst konkret mit der Ökologie halten, was sie und ihre Angehörigen für Klimaziele beitragen. Und das betrifft auch Medien-Unternehmen als solche.

a) 87 Milliarden müsste Europa pro Jahr in klimarelevante Infrastruktur investieren im Sinne des selbstgesteckten Klimaschutzes. Ziel ist: Reduktion der Treibhausgase bis 2050 auf Null- Emissionen. Alles dies müsste um 42 % mehr als bisher sein wie Bjarne Steffen und Lena Klaßen von der ETH Zürich ausgerechnet haben. Es wird oft der Klimawandel in den Mund genommen. Darum der Hinweis, wer auch immer dies in Medien zum Ausdruck bringt, solle mitteilen, was er persönlich für den Klimaschutz beiträgt, damit dies nicht bloß ein belangloses ‚Gerede` ist.

b) Moderner Beton hält meist nur 50 Jahre. Die Römer verwendeten nicht Löschkalk, sondern Brantkalk (Kalk wurde mit Vulkanasche gemischt und mit Meerwasser angerührt. Das brachte große Qualität) Antike Bauten überdauerten Jahrtausende.

c) Weltweite Weizen-Exporteure (laut FAO)

1. Russland 37.3 Mio Tonnen (18,8 %), 2. USA 26,1 Mio t (13,2 %), 3. Kanada 26,1 Mio t (13,2 %), 4. Frankreich 19,8 Mio t (10 %), 5. Ukraine 18,1 Mio t (9,1 %). Ukraines Exportanteil fiel 2022 auf knapp ein Drittel der Vorjahrsproduktion. Dies bedeutet, dass ohne Krieg die Ukraine rund 50 Mio t produzierte, also das meiste Getreide im Frieden exportierte.

d) Milch enthält neben Fett und Proteinen auch lebenswichtige Mikro-Nahrungsstoffe wie Kalzium, Magnesium, Zink und Vitamine. Milchtrinken führte in Europa zu einer körperlich größeren Bevölkerung, denn sie enthält einen Wachstumsfaktor. Aber es gibt eine angeborene Milch-Intoleranz. Betroffenen Säuglingen fehlt die Fähigkeit, Milchzucker zu verwerten. Man nennt dies Laktose-Intoleranz. Vor dem 20.Jahrhundert hatten solche Säuglinge keine Überlebenschance (heute gibt es spezielle Babynahrung).

Und Milch hat Ansteckungen reduziert; so hat kontaminiertes Wasser Cholera verbreitet. Darum trank man im Mittelalter lieber Wein und Bier anstelle von Wasser. Der darin enthaltene Alkohol tötete die meisten Mikroorganismen und schützte vor lebensbedrohlichen Krankheiten (Bild der Wissenschaft 3/23 p.44f.).

e) Cholera 1832 in Paris. Bericht darüber von Heinrich Heine. Die Reichen verließen Paris, Stadtbewohner nutzten Flanellstoffe als Panzer, und Priester glaubten, der geweihte Rosenkranz wehre die Cholera ab. Die Frühsozialisten um Saint-Simon meinten, sie könnten nicht sterben, denn Fortschritt sei ein Naturgesetz und sozialen Fortschritt bringe die Bewegung der Anhänger von Saint-Simnon.

f) Auf S. 49 (3/23) wird auf ein Buch der Science Busters hingewiesen, gegründet von den österr. Physikern Heinz Oberhummer und Werner Gruber. Das Buch „Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht daran glaubt“ sei „Lesespaß pur“- erschienen im Hanser Verlag. Motto: Humor und Wissenschaft müssen keine Feinde sein.

g) Zu Planetoiden im Weltall. Millionen von Kleinkörpern (Planetoiden) bewegen sich im Weltall und geben Zeugnis von dessen Urgeschichte. Gesteinsproben davon werden untersucht.

h) Satelliten: Ihre Umlaufbahnen befinden sich auf einzelnen „Etagen“ rund um die Erde. In etwa 500 km Höhe sind die Satelliten der ISS-Station und des Hubble. Im mittleren Orbit zwischen 20.000 km und 27.000 km ist der Geo-Satellit. Die stationären Wettersatelliten und die Rundfunk- und TV-Satelliten befinden sich auf einer Höhe von 36.000 km.

Satelliten brauchen Treibstoff, um nicht abzustürzen. Forscher bemühen sich um Lösungen.

Lautes Schweigen

Gaza in Schutt und Asche, unermessliches Leid der Zivilbevölkerung, mehr als 20.000 Todesopfer, unter ihnen zahlreiche Kinder: Politik und Medien lassen Mitgefühl und Kritik vermissen. Es herrscht „Lautes Schweigen“, wie es die deutsche Tageszeitung TAZ kürzlich auf den Punkt gebracht hat.

Udo Bachmair

Zu Israels brutaler Kriegsführung in Gaza fehlen Politikerinnen und Politikern offenbar die Worte. Im Gegensatz zum Ukraine-Krieg und zum Hamas-Massaker, zwei verurteilungswürdige Verbrechen, zu dem sich Medien und Politik zu recht empört äußern, herrscht zum Angriffskrieg gegen Gaza „lautes Schweigen“. Unter anderen drückten weder der deutsche noch der österreichische Bundespräsident in ihren Neujahrsansprachen Bedauern oder gar Kritik am israelischen Kriegsregime aus.

Das „laute Schweigen“ beklagt auf brillante und treffende Weise auch ein Kommentar der renommierten deutschen Tageszeitung TAZ*. Darin zitiert Autor Daniel Bax u.a. die US Agentur Associated Press. Sie spricht von einem Negativrekord sondergleichen. So gehöre die Aggression Israels im Gazastreifen schon jetzt „zu den tödlichsten und zerstörerischsten der jüngeren Geschichte“ In knapp drei Monaten habe Israels Armee mehr Zerstörung angerichtet als Assads Armee im syrischen Aleppo in den vier Jahren zwischen 2012 und 2016, Russlands Armee im ukrainischen Mariupol oder die US-geführte Koalition in ihrem dreijährigen Feldzug gegen den IS in Mossul und Rakka.

Der Kommentator der TAZ bezieht sich auch auf den US-Sender CNN. Fast die Hälfte der Bomben, die Israels Armee über Gaza abwerfe, seien sogenannte „dumme“, unpräzise Bomben, die viele Zivilisten töteten. Die New York Times berichtete, Israels Armee habe einige dieser „dummen“ 2.000-Pfund-Bomben über Gebieten abgeworfen, die sie vorher zu angeblich sicheren Schutzzonen für die Zivilbevölkerung erklärt habe, auch über Flüchtlingslagern.

Solche Recherchen sucht man in deutschen und österreichischen Leitmedien vergeblich. „Statt ihre Leserinnen und Leser zu informieren, missionieren sie. Als vierte Gewalt fallen sie aus“, lautet der TAZ-Befund.

Wie anders in anderen Teilen der Welt über Israels Kriegsführung gedacht wird, zeigt Südafrikas Vorstoß, das Land jetzt wegen „Völkermord“ vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu verklagen. Südafrikas 84-seitige Anklageschrift versucht zu belegen, dass es sich bei der massiven Zerstörung und den vielen Toten im Gazastreifen um das Ergebnis einer gezielten Strategie handle.

Dabei wäre ein sofortiger humanitärer Waffenstillstand ein Gebot der Stunde. Als einer von ganz wenigen Staaten stimmte Österreich in der UNO-Vollversammlung bekannterweise gegen eine Feuerpause. Eine Schande für einen neutralen Staat, der künftig nicht mehr mit einem Wohlwollen der internationalen Gemeinschaft rechnen kann, Ort internationaler Konferenzen zu sein.

Auch eine gemeinsame europäische Außenpolitik liegt in Trümmern, wie Jean Asselborn, Luxemburgs Ex-Außenminister beklagt. Er warnte daher schon vor einem Monat: „Die Geschichte wird uns das nicht verzeihen.“

Fest steht aber laut TAZ-Kommentator Daniel Bax schon jetzt, dass es im Gaza-Krieg „deutliche Anzeichen für massive Kriegsverbrechen gibt – nicht nur seitens der Hamas bei ihrem Massaker am 7. Oktober und ihren ständigen Raketenangriffen, sondern auch seitens der israelischen Armee, durch die kollektive Bestrafung und ihr Dauerbombardement der Zivilbevölkerung von Gaza.“ Selbst US-Präsident Joe Biden hat das israelische Kriegskabinett davor gewarnt, sich durch ihr „willkürliches Bombardement“ zu isolieren.

Doch sowohl Deutschland als auch Österreich bleiben ohne Wenn und Aber bei ihrer Unterstützung der rechtsradikalen Regierung Israels.

„Der Rest der Welt hört ihr lautes Schweigen und sieht ihr bewusstes Wegschauen. Er nimmt deutsche Politikerinnen und Politiker nicht mehr ernst, wenn sie von Menschenrechten sprechen“, so die Schlussfolgerung der TAZ-Analyse.

• Der gesamte Essay von TAZ-Redakteur Daniel Bax ist unter folgendem Link abrufbar:

https://taz.de/Israels-Krieg-in-Gaza/!5981361/

Eine empfehlenswerte Zeitschrift, für die die brutale Kriegsführung Israels ebenfalls kein Tabu ist, ist INTERNATIONAL:

www.international.or.at

Wertvolle Entdeckungen

Abgesehen von Christopher Clarks ausgezeichnetem Buch „Die Preußen“- bekannt wurde bei uns der Australier u. Professor für Geschichte in Cambridge durch sein Buch über den 1. Weltkrieg „Die Schlafwandler“- wandte ich mich nun – ermüdet von vielen Wiederholungen in Medien- der Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“ zu, las eine Reihe davon und entdeckte Wertvolles.

Hans Högl

Eine Kolumne betrifft Medienkultur im engsten Sinne. Der Titel lautet: „Meinung ohne Ahnung. Das glaube ich nicht“. Meinungsfreiheit gehört zu den höchsten Gütern der Demokratie. Meinungsfreiheit wird so hochgeschätzt, dass niemand um eine Begründung gefragt wird. Es gibt ein leichtfertiges Spiel mit Meinungsfreiheit (z.B. über Impfschutz, Einsatz fossiler Energie und Gentechnik). Wer solides Wissen anbietet, sorgt dafür, dass Leute weghören.

Eine Meinung zu haben, ist einfacher und kommt beim Publikum meist gut an. Laute Überzeugungen besiegen stille Argumente. Das hohe Gut der Meinungsfreiheit verkommt zu ahnungsloser Beliebigkeit, schreibt Ernst Fischer, Professor in Heidelberg für Wissenschaftsgeschichte.

„Die Probleme der Welt meistern“ ist Titel eines Heftes in „Bild der Wissenschaft“. Es geht um Klimawandel, Artensterben, Müllberge und anderes. Davon nun Kurzbeiträge:

a) Seit mindestens 40.000 Jahren ist Homo sapiens als kulturelles Wesen zu Höchstleistungen fähig. Wir haben 7.000 Sprachen geschaffen, rund 1200 Musikinstrumente, vielerlei Tanzformen und Malstile und Dutzende Wissenschafsdisziplinen. (Einwand: Gegen Kriege fanden wir noch kein dauerhaftes Mittel.)

b) 9,4 Billionen KW-Stunden bringen Bäume auf der Erde jedes Jahr auf, um Wasser von den Wurzeln bis in die Baumkrone zu transportieren. Das ist soviel an Energie wie aus globaler Wasserkraft entsteht.

c) In Norwegen waren im ersten Halbjahr 2022 fast 80 % der Neuzulassungen reine Elektroautos. Solar- und Windstrom sind nun billiger als Kohlestrom. Die Kosten für E-Autos sinken.

d) Laut „Global Footprint Network“ nutzen wir Ressourcen unseres Planeten schon 1,7 mal so schnell, wie sie sich regenerieren. Und wenn es so weiter geht, brauchen wir bis 2050 drei Erden. Die Zeit läuft ab – darauf verweist das Buch von Mojib Latif mit dem Titel „Countdown“ (Spiegel-Bestseller). Das 1,5-Grad-Ziel werden wir de facto nicht mehr erreichen. Der Autor appelliert an Politiker, global zu denken.

e)In deutschen Großstädten setzt sich immer mehr das neue Arbeitsplatzmodell durch Coworking Spaces durch. (NB. Ich sah selbst eines in der steirischen Marktgemeinde Bad Mitterndorf).

f)Forscher suchen die Arteriosklerose, die häufigste Todesursache, zu bekämpfen. Nicht nachplappern – nachschauen war Motto von Leonardo da Vinci. Ab 1487 sezierte er Leichen (auch von Frauen) und skizzierte um 1507 als Erster den Sachverhalt der Arteriosklerose (der Terminus für Gefäßerkrankung wurde erst 1829 von Johann Lobstein geprägt).

Bei der Arteriosklerose bilden sich in den Wänden arterieller Blutgefäße Ablagerungen /genannt Plaques. Schließt sich ein Gefäß im Hirn, folgt ein Schlaganfall, schließt sich ein kaum stricknadeldünnes Blutgefäß, die den Herzmuskel versorgen, kommt es zum Herz-Infarkt.

ORF-Journalist mit Mut

Politik und Medien scheint Empathie für das Leid der Palästinenser weitgehend zu fehlen. Und Österreichs Außenpolitik hat sich von neutralitätspolitischen Grundsätzen einigermaßen entfernt. Vor diesem Hintergrund sind mutige Worte des ORF-Korrespondenten Karim El-Gawhari besonders positiv aufgefallen.

Udo Bachmair

Es war in der reichweitesten Informationssendung des ORF, der ZiB1 (7.1.), als der Korrespondent für den arabischen Raum verblüffend offen und beherzt die dramatische Lage im Nahen Osten schilderte. Karim El Gawhari fand mutige Worte über das nach dem abscheulichen Massaker der Hamas besonders brutale Vorgehen Israels gegen die Bevölkerung im Gazastreifen. Eine solche Offenheit, ein solcher Mut fällt besonders in den Medien Deutschlands und Österreichs auf, zwei Länder, die sich im Gazakrieg voll auf die Seite Israels gestellt haben. Sie unterstützen damit auch die weltweit bereits höchst umstrittene aggressive Politik der rechtsradikalen israelischen Regierung. Nicht nur humanitäre Grundsätze, sondern auch Österreichs Neutralität werden damit unterminiert.

Karim El-Gawhari bringt die Lage eindrucksvoll auf den Punkt:

„Die letzten 3 Monate des Krieges waren für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ein absoluter Alptraum. 1,9 Millionen von 2,3 Millionen mussten nach UN-Angaben ihr Zuhause verlassen, nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza sind mehr als 22000 Menschen getötet worden, unter ihnen zahlreiche Frauen und Kinder. Bei all dem scheint es, dass Israel mit dem Ziel, die Hamas zu zerstören, sehr weit entfernt ist. Der Gazastreifen wurde in Schutt und Asche gelegt, doch die Hamas agiert dort weiter.“

Der Krieg Israels gegen Gaza hat also kaum Fortschritte bezüglich einer Ausschaltung der militärischen Struktur der Hamas gebracht, stattdessen einen im Nahen Osten in so kurzer Zeit beispiellos hohen Blutzoll unter der Zivilbevölkerung. Alle bisherigen Versuche der UNO, aber auch von US-Außenminister Blinken, das israelische Kriegskabinett in dessen Überreaktion zu stoppen und mehr auf die Zivilbevölkerung Rücksicht zu nehmen, haben bisher nichts gefruchtet.

Ganz zu schweigen von Österreich, dessen Außenpolitik sich ohne Wenn und Aber hinter Israel stellt. Besonders unverständlich, dass Österreich als einziger neutraler Staat der Welt in der UNO-Generalversammlung gegen eine humanitäre Feuerpause im Gazakrieg gestimmt hat. Eine außenpolitische und neutralitätspolitische Schande. Zudem eine Fahrlässigkeit sondergleichen, Österreich als UNO-Standort und Ort von Friedenskonferenzen enorm geschadet zu haben. Außenminister Schallenberg und die gesamte schwarz/grüne Bundesregierung werden die Konsequenzen ihrer Außenpolitik weg von Neutralität und Humanität zu verantworten haben.

Diese Haltung Österreichs, die ganz im Gegensatz zur früheren ausgleichenden Außenpolitik Österreichs steht, hat mittlerweile die guten Beziehungen unseres Landes zur arabischen Welt erkalten lassen. Auch diesbezüglich fand ORF-Korrespondent Karim El Gawhari klare Worte in der ZiB1 :

„Immer wieder fragen mich Leute, was ist denn los mit den Österreichern und auch den Deutschen, die Leute verstehen einfach nicht, warum es so wenig Empathie gibt gegenüber dem Leiden der Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Das wird, denke ich, auch langfristige Folgen haben für die Beziehungen Österreichs, aber auch Deutschlands und der EU insgesamt zur arabischen Welt.“

Diesen klaren Worten ist in der Sache nichts hinzuzufügen, außer dass sich die Bundesregierung endlich darauf besinnen möge, den Geist der Neutralität nicht weiter zu ignorieren, sodass Österreich als Ort von Begegnungen international wieder akzeptiert wird. Doch es ist zu befürchten, dass Einseitigkeit und Einäugigkeit der gegenwärtigen österreichischen Außenpolitik dieses wichtige auch staatspolitische Anliegen weiter konterkarieren. Wider besseres Wissen, denn das wird sicher auch eines der Reizthemen im heurigen Superwahljahr sein.

Schul-Assistenz in Zürich

Hilfspersonal für Lehrpersonen

Hans Högl- Bemerkenswerte Information im Tages–Anzeiger (Zürich)

Die Klassenassistenz boomt in Zürcher Schulen.

In fast jeder Klasse hilft heute eine Schulassistenz mit. In Zürich gibt es zehnmal so viele Stellen wie vor vier Jahren. Dabei gibt es den Beruf offiziell gar nicht.

Ein böser Krieg

Mit unverminderter Brutalität führt Israel den Krieg gegen Gaza weiter. Politik und Medien verurteilen zu Recht die israelischen Opfer des besonders verabscheuungswürdigen Massakers der Hamas vom 7. Oktober. Sie lassen hingegen Empathie für die unzähligen palästinensischen Opfer im Gazastreifen weitgehend vermissen. Umso bemerkenswerter ist ein in der israelischen Tageszeitung Haaretz erschienener Kommentar mit dem Titel „Kein israelischer Soldat hat sich geweigert, an diesem bösen Krieg teilzunehmen“. Autor ist der bekannte israelische Journalist

Gideon Lewy *

Niemand ist aufgestanden. Soweit bekannt, wurde in der israelischen Armee seit Ausbruch des Krieges kein einziger Fall von Ungehorsam registriert, mit Ausnahme eines jungen Mannes vor seiner Rekrutierung.

Die Piloten bombardieren, wie sie noch nie bombardiert haben, die Betreiber von Drohnen töten per Fernsteuerung in nie gekanntem Ausmaß, die Artilleristen schießen mehr denn je, die Betreiber von schwerem technischem Gerät zerstören, wie sie noch nie zerstört haben, und sogar die Gefängniswärter misshandeln Gefangene, wie sie noch nie misshandelt haben – und niemand ist aufgestanden.

Unter den Hunderttausenden von Reserve- und Berufsoffizieren – lassen wir die regulären Soldaten aufgrund ihres Alters, ihres Status und ihrer Gehirnwäsche einmal außen vor – gibt es nicht einen einzigen Soldaten oder Offizier, Piloten oder Artilleristen, Fallschirmjäger, der gesagt hat: Das ist weit genug. Ich bin nicht bereit, weiterhin an dem Gemetzel teilzunehmen, nicht bereit, Partner bei der Verursachung des unmenschlichen Leids zu sein. Es ist auch kein einziger Gefängniswärter aufgestanden, um die Wahrheit darüber zu sagen, was zwischen den Sicherheitsgefängnissen Sde Teiman und Megiddo geschieht, und die Handschellen auf den Tisch zu legen.

Auf den ersten Blick sollte die Streitkräfte mit einem völlig einvernehmlichen Krieg zufrieden sein, ohne Hintergrundgeräusche. Aber das völlige Fehlen von Ungehorsam sollte uns zu denken geben; es deutet eher auf automatischen Gehorsam als auf gute Bürgerrechte hin. Ein derart brutaler Krieg, der noch keine Zweifel bei den Kombattanten hervorgerufen hat, zeugt von moralischer Blindheit. Die Piloten und Drohnenbetreiber sind eine Sache, sie sehen ihre Opfer als winzige Punkte auf einem Bildschirm. Aber die Soldaten und Offiziere in Gaza sehen, was wir getan haben. Die meisten von ihnen sind Reservisten, Eltern von Kindern.

Sie sehen mehr als eine Million Menschen, die in Rafah zusammengedrängt sind und alles verloren haben. Sie sehen die Leichen auf den Straßen, die Überreste des Lebens in den Ruinen, die Puppen der Kinder und ihre Betten, die zerfetzten Lumpen und die kaputten Möbel. Sind alle Soldaten der Meinung, dass die Hamas schuld ist, dass ganz Gaza zur Hamas gehört, dass sie all das verdient hat und dass dies Israel nützt?

Die Armee verwüstet eine ganze Region mitsamt ihren Bewohnern, und das stört das Gewissen unserer Streitkräfte nicht. Die Zumutbarkeitsklausel beunruhigt einige von ihnen mehr. Wo sind jetzt die 10.000 Soldaten, die wegen Benjamin Netanjahu und Yariv Levin mit Ungehorsam gedroht haben?

Sie sind damit beschäftigt, den Gazastreifen zu bombardieren, ihn platt zu machen, zu zerstören und seine Bewohner wahllos zu töten, darunter Tausende von Kindern. Wie konnte es dazu kommen, dass die Bombardierung des Hauses von Salah Shehadeh, bei der 14 Bewohner, darunter 11 Kinder, getötet wurden, zu dem „Pilotenbrief“ führte, in dem 27 Piloten erklärten, dass sie sich weigern würden, an Angriffsmissionen teilzunehmen – und jetzt, nicht einmal eine Postkarte von einem einzigen Piloten? Was ist seit 2003 mit unseren Piloten geschehen, und was ist mit den Soldaten?

Die Antwort ist scheinbar klar. Israel sagt, dass es nach dem Horror vom 7. Oktober alles tun darf, und dass alles, was es tut, würdig, moralisch und legal ist. Ungehorsam während des Krieges ist ein viel drastischerer Schritt als Ungehorsam in der Ausbildung und grenzt sogar an Verrat. Es könnte den Brüdern im Kampf schaden. Aber das völlige Fehlen von Ungehorsam nach etwa 90 Tagen böser Kriegsführung ist nichts, worüber man sich freuen kann. Es ist nicht gut. Vielleicht werden es in ein paar Jahren einige Leute bereuen. Vielleicht werden sich einige dafür schämen.

* Der Beitrag von Gideon Lewy ist (leicht gekürzt) der israelischen Tageszeitung Haaretz vom 3.1.2024 entnommen. Den Text des Autors hat uns Adalbert Krims übermittelt. Die Einleitung stammt von Udo Bachmair.