Archiv der Kategorie: VERANSTALTUNGEN

EU-Wahlkampf: Hat sachlicher Diskurs eine Chance ?

Die jüngste Podiumsdiskussion der Vereinigung für Medienkultur war u.a geprägt von der Frage: Kann trotz drohender Dominanz rechtspopulistischer Demagogie eine verbale EU-Schlammschlacht vermieden werden ?

Udo Bachmair

Es war eine wieder äußerst gut besuchte Veranstaltung vor kurzem im Presseclub Concordia. Kein Wunder: Gab es doch mit Claudia Gamon (NEOS-Spitzenkandidatin), Johannes Voggenhuber (Spitzenkandidat 1Europa, Liste JETZT ), Ex-APA-Journalistin Hermine Schreiberhuber sowie dem Rechtspopulismusforscher und Buchautor Walter Ötsch wieder interessante und kompetente Podiumsgäste. Die angefragte EU-Kandidatin der FPÖ, Petra Steger, hatte es vorgezogen, nicht zu erscheinen..

Trotz teils unterschiedlicher Einschätzungen haben die Podiumsgäste den Beweis erbracht, dass es möglich ist, auch im Wahlkampf einen besonnenen und sachlichen Diskurs zu führen. Einig waren sie sich darin, dass wichtige Problembereiche nur durch eine konstruktive Herangehensweise gelöst werden können. Nicht nur die Politik, besonders auch die Medien seien gefordert. In den zahlreichen positiven Reaktionen wurde der Diskussionsabend als inhaltlich dicht und spannend gewürdigt.

Grundlage für die Veranstaltung im Presseclub Concordia war die vor allem von Prof. Walter Ötsch thematisierte Frage: Wie kann dem in der EU grassierenden Rechtspopulismus, Rechtsradikalismus und Rassismus wirksam begegnet werden? Dazu sei auch an das im Westend-Verlag erschienene Ötsch-Buch „Populismus für Anfänger“ verwiesen.

Der Rechtspopulismus habe einen einfachen Kern, sagt Walter Ötsch: „Hier sind WIR und dort sind die ANDEREN. Es gibt nur Gute, wir das „Volk“, sowie Böse, das sind die Ausländer, vor allem Moslems“.

Im Umgang mit rechten Demagogen rät Ötsch: „Nicht provozieren lassen. Eigene Inhalte in den Vordergrund stellen. Sachlichkeit mit Emotion verbinden. Positivbilder gegen Negativbilder stellen. Und nicht zuletzt: den Humor nicht vergessen.“ Der fällt allerdings angesichts fragwürdiger werdender politischer Tendenzen schwer..

„EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten“

Einladung der Vereinigung für Medienkultur

Podiumsdiskussion im Presseclub Concordia am 4.4. 2019 ab 18.30 Uhr

Udo Bachmair

Verrohung von Sprache in Politik und Medien lässt nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch EU-weit sachpolitischen Diskurs in den Hintergrund treten. Durch einen weiter um sich greifenden (vorwiegend rechten) Populismus gewinnen Vereinfachungen, Halbwahrheiten, Schwarz-Weiß-Malerei und Freund-Feind-Denken die Oberhand. Stattdessen wären differenzierende Einschätzungen der komplexen Causa nötiger denn je. Was tun? Gibt es ein Rezept gegen die auch demokratiepolitisch bedenkliche Entwicklung?

Zur Diskussion stehen u.a. Sprache und Mechanismen rechtspopulistischer Propaganda am Beispiel besonders emotional besetzter Themenbereiche wie Migration oder Klimawandel bis hin zur Frage: Welche EU wollen wir eigentlich?

Am Podium:

Claudia Gamon, NEOS-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl

Prof. Dr. Walter Ötsch, Publizist, Kulturwissenschafter, Experte für demagogisch geprägte politische Diskurse

Mag.a Hermine Schreiberhuber, Journalistin, ehemalige Vizechefin der APA-Außenpolitik

Petra Steger, FPÖ-Kandidatin für die EU-Wahl (angefragt)

Johannes Voggenhuber, langjähriger EU-Mandatar, 1Europa-Kandidat der Liste JETZT für die EU-Wahl

Moderation:

Udo Bachmair, Bakk.phil., Präsident der Vereinigung für Medienkultur (früher ORF)

Anmeldung: stifter@medienkultur.at

EU-Wahlkampf als Schlammschlacht ?

In knapp 2 Monaten ist es soweit: Die Wahlen zum EU-Parlament werden dann bereits geschlagen sein. Bis dahin wird der EU-Wahlkampf Woche für Woche zunehmend auf Touren kommen. Eine Kampagne geprägt von sachorientiertem Disput oder eher dominiert von populistischer Polemik ?

Udo Bachmair

Der EU-Wahlkampf könnte zur Schlammschlacht verkommen. Politik und Medien sind daher besonders gefordert, zu konstruktiven Auseinandersetzungen beizutragen. Verrohung und Radikalisierung politischer Sprache lassen nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch EU-weit Seriosität und Differenzierung vermissen. Durch einen vorwiegend rechten Populismus gewinnen Vereinfachungen, Halbwahrheiten, Falschmeldungen, Schwarz-Weiß-Malerei und Freund-Feind-Denken die Oberhand. Eine auch demokratiepolitisch bedenkliche Entwicklung.

Die Thematik, erörtert an besonders emotional besetzten Beispielen wie Migration oder Klimawandel, ist Gegenstand einer Podiumsdiskussion am 4. April im Presseclub Concordia. Sie sind dazu namens der Vereinigung für Medienkultur herzlich eingeladen :

EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten

Zeit: Donnerstag, 4.4. 2019, 18.30 Uhr

Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

Am Podium:

Claudia Gamon
NEOS-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl

Prof. Dr. Walter Ötsch
Publizist, Kulturwissenschafter, Experte für demagogisch geprägte politische Diskurse

Mag.a Hermine Schreiberhuber
Journalistin, ehemalige Vizechefin der APA-Außenpolitik

Petra Steger
FPÖ-Kandidatin für die EU-Wahl ( angefragt )

Johannes Voggenhuber
Langjähriger EU-Mandatar, 1Europa-Kandidat der Liste JETZT für die EU-Wahl

Moderation:

Udo Bachmair, Bakk.phil.
Präsident der Vereinigung für Medienkultur ( früher ORF )

Anmeldung: stifter@medienkultur.at

Umgang mit digitalen Geräten. Multitasking? Auszeit nehmen!

Symposion: Mensch und Digitalisierung 15.-16.3.2019 in St.Pölten.
Bericht von Jakob Herburger-Folge 2
(ausgewählt von Hans Högl)

Der Neurobiologe und Hirnforscher Bernd Hufnagl ist Autor des Buches „Besser fix als fertig! Hirngerecht arbeiten in der Welt des Multitasking (Graz 2014). Er fragte gleich zu Beginn: „Haben Sie auch schon bemerkt, dass Rasenmähen oder andere handwerkliche Tätigkeiten total entspannend sind? In der digitalen Welt etwas scheinbar Anachronistisches. Ist es aber nicht, es ist Ausdruck der Sehnsucht nach dem Einfachen, dem Über- und Durchschaubaren, dem Bewältigbaren.

Unser Gehirn benötigt dieses Gefühl zur Beruhigung. Stimmt die Hypothese, dass die digitalisierte Welt keine idealen Rahmenbedingungen für Glück, Gesundheit, Motivation und Kreativität bietet? Sind wir Opfer des Systems, oder sind wir eigenverantwortlich für die Schaffung hirngerechter Bedingungen?“

Aufmerksamkeitsprobleme, Ungeduld und zunehmende Oberflächlichkeit seien Auswirkungen der Digitalisierung auf unser Gehirn. Zusätzlich werden Demotivation, Stress und Burnout zu immer verbreiteteren gesundheitlichen Bedrohungsszenarien.

Die Nichtvorhersagbarkeit von Störungen wie Telefonaten, E-Mails und anderen Nachrichten sei Hauptgrund für Burn-out, Überlastung und Krankheiten. „Wenn jemand ein neues E-Mail bekommt, erscheint am rechten unteren Bildschirmrand kurz eine Meldung. Die meisten Menschen öffnen dann binnen 7 Sekunden die neue Nachricht und unterbrechen so ihren Arbeitsfluss.“ Diese Option sollte aus Sicht von Herrn Hufnagl deaktiviert werden.

„Wenn Sie sich nie vor Augen halten, was Sie am vergangenen Arbeitstag tatsächlich gemacht haben, was Ihr Erfolgserlebnis des Tages war, dann werden sie psychisch krank. Falscher Umgang mit digitalen Geräten verhindert solche Selbstreflexion“, so Bernd Hufnagl.

Sich von Menschen und Geräten nicht hinunterziehen lassen: „Wie geht es Ihnen mit Menschen, die Sie auslaugen und hinunterziehen? Treffen Sie solche Menschen einfach weniger oft. Treffen Sie öfters Menschen, die Sie hinaufheben und von denen Sie lernen können.“ Wenn jemand nur jammere, dann solle aber die Erzählung durchaus hinterfragt werden. Dies könne helfen, Dinge nüchterner zu sehen.

Abschließend appellierte er an alle Anwesenden, sich von digitalen Geräten nicht beherrschen zu lassen. „Das sind nur Geräte. Wir entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen. Nehmen Sie sich bewusst Auszeiten von digitaler Erreichbarkeit und verlieren Sie eines nicht: Tagträume.“

„Jetztismus“ ist Hauptproblem

Laut der Soziologin, Kommunikationswissenschaftlerin und Datenbankspezialistin Maren Berka.
ist das Hauptproblem im Spannungsfeld „Mensch und Digitalisierung“ der ausufernde „Jetztismus“. Maren Berka meint damit „die zunehmende Anzahl der Kommunikationskanäle, über die Erwartungen aufgebaut werden“. Jetztismus zu bedienen heiße „alles soll jetzt und sofort passieren, beantwortet und umgesetzt werden.“
Sie persönlich würde an Sonntagen keine elektronische Nachricht und auch kein Telefonanruf erreichen: „Mir reichen die hunderten E-Mails, die ich während der Werktage bekomme. Ich brauche am Sonntag Ruhe.“

Wie mit Digitalisierung umgehen

Hans Högl

„Mensch und Digitalisierung“ war vom 15. bis 16. März das Thema des HipHaus-Symposions in St. Pölten (NÖ). Es referierten Hans Zeger, der bekannte Obmann der ARGE Daten, ferner Gabriele Sorgo, eine Anthropologin und Bernd Hufnagl, ein Neurobiologe und Hirnforscher. Maren Berka sprach zum „Thema: „Digitalisierung macht Spaß!?“ und war Ersatzreferentin für den Schriftsteller Niki Glattauer.

Welt der Daten. Ist-Zustand

Ich greife hier Einzelaussagen von Hans Zeger auf: Wir leben in einer Welt, die durch technische Wahrnehmung geprägt ist. 3,5 Milliarden Menschen haben Zahnbürsten, 4 Mrd. nützen Mobiltelefone, uns stehen rund 500 TV-Kanäle zur Verfügung, und es gibt täglich 5 Mrd. Face-Book Nutzer, und jeder von ihnen hat im Schnitt 400 „Freunde“.

Um alle Inhalte nur eines Tages von den verschiedenen Internet-Plattformen(„Social Media“) zu lesen, würde ein Einzelner 65.000 Jahre brauchen. Der Inhalt (content) sozialer Plattformen birgt oft Skurriles und vereinfachte Knalltitel. Hans Zeger: „Früher redeten Narren an Stammtischen, heute verbreiten sich Dummheiten weltweit.“

Folgen für uns

Wissen ist komplex und manche sagen, Wissen verdopple sich in kurzer Zeit. Hans Zeger: „Das ist Blödsinn!“; denn was zunimmt, ist die Quantität der Informationen. Suchmaschinen können quasi Bildungseinrichtungen sein, doch die Wenigsten wissen, wie man darin sucht, und es gilt zu fragen, was man wirklich braucht. Es ist auch eine Illusion, dass über Google das Relevanteste zu finden ist. „Es gilt im Heuhaufen des Belanglosen, das Wichtigste zu finden. Die Menschen haben einen großen Bedarf an echter Orientierung.

Es gilt, die Infos zu analysieren, die Quellen und die Interessen, die dahinter stecken, zu erkennen. Menschen brauchen Medienkompetenz und in der Bildung und Ausbildung braucht es nicht nur Vermittler von technischem Know How. In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass E-Mails am späten Vormittag so gegen 11 Uhr gesammelt bearbeitet werden sollten und nicht einfach jedes E-Mail sofort beantwortet wird, wie es häufig der Fall ist. Letzteres sei sehr fehleranfällig.

EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten

Einladung zur Podiumsdiskussion

EU-Wahlkampf zwischen Fake und Fakten

Zeit: Donnerstag, 4.4. 2019, 18.30 Uhr

Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

Es diskutieren:

Claudia Gamon
NEOS-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl

Prof. Dr. Walter Ötsch
Publizist, Kulturwissenschafter, Experte für demagogisch geprägte politische Diskurse

Mag.a Hermine Schreiberhuber
Journalistin, ehemalige Vizechefin der APA-Außenpolitik

Petra Steger
FPÖ-Kandidatin für die EU-Wahl ( angefragt )

Johannes Voggenhuber
Langjähriger EU-Mandatar, 1Europa-Kandidat der Liste JETZT für die EU-Wahl

Moderation:

Udo Bachmair, Bakk.phil.
Präsident der Vereinigung für Medienkultur ( früher ORF )

Verrohung von Sprache in Politik und Medien lässt nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch EU-weit sachpolitischen Diskurs in den Hintergrund treten. Durch einen weiter um sich greifenden (vorwiegend rechten) Populismus gewinnen Vereinfachungen, Halbwahrheiten, Schwarz-Weiß-Malerei und Freund-Feind-Denken die Oberhand. Stattdessen wären differenzierende Einschätzungen der komplexen Causa nötiger denn je. Was tun? Gibt es ein Rezept gegen die auch demokratiepolitisch bedenkliche Entwicklung?
Zur Diskussion stehen u.a. Sprache und Mechanismen rechtspopulistischer Propaganda am Beispiel besonders emotional besetzter Themenbereiche wie Migration oder Klimawandel bis hin zur Frage: Welche EU wollen wir eigentlich ?

Anmeldung erbeten unter stifter@medienkultur.at

Medien suchen Publikumskontakte

Hans Högl

Die „Vereinigung für Medienkultur“ ist seit 1995 aktiv in der Beobachtung der Medien aus Sicht des Publikums. Ob wir erfolgreich sind? Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Tatsache ist, ich schrieb einen Kommentar in einer Zeitung und fügte an, dass ich für den Blog www.medienkultur.at schreibe. Dies wurde nicht publiziert. Dies ist ein Zeichen, dass Medien mit medienkritischen Vereinen keine rechte Freude haben. Dies trifft auch für den ORF seit LANGEM zu, für den der Publikumsrat eine minimale Bedeutung hat.Keine Frage: Sehr lange saß „Journalismus“ auf hohem Ross!

Umso überraschender ist, dass ein Spitzenprodukt der Printmedien, die „Neue Zürcher Zeitung“, direkten Kontakt mit dem Publikum sucht (siehe unten).Ohne hier irgendeine Vollständigkeit zu beanspruchen, beobachte ich mit Interesse, dass auch die steirische „Kleine Zeitung“ systematisch Kontakt mit ihrem Publikum sucht.

Text der Neuen Zürcher (Online 14.März 2018).

„Und zum Schluss noch etwas in eigener Sache: Wie beurteilen Sie die NZZ? Ihre Meinung, Ihre Kritik, Ihre Anregungen interessieren uns. Wir laden Sie deshalb herzlich zu unserer ersten Leserkonferenz in diesem Jahr ein. Diese findet am 4. April von 18 Uhr bis zirka 19 Uhr 30 im NZZ-Foyer an der Falkenstrasse in Zürich statt. Kommen Sie zu uns in die Redaktion, und diskutieren Sie mit uns. Nach der Diskussion bietet sich bei einem Apéro Gelegenheit zum persönlichen Austausch.“

Europa: Bauplan, Visionen. Buch von Bernd Posselt

Hans Högl. Buchrezension

Wien, 21.Jänner. Der deutsche EU-Abgeordnete und Pan-Europäer Bernd Posselt präsentierte heute im Leopold-Figl-Haus in Wien sein neues Buch „Bernd Posselt erzählt Europa. Geschichte und Personen – Bauplan und Visionen, Regensburg 2018. Mit Personenindex. 239 S.

Einführend verwies Alt-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel darauf, dass in diesem Haus 1945 vom  Ex-KZ`ler und Bauernbündler Leopold Figl und Mitbegründer der Volkspartei Lebensmittel für die Hungernden in Wien verteilt wurden.

Posselt sieht für die europäische Identität einen doppelten Dreiklang: das Christliche, das Jüdische und Humanistische, ferner drei große Sprachgruppen: das Germanische, Romanische und Slawische und dies mit autochthonen Minderheiten.

Bernd Posselt hat einen sudetendeutschen Vater, seine Mutter ist Südsteirerin, aus dem heutigen Slowenien. Das Schicksal der Eltern motivierte ihn für ein übernationales Europa und gegen die Auswüchse des Nationalismus. Für die Einigung Europas erachtet Posselt nicht nur Westeuropäer als relevant, sondern auch Osteuropäer wie Vaclav Havel, Landsbergis, Papst Johannes Paul II. und andere.

Im Buch wird ein Zitat von Franz-Josef Strauss aus dem Jahre 1968 graphisch stark hervorgehoben (S. 10): „Die Nationalstaaten sind im heutigen Europa, aber auch sonst allein auf Grund ihrer Größenordnung und Bevölkerung anachronistische Gebilde…“. In diesem Punkt äußert sich Robert Schuman wesentlich differenzierter (vgl. meinen Blog am 15.1.). F.J. Strauß forderte auch die „Vereinigten Staaten von Europa“, „was auch immer er damit meinte“, so Posselt.

Der Autor lobt Wolfgang Schüssel, der als EU-Ratsvorsitzender für das europäische Lebensmodell eingetreten sei, das sowohl Freiheit der Person wie Gerechtigkeit in sozialer Marktwirtschaft verbindet und sich vom „American Way of Life“ unterscheidet.

Zur heiklen Frage „sozialer Marktwirtschaft“ nennt Posselt maßgebliche Autoren, bekundet aber auch Ludwig Erhards Auffassung, derzufolge sich soziale Probleme in einem funktionierenden Markt quasi von selbst lösen. Wichtig bleibt darin, wie konkret der Anspruch sozialer Marktwirtschaft eingelöst wird oder auch nicht. Das wird vielfach mit dem Stichwort „Neoliberalismus“ hinterfragt. Als Rezensent erinnere ich an die erschreckend hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und Italien und an die Unruhen in Frankreich.

Posselt sieht drei Gegenpositionen versus EU:

a) Die einen kritisieren dies und jenes daran, zerlegen sie dann aber im Grunde völlig.

b) Andere bekunden, zwar Europa zu wollen, wünschen aber ein Mehr an Nationalstaat.

c) Dritte sind o f f e n nationalistisch und Posselt meint sowohl von rechts wie von links. Hier vereinfacht wohl Posselt die Sachlage, denn linke Positionen fordern entweder eine Sozialunion der EU oder die radikale Linke lehnt die EU generell ab.

Alles in Allem: Das Buch ist sehr lesenswert, da der Autor auf jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen kann. Und es ist gut lesbar.

Tipp: Film+Diskussion zu nachhaltiger Lebensweise

Karl Tischler*

 

Der frühere Gemeindearzt von Pölla im Waldviertel, Klaus Renolder, wurde als Mann mit konsequent nachhaltigem Lebensstil bekannt. So absolvierte er in der Regel Hausbesuche mit seinem Rad, ebenso die Fahrten zwischen seiner Wohnung in Horn und der Ordination in Neupölla. Renolder entwickelte ferner das „Dreifachnutzen- Prinzip“ einer energie- und umweltbewußten Lebensweise.  Ein englische Film wurde darüber gedreht und wird  nun gezeigt: 

Dienstag  20. Nov. 19:00Ort:  Hauptbücherei Urban Loritz Platz (U6- Burggasse) . Prominente Gäste diskutieren mit Dr. Klaus Renolder: Prof. Helga Kromp- Kolb, bekannte Klimaforscherin. Dr.  Fritz Hinterberger, Leiter des Nachhaltigkeitsinstitutes.  

  • Der Autor dieses Beitrags Dr. Karl Tischler ist Mitglied der Vereinigung für Medienkultur )

ORF: Teilnahme am Publikumsrat

Hans Högl

Im ORF-Hauptgebäude am Küniglberg in Hietzing findet am Do  29. Nov. um 10.00 Uhr die nächste  Plenarsitzung des Publikumsrates statt. Auch Gäste können teilnehmen. Von der Kennedybrücke fährt alle 20 Minuten ein Bus zum ORF-Zentrum.

Es wäre wünschenswert, dass dieses Gremium mehr an Beachtung findet. Es geht primär um uns  als Publikum;  denn  w i r  sind die Gebührenzahler. Dennoch ist es sinnvoll, dass Verbände und Parteien und große NGOs im Publikums- und Stiftungsrat vertreten sind. Der ORF als maßgebliches Massenmedium darf nicht in beliebige Hände übergeben werden. Er bedarf  öffentlicher Kontrolle – auch durch Parteien.

Die Vereinigung für Medienkultur steht prinzipiell positiv zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seinen Gebühren,  aber ich teile die entschiedene Ansicht eines  Bekannten und Österreichers, der nicht nachvollziehen kann,  warum er am Zweitwohnsitz in der Steiermark noch einmal eine ORF-Gebühr entrichten soll. Auch wenn diese  ermäßigt werden kann. Diese Gebühr ist unverständlich, wenn sie  schon einmal beim Hauptwohnsitz entrichtet wird.

Ich wünsche dem neuen Vorsitzenden des Publikumsrates Mag. Walter Marschitz viel Erfolg in seinem Bemühen, dieses Gremium effektiver zu gestalten. Er hat bereits einige Neuerungen durchgeführt. In einer etwas anderen  Formulierung richteten wir dies Anfrage direkt  an den ORF-Publikumsrat.