Udo Bachmair
Redakteurssprecher, Betriebräte und zahlreiche Mitarbeiter/innen des ORF haben gestern in der Tageszeitung “Der Standard” einen Appell veröffentlicht, in dem sie den Verbleib von Ö1, FM4 und Radio Wien im Funkhaus in der Argentinierstraße fordern. Das ORF-Zentrum auf dem Küniglberg ist ja als alleinige ORF-Standort in Wien geplant. Eine innerhalb und außerhalb des ORF äußerst umstrittene Entscheidung. Die Proteste dagegen mehren sich. Die Kritiker befürchten journalistischen Qualitätsverlust.
Zum Thema mein heute im “STANDARD” ungekürzt veröffentlichter Kommentar:
Als der längst gediente Moderator und Redakteur im ORF-Informationsbereich (40 Jahre ORF, davon 30 im Wiener Funkhaus) unterstütze ich vollinhaltlich den Appell an die Geschäftsführung, den Standort Funkhaus beizubehalten. Dieser Wunsch liegt weniger in liebgewordenen Gewohnheiten oder nostalgischen Gefühlen begründet, die den Kritikern des fatalen Standortwechsels immer wieder unterstellt wird, als vielmehr in nachvollziehbaren handfesten Argumenten. In Sorge um die Zukunft der ORF-Radios, im Besonderen des absolut unverzichtbaren und unverwechselbaren Senders Ö1. Die „Einbettung“ in einen riesigen multimedialen Newsroom fernab der Innenstadt wird die bisherigen Standards kaum aufrechterhalten können. Generaldirektor Wrabetz hat zwar versichert, dass an der Existenz und Qualität von Ö1 keinesfalls gerüttelt werde. Er kann und will jedoch nicht realisieren, dass die im Funkhaus gewachsene ganz eigene kritische und kreative Kultur die hohe Qualität speziell von Ö1 mit garantiert . Was die Informationsabteilungen von Ö1 und der ZIB betrifft, steht die von ihnen bisher (an verschiedenen Standorten) gelebte gesunde Konkurrenz auf dem Spiel. Diese dürfte der Politik ein Dorn im Auge sein… Befürchtet wird in diesem Zusammenhang die drohende Installierung eines zentralen Chefredakteurs, der die Allmacht eines Werner Mück unter Generaldirektorin Monika Lindner noch weit in den Schatten stellen könnte…
Bakk.phil. Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur
Ein Gedanke zu „Sorge um Ö 1“