Darknet – meist nur negativ gesehen

Wien, 17.6. Vortrag des Autors Stefan Mey über „Darknet und Journalismus: Mythen, Fakten und Chancen“.Hans Högl. Bericht. 

Dieser Vortrag sah jenseits von Mythen darauf, was an diesem rätselhaften Ort passiert. Bei der Reise in die „digitale Unterwelt“ wird erläutert, was Darknet ist, wie es funktioniert, welche diversen „Seiten“ das Darknet hat, welche Chancen es für politische und journalistische Arbeit bietet.

Stefan Mey ist Experte für Darknet-Technologie. Er wohnt in Berlin. Besonders interessieren ihn digitale Gegenöffentlichkeiten und Alternativen zum „normalen“ Internet. Im Verlag C.H.Beck veröffentlichte er das Sachbuch: „Darknet: Waffen, Drogen, Whistleblower. Wie die digitale Unterwelt funktioniert.“
 
Das Darknet ist ein Ort für Drogengeschäfte und menschliche Abgründe. Das bestätigte der Autor. Es ist aber auch ein Schutzraum für AktivistInnen, Whistleblower und JournalistInnen. Dies war im Vortrag besonders überraschend; denn die Berliner Alternativzeitung TAZ, ferner die „Süddeutsche Zeitung“ und „New York Times“ publizieren in Darknet und sind offen für Whistleblower per Darknet.

Bei Darknet bleibt jene Person unerkannt und verdeckt, wenn sie Medien wichtige und heikle Mitteilungen macht. Bemerkenswert ist, dass z.B. Daniel Ellsberg, der 1971 die Pentagon Papers der „New York Times“ verraten hat, heute ein Portal mit dem Namen „Freedom of the Press Foundation“ nützt. Whistleblower verwenden Briefkästen im Darknet, denn auf normalen Wegen könnten sie im Internet identifiziert werden.

Weltweit gibt es 120.000 Darknet-Adressen und 4 Millionen Nutzer, davon 12.000 in Österreich. Und es gibt in Österreich pro Tag nur 300 Nutzer. Darknet ist also im Vergleich zu Facebook ein Nischenprodukt.

Nachdenklich stimmt die Information, dass Darknet von einem Informatiker der US-Marine entwickelt wurde und dass Darknet aus Töpfen der US-Regierung gefördert wird. Dies findet Stefan Mey „schräg“ und irritierend.

Eines ist für den Vortragenden klar: in Zeiten von umfassender Überwachung und Angriffen gegen journalistische Freiheiten braucht es das Darknet als digitales Gegenmodell. Sein Schluss-Satz lautete heute: „Ich bin froh, dass es Darknet gibt.“
 

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