Archiv der Kategorie: Studien / Rezensionen

CO 2- Preisschild wirkt

Metastudie beweist: CO2 Preisschild reduziert bis 21 % den Ausstoß. Kurz gefasst von Hans Högl- entnommen dem Blog „Perspective Daily- heute 26.5. 2024

Eine Metastudie hat nun bewiesen, dass CO2-Bepreisung Emissionen um bis zu 21% reduzieren kann. Dies belegt eine in Nature Communications veröffentlichte Metastudie. Dafür wurden Ergebnisse von 80 Untersuchungen zum Thema systematisch ausgewertet. CO2-Bepreisung kann Emissionen um 5–21% reduzieren.

Es spielt eine geringere Rolle, ob die Bepreisung durch Steuern oder Emissionshandel erfolgt. Es gibt allerdings viele CO2-Bepreisungssysteme, deren Effekt noch nicht ausreichend untersucht wurde.

Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass CO2-Bepreisung auch zu höheren Preisen für Endkund:innen führt – zum Beispiel bei nicht vermeidbaren Konsum wie Heizen.

Medientipp: „Le Monde Diplomatique“

Weltpolitik- Hintergrund-Infos

Hans Högl

Kürzlich kaufte ich die deutsche Ausgabe von „Le Monde Diplomatique“, herausgegeben von der Berliner taz. Es war die Aprilnummer dieser Monatsschrift. Sie kostet 5,60 Euro in Österreich, in Deutschland 5,20 €. Die einzelnen Beiträge sind sehr ausführlich und so gründlich und informativ, dass sie alles ersetzen, was sonst so zu lesen und zu hören ist.

Die wesentlichen Inhalte dieser Nummer waren: „Indien – neue Werkbank der Welt“ und das Indien, auf das der Westen hofft – als geopolitisches Gegengewicht zu China, die Wut der indischen Bauern und wie Modi das Land zugunsten der Hindus umbaut und über seine reichen Freunde.

Ein sehr langer Beitrag erörtert Gaza und das israelische Selbstbild – bis hin zu religiösen Bezügen – sogar auf das Alte Testament wird verwiesen. Ein anderer Beitrag erörtert den fatalen Siegeszug der deutschen Autobahn, ein weiterer das Erstarken der Rechten in Portugal heute und erinnert an die Nelkenrevolution 1974. Der Beitrag über die Ukraine trägt den Titel „Russische Obsessionen“.

Eine Reportage handelt von San Francisco auf zwei großen Doppelseiten. Der Titel lautet „Tod einer Stadt“. Dies drückt z.B. folgender Satz aus: „Ich bin 1980 nach San Francisco gezogen, als die Straßen und Bars voller Leben waren… Seit der Jahrtausendwende sah man in den Cafés nur noch überwiegend junge, weiße Gäste stumm auf ihre Apple-Geräte starren, als säßen sie in einem Großraumbüro. Die nächste Phase scheint zu sein, in der man die Gäste austreiben will, längere Zeit im Café zu verweilen“. Der Untertitel des Beitrages lautet: San Francisco verkommt zum Experimentierfeld der Technikmilliardäre aus dem Silicon Valley.

Ein weiterer Beitrag lautet „Bauernfänger“: „Warum die französische Rechte auf dem Land offene Türen einrennt“.

Kurzbeiträge befassten sich mit Reportern ohne Grenzen und bezogen sich auf die Causa Julian Assange. Ein Beitrag über einen Autokonzern interessierte mich weniger.

Meine Botschaft: Sich fallweise über „Le Monde Diplomatique“ gründlich zu informieren.

Kampf gegen Klimawandel und Mikroplastik

Gegen Mikroplastik und pro Geoengineering

Hans Högl: Gute Nachrichten-gekürzt vom Blog „Perspektive Daily“ ( 10.3.2024):

UN-Vorschlag der Schweiz: Geoengineering gegen die Erderhitzung ausloten und Notfallplan, die Erde abzukühlen.

1815 brach auf der tropischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora aus. Er schleuderte Millionen Tonnen Lava, Asche und Rauch bis zu 45 Kilometer Höhe. So gelangten weniger Sonnenstrahlen auf den Erdboden, da die Partikel diese zurück ins All reflektierten, und unser Planet kühlte sich kurzfristig merklich ab. Ein Jahr später war der Sommer rund um die Welt außergewöhnlich kalt. Ganze Ernten gingen verloren. Dies könnte die Vorlage für einen Notfallplan gegen Klimawandel sein.

Besser wäre es, die Erhitzung der Erde durch eine Reduzierung von Treibhausgasen zu stoppen. Doch die internationale Politik scheitert daran. Das 1,5-Grad-Ziel ist bereits verfehlt, und es könnten besorgniserregende Kippunkte erreicht werden. Was passiert, wenn das schlimmste Szenario eintritt und die Menschheit den Klimawandel nicht in den Griff bekommt? In der kommenden Woche schlägt die Schweiz auf der Umweltversammlung der UN in Nairobi die Gründung einer Expertengruppe vor, die die »Risiken und Vorteile einer künstlichen Verdunkelung der Sonne untersuchen soll. Die Idee nennt man »Solar Radiation Modification« (SRM).

Die Menschheit könnte einen großen Vulkanausbruch imitieren, indem sie Schwefeldioxidpartikel in die Atmosphäre bläst. Ähnlich wie 1815 könnten diese Wärme und Sonnenlicht zurück ins All reflektieren. Die globale Durchschnittstemperatur könnte im Folgejahr um ein halbes Grad sinken, vergleichbar mit einem Vulkanausbruch, vermuten Expert:innen.

Sollten wir die Sonne verdunkeln, um die Erde zu retten? Der Schweizer Umweltbotschafter Felix Wertli will dafür nicht werben oder mit der Idee Klimaschutzmaßnahmen ersetzen. Er nenne das Projekt eine »Vorsichtsmaßnahme«, berichtet der britische Guardian. Wertli geht es darum, eine globale Debatte anzustoßen, die aktuell ein Tabu ist. Denn Geoengineering, ist seit 2010 international nach der Warnung von Wissenschaftler:innen mit einem De-facto-Moratorium belegt. Die Technik gilt als gefährlich – wegen Auswirkungen auf unser Ökosystem.

2010 glaubte man noch an das 1,5-Grad-Ziel, und die Folgen des Klimawandels waren noch in weiterer Ferne. Wertli weiß: Nur gemeinsam als internationale Gemeinschaft, abgesprochen und gut erforscht könnte Geoengineering zu einem Notfallplan werden – falls alles andere versagt. Schon 2019 hatte die Schweiz eine ähnliche Resolution angestoßen, scheiterte aber am Widerstand von Saudi-Arabien und Trump.

Univ.Prof. Stefan Turner (TU-Wien) betonte ebenfalls in einem ausführlichen „Presse“-Beitrag im Spectrum, dass wir „von der Energiewende viel weiter entfernt sind, als man uns weismachen will“-Die Presse, 9.März 2024.

Die nächste gute Nachricht: Mikroplastik findet sich überall, auch im Trinkwasser. Eine Studie zeigt, wie sich die Teilchen entfernen lassen.
Was haben Spinnen in der Wohnung und Kalkablagerungen im Wasserkocher gemeinsam? Viele Menschen sind genervt von beiden, obwohl sie recht nützlich sind. So fressen Spinnen Mitbewohner wie Mücken, Fliegen und Motten. Und Kalk? Der könnte indirekt die Menge von Mikroplastik im Trinkwasser reduzieren – das ergab eine im Fachmagazin Environmental Science & Technology Letters veröffentlichte Studie.

Mikroplastik sind Kunststoffpartikel, die kleiner als 5 Millimeter sind – so groß wie grober Sand. Bei einer Größe von bis zu 2 mm kannst du sie noch mit dem bloßen Auge erkennen. Mikroplastikpartikel, die mit Plankton von Fischen gefressen und in die Nahrungskette aufgenommen werden, sind jedoch so klein, dass sie nur mit speziellen Hilfsmitteln wie UV-Lampen erkennbar sind. Das meiste Mikroplastik stammt von Reifenabrieb, aus der Abfallentsorgung und der Abnutzung von Asphalt.

Zhanjun Li und Eddy Zeng von der Medizinischen Univ. Guangzhou (China) haben gefunden, dass sich die durch Trinkwasser aufgenommene Menge an Nano- und Mikroplastik um bis zu 90% reduzieren lässt. Und zwar so: Indem man das Wasser 5 Minuten abkocht und filtert; ein herkömmlicher Kaffeefilter reiche bereits aus.

Die Forscher:innen sammelten verschiedene Proben von Leitungswasser und verunreinigten sie mit unterschiedlich großen Mikroplastikpartikeln. Steigt die Temperatur ausreichend an, Z.B. im Wasserkocher, verfestigt sich das im Wasser enthaltene Kalziumkarbonat und es entstehen die bekannten Kalkablagerungen. So werden Plastikteilchen eingekapselt und können mit den Kalkstückchen herausgefiltert werden. Je »härter«, also kalkhaltiger das Wasser, desto besser funktioniert dieser Mechanismus.

Generell ist die Konzentration von Mikroplastik in unserem Körper nach wie vor relativ gering. Solltest du dein Leitungswasser also ab sofort immer abkochen, bevor du es trinkst? Nein – zumindest nicht, wenn du in Deutschland lebst. Der Nutzen unterliegt hier eindeutig dem Zeit- und Energieaufwand. Zwar findet sich überall Mikroplastik im Trinkwasser. Doch die Unterschiede sind enorm: Laut WHO schwankt die Zahl der Teilchen pro Liter Trinkwasser weltweit von 0 bis 10.000.

In Deutschland wird Mikroplastik nur in geringen Mengen im Trinkwasser nachgewiesen – denn Kläranlagen und Wasserwerke filtern größere Partikel heraus. Wasser aus gekauften Plastik- und Glasflaschen enthält aber viel mehr Mikroplastik. Die Erkenntnisse von Li und Zeng könnten aber im globalen Süden sinnvoll sein, wo Trinkwasser sich nicht zu großen Teilen aus Grundwasser speist – und wo es aus hygienischen Gründen ohnehin sinnvoll ist, Wasser abzukochen. Oberste Priorität muss bleiben, dass weniger Plastik produziert und konsumiert wird.

Wege aus der Konfrontation

Russland, die Ukraine und der Westen – Wege aus der Konfrontation, kurzfristig und auf längere Sicht. Von Andreas Zumach – ein bemerkenswerter Vortrag vor 2 Jahren.

Hans Högl:

Ich kenne Andreas Zumach von Friedenskonferenzen in Schlaining. Er war damals Korrespondenz für die TAZ.
Ich griff NUN nach seinem Buch „Die kommenden Kriege“. Darin findet sich kaum etwas über Russland, aber sehr viel Kritisches zur USA und Nato. Darum ist folgender Beitrag bemerkenswert, in dem er nicht nur eine Seite im Ukrainekrieg verantwortlich zeichnet und ferner Hintergründe glaubhaft aufzeigt.

Zumach: „Seit vielen Jahren eskalieren die Konflikte zwischen Russland und den 33 westlichen, in NATO und EU zusammengeschlossenen Staaten. Für die aktuelle und seit Ende des Kalten Krieges gefährlichste Zuspitzung, ist zweifelsohne die Regierung von Präsident Putin verantwortlich. Die massive Konzentration russischer Truppen und schwerer Waffen an den Grenzen zur Ukraine verbunden mit aggressiver Rhetorik aus Moskau wird verständlicher Weise als Bedrohung wahrgenommen. Nicht nur in Kiew, sondern vor allem auch in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten von NATO und EU. Russische Politiker und Militärs beteuern zwar immer wieder, man plane „keinen Angriff auf ein Nachbarland“, sondern nehme lediglich „das souveräne Recht zu Militärmanövern auf dem eigenen Territorium“ wahr. Doch diese Beteuerungen sind angesichts der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim im März 2014 und der seitdem anhaltenden militärischen Unterstützung der Sezessionisten im Donbass nicht dazu angetan, die aktuellen Bedrohungsängste zu beruhigen.

Eine Deeskalation der aktuell zugespitzten Lage und die unbedingte Vermeidung kriegerischer Konflikte oberhalb des Niveaus der bisherigen militärischen Auseinandersetzungen im Donbas sollte für alle Beteiligten und politisch Verantwortlichen oberste Priorität haben. Diese dringend notwendige Deeskalation wird kaum möglich sein ohne einen zumindest weitgehenden Abzug der russischen Streitkräfte und Waffen aus den grenznahen Regionen zur Ukraine. Sollte die Regierung Putin diesen Schritt vollziehen, stehen danach allerdings die westlichen Staaten vor einer kaum weniger großen Herausforderung: sie müssten endlich das falsche westliche Narrativ aufgeben, wonach die Verschlechterung der Beziehungen zu Moskau erst mit der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim im März 2014 begonnen habe.

Tatsächlich begann diese Verschlechterung mit der Ostausdehnung der NATO, die seit den 1990er Jahren vollzogen wurde – unter dem Bruch nachweislich gemachter Zusagen an Präsident Michail Gorbatschow sowie unter Irreführung seines Nachfolgers Boris Jelzin.1 Die bis dato rein westliche Militärallianz rechtfertigt(e) ihre bisherige sowie künftig geplante Ostausdehnung gerne mit „legitimen Sicherheitsinteressen“ ihrer Mitgliedsstaaten. Damit werden auch die militärischen Manöver der NATO in der Nähe zur russischen Grenze gerechtfertigt sowie die ständige Stationierung von 7.000 „rotierenden“ NATO-Soldaten in Polen und den drei baltischen Staaten. Russland wird der Anspruch auf „legitime Sicherheitsinteressen“ aber verwehrt.

Zugleich machen sich die westlichen Staaten sehr unglaubwürdig, wenn sie zwar Russlands Bestrebungen zur Ausweitung seiner Einflusssphären kritisieren, aber die mit der NATO-Osterweiterung vollzogene Ausweitung ihrer eigenen Einflusssphären unterschlagen oder schönreden, Nur wenn die westlichen Staaten diese Haltung aufgeben, ihre Mitverantwortung für die Verschlechterung der Beziehungen zu Russland anerkennen und daraus auch praktische politische Konsequenzen für die künftige Gestaltung dieser Beziehungen ziehen, besteht eine Chance, für deren dauerhafte Verbesserung und damit für Stabilität und Kooperation auf dem gemeinsamen eurasischen Kontinent.

Die Deeskalation des aktuell zugespitzten Konflikts wird erschwert durch die Unsicherheit über die Ziele, die Putin mit dem Truppenaufmarsch verfolgt. Eine großflächige Invasion der Ukraine ist zwar nicht völlig auszuschließen, gilt unter westlichen wie russischen – sowohl kremlnahen wie kremlkritischen – Analysten aber als das unwahrscheinlichste Szenario. Schon für eher möglich gehalten wird ein Versuch Russlands, den Donbas militärisch zu besetzen – mit der Rechtfertigung, die inzwischen über 400.000 mit russischen Pässen ausgestatteten Einwohner:innen dieser beiden ostukrainischen Provinzen vor einem Angriff der ukrainischen Regierungsstreitkräfte zu schützen – und diese Region dann ähnlich wie 2014 die Krim nach Russland einzugliedern. Darüber hinaus, so wird spekuliert, könnten die russischen Truppen dann den Nord-Krim-Wasserkanal bis zum Fluss Dnipro unter ihre Kontrolle bringen. Moskau könnte damit den chronischen Wassermangel auf der Krim beenden. Die ukrainische Regierung hatte die Wasserversorgung der Halbinsel nach der Annexion durch Russland gestoppt.

Oder glaubt Putin, er könne mit seiner militärischen Drohkulisse seine Forderungen und Vorschläge durchsetzen, die er Mitte Dezember der USA und der NATO in Form von zwei Vertragsentwürfen übermittelt hatte (keine Aufnahme der Ukraine und anderer ehemaliger Teilstaaten der UDSSR in die NATO; Verzicht auf die Stationierung und Nutzung von Truppen und militärischer Infrastruktur der USA in osteuropäischen NATO-Staaten etc.).

Was immer die Absicht Putins ist: seine Handlungen sind sehr stark innenpolitisch motiviert. Für seine Ukrainepolitik hatte der russische Präsident unter den russischen Bürger:innen in den ersten Jahren nach der Krim-Annexion noch die Unterstützung einer großen Mehrheit von bis zu 85 Prozent der Befragten. Doch diese Unterstützung bröckelt infolge der schlechten Wirtschaftslage und Verarmung weiter Teile der Bevölkerung, des Missmanagements in der Coronapandemie sowie der zunehmenden Repression gegen Regierungskritiker. Die Zuspitzung eines außenpolitischen Konflikts verbunden mit dem Schüren nationalistischer Gefühle ist ein Versuch, das Volk wieder hinter der Regierung zu vereinen und Dissidenz zu unterbinden.

Ob dieses Kalkül aufgeht, ist zwar nicht sicher. Doch auf jeden Fall sollte der Westen mit Maßnahmen und Vorschlägen reagieren, die Putin einen Rückzug der Streitkräfte von der ukrainischen Grenze unter Gesichtswahrung ermöglichen. Der Verzicht der NATO auf die 2008 in Aussicht gestellte Aufnahme der Ukraine wäre in all den Jahren seit der Krim-Annexion und noch bis vor kurzem eines der wichtigsten Signale des Westens an Moskau gewesen, um die negative Dynamik in den beiderseitigen Beziehungen umzukehren.

Dass die „Ukraine als souveräner Staat das Recht hat, sich frei für ein Bündnis zu entscheiden“, ist zwar völkerrechtlich und formal völlig richtig. Aber genauso hätten die ebenfalls souveränen Mitgliedsstaaten der NATO das Recht, aus Gründen der politischen Klugheit gegen eine Mitgliedschaft der NATO zu entscheiden. Nachdem allerdings Putin die entsprechende Forderung im Dezember offiziell und schriftlich vorgelegt hat, scheint ihre Erfüllung zumindest zum jetzigen Zeitpunkt für die NATO auch aus Gründen ihrer Gesichtswahrung nicht möglich. Die Forderung bleibt dennoch richtig.

Doch auf Verhandlungen zu einigen der rüstungskontrollpolitischen Forderungen und Vorschlägen in Putins Vertragsentwürfen sollten die NATO-Staaten sich jetzt einlassen – und dabei natürlich auch reziproke Schritte Russlands einfordern. Darunter die Beendigung der militärischen Unterstützung der Sezessionisten im Donbas, den Verzicht auf die Stationierung von Mittelstreckenraketen oder den Rückzug der Truppen aus den beiden von Georgien abtrünnigen Provinzen Südossetien und Abchasien.

Entspannung, Verhandlungen und Kooperation zwischen dem Westen und Russland sind aber nicht nur in den militärischen Bereichen der Sicherheitspolitik dringend erforderlich, sondern auch in der Energiepolitik. Es liegt im herausragenden gemeinsamen Interesse aller Menschen auf dem eurasischen Kontinent – und darüber hinaus -, dass die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erreicht werden. Dieses Ziel wird aber krachend verfehlt werden, wenn Russland und seine Volkswirtschaft in der derzeitigen Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern Öl und Gas verbleiben. Deutschland und seine EU-Partner sollten daher alle nur erdenklichen Anstrengungen unternehmen, um Russland bei der Diversifizierung seiner Volkswirtschaft und der schrittweisen Befreiung aus dieser fatalen Abhängigkeit zu unterstützen. In diesem Kontext könnte die umstrittene Nordstream-2-Pipeline vom Zankapfel zu einem Kooperationsprojekt werden, in dem die EU-Länder Russland die notwendigen Technologien zur Erzeugung von Wasserstoff mit Hilfe von Solar- und Windenergie zur Verfügung stellen und anstelle von Gas dann dieser Wasserstoff durch die Pipeline geliefert wird. Den richtigen Vorschlag für ein gemeinsames Wasserstoffprojekt, den Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei ihrem Besuch in Kiew gemacht hat, hätte sie auch in Moskau unterbreiten sollen.“

Mächtiger Medienkonzern

„Bertelsmann. Ein globales Medienimperium macht Politik“ lautet der Titel eines im Anders Verlag erschienenen Buches von Thomas Barth. Das Werk stammt zwar aus dem Jahr 2006, es erscheint aber nach wie vor aktuell.

Hans Högl

Ein treffliches Buch habe ich „ausgegraben“ und analysiert. Es bleibt höchst aktuell,obwohl 2006 publiziert. Es besticht durch eine klare parteipolitische Analyse, ist aktuell bis heute 2024, und zeigt Besitzverhältnisse deutscher Medien auf. Auch wer die latenten Ziele des Buches nicht teilt, es ist anzuerkennen, dass darin die öffentliche Argumentation zur Sozial-und Wirtschaftspolitik sehr pointiert zum Ausdruck kommt. (Mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssels Diktum „Mehr Privat weniger Staat“ haben wir eine österreichische Parallele).

Das Buch ist Ergebnis eines dreitägigen Anti-Bertelsmann-Kongresses bereits 2005, an dem Widerstandsmöglichkeiten gegen den Bertelsmann-Verlag diskutiert wurden. Es nahmen teil: Gewerkschaften, NGOs wie Attac….Finanziert wurde er von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und von Hamburgs Hochschulen. Der Tagungsband wurde mit Mitteln des Günther Anders Institutes für Medienethik und Technikphilosophie erstellt (Barth 6 f.). Mit anderen Worten: Das Buch hat eine eindeutige Linksperspektive. Ob die Linke alles defacto besser realisiert (oder nur einen klingenderen Diskurs führt), auch wenn Ziele wie soziale Gerechtigkeit moralisch gut und theoretisch sehr einleuchtend klingen, ist deren konkrete Umsetzung oft mehr als fraglich – man sehe doch bis heute die wirtschaftlichen Schwächen und den Jammer in den Transformation-Staaten Osteuropas und die „neue Klasse“ in damals realsozialistischen Ländern. Wirtschaft zu kritisieren ist eine Sache, sie erfolgreich zu führen eine andere. Das Beispiel Venezuela mit Sozialismus hat erschreckend negative Folgen für die Menschen. Auch der linke „Le Monde Diplomatique“ ist von Venezuelas linker Politik nicht überzeugt.

Doch nun zum inhaltlichen Kern des Buches. Der Bertelsmann Medienkonzern gehört zu den mächtigsten der Welt (hinter Time Warner, Disney, Viacom und Rupert Murdoch ). Unter Reinhard Mohr entwickelte sich der mittelständische Buchverlag zu einem internationalen Medienkonzern mit 600 Firmen und über 75.000 Beschäftigten weltweit, der in Märkten für Bücher, Zeitschriften, Musik und TV alle anderen deutschen und europäischen Medienunternehmen weit hinter sich ließ (37). Die Stiftung sichert die Kontinuität des Konzerns.

Zum Bertelsmann-Verlag (in Gütersloh) gehören ganz oder teilweise: die TV- und Radio Sender RTL-Gruppe, die Zeitschriften Gruner+Jahr (mit stern, Capital, Geo) , Brigitte, Gala; Verlag Random House; ferner Anteile von VOX-TV, Anteile von n-tv (3). Verflechtungen bestehen mit dem Spiegel und der ZEIT-Stiftung (also dem linksliberalen Mediensegment).

(Zum Axel-Springer Konzern gehören „Bild“, die „Welt“ und die „Berliner Zeitung“ (BZ). Zum Holtzbrinck- Konzern gehören DIE ZEIT, der „Südkurier“(mit Monopol für Bodenseeregion), die Lausitzer Rundschau, die Saarbrücker Zeitung. Von Essen kommt der WAZ-Konzern (der Anteile an der „Krone“ hält).

Die Bertelsmann-Stiftung ist der größte private Thinktank Deutschlands, beschäftigt 300 hochqualifizierte Mitarbeiter (36). Bertelsmann vertritt „neoliberale“ Lobgesänge auf den freien Markt: der Haushaltsnotstand droht, alle Bundesländer müssen Haushalt kürzen, Bürokratieabbau. Motto: Weg mit dem Staat, die Kassen sind leer. Es geht um den Sturmangriff auf den Sozialstaat, um Reduzierung der Lohn- u. Staatsquote. Der Sozialstaat soll ausbluten zu Gunsten von Steuersenkung. So soll Arbeitslosigkeit bekämpft werden (11). Die Erfolge von Keynes mit Schuldenmachen werden klein geredet. Bertelsmann Medien trommeln für Deregulierung, Privatisierung, Kommerzialisierung. Studiengebühren sollen eingeführt werden. Die „Initiative neue Soziale Marktwirtschaft“ stammt von der Arbeitgeberseite.(15). Die rot-grüne Regierung (Schröder) bewirkte in diesem Sinne Sozialabbau (Hartz IV).(15).

Auch Wikipedia bestätigt: Stimmen in den Medien (s.u.) sehen die Stiftung als wirtschaftsnahe PR-Initiative, ähnlich der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) oder der Stiftung Marktwirtschaft, insbesondere da personelle Verflechtungen mit der INSM bestehen. Zur Veröffentlichung ihrer Botschaften dienen ihr die zum Bertelsmann-Konzern gehörenden TV-Sender RTL und Vox und zahlreiche Zeitschriften von Gruner und Jahr. Auch am Spiegel und Financial Times Deutschland ist Bertelsmann beteiligt.

Interessant für Bürgerinitiativen ist eine Nebenbemerkung im zitierten Buch, dass der SPIEGEL eine Geringschätzung für demokratische Initiativen von unten (von Bürgerinitiativen) habe (27). Die Nichtbeteiligung an direkt überschaubaren kommunalpolitischen Entscheidungen werde geschwächt. Von Medien würden grundsätzlich Interna von Arbeitswelt vernachlässigt.

„Mein Kampf“ nicht beachtet

Es war vor mehr als hundert Jahren: Adolf Hitler übernahm 1920 die Führung der zur NSDAP umbenannten deutschen Arbeiterpartei.

Hans Högl

Beiträge der Vereinigung für Medienkultur sind sehr häufig auf Aktuelles gerichtet. So bleibt meiner Meinung nach Wichtiges oft unbeachtet. Darum sei eben im Februar 2024 an Februartage von 1920 erinnert, in denen Adolf Hitler die Führung einer damals wenig beachteten Partei (NSDAP) übernahm.

Und ein Buch aus dem Jahr 1925 des kaum bekannten Münchner Eher-Verlag stieß in der Öffentlichkeit auf wenig Interesse. Es war der erste Band von Hitlers „Mein Kampf“. Der Autor forderte darin einen „rassistisch gereinigten“ nationalistischen Führerstaat in Deutschland, propagierte einen fanatischen Antisemitismus und erhob Anspruch auf Raumgewinn im Osten Europas. Also: In dem Buch war bereits in Grundzügen Zukünftiges enthalten.

Und die Historikerin Dr. Martina Winkelhofer verweist in der oft missachteten „Kronen-Zeitung“ auf das Entstehen der nationalsozialistischen Partei in einem Münchner Bierkeller hin. Der mit Bildern dokumentierte Sonntags-Beitrag (16.2.2020) lautete „Vom Bierkeller in den Reichstag“.

Die Partei wurde durch ihn gefestigt. Sie war im florierenden rechtsextremen Milieu bestens vernetzt, stetig am Wachsen, vor allem aber: Ihr Aufstieg wurde von konservativen und militärischen Kreisen unterstützt. Warum – weil es nach der Niederschlagung der Räterepublik 1919 einen Rechtsruck in Bayern gab. Die Angst vor einer weiteren „bolschewistischen Schreckensherrschaft“ war so groß, dass die bürgerliche Mitte nach rechts schwenkte.

Mein primäres Anliegen im Sinne der Medienkultur: Das schicksalshafte Buch „Mein Kampf“ wurde anfangs fast nicht beachtet.

Die Welt retten

„Und jetzt retten w i r die Welt!“. So lautet der Titel eines im Verlag Kosmos erschienenen Buches von Ilona Koglin und Marek Rohde. Ein Buchtipp von

Hans Högl

Es geht um ökologischen Wandel, sozialen Wandel und personalen Wandel und darum, etwas gemeinsam zu bewegen. Motto: Verändere, was Dir wichtig ist und gehe Schritt für Schritt voran.

Dieses Buch ist für alle, die sich als Einzelne oder in einer Gruppe (z.B. NGO) engagieren wollen und nicht nur zusehen. Der Inhalt gliedert sich in sechs sehr klar geschiedene Bereiche: Dich, Dein Haus, Deine Straße, Deine Stadt, Dein Land, die Welt. Zum Nachschlagen hilft das gute Register. Und es werden Begründungen und 70 Anleitungen gegeben, um Schritt für Schritt zu handeln.

Mich hat die überaus große Klarheit (auch im Optischen) sehr beeindruckt, ferner die Lebensnähe und die jeweilige Begründung für spezielle Aktionen. Ein Buch – mit enormer Sorgfalt erstellt. Ich fand es in der Wiener Städtischen Bücherei.

Auch die Partizipation in der Demokratie ist ein Anliegen der Autoren. Durch welche Medien bilden wir uns eine Meinung? Die Antwort – noch immer 39 % über TV (also jede/r 4. von zehn Personen), 21 % durch Tageszeitungen, 20,6 % durch Internet und 19,7 % durch Radio und (also rund jede/r 5. durch Tageszeitungen/Internet und Radio), während der Einfluss der Zeitschriften nur 2,8 % ausmacht (also bei rund jedem/r 25.).

In politischen Debatten überzeugen weniger Fakten, sondern der gedankliche Deutungsrahmen (frames). Z.B. erweckt das Wort „Hammer“ Vorstellungen wie Nagel, Holz, Schlagen. Dies trifft auch für politische Sprache zu.

Es werden im Buch Vereine angeführt, um sich für Volksbegehren einzusetzen. Die Autoren empfehlen, bei Abgeordneten nachzufragen (abgeordneten-watch.de ) oder Petitionen einzubringen (epetitionen.bundestag.de). Dies wäre auf die Situation Österreichs anzuwenden.

Interessant ist der Tipp „Medienwechsel“: Steig eine Woche lang auf ein anderes Medium um, und analysiere Unterschiede und Intentionen. Der Tipp Quellentausch besagt: Wenn Du die taz liest, dann lies doch mal die FAZ (Frankfurter Allgemeine).

Dann gibt es bekannte Hinweise wie, Leserbriefe zu verfassen oder Fragestunden zu organisieren. – Im „Book Crossing“ setzten Menschen Bücher anonym aus, damit andere Menschen sie finden. Sie etikettieren die Bücher und besprechen sie (www.bookcrossing.de).

Schweiz: Profit durch Korruption

Institutionelle Verbrechen sind oft unbeachtet, geht aus einem Bericht des Zürcher „Tagesanzeigers“ hervor. Ein Zitat daraus ausgewählt von

Hans Högl *

„Man könnte sehr böse formulieren, was Christian Brönnimann da zusammengetragen hat: Verbrechen lohnt sich – für die Schweiz. Tatsächlich hat die Art, wie die Schweiz Hunderte Millionen Franken eingenommen hat, ein Gschmäckle.

Denn: Von 2018 bis 2022 nahm der Bund über 437 Millionen Franken ein. Meist stammt dieses Geld aus dem Ausland, wenn dort beispielsweise korrupte Beamte Gelder ergaunern und diese auf Konten in der Schweiz parkieren. Ähnlich ist es, wenn Schweizer Firmen sich etwas im Ausland zu Schulden kommen lassen, Bestechung etwa.

Brönnimann zeichnet anhand von zwei Fällen nach, wie Bund und Kantone profitieren. Das Problem: Nur unter bestimmten Bedingungen können die Gelder zurückgegeben werden. Das könnte sich in Zukunft ändern, berichtet der Kollege allerdings ebenfalls. Immerhin.“

* Hans Högl hat aus dem Zürcher Tagesanzeiger vom 24.1. zitiert

Bemerkenswerte Statistik

Fast 60 Prozent der Kinder (bis 15 Jahre) in der Schweiz haben ausländische Wurzeln. Der Zürcher „Tagesanzeiger“ hat dazu eine Statistik veröffentlicht.

Hans Högl

Es lohnt ein Blick über die Grenze. Die Geburtenrate in der Schweiz ist laut „Tagesanzeiger“ auf einem neuen Tiefststand. Allerdings steigt die Zahl der Mädchen und Buben, die Eltern mit ausländischen Wurzeln haben (es sind 58 %). Was das für das Land und die Gesellschaft bedeutet, darüber denkt der eher linkspositionierte „Tages-Anzeiger“ nach.

Solche Informationen durchbrechen die sogenannte Schweigespirale, so genannt von der Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann um 1980. Sie bezog sich auf eine ähnliche Beobachtung des französischen Denkers Descartes um 1640.

Es gibt je ein dominantes Meinungsklima zu bestimmten Themen, dem nur wenige zu widersprechen wagen. Auch an Universitäten. Darum wurde in Deutschland das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ gegründet.

Tipp: „Bild der Wissenschaft“

Die Monatsszeitschrift „Bild der Wissenschaft“ besteht nun schon seit 61 Jahren. Sie bietet unvermindert qualitativ hochwertigen Lesestoff.

Hans Högl

Im Fokus der Zeitschrift sind neue und bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse und neueste Experimente. Wer eine Trafik aufsucht, sieht sich einer Unzahl von Wochen- und Monatsschriften gegenüber – auch solchen fragwürdiger Qualität. In manchen Trafiken kann „Bild der Wissenschaft“ erworben werden, in anderen nicht, weil keine Nachfrage beseht (so in einer großen inner-österreichischen Marktgemeinde, wie ich feststellte).

Es ist sinnvoll, auf die Qualität dieser Zeitschrift auf der Website der Vereinigung für Medienkultur anerkennend hinzuweisen – im Wissen, dass ähnliche Themen sich im Feuilleton von Printmedien und in Magazinen von Radio und Fernsehen oft verstreut finden. Eben gestern zeigte der TV-Sender Phönix eine exzellente, mehrstündige Dokumentation über Australien.

Folgende, sehr kurz gefasste Informationen finden sich in einem Heft von „Bild der Wissenschaft“. Schweizer Experten der angesehenen Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) haben errechnet, wieviel Geld erforderlich wäre, um die Klimaziele zu erreichen. So beiläufig erfahren wir ja rund um die Uhr, was alles beim Klimaschutz versäumt wird. Ein ungewöhnlicher Vorschlag: Jene Journalistinnen und Journalisten, die dies erwähnen, sollten fallweise bekunden, wie sie es selbst konkret mit der Ökologie halten, was sie und ihre Angehörigen für Klimaziele beitragen. Und das betrifft auch Medien-Unternehmen als solche.

a) 87 Milliarden müsste Europa pro Jahr in klimarelevante Infrastruktur investieren im Sinne des selbstgesteckten Klimaschutzes. Ziel ist: Reduktion der Treibhausgase bis 2050 auf Null- Emissionen. Alles dies müsste um 42 % mehr als bisher sein wie Bjarne Steffen und Lena Klaßen von der ETH Zürich ausgerechnet haben. Es wird oft der Klimawandel in den Mund genommen. Darum der Hinweis, wer auch immer dies in Medien zum Ausdruck bringt, solle mitteilen, was er persönlich für den Klimaschutz beiträgt, damit dies nicht bloß ein belangloses ‚Gerede` ist.

b) Moderner Beton hält meist nur 50 Jahre. Die Römer verwendeten nicht Löschkalk, sondern Brantkalk (Kalk wurde mit Vulkanasche gemischt und mit Meerwasser angerührt. Das brachte große Qualität) Antike Bauten überdauerten Jahrtausende.

c) Weltweite Weizen-Exporteure (laut FAO)

1. Russland 37.3 Mio Tonnen (18,8 %), 2. USA 26,1 Mio t (13,2 %), 3. Kanada 26,1 Mio t (13,2 %), 4. Frankreich 19,8 Mio t (10 %), 5. Ukraine 18,1 Mio t (9,1 %). Ukraines Exportanteil fiel 2022 auf knapp ein Drittel der Vorjahrsproduktion. Dies bedeutet, dass ohne Krieg die Ukraine rund 50 Mio t produzierte, also das meiste Getreide im Frieden exportierte.

d) Milch enthält neben Fett und Proteinen auch lebenswichtige Mikro-Nahrungsstoffe wie Kalzium, Magnesium, Zink und Vitamine. Milchtrinken führte in Europa zu einer körperlich größeren Bevölkerung, denn sie enthält einen Wachstumsfaktor. Aber es gibt eine angeborene Milch-Intoleranz. Betroffenen Säuglingen fehlt die Fähigkeit, Milchzucker zu verwerten. Man nennt dies Laktose-Intoleranz. Vor dem 20.Jahrhundert hatten solche Säuglinge keine Überlebenschance (heute gibt es spezielle Babynahrung).

Und Milch hat Ansteckungen reduziert; so hat kontaminiertes Wasser Cholera verbreitet. Darum trank man im Mittelalter lieber Wein und Bier anstelle von Wasser. Der darin enthaltene Alkohol tötete die meisten Mikroorganismen und schützte vor lebensbedrohlichen Krankheiten (Bild der Wissenschaft 3/23 p.44f.).

e) Cholera 1832 in Paris. Bericht darüber von Heinrich Heine. Die Reichen verließen Paris, Stadtbewohner nutzten Flanellstoffe als Panzer, und Priester glaubten, der geweihte Rosenkranz wehre die Cholera ab. Die Frühsozialisten um Saint-Simon meinten, sie könnten nicht sterben, denn Fortschritt sei ein Naturgesetz und sozialen Fortschritt bringe die Bewegung der Anhänger von Saint-Simnon.

f) Auf S. 49 (3/23) wird auf ein Buch der Science Busters hingewiesen, gegründet von den österr. Physikern Heinz Oberhummer und Werner Gruber. Das Buch „Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht daran glaubt“ sei „Lesespaß pur“- erschienen im Hanser Verlag. Motto: Humor und Wissenschaft müssen keine Feinde sein.

g) Zu Planetoiden im Weltall. Millionen von Kleinkörpern (Planetoiden) bewegen sich im Weltall und geben Zeugnis von dessen Urgeschichte. Gesteinsproben davon werden untersucht.

h) Satelliten: Ihre Umlaufbahnen befinden sich auf einzelnen „Etagen“ rund um die Erde. In etwa 500 km Höhe sind die Satelliten der ISS-Station und des Hubble. Im mittleren Orbit zwischen 20.000 km und 27.000 km ist der Geo-Satellit. Die stationären Wettersatelliten und die Rundfunk- und TV-Satelliten befinden sich auf einer Höhe von 36.000 km.

Satelliten brauchen Treibstoff, um nicht abzustürzen. Forscher bemühen sich um Lösungen.