Archiv der Kategorie: Studien / Rezensionen

Wie Misstrauen begegnen

Empfehlung unseres Autors für Sascha Lobos Buch über die wachsende Vertrauenskrise und deren Bewältigung.

Hans Högl

Manche Infos gehen einem nicht aus dem Kopf; So ergeht es mir mit dem Buch von Sascha Lobo: „Die große Vertrauenskrise. Ein Bewältigungskompass“, Köln 2023. Umfang: 329 Seiten!

Walter Hämmerle, früher Chefr. der „Wiener Zeitung“, nun in der „Kleinen Zeitung“ tätig, fragte sich kürzlich irritiert bei einem Vortrag in Wien über das weithin verbreitete öffentliche Misstrauen. Das Buch von Sascha Lobo Sascha ist eine (deutsche) Antwort darauf. Sie gilt wohl im Kern auch für Österreich.

Lobo konstatiert: Das Zukunftsvertrauen der Deutschen ist kollabiert. Zur Wende waren 68 % hoffnungsfroh, vor der Pandemie waren es 54 %. Kern der Vertrauenskrise ist der tiefe Zweifel am Funktionieren der Demokratie (S. 12). Doch ein basales Vertrauen in Medien ist für einen Grundkonsens erforderlich. Doch nur 50 % trauen seit Jahren den Inhalten der Leitmedien (so das Leibniz-Insititut). (S. 91). Wie ist der Vertrauenskrise zu begegnen? Behörden sollen früh ihre Rohdaten strukturiert bekannt machen. Mit Transparenz schützt man sich. Die Öffentlichkeit brauche Anwälte, Ombudspersonen.

Es gibt den Vertrag. dass jüngere Berufstätige die Pensionen der Älteren tragen. Bei der Klimakrise sollte es einen Generationenvertrag für die Jüngeren geben.

Wir sollten wissen, wie Wissen entsteht. Wo ist Vertrauen angebracht, wo nicht? Es gilt, Aussagen kritisch zu betrachten, wir brauchen Quellenstudium, Vertrauensheuristik, Ambiguitätstoleranz.

Lobo nennt Wikipedia, die Online-Enzyklopädie, ein „digitales Weltwunder“. Auch Wissenschaft ist gefordert. Es irritiert, dass die Öl- und Gasindustrie lange falsche Daten lieferte. Zu Prognosen: Der Weltklimarat IPCC meinte 2007, dass 2035 Himalayas Gletscher geschmolzen seien; doch 2010 stellte das IPCC fest, dies wäre erst im Jahr 2350 der Fall. 2007 war die Prognose: Das Eis in der Arktis sei bis 2013 verschwunden. Auch das wurde korrigiert.

1979 beauftragte Jimmy Carter den „Club of Rome“ mit einer Studie über die Ressourcen der Erde. Die Umfrage hatte 1.500 Seiten. In Deutschland wurde die Studie mit dem Namen „Global 2000“ 500.000 mal verkauft. Der Spiegel: Die apokalyptischen Aussagen trafen nicht ein. So entstehen Zweifel bzgl. medialer Sensationsmache. Und Wissenschafter spitzen ihre Ergebnisse mit Blick auf die Medien zu.

Trump aus Sicht C. Clarks

Der Historiker Clark wagt einen Vergleich von Wilhelm II. und Donald Trump.

Hans Högl

Unter dem Eindruck der Europa-Saga (3-sat) suchte ich Näheres über den Historiker Christopher Clark zu erfahren. Da fand ich in Wikipedia dessen überraschenden Vergleich von Kaiser Wilhelm Ii. und Donald Trump.

2013 erschien Clarks Buch „Die Schlafwandler, worin Christopher Clark die These von der alleinigen Schuld Deutschlands am Ausbruch des Ersten Weltkrieges abschwächt. Er wollte damit Deutschland nicht „weißwaschen“, sondern den Kriegsausbruch „europäisieren“. IN Clarks neuem Buch „Gefangene der Zeit. Geschichte und Zeitlichkeit von Nebukadnezar bis Donald Trump“ fragt er, ob der letzte deutsche Kaiser, Wilhelm II. mit dem US-Präsidenten Donald Trump Gemeinsames habe.

Clark sieht Parallelen: Man hat von dem Kaiser (Wilhelm II.) immer wieder behauptet, es würde ihm an Empathie mangeln. Er war indiskret und berührte pausenlos diverse Themen. „Er benahm sich völlig unpassend in der Gegenwart von ausländischen Staatsoberhäuptern. Genau das alles könnte man von Trump sagen. Also dieser Mangel an Selbstbeherrschung, die Aggressivität, die Furcht vor der Demütigung, der Geltungsdrang.“

Europa im Blick von Christopher Clark

Der Qualitätssender 3sat (ARD, ORF, SRG) darf nicht geopfert werden! Entsprechende Pläne, ihn aufzulösen und seine Programmanteile anderen Medien einzuverleiben, werden hoffentlich nicht realisiert. Das ist umso wünschenswerter, als gerade in letzter Zeit wieder besonders sehenswerte Dokus programmiert waren.(Mod-Text Udo Bachmair)

Hans Högl *

Wer im Fernsehen auch einen Bildungsauftrag sieht, der kam mit 3-sat Sendungen mit dem Namen „Europa-Saga“ voll auf die Rechnung. Sie wurden von Prof. Christopher Clark (Univ. Cambridge) konzipiert und geleitet. Christoper Clark ist der in Australien geborene Historiker, der an der Universität Cambridge lehrt. Er wurde bekannt durch das Buch „Schlafwandler“- über die Anfänge des 1. Weltkrieges.

Die Sendungen wurden gestern Dienstag, den 12. November 2024, ab 14.05 ausgestrahlt. Ich habe mit großem Interesse die Einzelsendungen von Anfang bis Ende gesehen.

Die Sendungen wären für den Bereich „Politische Bildung“ außerordentlich geeignet. Vielleicht vermag eben ein australischer Historiker die Leistungen der verschiedenen Länder wie von Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und Österreich für Europa und die Welt so fair und ausgeglichen darstellen.

Mit großer Kenntnis hebt Clark die wichtigsten Ereignisse Europas – vom Mittelalter beginnend hervor – und verweist auf den Unterschied zum Großreich China, das niemals seine Grenzen so ausgedehnt hat wie Europa.

Clark sucht persönlich die wichtigsten Orte und Quellen selbst auf. Durch Amsterdam fährt er typischerweise mit dem Fahrrad wie eben Niederländer. Er konsultiert und zeigt die Originaldokumente wie das vom Westfälischen Frieden 1648 und die des Wiener Kongresses 1815.

Für Clerk ist das Zustandekommen der Europäische Union eine der größten Errungenschaften der Weltgeschichte.

* Prof. Dr. MMag. Hans Högl ist Soziologe, Buchautor, Vizepräsident und Finanzreferent der Vereinigung für Medienkultur und lebt in Wien und Bad Mitterndorf

Afrika weiter in Armut gefangen

Einen nach wie vor aktuellen Blickwinkel auf Afrika bietet das 2011 im dtv-Taschenbuchverlag München erschienene Buch von Volker Seitz mit dem Titel „Afrika wird arm regiert oder wie man Afrika wirklich helfen kann“

Hans Högl

Im Sinne der Medienkultur greife ich auch Bücher und Zeitschriften auf und nicht nur „Massen“-Medien (NB. der Name „Massen“-Medien ist fragwürdig). So berichte ich von Erfahrungen, die der deutsche Diplomat Volker Seitz – er war 17 Jahre auf Posten in Afrika -in Buchform wiedergab: „Afrika wird arm regiert oder wie man Afrika wirklich helfen kann“. Zwar wurde dies vor Jahren publiziert, aber die Konsequenzen daraus sind längst nicht gezogen. Afrika -reich an Rohstoffen, Energiereserven und Arbeitskräften – bleibt noch immer in Armut gefangen.

Das Ende der Kolonialzeit liegt ungefähr 50 Jahre zurück, und Kolonialismus kann nicht mehr für alle Miseren als Ursache herhalten (S. 75) und dass präsidiale Vertraute der Regime Einfluss für persönliche Bereicherung nutzen. Es gibt – laut Seitz- afrikanische Länder, die Korruption erfolgreich bekämpft haben (und sie ist nicht naturgegeben), und er hat viele verantwortungsbewusste Afrikaner kennen gelernt.

Ich greife aus dem Text (Umfang: 239 Seiten) aus aktuellen Gründen primär Aussagen zu Medien und Migration auf. „Das überall empfangene Satellitenfernsehen“ zeigt von Europa verführerische Bilder ( S. 125), was u.a. Migration hervorruft. Die jungen Afrikaner sind gut informiert. Nachrichten kommen auch von Radio France International, BBC und afrikanischen Sendern. Seitz: Wir müssen einen anderen Blick auf Afrika werfen. Ein Buchmarkt ist nur zögernd im Entstehen, dabei gibt es exzellente Autorinnen (wie Marie N`Diaye, deren Vater aus Senegal stammt). Der Dokumentarfilm „Sisters in Law“ (gezeigt in Cannes) zeigt die Durchsetzung des Rechtsstaates in Kamerun (S.205).

In vielen Ländern Afrikas sind Schulen kostenfrei, verschwiegen wird, dass oft Klassen mit 100 Schülern von schlecht bezahlten Lehrkräften unterrichtet werden. Doch die Kosten für Schulbücher und Uniformen können viele Eltern aus ländlichen Regionen nicht aufbringen (S.77). Doch in Ruanda sorgt die Regierung für ein gutes Lernumfeld, da haben Jugendliche die Chance, der Armut zu entgehen. Andernorts sorgen Kirchen und Stiftungen (z.B. von Siemens) und kleinere Initiativen für Schulen und geben behinderten Kindern eine Chance. Besonders benachteiligt sind Mädchen, so im Niger, wo wenige eingeschult werden (S.77).

Der Zustrom von illegalen Einwanderern nach Europa geht auch auf den lange großzügigen Umgang mit dem Aufenthaltsrecht in Italien und Spanien zurück. In Spanien arbeiten viele in der Landwirtschaft (S. 127).
Viele junge Afrikaner kehren nach ihrer Ausbildung nicht in die Heimat zurück. Es ist ein Unsinn, „dass auf den britischen Inseln mehr Ärzte und Krankenschwestern aus Ghana tätig sind als in Ghana selbst“. Allein aus Uganda wanderten in letzter Zeit 500 Ärzte und Krankenschwestern ab – in arabische Staaten (!), nach Europa, aber auch nach Südafrika.
Dieser Brain könnte gestoppt werden. Man sollte sich fragen, warum Botswana, Mauritius und Benin dieses Problem nicht oder in geringem Ausmaß haben (S. 129). Bei der NASA ist ein malischer Wissenschafter tätig (S. 204).

Der Diplomat Seitz fordert eine radikale Änderung der Entwicklungspolitik. Die reichen Länder sollten ihre Hilfe direkt für Gesundheit, Bildung und Landwirtschaft überweisen und nicht für Budgethilfen. Insofern ist auch die magische Zahl von 0,7 % des BIP für Entwicklungs- Zusammenarbeit (EZ), wie es so schön heißt, fragwürdig, zu der sich Industrieländer 1970 verpflichtet haben (S. 73). Wie kein anderes Land belegt Tansania das Scheitern, obwohl es geradezu ideale Voraussetzungen hat. Seitz hebt im Vorwort den „großartigen Einsatz der Kirchen hervor“- so in Simbabwe.

Als Verfasser dieser Zeilen lernte ich im Ausbildungsprojekt „Globales Lernen“ Länder in Westafrika (Ghana, Togo und Benin) kennen. Immer wieder baten mich Afrikaner um Hilfe zum Auswandern. Ich leitete eine Befragung auf Kap Verde im Rahmen der österreichischen Entwicklungspolitik, Musiker baten mich, für eine Gruppe eine Fahrt nach Europa zu organisieren und zu sponsern. Am meisten befasste ich mich mit Lateinamerika (vor allem Brasilien) und war vier Jahre im Lateinamerika-Kolleg (in Löwen/Belgien, wo viele Latinos studierten und lebten.

Lob für Länder Afrikas

„Wir retten die Welt zu Tode“ lautet der Titel eines Buches von William Easterly. Der Autor differenziert darin seine Kritik der Entwicklungszusammenarbeit und betrachtet neben anderen afrikanischen Staaten Botsuana als Positivbeispiel.

Hans Högl

Neue Demokratien in Afrika haben sich in ressourcenarmen Ländern wie Benin, Madagaskar und Mali durchgesetzt (S. 117), während sich die ölreichen Länder wie Algerien, Kamerun, Gabun Diktaturen halten. Angola, Nigeria, Sierra Leone und Zaire sind auch ressourcenreiche Nationen.

Doch Botsuana ist ein Positivbeispiel. Trotz großer Diamantenvorkommen verwaltete es die Einkommen klug: Es verhinderte zwischen 1981 und 1987 eine Hungersnot bei der Dürreperiode. Die Regierung verschaffte mehr Dörfern Zugang zu sauberem Wasser, baute Krankenhäuser und gute Verkehrsverbindungen (S. 125).

Doch oft kommen hohe Hilfszahlungen an Nationalregierungen häufig politischen Insidern zugute, die korrupt sind. (S. 127).Bei meinem Einsatz auf den Kap Verden fanden Politiker, den Bau von Tennisplätzen für ihre Freizeitgestaltung sehr wichtig…

Doch es gibt auch gute Regierungen ohne größere Summen aus Geberländern. Verwiesen wird auf das Buch von Judith Tendler „Good Government in the Tropics“. Es geht um Ceará in Nordostbrasilien. (S. 126).

Regierungen und Geldgeber können gemeinsam etwas bewegen, folgert Prof. Easterly. Es scheint, als wären „einzelne Interventionen mit messbaren Ergebnissen -wie Schulunterricht und Stromerzeugung-aussichtsreicher als breit angelegte Programme…- wie Bekämpfung der Korruption oder Ankurbelung des Wirtschaftswachstums“ (S. 133).

Entwicklungshilfe mit Negativbilanz

Was brachte Entwicklungs-„Hilfe“ für Afrika? Dieser Frage geht ein auch noch heute lesenswertes 2006 erschienenes Buch von William Easterly mit dem Titel „Wir retten die Welt“ nach.

Hans Högl

Das Thema ist sehr umfangreich und komplex und erforderte europa-bezogen einen sehr langen Exkurs, den ich hier nicht bieten kann. Spricht man in Wien mit Kongolesen, so sind sie dankbar, in einem Land zu sein, das in Afrika keine Kolonien hatte.

Doch die europäischen Völker, vom Christentum formal geprägt, inklusive der Länder, die intensiv Aufklärung und offiziell Menschen-Freundlichkeit bekunden, handelten mit afrikanischen Sklaven und hatten Kolonialreiche. Weniger bekannt ist, dass in der Vergangenheit auch arabische Länder afrikanische Sklaven nützten und damit Handel betrieben.

In diesem Konnex ist es erschütternd über die Misserfolge der Entwicklungs-Zusammenarbeit des Westens nach 1960 mit Afrika im erwähnten Buch von William Easterly zu lesen. .

Der Autor hatte als Experte direkte Erfahrung mit Entwicklungshilfe, wie sie früher hieß. Sehr detailliert verweist er auf diverse negative Erfahrungen und Ergebnisse von der offiziell staatlichen „Hilfs-Industrie“, die ihre Ziele sehr selten erreicht. Ein Thema, das gern ausgeblendet wird.

Im Unterschied dazu waren NGOs und kleine Initiativen viel effektiver. Den sehr frühen positiven Beitrag der Kirchen nach 1960 erwähnt der Autor nicht. William Easterly ist als Ökonomie-Professor Spezialist für Afrika-Studien an der New York University und arbeitete 16 Jahre für die Weltbank, und er analysiert nicht nur grundsätzlich die Situation, sondern lässt sehr konkrete Erfahrungen einfließen und stellt fest, dass gerade rohstoffreiche Länder Afrikas demokratiepolitisch in der Armutsbekämpfung versagten. Mit der Migration aus Afrika trägt Europa heute u.a. die Folgen.

Uruguay medial unterbelichtet

Erstaunliche Informationen aus der jüngsten ARTE-Sendung „Land Stadt Kunst“ (6. Sept. 2024 12:40 Uhr – noch länger abrufbar) über den südamerikanischen Staat Uruguay.

Hans Högl

In der Sendung wird auf einen Beitrag in der „Deutschen Welle“ verwiesen: Es überrascht doch, dass über Uruguay und dessen Politik nur in sehr qualifizierten Medien, also „erlesenen“, die Rede ist. Auch sonst ist kaum darüber etwas zu erfahren.

Während meiner Studienzeit in Louvain und im Collége pour l Amérique Latine (Lateinamerika-Kolleg) war nie von Uruguay die Rede, obwohl sehr viele Latinos meine Kollegen waren. Themen von Gesprächen waren die Befreiungstheologie, drückendere Armut nicht nur im Nordosten Brasiliens, die Großgrundbesitzer und Revolution. Das europäische Modell der sozialen Marktwirtschaft war nie ein Gesprächsgegenstand und keine Alternative. Und die viele Studierenden aus Schwarzafrika hatten nur Revolution im Sinn, was ja konkrete Folgen bis Anfang 1990 hatte.

Aber wer vertraut ist im Publizistikstudium über Nachrichten-Selektionen von Medien sollte die Einseitigkeit und Lückenhaftigkeit von Medien nicht über die Maßen überraschen. Aber aus meiner Sicht hat Uruguay als Exempel der Einseitigkeit und Lückenhaftigkeit von Medien sehr wohl Gewicht.

Das Land Uruguay grenzt an Argentinien und Brasilien und hat eine funktionierende präsidiale Republik und zählt zu den fortschrittlichsten Ländern in Lateinamerika. Ethnisch setzt sich die Bevölkerung aus Nachkommen europäischer Einwanderer (88 Prozent),  Mestizen (8 Prozent) und Nachkommen afrikanischer Sklaven (4 Prozent) zusammen.

Obwohl Migranten eine wichtige Rolle in der Geschichte Uruguays spielten, waren 2017 nur noch 2,3 % der Bevölkerung im Ausland geboren: Die größten Gruppen davon kamen aus Argentinien (30.000 Personen), Spanien (20.000) und Brasilien (10.000).

Uruguay hat mit 98 Prozent eine der höchsten  Alphabetisierungsraten Südamerikas. Außerdem liegt der Anteil derjenigen, die einen höheren Bildungsweg einschlagen, um 50 % höher als im Durchschnitt von Lateinamerika. Dies geht auf die neunjährige Schulpflicht zurück, die vom 6. bis zum 14. Lebensjahr in Uruguay bereits ab 1877 bestand.

Sozioökonomisch ist Uruguay eines der lateinamerikanischen Länder mit dem größten Anteil der Mittelklasse an der Bevölkerung. Ein weitgehend europäisch beeinflusster  Wohlfahrtsstaat sorgte bisher für einen relativ ausgeglichenen Lebensstandard, aber auch hier ging die Schere zwischen Arm und Reich auseinander.

Uruguay schafft 1907 die Todesstrafe ab, Frauen haben seit Langem das Wahlrecht, es gibt das Recht auf Abtreibung und für gleichgeschlechtliche Ehen.

Wir erfahren, dass der frühere Präsident Uruguays José Cordano, Präsident von 2010 – 2015, von seinem Präsidentengehalt (9.000 Euro) nur 600 Euro für sich sich selbst beanspruchte. Er wohnt weiter in seinem bescheidenen Bauernhaus und nicht im Präsidentenpalais, das ihm zur Verfügung gestellt wurde. Er nützt weiter seinen VW-Käfer bis zum Lebensende, wünschte aber den Einbau eines Elektromotors. Wohl war dies ein Grund für die „Deutsche Welle“, dies aufzugreifen.

Uruguay war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der ersten laizistischen Staaten der Region. Seit 1916 herrscht Trennung zwischen Kirche und Staat, die Glaubensfreiheit ist in der Verfassung festgeschrieben. Die römisch-katholische Kirche  als Institution hat – untypisch für Lateinamerika – relativ wenig Einfluss in der Gesellschaft.
Es bekennen sich 47,1 % der Bevölkerung  zum katholischen Glauben, 23,2 % sind konfessionslose Gläubige, 11,1 % sind nicht-katholische Christen, 0,3 % sind jüdischen Glaubens, 0,6 % sind der Umbanda-Religion oder anderen afroamerikanischen Religionen zugehörig, 17,2 % sind Atheisten oder Agnostiker und 0,4 % gehören anderen Religionen an. (Wikipedia).

Neutralität und Sicherheit

Einladung zur Vorwahl-Diskussion

Mi., 11. September 2024, 19.00 Uhr

Stiftgasse 8, 1070 Wien, Amerlinghaus, Galerie, 1. Stock

Heute: Ukrainekrieg, Gazakrieg. Morgen: Nahostkrieg und noch mehr Kriege? In Zeiten von Krisen und Kriegen ist eine tatsächliche Politik der immerwährenden Neutralität Österreichs und das Auftreten gegen die Kriegstreiber in Ost und West und das Eintreten für sofortigen Waffenstillstand, Friedensverhandlungen und Frieden notwendiger denn je! Nicht nur die Politik, vor allem auch die Medien sollten dafür einen konstruktiven Beitrag leisten.

NEUTRALITÄT UND SICHERHEIT – ein Thema, das nicht den Rechten, Neokonservativen und Neoliberalen überlassen werden darf.

TeilnehmerInnen:

Udo Bachmair
Redakteur, Moderator, Präsident der Vereinigung für Medienkultur

Gabriele Matzner
Juristin; Publizistin, Diplomatin und Botschafterin a.D.

Günther Greindl
General i.R., Leiter von UN-Missionen, Präsident von Aufbruch-Österreich

Daniela Gruber-Pruner
Mitglied des Bundesrates, SPÖ, Schriftführerin des Bundesrates

Rihab Toumi
Vorsitzender der Sozialistischen Jugend (SJ) Wien

Wilfried Leisch
Gewerkschafter:innen gegen Atomenergie und Krieg / Österr. Solidaritätskomitee

Michael Kösten
Moderation
*
Veranstalter:

GewerkschafterInnen gegen Atomenergie und Krieg
Vereinigung für Medienkultur

Anmeldung erwünscht: ggae@gmx.at * Freier Eintritt, Spenden erbeten * www.atomgegner.at

AfD-Präferenz Jugendlicher

Vor dem Hintergrund der Wahlen in Sachsen und Thüringen versucht eine Analyse in der jüngsten Ausgabe von „Psychologie heute“ aufzuzeigen, warum vor allem auch junge Menschen die rechtsextreme AfD wählen.

Hans Högl

Eine wissenschaftliche Antwort, warum Instagram, Tik Tok und Telegram im Sinne rechtspopulistischer Parteien bei jungen Menschen in den neuen, deutschen Bundesländern erfolgreich sind:

Die AfD gestaltet ihr Angebot mit einer besonderen Bildsprache. „Auf Instagram hat jeder Post ein kleines Bild mit einem kleinen Text. Darin werden komplexe Zusammenhänge vereinfacht auf ein einzelnes Feind- und Weltbild“, schreibt Johannes Gemkow, Kommunikationswissenschafter der Univ. Leipzig: Denken wir an Posts wie „Klimawahn“, „Genderirrsinn“, „Ampel prügelt das Heizungsgesetz durch den Bundestag“. Da wird eine dauerhaft künstliche Bedrohungslage konstruiert, die polarisieren kann.

Solche Posts werden häufiger angeklickt als vernunftbezogene Argumente. Deswegen hinken demokratische Parteien hinten nach. Vergleiche den 4-seitigen Bericht in der Juni-Ausgabe von „Psychologie heute“- schon vor der erfolgten Wahl: S. 46-49.

Wissenschaftsberichte lesen!

Wissenschaftsberichte können auch bei Alltagsfragen hilfreich und sinnvoll sein, wie folgendes Beispiel zeigt.

Hans Högl

Es ist gut, wissenschaftliche Beiträge zu lesen. Doch wie viele greifen nach der angesehenen Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“.

Deren Nr. 1/ 2024 klärt auf S. 86 ff. auf, dass Duschen vor dem Hallenbad sinnvoll ist. Duschen bewirkt, dass 97 % der produzierten Harnstoffes des Körpers abgewaschen wird. Dieser Harnstoff entsteht durch Schweiß! Chlor im Wasser des Hallenbades zersetzt Ammoniak.

Doch bedenklich bleibt, wenn sich eine Person den Weg zur Toilette „erspart“ und sich im Becken erleichtert.