Hans Högl:
Rezension des Buches „Digital Mensch bleiben“
Der Titel des Büchleins ist sehr zutreffend. Im Blick auf die Digitalisierung unserer Lebenswelt ist dieses kleinformatige Buch entstanden. Es ist flüssig zu lesen, inhaltlich fundiert, und dies alles auf 136 Seiten. Der Aufbau folgt dem Dreischritt: Sehen, Urteilen, Handeln. Impulse für den Text sind allgegenwärtiges Verhalten und der Bestseller von Yuval Harari: Homo Deus über die Data-Religion. Der erste Teil handelt von den Anfängen des Computers und vom Werden des Internets über die militärische zur universitären Nutzung.
Wir deuten nur Einiges an:
Die beiden Gründer von Google Larry Page und Sergey Brin erfuhren eine bemerkenswerte Basisbildung in einer Montessori-Schule. Deren Konzept ist nicht primär Wissensaneignung, sondern Lernen durch Neugier und Fragen. Vor allem Kreativität wird betont. Die Gründer von Google: „Wir haben dort gelernt, unabhängig zu denken und ungewöhnliche Wege zu gehen“. Sie wollen nicht Geld mit Geld verdienen – wie die Finanzwelt, sondern Menschen von Nutzen sein. Sie haben Mut zum Versuch und Irren: „Learn fast and fail fast“ und verstehen sich als Weltverbesserer.
Der Buchautor ist für den vernünftigen Gebrauch der digitalen Welt, und er geriert sich weder als Computer-Apokalyptiker noch Euphoriker. Data sind Teil unserer Welt. Der Autor bejaht, wenn Computer und Medizin sinnvoll kooperieren. Die Menschenrechte können uns helfen, Grenzen zu ziehen: Der Mensch ist mehr als Maschine, die Teile mehr als das Ganze. Volker Jung begründet dies eher biblisch als philosophisch und hinterfragt den Erlösungsglauben einiger Vertreter, wonach wir alle glücklich und unsterblich würden und aus Menschen Cyborgs – also ein Update von Menschen, die über Biotechnologie göttliche Fähigkeiten erlangen. Dies wird Transhumanismus genannt.
Der letzten Abschnitt fragt, was nun zu tun sei. Die Tipps sind einleuchtend, aber etwas unbefriedigend. In der schulischen Oberstufe könnten gemeinsam die Quellen des Internets geprüft werden, denn viele Nutzer vermögen nicht zwischen zuverlässiger und irreführender Information zu unterscheiden und werden Opfer von Desinformation.
Die Schrift ist geeignet für breite Kreise – wegen der Kürze und klaren Sprache und für den Ethik-, Deutsch- und Religionsunterricht.
Der Autor distanziert sich mit Empathie von der Quasi-Data-Religion und unablässigen, digitalen Bindung, denn die Digitalisierung laufe Gefahr den Menschen seiner selbst zu berauben. – Das Netz verlangt globale Politik. Aber die Regierungsschildkröte kann mit dem technologischen Hasen nicht Schritt halten, wie Yuval Harari in „Homo Deus“ schreibt. Der Buchautor ist evangelischer Kirchenpräsident in Hessen und „Medienbischof.
Volker Jung: Digital Mensch bleiben, München 2018. Claudius Verlag.