Die Frage, ob und wie einseitig unsere Medien über den Ukraine-Krieg berichten, war Gegenstand einer bemerkenswerten Diskussionsrunde jüngst in „Links.Rechts.Mitte“ von Servus TV.
Udo Bachmair
Ist es gerechtfertigt, dass sich Journalisten auf eine Seite schlagen, nämlich auf die der Ukraine ? Fehlt es unseren Medien an Distanz ? Zwei der Fragen im Diskussionsformat „Links.Rechts.Mitte.“jüngst in Servus TV.
Gleich zu Beginn der Debatte stellte die TAZ-Journalistin Ulrike Herrmann klar . „Russland ist unser Feind“. Daher trete sie auch für die mediale Unterstützung der Ukraine ein. Russland habe sämtliche Verträge gebrochen ( Kopfschütteln bei den Mitdiskutanten Christian Wehrschütz und der Historikerin Andrea Komlosy ) und sei zweifellos imperialistisch.
„Bei allem Leid“, entgegnete der besonders engagierte ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, seien Einseitigkeit und Parteilichkeit in der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg „völlig inakzeptabel“. Er habe den Eindruck, dass vor allem deutschsprachige Medien „in einem Gut/Böse-Schema sind“.
Wie Wehrschütz verurteilten auch die anderen Studiogäste den Krieg Russlands gegen die Ukraine. So auch Franz Schellhorn von der liberalkonservativen Agenda Austria. Er gab jedoch zu bedenken, dass wir weiterhin von russischen Rohstoffen abhängig seien.
Die Historikerin Andrea Komlosy fand es bedenklich, dass wir so tun, als würden wir selber Krieg gegen Russland führen. „Wir dürfen nicht länger einseitig eine Seite unterstützen“, sagte sie. Der Krieg müsse gestoppt werden, „die westlichen Waffenlieferungen schüren ihn aber“.
Christian Wehrschütz, bezüglich differenzierender Berichterstattung aus dem Kriegsgebiet ein Vorbild für Qualitätsjournalismus, wünscht sich von seinen JournalistenkollegInnen „mehr rationalistische und weniger moralisierende Berichterstattung“. Westliche Medien würden „viele Grautöne außer acht lassen“, fügte Wehrschütz hinzu. So sei etwa die Tatsache, dass Supermachtinteressen eine große Rolle spielen, unterbelichtet. Das sei keine Rechtfertigung für einen Angriffskrieg, aber er gibt zu bedenken:
„Gut oder Böse gibt es in der Politik nur selten“.
Ein Veranstaltungstipp:
Um westliche Berichterstattung am Beispiel des Ukraine-Kriegs geht es auch in einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion u.a. mit Heinz Gärtner und Christian Wehrschütz (angefragt) am
24. Jänner ab 18.30 Uhr im Presseclub Concordia, Bankgasse 8, A-1010 Wien
Moderation : Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur
Kriege finden immer statt, um die Interessen von sogenannten Eliten durchzusetzen. Im Fall der Ukraine wurden diese Interessen schon sehr sehr früh skizziert von Zbigniew Brzeziński. Brzezińskis Schachbrett zeigte eine Überlegenheit der westlichen Welt bzw. deren Oligarchen, als Janukowitsch um die EU-Mitgliedschaft pokerte. Viktoria Nulands „fuck the EU“ und die fünf Milliarden Dollar für „Demokratisierung, Wohlstand, Sicherheit und Demokratie in der Ukraine“ schließlich zeigten den Weg auf, wohin das führen sollte und auch führte. Die USA waren und sind die einzigen Gewinner des Konflikts.
Das schlägt sich nieder in Hunter Bidens Aktivitäten in der Ukraine, den Gewinnen der US-Rüstungsfirmen und dem Absatz des US-Frackinggases. Auf der anderen Seite die Aufnahme der Flüchtlinge durch die EU und die wirtschaftlichen, negativen Folgen eben für die EU.
Das sind Mosaiksteine, die in der Berichterstattung der deutschen Leitmedien wenn überhaupt, unter ferner liefen erwähnt wurden. Selbstverständlich wurde kaum mal berichtet über die Protokolle der OSZE, die die Verstöße Kiews gegen die Minsker Abkommen festhielten. Daß der Beschuß des Donbass durch die ukrainischen Einheiten vor der Intervention Spitzenwerte erreichte, kann sehr wohl als Widerlegung des Begriffs „russischer Angriffskrieg“ herhalten.
Wie auch immer, vor allem die deutschen Medien berichten in einer Art und Weise, die das Wort Propaganda schon förmlich aufzwingen: Einseitig, verschweigend, CIA-gesandstrahlt, weder umfassend noch unvoreingenommen. Zudem mit einem Zungenschlag, der das „framing manual“ der ARD wieder in Erinnerung ruft.
Dann noch die Grünen, die die ehrbaren Pflugscharen wieder umschmieden zu Schwertern und Haubitzen. Und eine Friedensbewegung, die vor einem Trümmerhaufen steht. – Verursacht von den erwähnten Interessengruppen und einer Medienlandschaft, in der selbst „linke“ Webseiten Melnik & Co. die Bühne bereiten auf Kosten der eigenen Prinzipien und des ganzen Bildes.