Udo Bachmair
Ingrid Thurnher und Corinna Milborn sehen sich mit bisher beispiellosen Hassattacken konfrontiert. Sie werden nach den jüngsten TV-Duellen in Puls 4 und im ORF nicht nur beschimpft und diffamiert, sie sind zunehmend auch Opfer massiver Gewaltandrohungen rechtsextremer Hetzer.
Diese beschämend oft mit Likes bedachten Verbalaggressionen vor allem auf Straches Facebook-Seite lassen im Falle einer FPÖ-Machtübernahme kaum Gutes erahnen. Ist dann in einer autoritären „blauen Republik“ steigender Druck auf kritische JournalistInnen und Einschränkung der Pressefreiheit zu erwarten ?
Wehret den Anfängen..
Aus aktuellem Anlass ein Bericht aus Kurier-Online von heute :
Ingrid Thurnher wirkte bei der letzten Konfrontation zur Bundespräsidentenwahl ermattet. Ihre Körpersprache vermittelte: Hier ist eine Journalistin extrem unter Druck geraten. Der Druck kommt von der FPÖ und ihren Sympathisanten, die im Internet nach jedem unliebsamen Auftritt ihres Spitzenkandidaten ein Hassfeuerwerk abbrennen.
Die Puls4-Moderatorin und Infochefin Corinna Milborn hat solche massenhaften Postingattacken bisher nur erlebt, wenn ein FPÖ-Kandidat bei ihr im Studio saß, sagt sie: „Nach der Wien-Wahl mit Strache, dem Präsidentschaftsduell im Mai und jetzt beim Hofer-Interview.“ Andere Parteien seien dahingehend unauffällig gewesen.
Milborn hat folgende Systematik beobachtet: Auf Heinz-Christian Straches-Facebook-Seite (fast eine halbe Million Abonnenten) erscheint ein Posting, das die Journalistin kritisiert: „Dann kommen Kommentare, die diskreditierend und beleidigend sind. Fast nie sind es strafrechtlich relevante, sondern immer nur indirekte Drohungen“, erzählt Milborn. Zu lesen ist dann etwa so etwas: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie von einem Afghanen vergewaltigt werden.“
Die Hasswelle gibt es nach ihrer Erfahrung nur, wenn Strache Negatives poste. Die Formulierungen der Hassposter seien vielfach ähnlich und immer juristisch wasserdicht. Außerdem lasse sich recht einfach feststellen, dass es sich bei vielen von ihnen um Fake Accounts handelt, hinter denen keine echten Personen stehen. Den Kritikern reicht es wohl, wenn sie den Hass weitertragen: „Sehr oft schreiben Leute, die das Interview, für das sie mich beschimpfen, gar nicht gesehen haben. Das erkennt man etwa daran, dass sie sich auf den ORF beziehen“, erzählt die Puls4-Frau.
Mehrere Tausend Postings würden so auf die Journalisten hereinprasseln, die skandalisieren, beschimpfen und verhetzen. Ziel sei die Lufthoheit im Netz und die Weitergabe des eigenen Spin. Dafür sorgt auch der Parteieigene Videokanal namens FPÖ-TV. Dessen Kamerateams sind bei jeder Debatte mit dabei und drehen einen genehmen Beitrag, in dem die für die FPÖ genehme Version des Live-Gesprächs zusammengefasst wird. Einzelne Journalisten werden von den Kameras auch bis nach Hause verfolgt. So macht Arbeiten Angst.
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