Ö1-Im Gespräch als Lichtblick

Selten, aber doch gibt es sie noch jenseits des medialen Mainstreams: Differenzierende Berichte und Analysen zu komplexen Themen wie zur dramatischen Lage in Gaza und dem Westjordanland. Beispiel dafür die journalistische Auswertung eines bemerkenswerten Referats der Nahostexpertin Francesca Albanese, die an der Universität Wien ein Referat gehalten hat sowie kürzlich in der Ö1-Reihe Im Gespräch interviewt worden ist.

Peter Öfferlbauer *

Die UN-Berichterstatterin für die besetzten Gebiete Westbank und Gaza Francesca Albanese sprach an der Uni Wien am 6.12., worüber u.a. DER STANDARD am 7.12. umfangreich berichtete und feststellte: So scharfe Kritik an der israelischen Kriegsführung in Gaza bekommt man in Wien selten öffentlich zu hören.

Die ORF stories berichten bereits 37 Minuten nach Beginn der in zwei weitere volle Hörsäle übertragenen Veranstaltung nur kurz und knapp und titeln: Kritik am Auftritt der UNO-Berichterstatterin... In früheren Zeiten hätte man wahrscheinlich auf Ö1 dazu ein Journalpanorama hören können, das ist mit dem heutigen, ziemlich undifferenzierten Mitstricken an der westlichen Konsensfabrik kaum zu erwarten.

Umso erfreulicher (auch für das für den ORF immer noch gültige Objektivitätsgebot), dass die Reihe Im Gespräch doch immer wieder Gäste mit erhellenden, weiteren Aspekten und Informationen bringt, wie man sie aus Wien eher selten öffentlich zu hören bekommt, so am 24. und 30.1. eben Francesca Albanese. Das ist in dieser von Peter Huemer begonnenen Sendereihe gute Tradition. Ich erinnere mich, dass damals zum Jugoslawienkrieg erstaunlich anderes zu hören war als aus den täglichen Sendungen. Hoffentlich gibt es noch viele solcher Lichtblicke!

• Gastautor Dr.Peter Öfferlbauer, ehemaliger AHS-Lehrer, ist Politik- und Medienanalyst und lebt in Wels

2 Gedanken zu „Ö1-Im Gespräch als Lichtblick

  1. Ja, ich freute mich gestern auch wieder einmal sehr über die Sendung auf Oe1, „Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz“, in der Wolfgang Kaleck, Generalsekretär der in Berlin ansässige gemeinnützige und unabhängige Menschenrechtsorganisation „European Center for Constitutional and Human Rights“ (ECCHR) den rechtlichen Aspekt der Menschenrechte beschreibt und was es braucht, um sie in einer globalen Welt auch global durchzusetzen. Sein Buch „Die konkrete Utopie der Menschenrechte, ein Blick zurück in die Zukunft“ würde mich sehr interessieren, weil ich mich wundere, wie sehr jetzt der Univsersalismus der MR angezweifelt wird, wo doch so oft schon dafür gekämpft und gestorben worden ist. Tja, man muß sie offensichtlich immer wieder neu erkämpfen – und das ist zunächst die Aufgabe der Zivilgesellschaft.

  2. Es kommt dann im weiteren Gespräch mit Wolfgang Kalek auch zu dem Gedanken, der sich mir jetzt oft aufdrängt: warum waren die „68-er“, die ja auch nicht gerade in einer politisch ruhigen Zeit aufgewachsen sind, der Zukunft gegenüber so viel positiver gestimmt? Darüber zu sinnieren ist interessant, aber führt hier wohl zu weit!

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