Zur Rolle der Buhlschaft im „Jedermann“

Zur „Jedermann“-Replik im Spartensender ORF III. Ist denn die Buhlschaft das Wichtigste?

Hans Högl

In Erinnerung an den verstorbenen, gefeierten Burgtheater-Schauspieler Peter Simonischek brachte der Spartensender ORF III eine Replik von „Jedermann“, des Mysterienspiels, das seit 1920 in Salzburg jedes Jahr anlässlich der Salzburger Festspiele vor dem Dom aufgeführt wird. Es wurde in ORF III die Aufführung vom Jahr 2004 gezeigt.

Mir wurde – dank der Wiedergabe in der Mediathek- ganz klar bewusst, dass Medien – ich kann hier nicht differenzieren, welche Medien dies im Einzelnen waren, immer wieder nur eine Theaterrolle hervorheben, nämlich die Buhlschaft, die Geliebte des reichen Mannes. Angesichts des mittelalterlichen Mysterienspiels mit einem tiefen christlichen Inhalt und der Kritik an verschwenderischem, unsozialem Reichtum, ist es – substantiell gesprochen- doch erstaunlich, dass in Medien fast ausschließlich je von der neuen Rolle der Buhlschaft die Rede ist, als wäre dies das Wichtigste des Stückes.

Medienkampagne gegen Babler

Nicht zuletzt die Macht der Medien wird beim SPÖ-Parteitag in Linz den Ausschlag für Hans Peter Doskozil geben.

Udo Bachmair

Medien haben sich in den vergangenen Tagen voll auf Andreas Babler eingeschossen. Rechtzeitig vor dem Parteitag am Sonntag in Linz. Zur Freude Hans Peter Doskozils und seiner Anhänger. Sie können sich bereits siegessicher fühlen. Vor allem der Boulevard nützt teils aus dem Zusammenhang gerissene Zitate weidlich aus, um die Chancen des linken Kandidaten für den SPÖ-Vorsitz zu minimieren. Bemerkenswert, dass auch Zeitungen wie DER STANDARD eine undifferenziert einseitige Kampagne gegen Babler fahren.

„Ich bin ein Marxist“ ( hinsichtlich der theoretischen Grundlagen Marx-scher Gesellschaftskritik ) sowie „Natürlich bin ich kein Marxist, wenn man es so interpretiert“ ( auf die Frage, ob Babler die Diktatur des Proletariats anstrebt..): 2 Äußerungen, die nicht zwangsläufig im Widerspruch zueinander stehen müssen. Sie reichen jedoch für die veröffentlichte Meinung aus, Babler als ungeeignet für die Funktion des SPÖ-Vorsitzenden darzustellen.

Wieder einmal wird-voraussichtlich erneut erfolgreich-die alte Kommunismus-Keule ausgepackt. Wer die marxistische Theorie als hilfreich zur Erklärung ökonomischer und gesellschaftlicher Entwicklungen sieht, gilt in der intellektuell unterfordernden Debatte als Unterstützer des Stalinismus, der etliche Millionen Opfer gefordert hat. Argumente, dass strikt antikommunistische politische Systeme, wie der Nationalsozialismus sowie der Kapitalismus Abermillionen an Opfern verursacht haben, gelten freilich nicht. Ganz zu schweigen von der blutigen Geschichte des Kolonialismus.

Die Medienkampagne gegen Babler dürfte jedenfalls nicht ohne Auswirkung auf das Abstimmungsverhalten der Parteitagsdelegierten sein. Sollte Bablers Konkurrent Hans Peter Doskozil um den Parteivorsitz den Sieg davontragen, wäre dies auch ein weiterer Beleg für die Macht der Medien, die überwiegend Stimmung für Doskozil machen, dem man offenbar den brutalen Abschuss der Parteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner verzeiht. Dass Doskozil mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit eine Koalition mit der FPÖ auch auf Bundesebene eingehen wird bzw. würde, wird offenbar nicht bedacht.

Kommt hinzu, dass nun ein weiteres Zitat Bablers gegen ihn verwendet wird, nämlich seine kritischen, zugegeben übertriebenen Äußerungen zu EU und NATO. Unglücklich formulierte Aussagen, teils aus dem Zusammenhang gerissen, die für ziemliche Aufregung gesorgt und zu weiteren medialen Shitstorms gegen Babler geführt haben. Die Äußerung Bablers, die EU sei das aggressivste Militärbündnis, sei „dumm“, wie Natascha Strobl, Politologin und Babler-Unterstützerin, heute gegenüber dem STANDARD eingestand. Zumindest wurde damit eine Diskussion über die zunehmend militaristisch orientierte Rolle der EU angestoßen. Kritik an dieser muss jedenfalls erlaubt sein.

(Siehe dazu auch den Gastbeitrag von Wolfgang Koppler unter dem Titel „EU-Kritik verpönt“.)

Großer Magen in der „Krone“

„Krone“- ein Chamäleon-Medium?

Hans Högl

Ein Versuch, der „Kronen-Zeitung“ fair zu begegnen: Ja, sie redet den Leut` zu oft nach dem Mund, hat aber hat auch einen Kompass: Das sei anerkannt.

– Sie ist je zu traditionell-christlichem Brauchtum wertschätzend. Das passt manchen nicht.
– Sie folgt in Ökologie-Fragen einer Linie !

Doch die EU ist für die „Krone“-Redaktion ein Kreuz:

– Sie ist zu komplex, überfordert den Horizont der Leser:
– Die mögen – wie üblich- keppeln und raunzen – vgl. „Krone“- Rubrik: Das „EU-Theater“
– Im Falle Andreas Babler rudert sie zurück und zerreißt sich das Maul über seine Sager :

„Die EU ist das aggressivste, außenpolitische Bündnis“ (Krone 31.5, S.2) und 1994 war er gegen den EU-Beitritt. Da heißt es Stop für die „Krone“. Das g´hört sich für einen SPÖ-Chef nicht.

NB. Babler wollte in Traiskirchen eine Gruppe der (Linzer) Solidarwerkstatt gründen, wie darin vor kurzem zu lesen war. Und die Solidarwerkstatt ist nicht nur EU-kritisch, sondern fundamental EU-feindlich.

Die „Wiener Zeitung“ schildert die damaligem Pro – und Kontra-Argumente der Sozialdemokraten zum EU-Beitritt. Der Titel der Analyse „Rote Ambivalenzen“ (1. Juni). Eine so differenzierte Sprache wäre für „Krone“-Leser unzumutbar.

EU-Kritik verpönt

Andreas Babler, Kandidat für den SPÖ-Vorsitz, ist wegen seiner vor 3 Jahren getätigten kritischen Äußerungen zu EU und NATO ins Visier fast aller Medien geraten.

Wolfgang Koppler *

Andreas Babler hat etwas Ungeheuerliches getan: Er hat die EU kritisiert und ihren Reformbedarf aufgezeigt. Das Rauschen im Blätterwald war die unausweichliche Folge dieses Sakrilegs. Denn die EU ist eine Art Gottersatz. Für die Medien und die von ihnen produzierte öffentliche Meinung. So wie es vorher die Nation und noch früher der durch das Gottesgnadentum sanktionierte Herrscher war. Den man genauso wenig kritisieren durfte wie heutzutage NATO und EU. Denn an Gott, tätige Nächstenliebe oder so etwas Ähnliches haben ja immer nur die wenigsten geglaubt. Darum haben wir die Religion meist vergötzt. In Form irgendwelcher Bilder, die wir den anderen vorhielten.

Jetzt müssen wir halt an die EU glauben. Und dürfen nicht einmal auf ihre Widersprüchlichkeiten, Struktur- und Wertemängel hinweisen. Auch wenn diese auf der Hand liegen:

1. Militarismus: Die EU wird zunehmend zu einem Militärbündnis. Das angeblich den Frieden sichern soll. Von dem wir ziemlich weit entfernt sind. Und das nicht nur wegen Putin und dessen anachronistischem Weltbild. Sondern auch wegen des Vorrückens von NATO und EU bis ans Schwarze Meer. Was irgendwann mit den russischen Interessen kollidieren musste. Der russische Angriffskrieg hat wohl auch, aber nicht nur mit Putins Ehrgeiz zu tun. Was Politiker wie Kissinger und Macron längst begriffen haben. Nur leider sonst niemand. Ich darf den Ausspruch eines ehemaligen Bundeskanzlers anlässlich des Beitritts von Rumänien und Bulgarien in einer Fernsehdiskussion in Erinnerung rufen: Die EU steht jetzt am Schwarzen Meer. Kommentar überflüssig.

2. Demokratiedefizit: In der EU ist immer soviel von freiheitlich-demokratischen Werten die Rede. Tatsächlich werden inzwischen weit mehr als 60 % der nationalen Gesetze von jenem Rahmen beeinflusst, den die EU und ihre Organe vorgeben. Also durch EU-Richtlinien und Verordnungen. Das EU-Parlament hat diesbezüglich keinerlei Initiativrecht. Dieses liegt bei der von finanzstarken Lobbys beeinflussten Kommission. Zusätzlich gibt es auch noch – ganz offiziell – den European Round Table, welcher der „EU-Gesetzgebung“ beratend zu Seite stehen soll, aber in Wirklichkeit – wie Untersuchungen von NGOs gezeigt haben – ganz entscheidend mitmischt. Dort drin sitzen – erraten ! – die Vertreter europäischer Großkonzerne. Für die Finanzwirtschaft gibt es ein ähnliches Gremium. Und so kommen im Sozial- genauso wie im Umweltbereich – wieder richtig geraten -meist Alibimaßnahmen heraus, die Industrie und Finanzwirtschaft nicht wirklich weh tun.

3. Wertedefizit: Und damit sind wir bei den Werten, die unser Leben und unser System bestimmen. In erster Linie das Geld. Nicht das, was wir als Zahlungsmittel verwenden. Sondern das, was in unserer Gesellschaft den Wert von Menschen ausmacht. Und jene Wirtschaftsdaten, die das Handeln unserer Eliten bestimmen. Sie halten das für linken Schmafu ? Gut, dann fragen Sie sich einmal, weshalb jedes Jahr eine Liste der reichsten Menschen erstellt wird. Und zwar nicht nur für die Regenbogenpresse. Bill Gates, Elon Musk und Jeff Bezos strengen sich ja schließlich nicht umsonst so an, ihr Geld zu vermehren. Sondern weil man mit Geld mehr „wert“ ist. Und die Politik hat dafür zu sorgen, dass dieser wundersamen Geldvermehrung keine Steine in den Weg gelegt werden. Und den Reichen der Weg zu mehr noch mehr Reichtum geebnet wird. Dahinter steht die uralte puritanische Ethik, dass man damit prädestiniert für den Himmel sei. Nur halt zunehmend ohne Religion und Moral. Dass dabei die uralten immateriellen Werte von Weisheit, Mäßigung und gesellschaftlicher Gerechtigkeit ebenso wie die eigentliche Menschenwürde auf der Strecke bleiben, ist klar.

Und dass jemand, der die Zivilcourage hat, dies aufzuzeigen, von Politik und Medien attackiert wird, ist ebenfalls klar. Denn es sind unsere eigenen europäischen Lebenslügen, an denen wir nur allzu gern hängen: Wir als Verbreiter von Freiheit, Demokratie und Menschenwürde. Statt von Elektronikschrott und Textilmüll an Afrikas Stränden. Im Namen unserer (wirtschaftlichen und persönlichen) Freiheit.

Andreas Babler hat eine andere Freiheit in Anspruch genommen. Die des Gewissens.

* Gastautor Wolfgang Koppler ist Journalist und Jurist und lebt in Wien

Misslungene ARTE-Moderation

Die jüngste Moderation zur Sendung ARTE-Doku setzt sich berechtigter Kritik aus.

Hans H ö g l

Im deutsch-französischem Kultursender ARTE wurde die Doku „Die Welt in der Schuldenfalle“ am 30.5.2023 um 22.10 gebracht. Todernst sprach die deutsche Journalistin, das Nerverl Andrea F i e s ihren Vorspann und kündet nicht untypisch nur Katastrophen-Horror an. Die Doku selbst war differenzierter.

Der Bericht bezog sich auf das Schuldnerland Argentinien und auf die Tristesse in der deutschen Stadt Duisburg. Über die USA: Würden die US-Schulden auf die Bevölkerung aufgeteilt, hätte jede/r US-Bürger/in eine Schuldenlast von 93.000 $. Zehn Prozent der US-Amerikaner besitzen 60 % der Immobilien und Aktien. Bei Finanzkrisen steigt der Wert der Immobilien und Aktien. Es gibt Studierende in den USA, die bei Studium-Ende einen Kredit von 167.000 $ aufgehalst haben. Die ARTE-Ansage relativiert mit keinem Wort irgendwas, dass in vielen Ländern Europas – mit sozialer Marktwirtschaft – diese wird gern als bloß neo-liberal punziert – Millionen Studierende staatliche Stipendien nützen. Was für US-Begriffe quasi unbegreiflich ist.

Bemerkenswert ist, dass Afrikaner in Frankreich sich in einer Kooperative selbst helfen – nach traditionellem Muster – und so horrende Bankzinsen umgehen; dass es Ecuador und Uruguay gelungen ist, rasch die Schuldenlast zu tilgen. Der Film steht in der Mediathek bis 10.Juni bis zum Jahr 2 0 2 6 zur Verfügung.

Denkanstöße zum Feminismus

Gleichheits- oder Differenz-Feminismus ? Welcher der beiden gilt nun?

Hans Högl

Das diesjährige Taschenbuch „Denkanstöße 2023“ (Verlag Piper) enthält vorzügliche Impulse aus Gesellschaft, Philosophie und Wissenschaft in Form von Auszügen. Darin zeigt sich, dass gewisse Themen nicht einfach hin beiläufig, wie manchmal in Medien zu thematisieren sind. So hinterfrage ich den missglückten Titel „Wer liest heute noch Bücher?“- das war die Überschrift in einem sonst seltenen „Standard“-Beitrag zur ausgezeichneten Städtischen Wiener Hauptbücherei.

Radio Ö 1 rückt nicht nur gelegentlich Frauen-Themen, so deren Pensionslücke, in den Fokus. Doch das allgemeine Thema verdient breite Aufmerksamkeit. Das zeigen Artikel im genannten Taschenbuch. So heißt es im Vorwort: Dass Frauen und Männer heute noch immer nicht komplett gleichberechtigt sind, belastet das Miteinander. Julian Nida-Rümelin und Nathalie Weidenfeld plädieren deshalb in diesem Sinne für einen Ausgleich (S. 87- 109). Hingegen macht sich Tobias Haberl auf die Suche nach einer neuen Männlichkeit („Der gekränkte Mann“ S. 109-128).

Ich nenne kontrastierende Trends zu Frauen im Taschenbuch: So wird der Geschlechter-Gleichheit (Gleichheits-Feminismus) ein solcher der Geschlechter-Differenz (Differenz-Feminismus) gegenübergestellt (S. 99).

Neutralität über Bord

Schade um die „Wiener Zeitung“, die Ende Juni eingestellt wird. In ihr sind bzw. waren immer wieder Berichte zu lesen, die man in anderen Medien vergeblich sucht.

Udo Bachmair

Die Wiener Zeitung, der die Regierungsparteien ÖVP und Grüne mit Ende Juni den Todesstoß versetzen, ist nicht nur generell mit Qualitätsjournalismus aufgefallen. Die älteste Zeitung der Welt hat auch immer wieder mit journalistischen Beiträgen gepunktet, die anderswo nicht erschienen sind.

Jüngstes Beispiel dafür sind von anderen Medien bewusst oder unbewusst übersehene, jedoch für Österreich durchaus relevante Äußerungen von Maria Sacharowa, der Sprecherin des russischen Außenministeriums. Sie reagierte auf eine Aussage von Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg gegenüber der deutschen Tageszeitung „Die Welt“, in der er von einem „informellen Dialog“ zwischen Wien und Moskau gesprochen hatte.

Einen solchen Dialog gebe es nicht, konterte Sacharowa. Sie erklärte- zitiert von der Wiener Zeitung – laut der russischen Nachrichtenagentur TASS :

„Österreich, das sich gegenüber Russland eindeutig auf die Seite des Westens in seiner feindlichen Politik gestellt hat, hat seine bisher unabhängige Rolle in der Außenpolitik aufgegeben und das Prinzip der Neutralität über Bord geworfen“

Harte und deutliche Worte, die eines gewissen Wahrheitsgehalts nicht entbehren. Hat sich doch Österreich, allen voran der Bundespräsident, mit undiplomatisch antirussischen Attacken (neutralitäts)politisch angreifbar gemacht. Realistische Chancen sind damit für Österreich geschwunden, als Ort von Verhandlungen zur Beendigung des völkerrechtswidrigen Krieges gegen die Ukraine in Frage zu kommen.

Kommt hinzu, dass hierzulande zunehmend Medien-Kommentare und PolitikerInnen-Äußerungen zu registrieren sind, die die Neutralität Österreichs in Frage stellen und behaupten, dass diese für unser Land keinen Schutz darstellen würde. Ein NATO-Beitritt Österreichs sei zu diskutieren. Das aber würde Russland als eine der Staatsvertragsmächte wohl endgültig vor den Kopf stoßen und die Beziehungen Wien/Moskau nachhaltig auf Eis legen. Größere Sicherheit wäre damit für Österreich nicht verbunden, warnen Experten.

Demokratie ohne Gedächtnis

Heribert Prantl („Süddeutsche“) will Geschichte revitalisieren. Bemerkenswerte Zitate des renommierten Journalisten aus einem Artikel im „Publik-Forum“.

Hans H ö g l: Ein Medienschmankerl

„Die deutsche Demokratie ist bisher eine Demokratie ohne Gedächtnis und ohne Erinnerung.“ Deutschlands demokratische Anfänge liegen bei 1848 und schon beim Hambacher Fest 1832 (Vgl. Nr. 9/2023 „Publik-Forum“, S. 20 f). Der Holocaust, so schreibt Prantl, ist für die deutsche Publizistik ein schwarzes Loch. Alles wird daraufhin interpretiert und was zuvor war, existiert nicht- so auch nicht die deutsche Geschichte zur Entstehung der Demokratie.

Von der Astronomie ist bekannt, dass schwarze Löcher alles verschlucken. Dies betrifft analog gesehen Zeitgeschichte. Warum ist das so, fragt Prantl: „Weil Hitlers Visage so geschichtsmächtig ist? Weil NS-Verbrechen in ihrer Ungeheuerlichkeit wie ein schwarz-braunes Loch funktionieren? Demokratien sind wie Bäume. Sie brauchen Wurzeln.“

ARTE-Tipps für Juni

ARTE bietet auch im Juni qualitativ hochwertige Dokus. Eine Auswahl.

Hans H Ö G L

ARTE gilt als ein Qualitäts -TV-Sender Europas. Als Medien-u. Bildungs-Soziologe wähle ich aus dem Juni-arte-Magazin Medientipps – vor allem Dokus – für das Publikum der Vereinigung für Medienkultur und freue mich auf Rückmeldungen.

– DIE ROTE FINI. Die Österreicherin Rudolfine Steindling bringt den DDR-Handel in Schwung. Wo sind die DDR- Millionen gnä`Frau? Nach dem Mauerfall bleiben Millionen verschwunden. Geschichtsdoku: Arte Do 1. Juni 20.15-21.05 / abrufbar bis 30.6.
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Die WAGNER GRUPPE. RUSSLANDS Söldner in der Ukraine. Prigoschins Söldner kämpften auch in Syrien und Afrika. Arte Doku 6.Juni 20.15

– Außergewöhnliche FRAUEN: Power, Protest, Emanzipation (Themenabend)

THATCHER-Jahre: Radikal neoliberal. Sie begründet eine Ära, privatisierte, lehnte Sozialstaat u. Gewerkschaften ab. Ronald Reagan: ein Geistesverwandter. Arte Die 13. Juni 20.15-21.50 in Mediathek bis 11.8.

Frauen beim Aufstieg ausgebremst. Titel: „Die gläserne Decke“ Die 13.6. 21.50-23.15
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– Der LOUVRE. Weltkultur und Weltkunst. 24. Juni 20.15-21.50 Mediathek bis 22.8.
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– Filmbiografie: Rosa Luxemburg 26. Juni 20.15-22.10

Kein Machtwort zur Wiener Zeitung

Unzufriedenheit mit Alexander Van der Bellen wächst. Kein gutes Zeichen in Krisenzeiten wie diesen.

Udo Bachmair

Der Bundespräsident ist mit seiner Forderung ziemlich ins Fettnäpfchen getreten, österreichische Soldaten zu Entminungsdiensten in die kriegführende Ukraine zu entsenden. Gerade Van der Bellen als Oberbefehlshaber des Österreichischen Bundesheeres müsste bewusst sein, dass er damit eine neutralitätspolitische Grauzone betritt. Ganz abgesehen von seinem Mangel an diplomatischer Zurückhaltung, die einem neutralen Staat würdig wäre. Damit verspielt VdB Chancen Österreichs, jemals wieder als Mediator bzw. als Ort von Friedensverhandlungen in Frage zu kommen.

Während diese Wortspende Van der Bellens weithin als überflüssig betrachtet wurde, hätte man sich von ihm hingegen einen Appell zur Rettung der Wiener Zeitung seit langem erwartet. Mit dem Ziel, die schwarz/grüne Regierung dringend davon abzuhalten, der ältesten Tageszeitung, die mittlerweile auch ein Kulturgut ist und außerdem für Qualitätsjournalismus und Medienvielfalt steht, den Garaus zu machen.

Dazu Anneliese Rohrer, renommierte Journalistin, in ihrem jüngsten Presse-Kommentar :

„Es ist keine öffentliche Erklärung Van der Bellens zu finden, mit der er versucht hätte, die Regierung auf Alternativangebote zur Weiterführung der Zeitung zu verweisen. Das Gesetz muss er unterschreiben. Er hätte jedoch rechtzeitig seine Freunde bei den Grünen vom demokratiepolitischen Schaden ihrer Inkompetenz in Medienfragen überzeugen können. Dann wäre die Umgestaltung des Betriebs in eine Propaganda-Anstalt des Bundeskanzleramts zu verhindern gewesen. Denn das muss man mithilfe der Grünen erst einmal erfinden: Diese Regierung stellt der nächsten etwa unter einer Führung der FPÖ die Propagandastruktur freiwillig zur Verfügung.“

(Anneliese Rohrer in der Tageszeitung Die Presse vom 20.5.2023)