Die neue ARD-Chefin und Familiäres

Eine Spitzenposition im deutschen Rundfunk

Hans Högl

Wer sich vor einiger Zeit die Mühe machte, das mehrspaltige Porträt über die neue Chefin des Ersten Deutschen Fernsehens (ARD) in der „Süddeutschen“ zu lesen, entdeckte den beachtlichen, medienspezifischen Berufsweg der Juristin Christine Strobl. Und indirekt wird sie durchaus recht positiv von der sozial-liberalen „Süddeutschen“ gewürdigt.

Zu erfahren ist irgendwo mitten im Text, dass sie die Tochter des CDU-Politikers Wolfgang Schäuble ist, und ihre Ehemann ist als CDU-Politiker Innenminister in Baden-Württemberg.

Fazit: Die Bestellung von Christine Strobl ist Ausdruck der deutschen, politischen Machtverhältnisse. Solche Positionen werden mit Bedacht vergeben und müssen es auch. Dies ist auch in Österreich beim ORF so. Das heißt nicht, dass sich damit der öffentlich-rechtliche Rundfunk – wo auch immer – eine denkbar einseitige Parteilichkeit in Sendungen leisten kann. Schon im Eigeninteresse ist dies nicht möglich.
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Aber die Rede, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk einfach hin parteifrei ist, das mögen ein paar Dummerl glauben oder Irrlichter behaupten. Es wäre extremistischen Gruppen ganz recht, solche Spitzenpositionen einzunehmen. Aber das geht auch nicht! Im Übrigen: Jede führende Partei verfährt nach diesem Muster. Das gehört zum ABC der Macht.

Bedenklich wird dies dann besonders, wenn unfähige Personen, was ja auch vorkommt, aus rein parteilichen Gründen an Spitzenpositionen gelangen. Man denke nur an die wirtschaftliche Katastrophe des früher sehr reichen Landes Venezuela, wo laut der linken Zeitschrift „Le Monde Diplomatique“ wirtschaftlich unfähige Parteileute die Erdölverwaltung „schupfen“. Auch an das frühere Drama des staatlichen Konzern der Linzer VOEST sei erinnert.

Eine andere Frage ist die, ob im öffentlich-rechtlichen Rundfunk genügend Chancen auch für jene bestehen, deren Eltern oder Verwandte keine Spitzenpositionen einnehmen. Betrachtet man in dieser Hinsicht den ORF, gilt einzuräumen, dass eine Reihe von Spitzenjournalisten durchaus ihren Weg professionell erreichten, ohne bekannte Väter/Mütter im Hintergrund zu haben. Ja, es finden sich wenige solcher. Manchmal ist von unseren Mitgliedern der Medienkultur zu hören, die Anstellungen im ORF sollten transparenter sein.

Zu wünschen wäre ein weitgehend werbefreier öffentlich-rechtliche Rundfunk (in Frankreich ist dies der Fall, in Deutschland sollte dies wirtschaftlich viel eher möglich sein als in Österreich). Der Grund: In den Berichten und Kommentaren völlig unabhängig von den großen werbenden Firmen zu sein! Das wäre insbesondere in Deutschland sehr wichtig, wo die Privatwirtschaft und Konzerne enormes Gewicht haben.

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