Archiv der Kategorie: Studien / Rezensionen

Hyperinflation- mutige Ausstellung in Stockholm

Hans Högl

Es überrascht, dass das Historische-und ökonomische Museum in Stockholm eine Sonderausstellung zur Hyperinflation bietet. Wer würde dies hierzulande so direkt und breit darstellen? Interessanterweise haben bei meinem Aufenthalt nur wenige Personen, diese Ausstellung besucht, während andere Museumsabteilungen überlaufen waren. Die Geschichte von Geldentwertung wird auch drastisch dargestellt- so mit einem Schubkarren, der voll mit Geldscheinen ist.

Eine Nebenbemerkung:Die Besucher Schwedens stellen fest, dass fast alles mit Bankomatkarte bargeldlos zu bezahlen ist. Nicht selten wird Bargeld direkt abgelehnt.

Wir in Österreich und Deutschland erinnern uns an die brutale Geldentwertung nach dem 1. Weltkrieg. Doch die Ausstellung in Stockholm zeigt informativ auch Geldentwertungen in diversen Ländern -so in denen Lateinamerikas – wie in Argentinien und Brasilien. Dies sind Länder, die sich immer wieder überschuldet haben und dann ihre Währung gegenüber dem Dollar massiv abwerteten. Ich erfuhr dies bei einem Brasilienaufenthalt, als die Währung in einem Jahr um 100 % abgewertete wurden. Eliten Lateinamerikas haben oft privat ihr Dollarkonto und einen Sitz in Florida (Miami).

In diesem Sinne erinnern wir uns an ein Ereignis von August 1971. Mitte August 1971 beschlossen die USA eine radikale Neuordnung des weltweiten Währungssystems. Und diese Maßnahme ereignete sich nicht zufällig an einem Wochenende. Damit brachen die USA ihr Versprechen, den Dollar jederzeit in Gold umzutauschen.

In der Coronakrise erfuhren wir überaus oft die Forderung, dass der Staat hilfreich soll. Ja – das ist gut so, aber selten wird gewarnt, dass ein Staat sich finanziell überfordern kann. Die Schweizer Bundesbank rechnet damit, dass es zehn Jahre bedarf, um in der Schweiz die höheren Staatsausgaben der Coronazeit auszugleichen.

Wie über Corona „gut“ berichten

„Vom Fachchinesischen ins Österreichische“ war Motto von Günther Mayr (ORF-Wissenschaft)

Hans Högl- Resumé eines Interviews des Leiters der ORF-TV-Wissenschaftsredaktion

In der Zeitschrift „Gesund leben“ von der Wiener Ärztekammer fand sich Günther Mayrs langes Interview (05/21). Ich bringe daraus Passagen: Der 54-jährige Bregenzer Günther Mayr wurde ein ORF-Star, und er ist ein Fußballfan.

Beispiele aus dem Leben helfen dem Zuschauer, sich abstrakte Dinge besser vorzustellen. Günther Mayr: „Meine Erfahrung ist: Erzählt man Geschichten, folgen einem die Menschen. Natürlich muss man sich vorher ganz genau überlegen, wie man diese Geschichten erzählt. … Rückversichern als Qualitätskontrolle auf der fachlichen Seite ist sehr wichtig.“ …Wir (Journalisten) sind keine Virologen, keine Spezialisten. Aber wir versuchen, die Thematik zu verstehen und das „Fachchinesische ins Österreichische zu übersetzen“. Genau diese Übersetzung ist unsere Aufgabe.

Die Zuseher finden es toll, wenn ich das Thema mit einem Augenzwinkern betrachte. Das gibt einem das Gefühl, irgendwie schaffen wir`s schon, auch wenn die Lage ernst ist. Wir Österreicher ticken humortechnisch ein bisserl anders als die Deutschen. Die Angst zu beseitigen, ist in unserer Berichterstattung ein ganz wichtiger Punkt. Wie auch unser Bundespräsident immer wieder sagt: „Irgendwann ist die Sache vorbei!“ „Natürlich ist es zach“ und es geht uns alle unendlich auf die Nerven. Aber Humor ist eine Möglicheit, gesunde Distanz zum Thema zu schaffen.

Die Coronaberichte sollten verlässlich sein und die Menschen nicht durch zu viel Details überfordern. Dazu selbstkritische Worte von Günther Mayr: „Was wir nicht hätten machen sollen – im Nachhinein gesehen – ist, die Wirksamkeit der einzelnen Impfstoffe an genauen Zahlen festzumachen, sie zu vergleichen und darüber zu berichten. Also Impfstoff A wirkt zu 95 %, Impfstoff B zu 92 %. ….Das würden wir aus heutiger Sicht nicht mehr tun. Denn das hat dazu geführt, dass die Leute die Impfungen vergleichen wie Autos. Meins hat 95 PS, deines nur 92 PS. Zur Impf-Verunsicherung – à la: Welchen Impfstoff bekomme ich? haben leider auch die Medien beitgetragen.“ „Und auch einzelne Hersteller“.- „Es hat auch anfangs bei den Masken geheißen: Die helfen nix! Heute weiß man, dass das nicht stimmt…Auch wir haben damals über die Nutzlosigkeit der Masken berichtet, denn wir berichten ja nicht das Gegenteil von dem, was die Fachwelt sagt.“
„Wir sind nicht fehlerfrei, aber wer ist das schon? Es ist die erste Pandemie, die wir erleben- da ist es ganz logisch, dass man von Anfang an, nicht immer alles richtig macht.“

Hans Högl: Eines Tages kann uns wirklich die Klimakatastrophe so massiv und umfassend treffen, dass ein zu häufiges Plaudern darüber zu wenig ist. Dann ist auch verlässlicher Wissenschaftsjournalismus dringend gefordert.

Welt sehen, wie sie wirklich ist

Panische Zukunftsangst in Gesprächen und Medien

Hans Högl

Beiläufig wird uns in Gesprächen und auch in Qualitätsmedien eine panische Zukunftsangst vermittelt. Darum greife ich -auch mit eigener Überzeugung – eine Literaturempfehlung wortwörtlich auf, die Matthias Horx, der bedeutende Zukunftsforscher und frühere „ZEIT“-Journalist, in seinem Buch „15 1/2 Regeln für die Zukunft. Anleitung zum visionären Leben“ (2019) gibt (S. 337).

Hans Rosling Nachlass – sein Buch: Factfulness- Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, Berlin 2018 – ist eine wichtige Grundlage, um panische Zukunftsangst zu überwinden -und die Welt in ihrem Wandel konstruktiv zu betrachten. “Das Buch bietet neben einer Zusammenfassung von Rosling Welt-Statistiken auch eine Einführung in die future biases, jene Wahrnehmungsverzerrungen, die uns die Zukunft ausschließlich aus der Warte der Angst sehen und positive Entwicklungen ignorieren lassen. Die Tatsache, dass es zu einem Weltbestseller geworden ist, gibt mir Hoffnung.“

Wie Klimaskeptiker und Impfgegner überzeugen?

Warum ist das Widerlegen von »Fakten« so schwierig? Fakten, Fakten,nein.

Hans H ö g l

Folgenden Text entnahm ich dem Blog „Perspektive Daily“. Dessen Autoren versuchen als Team lösungsorientierten Journalismus – im Wissen, dass dies nur sehr partiell für Journalismus möglich ist. Aber die Branche könnte sich nach den bekannten W-Fragen zusätzlich erkunden, was denn jetzt nach all ihren Infos kommt oder kommen sollte?

Ich verweise hier auf das Buch von Maren Urner: Schluss mit dem täglichen Weltuntergang. Die Autorin hat ein Team für Ihr Anliegen geschaffen, das prinzipiell auch jenes der Vereinigung für Medienkultur ist oder sein könnte.

Nun ein Exempel, das ich kürzte: Den »Klimaskeptikern« fällt es so schwer, den Wissenschaftern zu glauben, weil schwer ist, fehlerhafte Annahmen zu widerlegen, wenn diese sich einmal in den Köpfen festgesetzt haben. Das wiederum hat 3 Gründe:

„1. Faktenbasiertes Argumentieren hilft nicht. …Neben der Diskussion zum Klimawandel ist der vermeintliche Konnex zwischen Impfungen und Autismus ein anderes Exempel.Obwohl es keine haltbaren wissenschaftlichen Studien zum Konnex gibt, lassen viel Eltern ihre Kinder aus Angst nicht mehr impfen – in den USA finden gar »Masern-Partys« statt, bei denen sich die Kinder gegenseitig anstecken.

Schuld an diesem Phänomen sind vor allem 2 Eigenschaften der menschlichen Psyche: Der sogenannte Bestätigungsfehler . …Davon kann sich keiner freimachen: Wir alle lassen uns schneller von Dingen überzeugen, wenn sie in unser Weltbild passen.

Hinzu kommt der Bumerang-Effekt: Wenn wir von einer Sache überzeugt sind und uns jemand vom Gegenteil zu überzeugen versucht, führt das häufig dazu, dass unsere ursprüngliche Überzeugung noch stärker wird – obwohl die Beweise dagegensprechen.

Je ideologisch aufgeladener und emotionaler eine Thematik, desto stärker ist der Effekt, dass wir nicht von unserem Irrglauben abrücken, egal was dagegenspricht. Bezogen auf das Impfbeispiel bedeutet das: Selbst nach soliden Studien…lassen viele Eltern ihre Kinder aus Angst nicht impfen. Warum? Weil die Gesundheit des eigenen Kindes ein hoch emotionales Thema ist; weil selbst bekannte Persönlichkeiten sich gegen Impfungen aussprechen; weil die emotionale Zugehörigkeit zu einer Gruppe, Glaubensrichtung, …häufig dazu führt, dass bestimmte Überzeugungen automatisch angenommen und nicht hinterfragt werden.

2. Das Wiederholen verstärkt Mythen: Wird eine Falschaussage 1 Mal genannt, glauben knapp 30% daran; nach einer 3-maligen Wiederholung sind es 40%. Auch hier ist der Bumerang-Effekt am Werk.

3. Wir brauchen Geschichten: Wir Menschen haben uns schon immer Geschichten erzählt..Bei Journalisten heißt das Storytelling. ….

Zur Schizophrenie der Klimaskeptiker ein Beispiel aus der Landwirtschaft. Landwirte werden weltweit Tag für Tag Zeugen davon, dass der Klimawandel uns und unsere Lebensmittelproduktion verändert. Dennoch legen einige Landwirte bei der Frage nach dem Klimawandel ein paradoxes Verhalten an den Tag, das sich nur damit erklären ließe, dass es 2 Arten des Klimawandels gäbe. Auf der einen Seite zeigen sie die klassischen Anzeichen des Klimaleugner-Störungssyndroms: »Ich glaube nicht an Klimawandel«, sagen sie mit stolzer, konservativer Brust. Auf der anderen Seite haben sie ihr Verhalten bereits in großem Stil an den bereits vorhandenen Klimawandel angepasst. Sei es durch den Einsatz bestimmter Ackerbau-Methoden oder durch das Abschließen zusätzlicher Versicherungen im Falle von Ernteausfällen. Unternehmen wie Monsanto…, äh Bayer, kaufen mittlerweile Unternehmen auf, die sich auf die Auswertung von Klimadaten spezialisieren. Die Daten helfen dabei, ortsspezifische Vorhersagen für Ernteerträge zu treffen. Warum tun sie das? Weil Landwirte ein großes Interesse dafür haben, was Klimaforscher über die Zukunft sagen.
….
Die 2 Dimensionen oder Lesarten des Klimawandels lassen sich vielleicht so zusammenfassen: Emotional und pragmatisch. Emotional: Das ist der Klimawandel, an den wir glauben – oder eben nicht, sozusagen die »emotionalisierte Erderwärmung«. Dabei spielt die Identifikation mit einer kulturellen Gruppe, zum Beispiel einer politischen Partei, eine wichtige Rolle. Dan Kahan spricht auch von »Stammesloyalitäten«.
Pragmatisch: Das ist der Klimawandel, der uns zum Handeln veranlasst, sei es in der Rolle als Landwirt, Politiker oder Verbraucher.
Wie kann es gelingen, beide Dimensionen des Klimawandels zu einem Konzept, das auf den besten aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Daten begründet ist, zu verschmelzen? Und wie kann in den Köpfen der selbsternannten »Klimaskeptiker« die Erkenntnis reifen, dass sie sich in ihrem Verhalten längst zur pragmatischen Dimension des Klimawandels bekennen?“

Der Text in Perspektive Daily ist viel länger und muss es sein: Vgl. https://perspective-daily.de/article/89/probiere

Spitzenposten in staatsnahen Unternehmen

Die Statuten der Medienkultur sehen vor, dass wir uns – wenn irgend möglich- parteipolitisch zurückhalten. Oder wenn schon, sehr sachlich informieren. Ein solches Exempel sei angeführt. Es geht um Klagen über Postenschacher.

Hans H ö g l

Unserem Lesekreis aus dem Ausland sei ein Spezifikum Österreichs vorweg mitgeteilt: Der österreichische Staat hat wegen seiner Besitzanteile in namhaften Großfirmen großen Einfluss. Und so werden durch den Staat und die dominanten Parteien Spitzenposten zugeteilt. Und üblicherweise klagen die Einen oder die Anderen über Postenschacher – vor allem dann, wenn sie keinen Zugriff haben.

Prof. Dr. Peter Filzmaier, ein vielzitierter Politikwissenschafter, verweist auf eine Studie über die Jobvergabe in 97 Unternehmen mit über 50 Prozent Staatsanteil. Bei denen mischt der Staat bei der Besetzung von Führungsposten mit, was ja auch evident ist. Wichtiger als Parteizugehörigkeit sollten hierbei aber Sachkenntnis sein (Vgl. Doppelseite in der „Krone“ am 23.Mai 2011. S. 32 ff. )

Das Ergebnis der Untersuchung: Im Zeitraum von 15 Jahren gab es

287 Personalernennungen, die der ÖVP zuzuordnen waren,

281 entfielen auf die SPÖ,

151 Spitzenmanager gehörten der FPÖ oder dem BZÖ an,

die viel kürzer in der Regierung waren. Mit anderen Worten: Diese Praxis ist breit gestreut.

Herrschaft der Angst ?

„Herrschaft der Angst – von der Bedrohung zum Ausnahmezustand“ lautet der Titel eines bemerkenswerten Sammelbandes, der nun im Promedia Verlag erschienen ist. Die Autor*nnen des Buches eint angesichts der Coronapolitik die Sorge, dass die Herrschaftstechnik „Angsterzeugung“ – noch dazu im Zusammenspiel von Medien und Politik – auch längerfristig autoritäre Tendenzen verstärken könnte.

Udo Bachmair

Neben der durchaus nachvollziehbaren Dominanz gesundheitlicher Aspekte sind in der Debatte rund um die Corona-Pandemie andere Themen vielfach in den Hintergrund getreten. „Kollateralschäden“ in Wirtschaft und Arbeitsmarkt werden zumindest hin und wieder diskutiert. Hingegen sind die in der jüngeren Geschichte wohl einzigartige Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten und die damit verbundene verstärkte Ausübung von Macht eher selten Gegenstand des Diskurses. Diesem Manko versuchen die Autor*innen des Sammelbands engagiert zu begegnen. Sie orten auch und gerade in Corona-Zeiten die Erzeugung von Angst als bewährtes Herrschaftsmittel.

Politik und Medien würden sich gegenseitig beständig unter Druck setzen, um ein immer stärkeres, noch furchterregenderes Bedrohungsszenario an die Wand zu malen, so die These von Hannes Hofbauer und Stefan Kraft, der beiden Herausgeber des Buches. Sie warnen davor, dass die Kontrolle des sozialen Lebens weiter verstärkt und die demokratische Teilhabe weiter eingeschränkt werde. Das Buch geht auch all den kulturellen und psychologischen Folgen der „Herrschaft durch Angst“ auf den Grund, die wiederum negativ auf die Gesellschaft zurückwirken.

„Wer Menschen in Angst versetzen und mit dieser Waffe regieren will, braucht die Leitmedien“, schreibt der Publizistikexperte Michael Meyen, einer der Buch-Autoren. Wer Zugang zu den Leitmedien hat, könne bestimmen, wovor wir Angst haben. Skeptische Gegenstimmen zu diversen als rigoros und autoritär empfundenen staatlichen Ma0nahmen würden oft einfach ignoriert. Überraschende Erkenntnis Meyens: „Die digitalen Plattformen mögen wichtig sein, die Realität wird aber nach wie vor von Leitmedien gesetzt.“ In Österreich spielt dabei vor allem die regierungsnahe ZiB 1 des ORF eine einflussreiche Rolle.

Kritik von links an der Rolle der Linken übt der Philosoph Karl Reitter im Beitrag “Die Linke und die Angst vor Corona“. Ein Großteil der Linken sei nicht fähig, auf die Entwicklungen rund um Corona umfassend und systematisch zu reagieren. Leichtfertige Außerkraftsetzung von Grundrechten werde bloß als Randthema wahrgenommen, viele linke Stimmen fordern ein noch härteres Durchgreifen des Staates. Diese Eindimensionalität habe das Abdriften des Protests gegen die Reduktion von Grund- und Freiheitsrechten unter die Führerschaft der Rechten beschleunigt. “Der autoritäre COVID-19-Staat hat seine linke Flankendeckung bekommen“ resumiert der Autor.

Der jüngste Band des Promedia Verlags setzt sich auch mit zahlreichen historischen Beispielen und Auswirkungen politischer und medialer „Angststrategie“ auseinander. Ein inhaltlich reichhaltiges Werk mit Texten von Wolf Wetzel, Marlene Streeruwitz, Moshe Zuckermann, Norman Paech, Rainer Fischbach, Birgit Sauer, Farid Hafez, Michael Meyen, Diether Dehm, Joachim Hirsch, Maria Wölflingseder, Imad Mustafa, Dieter Reinisch, Karl Reitter und Christian Schubert.

Hannes Hofbauer/Stefan Kraft (Hg.) „Herrschaft der Angst – Von der Bedrohung zum Ausnahmezustand“ – PROMEDIA 2021

Medienökonomie auf 1600 Seiten

Das umfangreiche „Handbuch Medienökonomie“ ist nach der Online-Version nun als gebundene Ausgabe erschienen.

Udo Bachmair

Das Mammutprojekt ist als Grundlagenwerk zur Digitalisierung der Medienwelt konzipiert. Es bietet einen weitreichenden Überblick über die medienökonomische Forschung im deutschsprachigen Raum.

Für das einzigartige Werk mit einem Umfang von immerhin 1600 (!) Seiten haben mehr als 80 Autor*innen akribisch all jene Herausforderungen untersucht, die durch Digitalisierung und Nutzungswandel im Mediensektor entstanden sind.

Die Inhalte von Grundlagenforschung und angewandter Forschung gehen dabei über die Kerndisziplin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft weit hinaus. Das Handbuch dokumentiert auch ökonomische, soziologische, politik-, rechts-, kulturwissenschaftliche Befunde und Perspektiven einer immer digitaler werdenden Medienlandschaft.

Nähere Infos via FH St.Pölten für Medien, Wirtschaft, digitale Technologien u.a.:

csc@fhstp.ac.at

TV-Happening und Demonstration

Der französische Soziologe Pierre Bourdieu meinte (1994):

„Man kann ohne große Übertreibung behaupten, dass fünfzig clevere Leute, die ein erfolgreiches Happening auf die Beine stellen und fünf Minuten im Fernsehen bekommen, genausoviel politischen Einfluss haben können wie eine halbe Million Demonstranten.“

Quelle: Eric Habsbawn: Das Zeitalter der Extreme, München 1994, Kap. Kulturelle Revolution p. 402. (H. Högl)

Warum wir nicht handeln

Warum es uns so schwer fällt, »das Richtige« zu tun

Hans Högl- entnommen dem Blog perspective daily de

Wir wissen um die Gefahren des Klimawandels. Trotzdem handeln wir nicht. Die Kognitionswissenschafterin Imke von Maur erzählt im Interview, wie es ihr gelingt, ihre Ideale in die Tat umzusetzen, und warum dafür kein eiserner Wille nötig ist. 22. Februar 2021

Stephen Hawkings Öko-Hoffnung

Hawking sieht viele Öko-Gefahren; doch er ist eine Gegenstimme zum breiten Chor der Katastrophisten und zeichnet ungewöhnliche Lösungen.

Hans Högl – Buchrezension. – Stephen Hawking: Kurze Antworten auf grosse Fragen, Stuttgart 2020 (Klett-Cotta, TB).

Der Astro-Physiker Stephen Hawking wurde auf den Tag genau – 300 Jahre nach Galileis Tod geboren. Hawking fasziniert als Wissenschafter und leidender Mensch. Dieses Bändchen entstand posthum – schon 2018. Die damaligen Rezensionen besagen wenig, ähneln Werbeschriften. Das ist traurig für die Publizistik.

Wir meiden Beiläufiges. Stephen beginnt 1962 zu studieren. Ärzte erkennen seine Krankheit. Ihre Diagnose: Er wird gelähmt sein und nur wenige Jahre leben. (Irrtum: Er stirbt 2018 im Alter von 76 Jahren). Doch der Krankheitsprozess ist langsamer. Und da gab es Jane, er traf sie auf einer Party. Sie ist bereit, mit ihm gegen die Krankheit zu kämpfen. Da faßt Stephen Mut, studiert weiter, heiratet und das Paar bekommt drei Kinder.

Viel verdankt Stephen der Technik: „Ich spreche mithilfe eines Computers ….Intel hat mich mehr als 25 Jahre unterstützt “ Und er hofft, es werde gelingen, den Körper mit Gedanken zu steuern. Quantencomputer würden alles ändern – auch die menschliche Biologie. Doch: die Gefahren dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren.

Hawking ist kein Katastrophist. Wir haben das Feuer erfunden und dann den Feuerlöscher. „Bei mächtigeren Technologien wie Nuklearwaffen, Synthetischer Biologie und hoch entwickelter Künstlicher Intelligenz sollten wir uns vorher Gedanken machen und uns große Mühe geben, alles gleich beim ersten Mal richtig zu machen“ (p. 221).

Die Zukunft ist ein Wettlauf zwischen Technik und Weisheit. „Wir sollten sicherstellen, dass die Weisheit gewinnt.“ Ressourcen der Erde werden in alarmierender Weise verbraucht. Der Mensch verursachte: Klimawandel, Abgase, steigende Temperaturen, das Verschwinden der Wälder, Artensterben. Dies kann nicht so weitergehen. „Ich bin Optimist…Wir müssen uns einfach nur der Gefahren bewusst bleiben, …die bestmöglichen Verfahren wählen und uns rechtzeitig auf die Folgen einstellen.“

Wer konnte sich denn vor ein paar Generationen das vorstellen: Internet, Bildgebende Diagnostik in der Medizin, Smartphones, soziale Netze. Während wir uns bemühen, die Probleme auf der Erde zu lösen, müssen wir schauen, auf anderen Planeten bewohnbare Lebensräume zu schaffen (p. 235). „Die Erde wird uns zu klein“. Das ist also nicht das Ende der Geschichte, sondern ein anderer Anfang“. Es gilt, sich Gedanken über die Besiedelung eines anderen Planeten zu machen.

Nicht immer wird man ihm bei seinen kurzen Sätzen zu letzten Fragen folgen. Es bleibt ein Ungenügen beim philosophisch geschulten Leser -wegen dessen Scientismus.

Stephen Hawkings größter Wunsch für die Menschheit: „Ich wünsche mir die Weiterentwicklung der Fusionsenergie, die uns ein unbegrenztes Quantum an sauberer Energie liefern würde. Und den Umstieg auf Elektroautos. Kernfusion würde zu einer praktischen Energiequelle und uns – ohne Umweltverschmutzung oder globale Erwärmung – mit einem unerschöpflichen Vorrat an Energie versorgen.“ (p. 237). „Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung“.“Gebt nie auf….Gestaltet die Zukunft!“.