Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: Sie hört nicht, was ich sage, und ich sage nicht, was sie hören möchte. Karl Kraus
Auf (2.4) finden sich Forschungen zu Medien u. Kommunikation und D a t e n und Eigenbeiträge: Ein Resumé eines wichtigen, von Medien nicht beachteten Vortrages oder eine Buchrezension.
E i n z e l t e x t e
10. Jänner 2014
Journalistische Reizfragen auf inhaltsleere Meinungsklischees
Journalisten stellen Fragen, aber welche? Oft sind diese mehr als banal, klischeehaft. Wird ein Autor interviewt, sollten Vor-Kenntnisse gegeben sein. Kritik daran ist nicht neu. Aber warum ändert sich nichts? Journalistik meidet Selbstreflexion und Erkenntnisse der Publizistik. Wir fanden medienkritische Worte des deutschen Autors Martin Walser. Ein kleines Rätsel – aus welchem Jahr stammt der folgende Text? Ihr Dr. Hans Högl Martin Walser „Es geht seit einiger Zeit in Deutschland nicht mehr darum, was ein Autor schreibt und publiziert, sondern nur noch darum, wie er auf die tabuhaft normierten Denk- und Sprachschablonen reagiert, die man ihm so oft als möglich vorlegt Es handelt sich um inhaltsleere Meinungsklischees, die einfach abgeliefert werden müssen. Wer von der Simplizität dieser Hohlformen provoziert, versucht, mit einer persönlichen Version zu antworten, gerät sofort in den Verdacht der Abweichung. Und dafür sind die journalistischen Wächter der political correctness hoch empfindlich. In Deutschland muß zur Zeit andauernd öffentlich nachgemessen werden, wo einer auf der Links-Rechts-Skala gerade steht. Und das wird mit einem konfessionellen Eifer betrieben, der einen an frühere katholisch-evangelische Feindseligkeiten erinnert“ …..(…) “Es geht um nichts als Positionen. Dazu werden Reizfragen serviert, betreffend Nation, deutsche Einheit, deutsche Vergangenheit…Wer vom momentan Erwartet-Erwünschtem abweicht, wird die Fragesteller nicht mehr los. Sie sind jetzt ganz wild darauf, den Autor zu möglichst extremen, abseitigen, törichten Stellungnahmen zu provozieren.“ Den Medien ist ein Autor, „den man plötzlich als Politidioten entlarven kann“,….“immer willkommen“. Walser, Martin: in „Ansichten, Einsichten. Aufsätze zur Zeitgeschichte, Frankfurt/M. 1997. (Suhrkamp). Werke in zwölf Bänden. Hier: 11. Band, S. 1071 f. ü Ebenda: S. 1074. In Romanfiguren versteckte Ansichten eines Autors: Zum Romanschreiben: „Man ist immer in Figuren versteckt, kann sagen, was man will, man ist es nie selber, es ist immer die Figur, die spricht, denkt, handelt. Ein Romanautor braucht den Roman als Schutz, Lizenz und Reiz.“ Resumé: Hans Högl 26. November 2014 Sozialberichte: In Medien meist unbeliebt. Lob für „Journal Panorama“ in Oe 1 – ORF u. für Berichte im „Kurier“ und in der „Krone“-Sonntagsbeilage. Hans Högl Für engagierte Sozialarbeiter ist es ein Kreuz, von ihrer Arbeit zu berichten. Sie nennen die von Ihnen betreuten Menschen „Klienten“, was an Geschäft denken lässt. Diese Sprachregelung mag manche Sozialarbeiter/innen daran erinnern, dass sie sich nicht total verausgaben. Und das ist nicht selten der Fall. Der Psychiater Erwin Ringel nannte einmal engagierte Sozialarbeiter/innen H e i l i g e unserer Tage. Als ehemaliger Medienexperte an der „Akademie für Sozialarbeit für Berufstätige der Caritas“ (heute sind dies „Fachhochschulen“) weiß ich um die Problematik, über „Fälle“ der Sozialarbeit zu berichten. Im Volksmund heißt diese immer noch fälschlicherweise „Fürsorge“. Medien berichten am ehesten darüber, wenn es um dramatische Kriminalfälle geht, und leider nennen manche Boulevardmedien die Namen der Betroffenen schon von Beginn an und verstoßen gegen das Mediengesetz. Ansonsten interessiert dies die meisten Medien nicht. Sie befassen sich zumeist mit den Spitzen der Gesellschaft und Politik, mit den Schönen und Reichen. Ja – und auch das Publikum verlangt viel eher danach. Schon ein rascher Blick in die Magazine bestätigt dies. Wir dürfen bei Medienkritik auch uns Konsumenten nicht außer Acht lassen. Eine lobenswerte Sendung für Sozialberichte ist das Oe1-Journal-Panorama im österreichischen Hörfunk. Es wird fast jeden Wochentag um 18:30 gesendet. Sie gehört wohl zu den besten dieses Genres. …Mir gefiel auch ein ausführlicher Bericht im Kurier mit dem Titel „Flüchtlingsheim ohne Heizung“ (26. Nov. 2014). Wir wollen aber nicht einen lobenswerten Einzelfall in der „Krone“ verschweigen. Gestern brachte die farbige Beilage der „Krone“ (23. Nov. 2014) ein Porträt einer Frau, die als Helferin in einem Krankenhaus gearbeitet hat, heute ist sie 67 und sie muss sich mit ein bisschen mehr als 800 Euro Rente durch-gfretten, und die Hälfte davon bringt sie allein für eine 48qm große Gemeinde (Sozial) Wohnung auf. Bei aller berechtigten Kritik an der „Krone“ fällte auf, dass die Wochend-Beilage auch sonst manchmal recht gute Beiträge bietet. Wir wollen dies anerkennen. Die “Kleine” politisch. Gerfried Sperl am 14/01/2014.
KRITIK AN ISRAEL-BERICHTEN DES ORF
Peter Oefferlbauer schrieb am 3. Dezember 2013: An den ORF-PUBLIKUMSRAT und an uns. Leider muss ich mich heute schon wieder beschweren, u. zw. über den Beitrag über die Beduinen in Israel im heutigen Morgenjournal 7 h. Es wurde eigentlich nur der Eindruck erweckt, da seien in „nicht anerkannten“ Dörfern renitente Leute, die sich nicht geordnet absiedeln lassen.
Einfach israelische Propaganda weiterzugeben, ist schlicht nicht professionell und einfach zuwenig für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk eines neutralen Österreich !
mfg, Dr.Peter Öfferlbauer, Wels
Udo Bachmair: Bericht vom 25.11.2013
“ Studie zu Fragen der politischen Führung aus der Sicht österreichischer JournalistInnen „
Die Leserschaft des Wiener Qualitätsblattes „Der Standard“
Laut Selbstdarstellung lesen im Schnitt 382.000 Menschen den „Standard“. (Der Standard über sich im Oktober 2013).
Zum “STANDARD”- Online: Mitarbeiter, Postings Resumé von Ilse Kleinschuster über die Veranstaltung am 8. November 2011 im DEPOT (1070 Wien) mit Referat von Cornelia Kogoj (Initiative Minderheiten) Beim ‘da.Standard’ habe sich der politische Grundkonsens durchgesetzt, dass es einem Journalisten nie an ‘fairem’, geschichtlichem Hintergrund fehlen dürfe. Und beim ‘die.Standard’ sei wohl auch der Konsens bezüglich feministischem Hintergrund klar. Zum Thema ‘Postings’ – das von mir bezüglich der ‘Anonymität’ angesprochen wurde – erfuhren wir, dass es eine eigene software mit künstlicher Intelligenz dafür gibt (Forum.at), die eine gewisse Selektion vornimmt, d.h. es werden letztlich nur rd. 70% aller postings frei geschaltet. Und es gibt eine manuelle Selektion nach Worten wie “Hitler” usw. Es wurde weiters die Frage nach den ‘Blogs’ gestellt – auch hier gibt es in geringem Ausmaß Selektion durch den Redakteur, der dem Moderator die verbleibenden Fragen der User an den Gast vorlegt. Im Zuge eines Chats gibt es bis zu 100 User mit Fragen. Auch die Problematik der ‘Werbung’ wurde kritisch hinterfragt. . Dazu hieß es: ‘online’-Inserate können nicht beeinflusst werden, sie sind leider eine ökonomische Notwendigkeit, um für insgesamt 120 JournalistInnen (60 online) die Entlohnung zu gewährleisten. Grundkonsens aller Redaktionen sei jedoch, dass es keinerlei Beeinflussung durch Werbung geben darf. Die Arbeitsweise der JournalistInnen des STANDARD scheint mir soweit mit äußerstem Verantwortungsbewußtsein vonstatten zu gehen; – sie halten ständig interne Absprachen, und mit drei Redaktionssitzungen pro Tag sind sie sicher voll ausgelastet. Somit war in dieser Veranstaltung von “Kritik” am Blatt nicht viel zu hören – und das ist meiner Meinung nach vorläufig auch in Ordnung so. Erst, wenn engagierte Bürger als Leser/Poster/User/Zuhörer/-
Notiz der Medienkultur: Die Postings im „Standard“ sind häufig als „ausfällig“ zu qualifizieren. Die Anonymität passt nicht zu einem Qualitätsblatt. Zu erwähnen ist: Der „Standard“ bekam bei dessen Gründung die Adressen der sozialdemokratischen Arbeiter-Zeitung.
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Prozente in Wahlumfragen sind Annäherungen sagen Experten: Ing. Gehmacher und Dr. Rudolf Bretschneider (GFk/Fessel)
Dieser Vortrag gilt auch für die Wahlen 2013 und 2014 usw. Dr. Rudolf Bretschneider referierte am 29. Sept. 2010 im Otto-Mauer-Zentrum in Wien. Resumé von Prof. Dr. Hans Högl (Medien-Soziologe). 1. Zu den Prozenten von Wahlprognosen: Rudolf Bretschneider „Seriöse Sozialforschung und in etwa verlässliche Meinungsforschung sind weder Sudlesen noch Schummelei, wie manche glauben. Aber deren Ergebnisse sind – selbst bei wissenschaftlicher Sozialforschung als Prozentwerte nur Annäherungen“, so Rudolf Bretschneider. Also: Sie finden eine Wahlprognose, dass die Großpartei X zur Zeit 27,5 % wählen, dann liegt das Ergebnis zwischen 25 – 30%, nämlich 2,5 % nach oben und nach unten. Genaueres kann meist gar nicht gesagt werden. Kommastellen sind überhaupt ein Unsinn. B o n m o t s von Bretschneider „Wissenschaft von Politik gibt es nur in Büchern. Wie sie wirklich gemacht wird, ist ganz anders.“ – Nur 5 % seines Institutes sind politische Wahlforschungen, es überwiegen Wirtschaftstudien. Die Parteien investieren in genauere Umfragedaten und erfahren, wie bestimmte Themen bei den Leuten ankommen. Die Zahl strategischer Wähler ist gering (also jener, die bei der Wahlentscheidung auf Meinungsbefragungen schielen). Warum publizierte Meinungsforschung einen leichten Einfluss auf Wähler hat: a) Früher wählten bis zu 80 % immer die gleiche Partei, dies änderte sich und so können kleine Impulse wie publizierte Meinungsforschung einen Schwenk veranlassen. b) Wenige Leute und wenige Medien wagen abweichende Meinungen, man passt sich an (Druck auf Konformität, Konvergenz). Wird ein Spitzenpolitiker negativ beurteilt, lassen seine Mitarbeiter den Kopf hängen, tun nichts und verschlimmern die Situation. Und der Politiker wird von Medien befragt, warum er so schlecht „liegt“, er muss sich erklären und kommt nicht zu seiner Botschaft. Werden Resultate publiziert, fragt man, wem nützt dies (cui bono)? Teilresultate werden gerne von Parteien so ausgesucht, was ihnen gefällt, Ungünstiges wird weggelassen. Dagegen kann sich das Meinungsforschungs-Institut nicht wehren, wohl aber wenn Ergebnisse verdreht, falsch wiedergegeben werden. Wird dies getan, bekommt der Journalist von R. Bretschneider kein Interview. Zu den Befragungsmethoden: Mündliche Interviews sind sehr teuer geworden, ab den 70iger Jahren waren 98 % der Bevölkerung mit Telefon ausgestattet, darum wird heute per Telefon interviewt. Die Auswahl der Zielpersonen geschieht maschinell – auch die Nur-Noch-Mobiltelefonierer (sie stellen 1/3 der Bevölkerung und sind nicht im Telefonbuch vermerkt) werden beachtet. Befragt wird, wer zuletzt Geburtstag hatte. (Also die klassische Auswahl nach Alter, Geschlecht, Berufsposition wird nicht primär durchgeführt).
Bei einer Stichprobe von nur 300 Österreichern ist mit statistischen Fehlern bis zu 7 % in beide Richtungen zu rechnen (Fehlertoleranz).
(NB. In der Hochphase der kirchlichen Missbrauchsfälle 2010 verstieg sich ein kleines Marktforschungsinstitut zur Aussage, dass 1 Million Österreicher aus der Kirche austreten würden. Das war auf der Basis von 300 Personen sinnlos hochgerechnet. Noch dazu während der Missbrauchsberichte. Und die Zeitung „Österreich“ am 29. Nov. 2010 gab dies sensationell wieder: „Umfrage: 1 Million raus aus der Kirche“ .). (Bretschneider: Die Tendenz zur Kirchenaustritten kann nur in größeren Zeitabständen erfasst werden.) Befragungen unmittelbar nach den Wahllokalen (Exitpolls) sieht Bretschneider besonders dann fragwürdig, wenn im Detail zu wissen vorgegeben wird, warum eine Partei gewählt wurde (wer weiß denn das Prozentausmaß, warum er mit wie viel Prozent die Partei und mit wie viel Prozent er den Kandidaten gewählt hat? Kein Mensch kann das sagen). Dass Meinungsforscher unmittelbar nach einer TV Konfrontation ihre Meinung zur Wahl abgeben ist “unprofessionell und Unfug”. Werbekampagnen: In Österreich werden fast nie v o r Werbekampagnen Befragungen (Pretests) durchgeführt, auch d a n a c h nicht. Firmen wollen gar nicht wissen, wie viel Geld sie ausgegeben haben. (Firmen wie Coca Cola tun dies weltweit). __ SIND TV-Konfrontationen bei Wahlen entscheidend? Wie ist der Einfluss der Medien? Stellungnahme von Ing. Gehmacher. Die Massenmedien beeinflussen in mannigfaltiger Weise den Wähler und damit die Wahlergebnisse. Alle solche Beeinflussung widerspricht den Intentionen der Demokratie, weiche eine freie Urteilsbildung durch den Bürger fordert. Die Medien sollten in diesem Demokratieideal nur die Aufgabe haben, Information zu geben und in ausgewogener Darstellung der Standpunkte zur Urteilsbildung des Wählers beizutragen. Es gibt grob gegliedert, fünf wesentliche Effekte der Medien auf das Wahlverhalten. Gegen jeden dieser Effekte gibt es aber auch Rezepte, diesen Einfluß gering zu halten oder auszuschalten. 1. Meinungsbildung: Medien tragen fortlaufend zur Meinungsbildung ihrer Leser bei, sei es durch die subjektive Auswahl an Informationen, sei es durch eine direkte Persuasion zugunsten oder gegen eine Partei. Bei ausgesprochenen Parteizeitungen oder parteinahen Blättern und Medien liegt diese Meinungsbildung in der Absicht und ist auch voll deklariert. Sie wirkt trotzdem zumindest bei den Anhängern zur Verstärkung der Meinung, gelegentlich auch bei Wechselwählern oder besonders berührten Kreisen. Gegen eine solche in der Natur der Medien liegende gezielte oder eher “zufällige” Meinungsbeeinflussung gibt es nur ein zuverlässiges Rezept, nämlich die Ausgewogenheit der gesamten Berichterstattung und des Angebotes an Information und Meinungsäußerung. Je vielfältiger und in den Standpunkten ausgewogener die Medienwelt ist, desto besser sind die Chancen für den Bürger, sich darin seine eigene Meinung zu bilden. 2. Sensationsmeldungen: Einzelne beeindruckende Ereignisse, insbesondere, wenn sie sensationell aufgemacht sind, können den Wahlentscheid von beträchtlichen Prozentsätzen des Elektorats beeinflussen. Die Ereignisse selbst sind nicht steuerbar. Es ist einfach Schicksal, wenn eine Partei zufällig knapp vor der Wahl von tatsächlichen Ereignissen, etwa Mißbrauchs- und Korruptionsmeldungen oder Kriminalfällen und Wirtschaftskrisen diverser Art betroffen wird und dadurch Wähler verliert. Doch sind Medien imstande, aus kleineren Ereignissen oder sogar aus Non-Events durch eine entsprechende Darstellung und Aufmachung eine Sensation zu machen. Gegen eine solche Wählerbeeinflussung durch sensationelle Darstellung und Übertreibung gibt es wenig Chancen. Das einzige neutralisierende Mittel wäre ein Massenmedium wie das Fernsehen oder der Rundfunk, die dem eine Richtigstellung oder eine sensationsferne Darstellung entgegensetzen. 3. Skandalisierung: Eine gesteigerte Form von Sensationsmeldung und eine besonders undemokratische Art der Wählerbeeinflussung ist die Skandalisierung einer Partei oder einer führenden Person in einer Partei. In Österreich ist dabei die Bezichtigung von Korruption oder finanziellen Mißbräuchen besonders wirksam, in stärker puritanischen Ländem auch die Skandalisierung mit erotisch-sexuellen Verhaltensweisen. Der Unterschied zwischen einer sachlichen Darstellung von persönlichen Charakteren und Skandalisierung ist oft unscharf. Aber gerade unmittelbar vor Wahlen sind solche Bloßstellungen von Personen besonders wirksam und werden daher oft auch aus wahltaktischen Zwecken eingesetzt. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß es wenige führende Politiker gibt, die nicht in irgendeiner Weise moralisch zweifelhafter Handlungen beschuldigt werden könnten. Oder noch einfacher: Es gibt überhaupt wenige Menschen, die keine Sünden haben – Heilige werden selten Spitzenpolitiker. Gegen Skandalisierung ist auch eine Gegendarstellung wenig wirksam, kann sogar den Effekt noch verstärken. Das einzige Rezept gegen solchen Mißbrauch von Medieneinfluß, ganz gleich, ob er von Medien selbst oder von politischen Akteuren ausgeht, liegt in der Selbstkontrolle der Medien. 4. Falsche Prognosen: Prognosen über den zu erwartenden Wahlausgang, können, wenn sie geglaubt werden, das Wahlverhalten in beträchtlichem Maß beeinflussen. Man muß dabei mit zweierlei Effekten rechnen: einerseits mit dem Zulauf von Wählern zu einer siegreich erscheinenden Partei (dem “Bandwaggon-Effekt”) und dem Mitleidseffekt (“Underdog-Effekt”) für eine Partei, die eventuell von schweren Verlusten oder gar vom Ausscheiden bedroht ist, wobei es zur Mobilisierung der eigenen lau gewordenen Anhängern kommen kann, aber auch zur stärkeren Motivierung der Kernschichten, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen. Falsche Prognosen werden auch gern von den Parteien selbst lanciert. Intentionelle Wahlbeeinflussung ist damit allerdings recht schwierig, da die Abschätzung der daraus folgenden Effekte gar nicht einfach ist; nur mit guten Daten über das Wahlverhalten der eigenen Anhänger oder Sympathisanten lassen sich daraus halbwegs brauchbare Schlüsse ziehen. Falsche Prognosen entstehen auch selten mit sehr klaren Berechnungen über die Effekte, sondern eher aus dem Bedürfnis von Parteien und ihnen nahestehenden Medien, die engeren Anhängerkreise und Funktionäre in ihrem Eifer zu bestärken. Gegen die Wirkung von falschen Prognosen gibt es nur ein Rezept: die Skepsis gegen die Meinungsforschung überhaupt, also das Unglaubwürdigmachen von Prognosen. Trotz des schlechten Rufes der Prognostiker und Meinungsforscher, der sicherlich zum Teil auf dieses Rezept zurück geht, fällt es aber im konkreten Fall gar nicht leicht, die Glaubwürdigkeit von Prognosen in Frage zu stellen, da gerade vor einer Wahl das Bedürfnis nach Vorauswissen sehr groß ist. Für einen Wahlentscheid genügt oft auch schon eine Vermutung. 5. Richtige Prognosen: Richtige Prognosen wirken natürlich noch stärker als falsche, wenn sie aus mehreren Richtungen und über mehrere Medien bestätigt werden. Es ist beim heutigen Stand der Umfrageforschung durchaus möglich, schon wesentliche Trends vor der Wahl richtig zu prognostizieren. Der Effekt ist in einem solchen Fall genauso ähnlich wie bei falschen Prognosen, nur stärker. Vor allem kommt es oft zu einer “self-fullfilling-prophecy”, das heißt, relativ labile Ergebnisse, die nur sehr knapp ausgefallen wären, können sich sehr deutlich prononcieren und verstärken. Richtige Prognosen sind sehr massive Wahlbeeinflussungen, deshalb wurde es oft vorgeschlagen, die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen knapp vor der Wahl überhaupt zu verbieten. Auch Hochrechnungen vor dem Ende der Öffnungszeiten der Wahllokale an den Wahltagen sind aus diesem Grund verpönt. Die Wahlbeeinflussung könnte beträchtlich sein, auch wenn es nur selten zu einer vollständigen Verschiebung der Resultate kommt. Bei Kopf-an-Kopf-Rennen mit knappem Ausgang kann aber die Beeinflussungen über das Schicksal von Regierungen entscheiden. Letztlich ist auch hier das einzige Rezept eine weit verbreitete und tiefe Skepsis gegenüber Prognosen überhaupt. Oder man erkennt einfach an, daß wissenschaftlich fundierte und richtig dargestellte Prognosen einfach zum Informationsreservoir des Wählers gehören und als solche anerkannt sind. Die Schwierigkeit liegt darin, daß dabei falsche Prognosen zu richtigen Prognosen werden können, wenn ihre Einflußwirkung so groß ist, daß sie die Wählerstimmen in die prognostizierte Richtung verschieben. Nicht zufällig ist bisher von der Wählerbeeinflussung die Rede und nicht von der Frage, ob Medien die Wahl entscheiden können. Ein entscheidender Einfluß auf die Wahl ist nur dann gegeben, wenn es dadurch zu einer anderen Regierungsbildung kommt, als sie sonst zu erwarten gewesen wäre. Solange es sich nur um die Verschiebung einzelner Mandate oder Prozentsätze handelt, ist die Bezeichnung “entscheiden” wohl nicht am Platz. Situationen eines entscheidenden Unterschiedes sind aber relativ seiten. Ein Beispiel dafür war die letzte Nationalratswahl am 3. Oktober, bei der nur wenige hunderte Stimmen den Unterschied zwischen der FPÖ und der ÖVP ausmachten und damit die ÖVP fast auf eine Oppositionsrolle festgelegt haben. In dieser Situation besteht gar kein Zweifel, daß die Wahl durch den Medieneinfluß entschieden wurde. Denn einige hunderte Stimmen wurden durch Medieneinflüsse zweifellos bewegt. So ausgeglichen und genau kann der Medienmix gar nicht sein, daß nicht mindestens einige tausend Stimmen dadurch in eine Richtung bewegt werden. Ganz unmöglich ist es aber festzustellen, weiche einzelnen Einflüsse hierbei den Ausschlag gegeben haben könnten, da für einen winzigen Effekt eine Kausalitätsanalyse unmöglich ist. Ob der Effekt winzig war, wissen wir nicht genau, außer durch einen Vergleich von Meinungsumfragen vorher und dem tatsächlichen Wahlergebnis nachher. Daraus läßt sich ableiten, daß der Medieneinfluß bei dieser letzen Wahl vermutlich den beiden regierenden Parteien 2-3 Prozent Stimmen gekostet haben könnte. Das war entscheidend, ist aber eigentlich nicht sehr viel. Darin spiegelt sich einfach der Medienmix in Österreich – ohne “Parteizeitungen” und mit einer starken Neigung aller Printmedien zur Regierungs- und Gesellschaftskritik. Die Wahlbeeinflussung der österreichischen Medienlandschaft geht daher in Richtung einer diffusen Opposition.
Sie sollen sich amüsieren u. nicht politisieren
Nur darum gestattete 1843 der dänische König das Belustigungsviertel Tivoli in Kopenhagen, denn “wer sich amüsiert, nicht politisiert” (Baedeker 2007, p. 15). Und warum gibt es soviel Amusement im Fernsehen? Studien beweisen, dass der 1. ORF-Fernsehkanal prozentuell mehr Unterhaltung bietet als RTL. _ Fußballzeit: Markt u. Straßen sind verlassen. Glotze läuft in jedem Haus. Drinnen sind die Menschenmassen: Das sieht ganz nach Fußball aus….usw. Vgl. Die Zeit, 21.6.2012.
AFFENPUBLIZISTIK. Unwürdiges Politikspiel. Sprache von Politikern
Kaum sagt irgendwer etwas, meldet sich eine andere Gruppe, die dagegen ist. Es ist ein unwürdiges Politik-Spiel, ein Affenzirkus. Entschuldigt, liebe Affen, vielleicht tu ich euch Unrecht. Aber ich nenne es nun einmal so.
„DIE ZEIT“, „ECONOMIST“,und „Neue Zürcher Zeitung“ : Qualität bringt ERFOLG
Goldman-Sachs-Skandal in Gratis-Broschüre ECO 2013 bei der ERSTEN Österr. Sparkasse
Als unabhängiges Forum empfehlen wir diese Gratis-Broschüre SEHR. Die Ausgabe 2013 bringt eine kritische Zusammenfassung der Goldman Sachs Affäre, worüber kaum irgendwer berichtete, eine wichtige Ausnahme war in ARTE der Themenabend „Goldman Sachs. Eine Bank lenkt die Welt“. Dies grenzt an ein Tabuthema. Nicht einmal über Youtube ist der ARTE Film abrufbar. Basis dafür ist das erwerbbare Taschen- Buch: Marc Roche, La Banque. Comment Goldman Sachs dirige le monde, Albin Michel 2010. Marc Roche war 20 Jahre Wirtschaftskorrespondent von Le Monde in London. Hingegen kam im „Standard“ (6. Dez. 2012) der CEO von Goldman Sachs direkt zu Wort – in dem Gastkommentar: „Ein Businessplan für den Aufschwung Amerikas“. Darin fand sich kein kritisches Wort zu dieser Bank, die eine sehr fragwürdige Rolle nicht nur in der Griechenlandkrise spielte. _
Kurioses Lob von Goldman-Sachs. Ein Bankerportrait im “Standard”
Eine Zeitung vergab einen leitenden Posten.
Die Redakteure strömten von Westen und Osten… Sie füllten das ganze Geschäftslokal. (Die Zeitung persönlich war liberal.) Die Verlagsgötter lächelten im Chor … Dann trat der erste Bewerber hervor: Meine Herren, was braucht eine Zeitung von Fleisch und Blut? Sie braucht Mut. Ich klebe allen die Faust in die feige Miene! Ich bin ein Löwe mit Schreibmaschine! Der Obergott sprach: Herr, wir brauchen keine Löwen in unserem Laden. Erstens bin ich selber mutig – Und zweitens kann Mut heutzutage nur schaden … Wir sind liberal, vastehnse?” Da lachten die Herren im schaurigen Chor … Dann trat der zweite Bewerber vor: Meine Herren, eine gute Zeitung braucht erstmal: Grütze. Die Klugheit ist ihre mächtigste Stütze. Ich schlage nicht blind und taub mit der Keule! Ich bin weise … Ich bin eine Presse-Eule!” Der Obergott sprach: Herr, wir brauchen keine Eule in unserem Laden. Erstens bin ich selber allwissend – Und alles zu wissen kann heut nur schaden … Wir sind liberal, vastehnse?” Da lachten die Herren im schaurigen Chor . Dann trat der dritte Bewerber vor: Was braucht eine Zeitung täglich aufs Neue? Meine Herren, sie braucht: Treue. Ich bin weder Löwe noch Eule … Meine Leitartikel glänzen nicht bunt. Aber ich diene dem Werke! Treu wie der Hund!” Der Obergott sprach: Herr, wir brauchen keinen Hund in unserem Laden. Ein Hund bin ich selber – – – Und Treue kann heut dem Geschäft bloß schaden … Wir sind liberal, vastehnse?” Da lachten die Herren im schaurigen Chor … Dann trat der letzte Bewerber vor. Er sprach nur vier Worte: Ich kann mich drehn …!” Der Mann durfte sofort an die Arbeit gehn. Alice Rotholz__ ___ Was nicht in der Zeitung steht. Reinhard Mey Text und Musik: Reinhard Mey. Dauer: 3 min 40 sec. Es geht in dieser Geschichte um einen häufigen Fall bezüglich des 8. Gebotes, aber nicht nur um Ehrabschneidung und Rufschädigung, sondern um Rufmord. Wie jeden Morgen war er pünktlich dran, Seine Kollegen sah’n ihn fragend an: “Sag mal, hast du noch nicht gesehn, was in der Zeitung steht?” Er schloss die Türe hinter sich, Hängte Hut und Mantel in den Schrank, fein säuberlich, Setzte sich, “na wolln wir erst mal sehn, was in der Zeitung steht!» Und da stand es fett auf Seite zwei: “Finanzskandal!” – sein Bild dabei Und die Schlagzeile: “Wie lang das wohl so weitergeht?!” Er las den Text, und ihm war sofort klar: Eine Verwechslung, nein, da war kein Wort ‘von wahr, Aber, wie kann etwas erlogen sein, was in der Zeitung steht? Er starrte auf das Blatt, das vor ihm lag, Es traf ihn wie ein heimtückischer Schlag, Wie ist es möglich, dass so etwas in der Zeitung steht? Das Zimmer ringsherum begann sich zu drehn, Die Zeilen konnte er nur noch verschwommen sehn, Wie wehrt man sich nur gegen das, was in der Zeitung steht? Die Kollegen sagten: “Steil dich einfach stur!” Er taumelte zu seinem Chef über die Flur: “Aber selbstverständlich; dass jeder hier zu ihnen steht! Ich glaub’, das beste ist, Sie spannen erst mal aus, Ein paar Tage Urlaub, bleiben Sie zu Haus’, Sie wissen ja, die Leute glauben gleich alles, nur weil’s in der Zeitung steht.? Er holte Hut und Mantel, wankte aus dem Raum, Nein, das war Wirklichkeit, das war kein böser Traum, Wer denkt sich so was aus, wie das, was in der Zeitung steht? Er rief den Fahrstuhl, stieg ein und gleich wieder aus, Nein, er ging doch wohl besser durch das Treppenhaus, Da würd’ ihn keiner sehn, der wüsste, was in der Zeitung steht! Er würde durch die Tiefgarage gehn, Er war zu Fuß, der Pförtner würde ihn nicht sehn, Der wusste immer ganz genau, was in der Zeitung steht. Er stolperte die Wagenauffahrt rauf, Sah den Rücken des Pförtners, das Tor war auf, das klebt wie Pech an dir, das wirst du nie mehr los, was in der Zeitung steht. Er eilte zur U-Bahn-Station, Jetzt wüssten es die Nachbarn schon, Jetzt war’s im ganzen Ort herum, was in der Zeitung steht. Solang die Kinder in der Schule war’n, Solang würden sie es vielleicht nicht erfahr’n, Aber irgendwer hat ihnen längst erzählt – was in der Zeitung steht. Er wich den Leuten auf dem Bahnsteig aus, ihm schien die Blicke aller richteten sich nur auf ihn, Der Mann im Kiosk da, der wusste Wort für Wort, was in der Zeitung steht. Wie eine Welle war’s, die über ihm zusammenschlug, Wie die Erlösung kam der Vorortzug! Du wirst nie mehr ganz frei, das hängt dir ewig an, was in der Zeitung steht. “Was woll’n sie eigentlich?” fragte der Redakteur, “Verantwortung, Mann, wenn ich das schon hör’! Die Leute müssen halt nicht alles glauben, nur weil’s in der Zeitung steht! Na schön, so `ne Verwechslung kann schon mal passieren, Da kannst du noch so sorgfältig recherchieren, Mann, was glauben Sie, was Tag für Tag für’n Unfug in der Zeitung steht!” “Ja”, sagte der Chef vom Dienst, “das ist wirklich zu dumm! Aber ehrlich, man bringt sich doch nicht gleich um, Nur weil mal aus Versehn was in der Zeitung steht.” Die Gegendarstellung erschien am Abend schon, Fünf Zeilen, mit dem Bedauern der Redaktion, Aber Hand aufs Herz, wer liest, was so klein in der Zeitung steht?
No news is good news. Verweigerer politischer Infos
No news is good news. Leben ohne politische Information. Verweigerer und ihre Motive Drei von zehn Erwachsenen verweigern politische Information, sie blenden das Politische in Medien aus. Sie verschließen die Augen vor Politik, überblättern den Politikteil in Zeitungen und sind für die wohl temperierten Botschaften aus Parteizentralen nicht empfänglich. Wer sind diese Verweigerer, was und warum verweigern sie politische Medieninhalte? Dies ist Thema einer Studie von Nina Werlberger, dargelegt im Buch: „Verweigerer. Leben ohne Politik“. Innsbruck 2010. Studienverlag. Das Untersuchungsfeld ist Nordtirol: Eine Befragung von 501 Tirolerinnen und Tirolern, ergänzt durch Tiefeninterviews und abgerundet durch Positionen von den Medienprofis Armin Wolf und Michael Fleischhacker und Forschern. „Verweigerer“ sind hier jene, die dazu neigen, weithin politische Medieninformation zu meiden (p. 41), und zwar internationale, nationale (Österreich), regionale (Tirol) und lokale Politikberichte. Ähnliches berührt politische Verdrossenheit und Teilnahmslosigkeit (Apathie). Wer sind die Verweigerer? Etwa ein Drittel der Leute (30 %) ab 15 Jahren entziehen sich der politischen Information, sie sind „gar nicht“ oder „weniger“ an Politik interessiert. Die Motive sind sehr unterschiedlich. Drei Viertel aller Verweigerer halten politische Medienberichte als nicht glaubwürdig. Für sieben von zehn Befragten sind politische Nachrichten zu negativ. Der Faktor Bildung ist kaum entscheidend für die Verweigerung von Politiknachrichten. Auch die Parteipräferenzen sind nicht wesentlich. Verweiger können sowohl hochpolitische Ideologen wie im Grunde apolitische Stammwähler sein, ihre ablehnende Haltung reicht über jegliche Ideologie hinaus. Internationale Politik-Berichte stoßen am meisten ab. Stellungnahme: Kürzlich wurde im Concordia-Presseclub in Wien kritisiert, dass der ORF die Beiträge für das „Weltjournal“ nur noch einkauft, also bei qualifizierten internationalen Berichten spart. Und dies, obwohl Österreich wirtschaftlich und politisch international stark vernetzt ist. Zur Verweigerung wegen zu großer Negativität: Dies ist ein reelles Problem. Aber es ist auch eine schizophrene Einstellung argumentiert der renommierte ORF-Journalist und Politikwissenschafter Dr. Armin Wolf. Dass die Leute Konflikte nicht wollen, ist intellektualisiert und rationalisiert. Die Leute wollen sehen, wie der Held den Konflikt bewältigt. Auch die Glaubwürdigkeit der Medien kann nicht leichthin abgetan werden. Aber es zeigt sich, dass sich medienkritisch gebärdende Personen viele Medieninhalte für bare Münze nehmen und über wenig Medienkompetenz verfügen. Und nachdenklich stimmt, dass die Mehrheit der Menschen sich vorhandenen qualitativen Medien nicht zuwendet. Zur Aussage: Sich nicht für Politik interessieren, sei völlig rational, schrieb Anthony Downs vor 50 Jahren im Buch „Die ökonomische Theorie der Demokratie“. Die Information, die sie brauchen würden, sich qualifiziert eine Meinung zu bilden, können sie sich in einem vernünftigen Zeitraum nicht beschaffen (p. 32). Aber wir entkommen der Politik nicht. Wir sind von ihr entscheidend geprägt ist. Selbst jene, die Vorgänge im öffentlichen Leben nur unzureichend erfassen, entwickeln eine Intuition dafür, können gut informierte Personen in ihrer Umgebung um Rat fragen („Opinion-Leader-Forschung) und sich auf diese Weise sich wenigstens bei Wahlen einbringen. Resumé und Stellungnahme: Prof. Dr. Hans Högl
ARD mit größter Meinungsmacht
ARD, Bertelsmann, Axel Springer, ProSiebenSat.1 sowie das ZDF verfügen über rund 60 Prozent der Meinungsmacht in Deutschland und prägen die Meinungsbildung durch Medien. Dies geht aus dem MedienVielfaltsMonitor für das 1. Halbjahr 2013 hervor, den die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) entwickelt hat. Größte Meinungsmacht hat die ARD.
Nahost-Reporter Karim El-Gawhary kritisiert Wanderzirkus und Orientalismus westlicher Medien. Rolle sozialer Medien
Wie passen Qualität und Betroffenheit im Journalismus zusammen? Was macht einen guten Korrespondenten aus? Thema des Abends im Café Landtmann war das Selbstverständnis des ORF- Korrespondenten Karim El- Gawhary. Er ist Sohn eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter und studierte an der FU Berlin Islamwissenschaften und Politik. Der Reporter berichtet von Menschen, wie sie mit ihrem Leben in Kairo, Beirut und Bagdad zu Rande kommen. Das sind Worte im Klappentext seines Buches: Alltag auf Arabisch, Wien 2008. El-Gawhary stellt seine Erfahrungen so dar, dass der Zuhörer sich fragt, wie würde i c h mich als Österreicher in dieser Situation verhalten? Er schildert bestürzende und uns auch widersprüchlich erscheinende Lebensschicksale, so eine 20-jährige, die verwundet ist, sie schoss im Sinne Gaddafis auf Menschen und weinte, als sie gefragt wurde, wie ihr Leben nun weiter geht. Oder eine andere 20-jährige Studentin, die aus Lybien flüchtete, ihr Studium nicht fortsetzten kann und so viel Schreckliches erfuhr, dass sie sich zwanzig Jahre älter fühlt. Im Fernsehen kann darüber bestenfalls ganz kurz und ungenügend berichtet werden. Das zeigt sich auch bei Autobomben. Da explodiert eine und zweihundert Meter entfernt, gehen die Leute wie vorher in den Markt. Gezeigt werden die Folgen der Autobombe, aber nie, dass es rundherum ruhig ist und das Leben seinen bisherigen Gang geht. Dafür räumt das Fernsehen keine Sekunde ein und dadurch entstehen im Zuschauer von diesen Ländern völlig einseitig Vorstellungen. Die Organisation der Medienwelt bietet zu wenig Raum und Zeit, um Verhältnisse ausreichend darzustellen. Journalisten sehen diese Schwachstellen und eine Mitarbeiterin des Corcordia-Presseklub erwähnte, da sitzen 24-jährige TV—Sendleiter und Nicht-Journalisten an den Hebeln und legen die Dauer für eine Sendung fest. Guter Journalismus zeigt bunte Erfahrungen der arabischen Menschen, während der Westen nur arabische Massen und keine Individuen kennt. Für El-Gawhary ist Krieg nicht die genaue Zahl von Toten wie in Agenturmeldungen. Diese Sicht auf die in Konflikten und Aufständen verwickelten Menschen ist eher selten im Journalismus, denn die Opfer werden meist nur als anonyme Zahlen präsentiert. Und meisten nur westliche Opfer. Dieser Ansatz erweckt kritische Fragen, ob nicht dadurch Gesamtanalysen zu kurz kommen und ausgeblendet werden. Jedenfalls zeigt der Reporter auf seiner Webseite, wie er journalistisch arbeitet. Das findet sich ansonsten nicht. K. El-G. kritisierte den journalistischen Wanderzirkus. Die Medien haben keine Geduld mit Prozessen. Und so fallen Konflikte vom Himmel. Die Spannungen im Nahen Osten bauten sich seit Langem auf. Es gibt einen Echtzeit-Wahnsinn. Das zeigte sich bei den Anschlägen in Norwegen. Weil man nicht sofort um die Hintergründe Bescheid wusste, holte man rasch islamistische Terrorspezialisten, sie wussten nicht, was passiert ist, sprachen aber dann 2 – 3 Stunden über islamischen Terror. Das war ein Medien-Supergau. „Wenn etwas passiert, so geht es mir, soll ich ständig berichten, selbst wenn ich mich nur auf der Einfahrtsstraße nach Tunis befinde“. Es wäre gut für den Journalismus, durchzuatmen, bevor etwas mitgeteilt wird. Hier wird aber auch die Konkurrenz zu den Sozialen, neuen Medien wie Twitter gesehen. Dessen Kritik am Orientalismus: Der Westen hat seit Jahrhunderten die Neigung – auch die Wissenschaft – dem Westen den Osten gegenüberzustellen und sieht die Ähnlichkeiten nicht. Europa konstruierte immer ein Gegenkonzept. In diesem Sinne sprach er sich auch dagegen aus, dass westliche Kräfte den arabischen Frühling inszeniert hätten. Die Rede war von den serbischen Kreisen (davon war im ORF-Weltjournal die Rede). Immer wieder gibt es eine Neigung, als hätte der Westen den arabischen Frühling inszeniert. Selbst wenn es westliche Interessen gibt. Dies kam von den Menschen selbst. Zum Thema Arabischkenntnisse der Korrespondenten: . Dies ist besser geworden. Vor 20 Jahren konnte ein deutscher Korrespondent kein Arabisch und Frauen als Journalistinnen gab es auch nicht. Das hat sich geändert. Karim El-Gawhary sieht viel lebendiges ägyptisches Fernsehen. Selbst für ihn ist es schwierig, z.B. die Alltagssprache in Marokko zu verstehen oder in Algerien. Das Algerische enthält sehr viele Worte aus den Berbersprachen und dem Französischen. Im Übrigen: Er liest keine deutschsprachigen Zeitungen und kann nicht Französisch. In Damaskus war er zuletzt vor zwei Jahren. Seine Stellungnahme zu sozialen Medien. Die Funktion von Twitter mit den Kurznachrichten ist für ihn wertvoll als Frühwarnsystem. Er prüft solche Meldungen auf den Wahrheitsgehalt und Verlässlichkeit und kann schnell Trends wahrnehmen, schneller als durch Agenturmeldungen. Im Facebook sieht er eher Raum für Diskussionen. Und es gibt ägyptische Institutionen, Behörden, die keine Pressekonferenzen mehr geben, sondern ihre Stellungnahmen per Facebook mitteilen. Veranstalter: Concordia Presse Club Wien, 14. März 2012.
Es muss krachen u. brennen bis Medien aufwachen. Zum Arabischen Frühling
Medien sollen nicht nur auf Machthaber zu starren, sondern auch auf leise Stimmen achten – auf Bürger, NGOs, Oppositionelle und Intellektuelle. Selten hören sie auf Sorgen der kleinen Leuten, z.B. auf so Gewöhnliches wie Brotpreise. Medien u. westliche Politik verschliefen die unhaltbaren Zustände der breiten Bevölkerung in Nordafrika. Journalisten und Publikum interessieren sich in der Regel für Prominente und selten für das geduldig ertragene Leid ganzer Völker. Europa (Frankreich!) und die USA haben die autokratischen Regimes in Nordafrika unterstützt. Seit der Revolte in Tunesien sei damit Schluss. Schön..warum nicht früher? Arabische Menschen haben eine gutes Gedächtnis. Leserbrief an die Wiener Zeitung von Hans Högl, Präsident der Vereinigung für Medienkultur
Agenda Setting durch Medien
TOD – SICHERSTE STRASSEN: VERGLEICH FLUGZEUGABSTÜRZE
Schul-Beispiel – Zwecklügen mit Zahlen: Gut für Inseratenkeiler
Pentagon nützt Hollywood. Gründer von Hollywood.
Eine Analyse von Verena Franke zum Arte-Themenabend “Kriegsspiele” von Filmindustrie und US-Regierung. Wiener Zeitung vom 27. Oktober 2006. Vollständiger Artikel (pdf)
Mit Exzessen durch das Zeitalter der Langweile
FINANZKRISE VON MEDIEN VERSCHLAFEN
Sehr vereinzelt gab es Frühwarner zur Finanzwelt. Lesen wir die tröstenden Worte von Medienleuten..in der „Süddeutschen“. Ein Resumé.
Kriterien journalistischer Qualität
Udo Bachmair (Bekannter ORF-Journalist und TV-Moderator) referierte glaubwürdig über Kriterien journalistischer Qualität und nannte verständliche, reichhaltige Sprache, gute Recherche, Trennung von Nachricht und Kommentar, faire und kompetente Kommentierung eines Sachverhalts, breites Gesamtbild der Welt, originär geschaffenes Material und Unabhängigkeit. Ferne Vielfalt, Relevanz, Professionalität (Objektivität) und Messbarkeit. Durch die Faktoren Zeit und Geld bleibt seriöse, sorgsame Berichterstattung auf der Strecke. Eine tiefschürfende, jahrelange Recherche wie jene von Alfred Worm im AKH-Skandal für das Profil gibt es heute nicht mehr. Der Tagesjournalismus ist zu sehr von der Dominanz der angelsächsischen Agenturen abhängig. (Udo Bachmair ORF Journale 2006-01-11) ______________________
Von den Medien und von der Kultur
Dr. Georg Zakrajsek (Jahrgang 1939) war Notar in Wien und lange Zeit Marketing- und Medienreferent sowie Pressesprecher der Österreichischen Notariatskammer. An der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt hat er 35 Jahr lang Urheberrecht, Medien- und Verlagsrecht unterrichtet. Heute ist er freischaffender Publizist und Vizepräsident des Vereins für Medienkultur. „Einst hatte das Journal soviel Geist wie jene, die es schrieben. Heute hat es soviel Geist, wie jene, die es lesen – Kinder das ist ein furchtbarer Unterschied!“ Roda Roda, hat das vor etwa hundert Jahren geschrieben. Viele seiner Geschichten waren von einer seltsamen Prophetie. Bei den „Journalen“ hat er allerdings nicht ganz recht gehabt – es ist nämlich noch schlechter geworden. Die Journale, also die Medien, haben nämlich heute längst wieder den Geist derer, die sie schreiben und das ist wirklich ganz furchtbar. Denn heute haben die Leser der „Journale“ in der Regel mehr Geist als die Schreiberlinge. Der „Geist“ unserer Medien könnte uns natürlich völlig gleichgültig sein. Die Medienfreiheit ist ja keine Einbahnstraße: Der Freiheit, den größten Unsinn zu publizieren, steht die Freiheit, diesen Unsinn nicht zu konsumieren, gegenüber. Dennoch – Ignorieren und Schweigen sind wirklich keine Rezepte gegen eine Entwicklung, die nicht nur unsere Demokratie, sondern unsere ganze Gesellschaftsordnung gefährdet. Tatsächlich sind gute, verantwortungsvolle und anständig gemachte Medien für den demokratischen Rechtsstaat unverzichtbar. Die „Vierte Gewalt“ ist ja nicht nur ein Schlagwort – ohne mediale Öffentlichkeit können moderne Demokratien nicht funktionieren. Funktionieren auch nicht wie man sieht. Also geht der qualitative Absturz, der unseren Medien in den letzten Jahren zugestoßen ist, nicht nur den enttäuschten Leser etwas an – unsere ganze Gesellschaft wird davon in Mitleidenschaft gezogen. Man sieht das tagtäglich. Es hat sich viel in den letzten Jahren geändert: die Art wie Medien produziert werden, die Art, wie man Journalisten ausbildet, die Art, wie man mit der Wahrheit umgeht und schließlich die wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen man in den Redaktionen arbeitet. Alle diese Umstände haben ihre Wirkung gehabt. * Die technische Herstellung erfolgt ohne Korrekturfilter. Die Journalisten schreiben mehr oder weniger direkt in das Blatt. Seit vielen Jahren gibt es keine Korrektoren, keine Setzer mehr. Das Rechtsschreibprogramm hat sie ersetzt. Auf den ersten Blick bedeutet das nur Vorteile: weniger Kosten, schnellere Umsetzung, unmittelbares Arbeiten. In Wirklichkeit aber hat die Qualität der Printmedien darunter unglaublich gelitten, denn die Setzerei und die Korrektoren waren ein hochwirksamer Filter, in dem orthographische, grammatikalische, aber auch sachliche Fehlerzuverlässig hängengeblieben sind. * Auch die Ausbildung junger Journalisten hat sich gewandelt. Sie findet nämlich überhaupt nicht mehr statt. Das knechtische Verhältnis zwischen Redakteur und „Lehrbuben“ gehört der Vergangenheit an. Nicht wirklich gut. Die jungen Leute sind selbstbewußter geworden und jemand, der mit viel Glück einmal einen Artikel plazieren konnte, hält sich schon für eine Edelfeder und hat keine Belehrungen mehr nötig. * Die genaue Recherche ist die Basis solider journalistischer Arbeit. In einer Zeit aber, in der es den meisten Medienkonsumenten völlig gleichgültig zu sein scheint, ob eine Geschichte stimmt oder nicht, gelten andere Kategorien der Wahrheit. Wahr ist, was sein könnte und nicht mehr was gewesen ist. * öfter werden geschwindelte Storys enttarnt – es ist zu befürchten, daß man sich irgendwann daran gewöhnt haben wird. Das hat natürlich auch mit der wirtschaftlichen Situation der Geschichtenverkäufer zu tun. Wer glaubt, dem Unterhaltungswert seiner Story durch Nachforschungen zu schaden, wird eben die Nachforschungen bleibenlassen. * sind Sachwissen und viele Bildungsinhalte einfach abhanden gekommen. Früher waren Journalisten Akademiker oder vielleicht auch Studienabbrecher. Heute sind das in der Regel Schulabbrecher und die Zukunft wird uns vielleicht auch noch Kindergartenabbrecher bescheren. * „Die Unbestechlichen“ sind seit mehr als dreißig Jahren ein Synonym für tapfere Reporter, die, unbeeindruckt von allen Anfeindungen, politische Komplotte aufdecken und sogar den Präsidenten der USA zur Strecke bringen. Von diesem Traumbild aller Journalisten muß man allerdings immer mehr Abstriche machen. Daß man heute Artikel und Berichte kaufen kann, ist längst kein Geheimnis und für einen Druckkostenbeitrag wird der eine oder der andere Journalist gefügig. Und welche Bestechungsorgien heute mit Inseraten aus Steuergeldern aufgeführt werden ist sattsam bekannt. * „Presseförderung dient der Medienvielfalt und der Pressefreiheit.“ Von allen falschen und verlogenen Schlagworten der letzten Jahre ist dies wohl das dümmste. In Wahrheit hat am 2.7.75, als das Bundesgesetz über die Förderung der Presse beschlossen wurde, das Ende der Pressefreiheit in Österreich begonnen. Wer über Fördermittel entscheidet, ist der Herrscher über den, der die Hand aufhält. * Presseförderung hätte auch anders aussehen können. Das Gesetz ist jedoch bewußt auf die Schaffung von Abhängigkeiten angelegt. Jeder hätte es damals erkennen können; viele haben es erkannt und trotzdem hingenommen. An Warnungen hat es jedenfalls nicht gefehlt. * Vom Rundfunk und vom Fernsehen war bisher noch nicht die Rede. So etwas muß man sich bis zum Schluß aufsparen: Das Trauerspiel der Rundfunkreformen in unserem Land ist die unendliche Geschichte der politischen Einflußnahme auf ein Medienmonopol, das in einer Demokratie westlicher Prägung überhaupt nicht mehr existieren dürfte. Daß ein staatliches Monopol das Lied der Regierenden singen muß, kann auch durch ein noch so ausgeklügeltes System von Beiräten und Kommissionen und Publikumsräten nicht verhindert werden. Und es bedarf wirklich keiner seherischen Gabe, wenn man prophezeit, daß der Schwenk des ORF auf absolute Regierungslinie längst vollzogen ist. Interventionen sind gar nicht mehr nötig. Die Redakteure wissen schon von selber was sie bringen dürfen und was nicht Man darf aber gespannt sein, ob diese Entwicklung endlich ein Anstoß dafür sein wird, die österreichische Gesetzeslage so zu gestalten, daß sie der Menschenrechtskonvention entspricht. Kritisieren ist leicht, bessermachen schwer. Rezepte, wie man den jämmerlichen Zustand der österreichischen Medien saniert, können nicht angeboten werden. Mit einem Umdenken bei der Presseförderung und der Beseitigung des ORF-Monopols wäre zwar ein guter Anfang gemacht, alles andere muß aber einer natürlichen Entwicklung überlassen bleiben. Ginge es aber nicht um den Zustand der Medien, wären schon längst in allen Zeitungen, Zeitschriften, im Rundfunk und im Fernsehen energische Forderungen nach neuen Gesetzen, Gesetzesverschärfungen und ausführlichen Regelwerken erhoben worden. Ist aber nicht der Fall. Denn die einstmaligen Träger der Freiheit haben sich nämlich zu einer Koalition der Reglementierungsfanatiker entwickelt, die bei jedem noch so geringen Anlaßfall zuerst einmal nach Verboten, neuen Gesetzen und Gesetzesverschärfungen rufen. Man ist allerdings mit der Gesetzeskeule seltsamerweise nur immer dann schnell zu Hand, wenn es nicht einen selbst, sondern andere betrifft. Dennoch, die Pressefreiheit ist ein heiliges Gut. Sie ist die Basis der Demokratie; Bürgerfreiheiten und Menschenrechte können ohne Pressefreiheit nicht bestehen. Staatliche Eingriffe darf man daher hier nicht dulden. Und: die Freiheit muß auch für den bewahrt werden, der sie mißbraucht. Aber Moral und Gewissen dürfen nicht schweigen. Man muß laut und deutlich sagen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Karl Kraus hat es einst geschafft, allein durch die Macht seines Wortes einen Bekessy aus dem Land zu jagen. „Hinaus aus Wien mit dem Schuft!“, dieser Ruf, laut und leidenschaftlich, hat genügt. Das Gesetz und die Gerichte hat Karl Kraus nicht dazu gebraucht. Tribunale haben wir nämlich mehr als genug. Was uns fehlt, ist Wahrheit, Anständigkeit, Bildung, Kultur, Liebe zur Freiheit und der Mut, diesen Idealen wieder Geltung zu verschaffen.
Medien- und Demokratiekritik . Frage der Iranerin Dr. Shermin Voshmgir: Was ist denn Demokratie?
Medien, als wichtiges Bindeglied zwischen Bevölkerung und Politik, sind vielfach der einzige Ort, an dem politische Debatten wahrgenommen werden. Der Auftrag der Politik, als Wächterin, des in der Verfassung geregelten, demokratischen Prinzips zu fungieren, wird nicht erfüllt. Die Jurisdiktion hat in ihrem Auftrag versagt, unsere Exekutive und Legislative zu zeitgemäßem Handeln zu zwingen versagt. Bestehende Medien– und kartellrechtliche Bestimmungen werden nicht ausreichend durchgesetzt und neuegesetzliche Regelungen, die den modernen Anforderungen gerecht werden, lassen noch auf sich warten. Wie hätten Montesquieu und John Locke, die Vordenker der Gewaltenteilung, in ihren staatstheoretischen Schriften dazu Stellung genommen, würden sie sie im 21. Jahrhundert leben? Eine hypothetische Frage… Es ist anzunehmen, dass jene wirtschaftspolitischen Hintergründe, die zur Zeit des Absolutismus als Grundlage für ihre Überlegungen galten, heute und schon lange nicht mehr zutreffen. Im Jahrtausend der Massenmedien und des wirtschaftlichen Lobbyismus müssen wir das gesamte Konzept der Gewaltenteilung, welche die Basis für jeden funktionierenden demokratischen Rechtsstaat darstellt, überdenken. Zurzeit findet eine erschreckende Konzentration des Mediensektors statt. Immer weniger Konzerne beherrschen die internationale Medienlandschaft, inklusive ihrer Zuliefer- und Vetriebsindustrien. Österreich ist mit seiner Printmedienkonzentration ist sogar einzigartig. Die Mediaprint-Gruppe hat mit nur zwei Tageszeitungen (der “Krone” und dem “Kurier” eine Reichweite von 70%, ganz zu schweigen von der Dominanz am österreichischen Zeitschriftenmarkt. Die Folgen: Homogenisierung der Berichterstattungund Verschärfung der Marktzutrittsbarrieren. Außerdem müssen immer mehr fixe Vollzeitarbeitsplätze den so genannten „Freien” Werkverträgen weichen. Mehr Konkurrenz, mehr Arbeitsdruck für weniger soziale Absicherung. Unter dem Druck der Gewinnmaximierung wird die Berichterstattung vom Gebrauchswert zum Tauschwert. Eine Nachricht wird wertvoller, je öfter sie an Medien weiterverkauft werden kann. Der Schein der Vielfalt des Angebots trügt letztendlich, wenn alle Medien dieselbe Mitteilung einer einzigen Nachrichtenagentur abdrucken. Der Produktivitätsdruck – Zeit ist Geld! – verbietet notwendige Recherchen, die originäre Arbeit von Journalisten, manchmal sogar das Schreiben an sich. Zukaufen von Artikeln ist nun mal billiger. PR-Beiträge mischen sich gut getarnt in die Berichterstattung. Werbebeiträge werden als Artikel verpackt. Lobbyisten missbrauchen gekonnt die Medien als Multiplikator ihrer Meinungsmache. Arbeitsintensive Genres fallen immer mehr aus dem Repertoire vieler Medien. Welche Möglichkeiten haben Journalistinnen und Journalisten unter solchen Bedingungen, ein Thema redaktionell durchzusetzen? Wie hoch ist ihre Motivation, ein heißes Eisen anzufassen? Schreiben, was der Markt verlangt? Angst vor Arbeitsplatzverlust führt letztendlich zur Selbstzensur. Doch wer ist der Markt und was bringt er uns wirklich? Ist die Politik fehlgeschlagen? Oder sind wir nicht alle dafür mitverantwortlich, was wir der Politik letztendlich durchgehen lassen? Wie ist es bloß möglich, dass in Österreich die Regelung publizistischen Grundsätze, auch bekannt unter dem Begriff der Journalistischen Ethik, von einem Presserat vorgeschlagen wird, dessen Mitgliedschaft, ebenso wie die Einhaltung des Ehrenkodex, lediglich auf freiwilliger Basis beruht? „Woher nehmen, wenn nicht stehlen?” sagen die Geschäftsführer der börsenorientierten Medienunternehmen – und vergessen zu erwähnen, dass es sehr wohl Geld gäbe, dieses aber leider an die Aktionären ausgeschüttet werden muss, die immer höhere Profite anstreben. Kaum jemand stellt sich die Frage, warum ein Medienunternehmen überhaupt Gewinne ausschütten sollte, anstatt das Geld in bessere Berichterstattung zu investieren und wertvolle Arbeitsplätze zu sichern. * Zu wenige stellen sich die Frage, warum in einer so genannten* Demokratie, einzelne Medien so viel Macht haben dürfen. Jene fatale Marktmacht, die unsere hart erkämpfte Medienvielfalt zerstört. Es gibt Stimmen, die Medien als Vierte und Lobbyismus als fünfte Gewalt definieren. Andere, zum Teil aus dem Akademischen Bereich, schreien beim Wort vierte und fünfte Gewalt auf und meinen, dass Medien per Definition keine Staatsgewalt seien, ebenso wenig wie Lobbying und PR. Doch hier geht es nicht darum Definitionen eines alten Konzepts auf neue Bereiche zu erweitern, sondern darum, das Konzept der Gewaltenteilung von Grund auf neu zu gestalten. Demokratie ist ein fragiler Entwicklungsprozess, der von uns allen *überwacht werden muss, da er leicht unterwandert und geschwächt werden kann, wenn wir nicht aufpassen. Referat von Dr. Shermin Voshmgir im Forum Medienkultur am 23. April 2009 Einleitend zum Referat verwies Dr. Hans Högl, der selbst viele Jahre neben Medien- und Bildungssoziologie Politische Ideengeschichte lehrte, auf die historische Not-Wendigkeit der Gewaltenteilung, nämlich, dass in bestimmten Regionen Könige und der Adel sich über dem Gesetz dünkten und es vorkam, dass Gesetze so konstruiert oder gebogen oder je von Justiz zu ihren Gunsten ausgelegt wurden, wie es eben beliebte. Ein anschauliches Beispiel für ungerechte Justiz und aristokratische „Verhaberung“, also Mangel an Gewaltenteilung zeigt Heinrich Kleist: Blicken wir auf Monarchie und Aristokratie in die Jahre 1805 bis 1810, als Heinrich Kleist das Manuskript zur Novelle von “*Michael Kohlhaas*“ verfasste. Es geht hier nicht um dessen gerechtigkeitsfanatische Letztreaktion, der Brandstiftung wegen Ungerechtigkeit, sondern darum, wie der Missbrauch seiner Pferde durch einen Gutsherren nicht fair von Gerichten behandelt wird. Aufgrund von Verwandtschaftsbeziehungen von Adeligen zu Richtern wird sein Anliegen im Gerichtsprozess immer wieder hinausgezögert usw. Immerhin: Am Ende greift der Kaiser ein. Auch heute, so H. Högl, erleben wir vielfach mangelnden Sinn für Gewaltenteilung. Die österreichische Regierung hat zu viel Gewicht, was die Gesetzgebung betrifft und das Parlament in Österreich ist zu sehr Vollzugsorgan der Regierung und Parteien. Auch in der Justiz steht nicht alles zum Besten. Der frühere SPÖ-Abgeordnete Josef Broukal geht mit der herablassenden Art, welche die Regierung im Umgang mit den Abgeordneten an den Tag legt, hart ins Gericht. Der Nationalrat sei „ein sehr unterentwickeltes Organ des Staates“ und hänge – in seiner Rolle als Gesetzgeber – am Gängelband der Regierungen. Das Fragerecht der Abgeordneten werde von Ministerbüros als lästig empfunden. Broukal: In Deutschland kann sich ein Abgeordneter vier qualifizierte Mitarbeiter leisten, in Österreich höchstens einen. Der deutsche Bundestag unterhält 272 wissenschaftliche Mitarbeiter, der Nationalrat gerade sechs. (Kleine Zeitung, 28. März 2009.). Hans Högl verwies auch auf das Stück im Theatro Kosilo „Blöde Briefe an g`scheite Leut`. Viele Jahre schrieb Kosilo gar nicht so blöde Briefe an Ämter, Institutionen, Wirtschaft und Kirche und Promis….Was dabei herauskam, füllen die Seiten eines gleichnamigen, realsatirischen Buches. (Tel. 408 46 62). Hingewiesen sei auch, dass der Sinn für Unvereinbarkeiten bei der Bestellung von Aufsichtsräten nicht gegeben ist – etwas, das gravierende Folgen für Unternehmen und Banken haben kann und hatte. _________ Ernst Michael Brauner. Unabhängiger Wirtschaftsjournalist referierte zum Thema:
Journalismus auf dünnem Eis.
Wie Einbruch der Printmedien überwinden? Situation: EU, Indien, China Den Journalismus als Einheit einer Berufsgruppe, wie Ärzte oder Taxifahrer, den gibt es nicht. …Wir konzentrieren uns auf Qualitätsjournalismus in westlichen Demokratien. Der Bogen spannt sich von Europa bis nach Amerika wo gleichermaßen Journalisten auf dünnem Eis wandeln. Die Zeitung ist nicht tot und wird auch nicht sterben, sie wird sich wandeln und mit ihr der Journalismus. Weltweit gibt es 1, 7 Milliarden Zeitungsleser. China und Indien haben den größten Zeitungsmarkt (China: 107 Millionen Auflagen, Indien 99 Millionen Auflagen). “Times of India” ist die weltweit auflagenstärkste englischsprachige Zeitung. Der Indische Verlag expandiert nach England und kauft sich dort eine britische Radiostation. Hingegen sind in diesem Jahr in den USA die verkauften Auflagen von Zeitungen drastisch zurückgegangen – um 10,6 Prozent gegenüber 2008. Diese Quote bezieht sich auf den Verkauf von Tageszeitungen in den Monaten April bis September 2009. In der Zeit von Oktober 2008 bis März 2009 wurde gegenüber dem Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor ein Rückgang um 7,1 Prozent registriert. Ein satter, signifikanter Einbruch. Analysten führen den Rückschlag vor allem auf die zunehmende Abwanderung von Lesern ins Internet zurück. Den Verlegern bereitet dies ebenso große Sorgen wie der fortschreitende Rückgang des Anzeigenaufkommens. Sie sparen, rationalisieren und investieren hoffnungsfroh in eigene Onlineplattformen. Zudem dient die gegenwärtige Krise als Mittel zur Durchsetzung von etwas weniger Ethik und mehr strikter Ökonomie. Ein Seiltanz, nicht für den Verleger sondern für all jene die an vorderster Front am Leser arbeiten – die Journalisten. SZENENWECHSEL: Die Schweizer Privatbank Wegelin & Co hat noch eine richtige Schalterhalle in ihrer Bank. Eine Kassiererin, ein Pult, das reich verziert für Kunden da ist, die nicht an Geldautomaten gehen wollen. Die Kunden dort sind keine Codenummern sondern Menschen mit Namen und individueller Geschichte die Zeit beanspruchen. Selbst wenn sie nur Geld einlegen oder abheben wollen. Ineffizient, wenn es nach den Mc Kinsey’s unsere Zeit geht. Die Rationalisierungsexperten würden die Schalterhalle mit all ihren verspielten Relikten schließen und ehemaliges Vertrauen durch moderne Kundenbindungs-Programme kapitalisieren. Mit Projekten die letztlich das Fünffache der eingesparten Kosten ausmachen. Wegelein hält davon nichts und bezahlt seine Berater nicht nach Budgetvorgaben oder nach Papieren die verkauft werden müssen, sondern mit einem ordentlichen, nach ethischen Grundsätzen vertretbaren Gehalt. Die Privatbank hat die Finanzkrise ohne irgendwelche Probleme überstanden. Kein Einziger ihrer Kunden hat Geld verloren bzw. Geld aus Misstrauen abgehoben. Warum ist das wichtig? Nun, Wegelin arbeitet in erster Linie für den Kunden und für niemanden anderen sonst. Dass die Bank dennoch oder gerade deswegen gut verdient, mag so manche Finanz-Manager von Aktiengesellschaften verwundern, verwunderlich ist es nicht. „Wir dienen den Leser und niemanden anderen sonst“ war einmal der Leitsatz vieler unabhängiger Redaktionen. Heute nachdem der Rationalisierungswahn seinen Höhepunkt ständig überschreitet heißt es: „Wir dienen den Verlegern, den Anzeigen- und PR Kunden und versuchen Sie liebe Leser, mit publikumswirksamen Lesestoffen, geilen Bildern und Rankings zufrieden zu stellen. Wir schwärzen jene Gruppen an die sich schwer wehren können, wir berichten über Skandale von Managern oder Politiker die schon am Boden liegen oder deren Macht nicht ausreicht um der Publikation / dem Verlag wirklich schaden zu können“. Generell sind Probleme von Randgruppen sehr gut geeignet um von schwierig zu beschreibenden, gesellschaftspolitischen Zuständen abzulenken. Lange Recherchen sind teuer geworden und wenn möglicherweise eine Geschichte herauskommt die auch an den Türen der hauseigenen Macht rüttelt, dann werden die Recherchen sehr rasch unterbunden. Was so viel heißt wie: Nur was schnell unter die Haut geht, unabhängig von Nachhaltigkeit, und was schnell geschrieben ist hat Erfolg gedruckt zu werden. Ausnahmen sind Reise- und Unterhaltungsgeschichten deren Inhalte von Touristikunternehmen gesponsert sind; die Journalisten nur dann einladen wenn sicher ist, dass sie brav berichten. So kommen auch Günstlinge der Chefredaktion zum Zug und dürfen pseudokritisch über irgendwelche Paläste, Traumstrände oder Saugeile Pistenabfahrten schreiben. Der Traum als Wirklichkeit verkauft sich immer gut. Wirtschaftsredakteure haben es da schon viel schwieriger. Ganz im Sinne ihrer Verleger die immer auch den Anzeigenkunden im Visier haben berichten sie: über Branchen die boomen oder die brach liegen, über Unternehmer die nicht im Einflussbereich von wirklichen Mächtigen sind und über Neid, Gier und Hass umgewandelt in Daten, Zahlen und Fakten. Jeder Furz vom selbstherrlichen Reichtum zählt da mehr als aufwendige Arbeiten über die Zusammenhänge von Politik und Wirtschaft in unserer Gesellschaft. Ausnahmen bestätigen die Regel – Gott sei Dank. Innenpolitische Beobachter haben es in Zeiten einer wirtschaftsliberalen Orientierung verhältnismäßig leicht ihren Job zur Zufriedenheit aller, auszuüben. Sofern man nicht gerade eine Wohnung braucht oder gegen die Farbe seines unabhängigen Mediums recherchiert kann man, ohne eingebremst zu werden drauf los dreschen. Das liest man gern und vermittelt Unabhängigkeit. In Erinnerung an Udo Proksch, der bevor er endgültig überführt wurde, hat die journalistische Elite unseres Landes ihn als ehrenwertes Wiener Original hochstilisiert oder geschwiegen. Viele davon amüsierten sich im Club 45 und sonnten sich im Schatten politischer Machthaber. Nur der Hartnäckigkeit und der Ausdauer eines Pretterebners oder Gerald Freihofners ist es zu verdanken, dass dann auch der Aufdecker der Nation Alfred Worm im profil die Dossiers über den Fall Lucona veröffentlichte. Das Eis auf dem Freihofner als stellvertretender Chefredakteur der Wochenpresse damals tanzte hielt eigentlich nur Dank der politischen Ausrichtung des Sprachrohrs der Industriellenvereinigung. ONLINE Heute ist das kein Thema mehr. Das Szenario der Nachricht hat sich von schnell zu ultraschnell gewandelt. Die Wunderdroge Online / Internet besetzt mit geringem Aufwand Themen, die noch bevor sie in Zeitungen oder Magazinen gedruckt sind, schon wieder durch andere Schlaganfälle abgelöst werden. User gestalten die Nachricht mit, sind deren Verbreiter und kosten nichts. Mit qualitativem Journalismus alter Schule hat das nichts zu tun. Qualität hat ihren Preis und nachdem die User noch nicht gewillt sind für elektronische journalistische Information zu bezahlen bleibt die Güte auf der Strecke. Jene Verlage die Onlineredaktionen aus dem Boden stampften, verlangten, aus Angst nicht angeklickt zu werden, keinen Cent für ihre Information. Sie haben so nicht nur ihre eigenen Printprodukte konkurrenziert, sie haben, und das war weitaus schlimmer der Nachricht keinen Wert mehr gegeben. Kein Wunder, dass heute die Wertlosigkeit von kostenlosen Informationen im harten Wettbewerb zu teueren Nachrichten aus Zeitungen, Fernsehen oder Rundfunk stehen. Nicht jeder hat ein Blackberry, das er Tag und Nacht bei sich trägt und stündlich nach News abfragt. Noch überwiegt der Komfort von Nachrichten aus den Tageszeitungen, dem Radio und dem Fernsehen. Auf der Toilette wird der digitale Empfang über die Spülung entsorgt, dort regiert das Papier. Wie lange noch? Eine fragwürdige Antwort auf das Internet sind Gratiszeitungen. Weltweit gibt es eine Auflage von 41 Millionen an Gratisblättern, der Zuwachs in den letzten fünf Jahren beträgt 173 %. Der Wert des Gratis-Mediums überträgt sich auf den Wert des Journalisten und die Qualität der Berichterstattung ist die Summe beider Werte. Was nicht heißt, dass alles was z.B. Heute berichtet von minderer Qualität ist, aber ein Ringen nach Wahrheit und Objektivität ist meist nicht spürbar. Auf die Frage: „Was erwarten sie vom guten Journalismus?“ antworten ca. 85% der Befragten aus Meinungsumfragen (kumuliertes Ergebnis): gute Recherchearbeit, objektive Berichterstattung und kompromisslose Aufklärung. Jedenfalls von jenen Medien wo im Subtitel auf freie unabhängige Berichterstattung hingewiesen wird. Das fragwürdige Streben nach Wahrheit. Viele Journalisten, werden mehr und mehr gezwungen auf Willen von Anzeigenkunden Rücksicht zu nehmen und Wahrheiten nach deren Ansichten zu verdrehen. Ein Tanz auf dem Eis. Wie soll man über ein eindeutiges Blau schreiben wenn Rosa verlangt wird. Letztlich einigt man sich auf Lila und der Wahrheit wurde Genüge getan – zumindest für den Verleger und den Anzeigenkunden. Es ist nur eine Frage der Zeit und des Gehaltes wann der Journalist, der mit hohen Erwartungen die Publizistik absolvierte, das Handtuch wirft und PR Manager wird. Ich erinnere an Jörg Beckers Vortrag am 18. März 2009 in Wien zum Thema Demokratie –Pressefreiheit- Medienmacht, wo Becker das numerische Übergewicht von PR Managern zu Journalisten in den USA anprangerte: Im Kampf um die öffentliche Meinung stehen 120.000 Journalisten/innen 160.000 PR Manager gegenüber. Und, Europa versucht leider auch in diesem Bereich die USA zu überholen. Viele ehemals wahrhaftige Journalisten enden in einem PR Büro, was zur Folge hat, dass qualitative, objektive Berichterstattung nur mehr in kleinen, von der breiten Masse nicht wahrgenommenen, öffentlichen Zirkeln stattfindet. Selbstverständlich recherchieren und arbeiten Redakteure von profil, dem Falter, der Die Presse, Standard, Salzburger Nachrichten usw. dem journalistischen Eid verpflichtet unermüdlich an der Wahrheitsfindung. Aber wenn die gefundene Wahrheit, Grenzen von gesellschaftlichen Unmöglichkeiten überschreitet, wie in der Causa BAWAG, dann kommen auch sie in die Zwickmühle. Hannes Reichmann, ehemaliger Redakteur der WirtschaftWoche und jetziger Pressesprecher von Novomatic hatte schon 1994 auf die zweifelhaften Spekulationen von Wolfgang Flöttel hingewiesen. Kaum jemand in der Branche reagierte damals darauf – außer Helmut Elsner. Der hat höchstpersönlich dem damaligen Chefredakteur der WiWo, Christian Ortner bei weiteren Recherchen auf den Bahamas mit einem sofortigen Anzeigenstopp gedroht. Nun, wer Ortner kennt der kann sich gut vorstellen, dass diese Drohung ihn herausforderte. Genützt haben die weiteren Veröffentlichungen über die Milliardenverluste in der Karibik nichts bis gar nichts. Weder die Breitbandmedien noch die Eliten der Unabhängigkeit haben den Recherchen von Hannes Reichmann Beachtung geschenkt. Höchstwahrscheinlich hat sich der Bankdirektor, der heute im Gefängnis schmort, bei den meisten österreichischen Titeln mit fetten Anzeigen freikaufen können. Wie auch immer, vier Jahre später als der neue General der Bawag, quasi in einer Selbstanzeige die Milliardenjauche bestätigte zerfetzten die ehemals, ruhig gewesenen, Medien Elsner und Co. Die WirtschaftsWoche wurde zu Weihnachten 1996 eingestellt. Ihr investigativer Chefredakteur Christian Ortner schreibt heute Kommentare in der Presse, Wiener Zeitung und versucht auf OrtnerOnline Österreichs Opinion Leader zu erreichen. Noch immer der Wahrheit verpflichtet aber um vieles ärmer… In einer Welt in der Gier und Geiz verherrlicht werden sind Jene die Dummen die an Ethik und Moral festhalten. Die Gesellschaft leidet unter diesem Wertewandel, der sich am sichtbarsten im Journalismus vollzieht. Wie schon erwähnt diktiert die Gier nach Superlativen die Spalten von Massenmedien. Online onaniert umsonst und die Gratistiteln liefern frei Haus was nicht bestellt wurde. Und, in manchen Qualitätsmedien glauben Redakteure wichtiger zu sein als die Nachricht die sie veröffentlichen. Unabhängig davon sind sich fast alle Verleger einig, dass die Zukunft der Medien von guten Inhalten abhängt. Qualitätsinhalte sind in Relation zu seichter Information teuer geworden und viele gute Journalisten sind wegrationalisiert oder werden demnächst in Pension geschickt. Diese Umstände werden auch die Qualität von Internetnachrichten beeinflussen. Zurzeit picken sich Onlineredaktionen noch Qualität aus Zeitungen oder Magazinen. In naher Zukunft, wenn die letzten lauteren Journalisten in das PR Geschäft wechseln versiegen auch die Quellen für Online. Das wird nichts an den digitalen Plattformen unserer Zeit ändern. Google drängt mit seiner Videoplattform Youtube die klassischen TV Sender in ein neues Zeitalter – für das sie sich nicht vorbereitet haben. Das verschärft die ohnehin schwierige Situation der Sender. Dazu kommt, dass Google keine bestehenden Presse-Märkte besetzt. Die Webmaschine schafft neue Märkte durch gezielte Transformation. Diese neuen Kommunikationskanäle verändern nicht nur die Gesellschaft – der Journalismus so wie wir in heute kennen hat ausgedient. Leider. Ob wir es wollen oder nicht die Massen könnten oder werden in Zukunft von Webmaschinen wie Google gelenkt sein. Meinungen entstehen im Web und finden weitere Öffentlichkeit im willfährigen TV, Radio oder Printbereichen, je nach eingesetzten PR Kapital. Das Eis ist brüchig geworden und die Journalisten sollten sich warm anziehen oder die Scholle verlassen. Referat am 19. November 2009. __
Schleichwerbung: in 59 Prozent der Inserate
325 von 550 bezahlten Beiträgen (also 59 %) waren nicht ausreichend als bezahlter Inhalt gekennzeichnet. Der Public Relation-Ethik-Rat untersuchte 550 bezahlte Beiträgef für seine Studie über „Schleichwerbung in Österreich“. Schleichwerbung schadet massiv der Qualität in Medien, vgl. : http://www.prethikrat.at/filea
Kritik u. Lob deutscher Medien: Inszenierungen, Ablenkung, Reflexe statt Reflexion.
Setzen wir Lob an den Beginn: Im Hörfunk sind Deutschlandfunk, DeutschlandRadio Berlin und viele dritte Programme ein Hort der Qualität. Mit dem Ausbau von Süddeutscher Zeitung, FAZ, Welt, Handelsblatt, Berliner Zeitung, Tagesspiegel und mit der deutschen Financial Times erlebt die Republik eine Blüte ihrer Qualitätspresse. Zwar sind auch deren Journalisten gefährdet, etwa durch das ewige Übel der Eitelkeit, das alte Übel der zu großen Nähe zu den Akteuren oder das jüngere Übel der Einflussnahme durch PR-Strategen und spin doctors. Aber sie recherchieren mehr, ohne dabei das Augenmaß zu verlieren, und überlassen den unbequemen investigativen Journalismus – den jede Demokratie braucht, nicht mehr allein dem Spiegel. Deutschland hat eine Vielfalt guter nationaler und regionaler Blätter wie kein anderes Land; ihr Kapital sind die Leser, die sich mit Schlechtem nicht zufrieden geben. Das hilft der Republik, ist aber kein Grund zur Selbstzufriedenheit. Zur Kritik: Eine Art Journalismus kommt hoch, der die Wirklichkeit nicht abbildet, sondern inszeniert, vom Pop bis zur Politik…. Jetzt gedeiht ein Journalismus der Nullinformation. Denn es gibt mehr Medien, als Stoff vorhanden ist – mit zwei Folgen: Einerseits tobt der Verteilungskampf um Informationen, andererseits schaffen viele Medien künstlichen Stoff; die Stunde des Kunststoffjournalismus Die Gier nach Stoff, wie bei einem Junkie, verleitet zur Dramatisierung des Belanglosen. Das Angebot richtet sich an übersättigte “Medienkonsumenten”, nicht mehr an den Staatsbürger. Und weil es – beim Heißhunger solcher Medien – zu wenig “verkäufliche” Informationen gibt, erfinden sie Events, die eben keine Ereignisse sind. Sie bieten am wenigsten, was am meisten gefragt ist: Orientierung. Hauptaufgaben des Journalismus Fakten suchen, prüfen, darstellen, erklären, gewichten und einordnen, das sind die ersten Aufgaben des Journalismus. Über das Internet jedoch werden nun, weltöffentlich, Gerüchte und Klatsch feilgeboten, als seien sie politisch bedeutsame Tatsachen. Journalismus war stets ein schneller Beruf. Wuchert jedoch die Mediendemokratie, wird sie noch kurzatmiger als ohnehin bei vierjährigen Legislaturperioden: Reflexe statt Reflexion. Doch wächst der Überdruss und es bleiben die Ansprüche der Anspruchsvollen. Der Wettbewerb sorgt für Schund wie für Qualität. ARD und ZDF sind alles in allem nicht schlechter, sondern besser geworden, und sie gewinnen Zuschauer. Wo früher der Staat die Pressefreiheit bedrohte, tun das jetzt die Medien selbst. Im Kampf um Aufmerksamkeit übertreten Medien, die so gern moralisch tun, eine Grenze nach der anderen. Sie erlauben sich alles, solange es nicht strafbar ist – und berufen sich auf ihr Verfassungsprivileg. Dieses jedoch verliert an Legitimation, wenn es missbraucht wird. Die Selbstkontrolle durch den Presserat und andere Gremien ist schwach, Redaktionen und Medienkonzerne müssen sie stärken. Die Selbstkritik der Medien in den Medien nimmt zu, das ist eine (leise) Hoffnung. Oder kommt nach Big Brother noch Groteskeres? An den Medien ist es, dies zu verhindern. Vgl. ZEIT-Artikel “Gier der Medien” von Roger de Weck vom 29.12.1999 . Der Inhalt gilt bis heute. Text neu: August 2013. Univ. Prof. Peter Gerlich:
Wirkliche politische Informiertheit
würde voraussetzen, zwei oder drei wirklich gute Zeitungen zu lesen, doch das können und wollen sich nur wenige leisten, so Univ. Prof. Peter Gerlich zu Österreichs Politikverständnis. “Ohne fundiertes Wissen wird man aber leicht Opfer von Emotionen, von einer Politik der Gefühle. Politik ist ein Teil unserer Konsumgesellschaft geworden. Wie im Supermarkt *preisen die Parteien ihr Angebot an.”ü…. Politik muss Menschen auch unangenehme Dinge sagen, sie erklären und ihnen Führung geben. Da vermag eine Mehrheit zu richtigen, zumindest vernünftigen Entscheidungen gelangen. . Problematisch ist die Dominanz von Populisten. Resumé: Wiener Zeitung, 20. Sept. 2008, Beilage S. 6 Sehr interessante Beiträge finden sich in der „Wiener Zeitung“ . Ihre Auflage ist gering, und oft wird sie leider unterschätzt, sie hat breite Auslandsberichte und versucht in Inlandsberichten sehr sachlich zu bleiben, wenngleich der jeweilige Bundeskanzler den Chefredakteur bestellt. ____ Radiosender Ö 1 mit beachtlicher Qualität In unserem offenen Kreis stimmen wir überein, dass Ö 1 den Mehrwert eines öffentlich-rechtlichen Senders und den Bildungsauftrag des ORF hervorragend erfüllt. Dies gilt auch für ORF III. ___ TV-Debatten polarisieren zu viel: In Deutschland und in Österreich führen viele Medien-Debatten zu einer enormen Polarisierung, die Differenzierungen unmöglich macht – egal ob es sich um neue Technologien oder was auch immer handelt. __ Österreichische Politik-Journalisten: Ihre Lage, politischer Standort, „Verhaberung“.Studie Hohen journalistischen Ansprüchen steht in den Redaktionen starker ökonomischer Druck gegenüber. Und fehlende persönliche Distanz zwischen Journalisten und Politikern wird als Problem gesehen. Sensation verdrängt Sachinformation. Studienautoren befragten ein Drittel der rund 300 Journalisten befragt, die tagtäglich über die österreichische Innenpolitik berichten. *Die Selbstsicht fällt durchaus kritisch aus: Fast 90 Prozent gaben an, dass Sensationen*, Personen u. Konflikte in der Politikberichterstattung immer mehr Platz einnehmen und die Sachinformation verdrängen . Da die P e r s o n als Akteur zu sehr betont wird, kommt die systemische Betrachtung zu kurz. Unabhängigkeit bedroht Mehr als 70 Prozent sehen es als Problem, dass Journalisten u.Politiker in Österreich sehr eng miteinander umgehen, also “verhabert” sind, wie es auf Wienerisch heißt. Darunter leidet die journalistische Unabhängigkeit. Spardruck versus kritischer Journalismus. Mehr als 70 Prozent der Politik-Journalisten beklagen, dass zeitaufwändige Recherchen selten möglich sind. Spardruck auf die Redaktionen macht sich bemerkbar. Die kritische Funktion, die “watchdog-Funktion”, sei in Österreich international verglichen sehr hoch ausgeprägt. 97 Prozent der österreichischen Politik-Journalisten wollen primär , Missstände aufzuzeigen und zu kritisieren. Bei den deutschen Kollegen sind dies mit 60 Prozent deutlich weniger. Links überwiegt Immerhin fast zwei Drittel der Politik-Journalisten geben hierzulande links von der Mitte an, ein Fünftel sieht sich genau in der Mitte, und nur 16 Prozent rechts davon. (Ein prominenter Journalist dazu: Im ORF-Zentrum trifft diese Linkslastigkeit umso mehr zu, da bei der obigen Studie ein Schnitt aller österr. Journalisten gegeben ist. Und in vielen Bundesländern gibt es eine ÖVP-lastige Belegschaft). Mit Parteinähe hat das aber weniger zu tun, hier werden die Grünen am öftesten genannt, gefolgt von der ÖVP und sonstigen Parteien. Nur fünf Prozent fühlen sich der SPÖ nahe. Der größte Teil der Politikjournalisten, nämlich 31 Prozent neigen gar keiner Partei zu. Besprechung in Oe 1 Mittagsjournal am 21. Juli 2010 – Buchtipp”: Journalisten-Report III, Politikjournalismis in Österreich”, Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin und Daniela Kraus, Facultas-WUV Verlag, ISBN 978-3-7089-0581-5 Geistloses und Papierschmutz in Bahn, Bus und Bim
Produktionszeit des ORF – Weltjournals
Mit der Pädagogischen Hochschule hatten wir eine Begegnung in der Redaktion des Weltjournals – damals unter Leitung von Dr. Franz Kössler 2006. . Hier ein inhaltliches Resumé: Deutsche öffentliche rechtliche TV- Sender haben das 10-fache Budget für die Auslandsberichte in Relation zum ORF. Die zeitintensive Endproduktion des Weltjournals ist jeweils am Mittwoch. Das Schneiden des Materials erfordert für einen 10 minütigen Beitrag 8 (acht) Stunden Arbeit bzw. pro 1 Minute Beitrag bedarf es ca. 1 Stunde Schnitt. Das längst vorher gefilmte Material wird am Mittwoch von 9 – 17 Uhr geschnitten, dann schreiben die Redakteure die Texte. Um 18 Uhr ist der Mischtermin, um den Ton anzufügen. Nach 21 Uhr sind Überstunden zu zahlen. Ab 22:20 muss das Band zum Senden gebracht werden. ____ ORF u. Partei-Interventionen 2011 und anno 2010. Kurz vor Weihnachten 2011 verkündete Dr. Alexander Wrabetz, er werde Niko Pelinka, den 24-jährigen SPÖ-Stiftungsrat zu seinem Bürochef erklären. Über dessen Schreibtisch gehen alle Informationen an den ORF-Chef. Dazu regte sich enormer Widerstand von Seiten der ORF-Redakteure, so durch Armin Wolf. Wrabetz war unbefangen und unverfroren genug, dies alles als Sachentscheidung zu rechtfertigen. Eine Analyse anno 2000 ist von bleibender brennender Aktualität und enthält interessante, nie verwirklichte Vorschläge zum ORF. “Licht ins Dunkel des Interventionismus bringen” von Dr. Herbert Kohlmaier. Intervenieren? Bitte nicht so! Wieder einmal sorgt das Intervenieren der Parteien in den Redaktionen des ORF für Aufregung. (Der Redakteursrat hat sich kürzlich im Wege einer öffentlichen Aussendung gegen ein “mehrtätiges Interventionsbombardement” sowie den “Druck der Regierungsparteien auf die Redaktionen” (siehe Kurier vom 10. Oktober 2000, Seite 2 gewendet.) Nun, das ist nichts Neues. Man muß dazu sagen: Leider. Die Sache hat Tradition und scheint uns noch einigen Ärger zu versprechen. Das müßte aber nicht so sein. Sicher handelt es sich zunächst um eine österreichische Spezialität. Der BBC ist da traditionsgemäß besser dran, weil er aufgrund eines anderen Demokratieverständnisses in Großbritannien weitaus weniger Interventionen ausgesetzt ist. Erinnern wir uns: Es gab ja sogar einmal eine Zeit, wo Hörfunk und Fernsehen zwischen den Einflußbereichen von Rot und Schwarz aufgeteilt werden. Dem Rundfunkvolksbegehren der Zeitungen und der seinerzeitigen Regierung von Dr. Josef Klaus ist zu danken, daß man die überfällige Befreiung aus der Umklammerung der Parteien energisch anging. Mit der Bestellung der starken Persönlichkeit von Gerd Bacher als Generalintendant erfolge damals fast ein Akt der politischen Selbstentäußerung. Den eindeutigen Nutzen hatte der damalige Chef der Opposition, der sich im Medium des Fernsehens wie der Fisch im Wasser bewegte. Jedenfalls gewann der öffentlich-rechtliche Rundfunk damals viel an Selbstbewußtsein, Qualität und kritischer Funktion. Der Keim des Übels wurde freilich nicht ganz ausgemerzt. In den Gremien des ORF haben die Partien nach wie vor das Sagen. Sie befinden letztlich darüber, wer an den Schalthebeln der nach wie vor dominierenden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt sitzt. Das hat natürlich seine Auswirkungen. Der Leidensweg des ORF aus dem Einflußbereich der Politik ist noch lange nicht beendet. Schon viele Jahre verläuft er wie die Echternacher Prozession: Drei Sprünge nach vorn, zwei zurück. Ein fein gesponnenes und undurchschaubares Gespinst hat sich jedenfalls entwickelt. Vorauseilenden Gehorsam gibt es da, das Bedenken dessen, was die Mächtigen gern hören und sehen. Die Folgen einer gezielten und an allerlei Bedingungen geknüpften Personalpolitik. Das Wirken bestimmter Überzeugungen, die auf das subtilste in den Sendungen, bei Auswahl des Gebrachten und der Art der Präsentation durchklingen. Aber natürlich auch die direkte Intervention. Da soll etwa der Verwandte eines ganz hohen Politikers in einem Skandalbericht über ausdrücklichen Wunsch nicht vorgekommen sein, obwohl man ihm allgemein eine Verwicklung in die Sache unterstellte. Und auch zuletzt soll wieder kräftig interveniert worden sein von Parlamentsklubs und anderen Stäben. Die Erregung von Redakteuren wird demonstriert, ebenso eine etwas abwiegelnde Beschwichtigung des jetzigen Generalintendanten. Bei ihm schätzt man ja die Fähigkeit besonders, das Schlachtschiff des Küniglbergs geschickt durch Untiefen und Klippen der Politik zu steuern. Lassen wir die Kirche im Dorf. Den politischen Parteien steht es sicher zu, Kritik an Sendungen zu üben und das auch dem ORF gegenüber auszudrücken. Das tut ja auch der viel zitierte Verein von Kaninchenzüchtern. Das Problem entsteht freilich dadurch, daß es eben die Parteien sind, die in den Leitungsorganen sitzen und mit ihren “Fraktionen” auch sonst die Weichen stellen. Also liegt eigentlich eine klassische Form der Unvereinbarkeit oder zumindest einer jeder Demokratie abträglichen Kumulierung von Einflußmöglichkeiten vor. Die Lösung erschiene ganz einfach. Die Parteien müßten Mut und Größe aufbringen, Ferne von den Entscheidungen zu demonstrieren und auch zu üben. Man sollte seitens der entsendungsberechtigten Instanzen qualifizierte Bewerber generell in Form einer öffentlichen Ausschreibung suchen und finden. Politiker sollten nicht in die Gremien gehen, denn dafür haben sie auch zu wenig Zeit und auch fachliche Kompetenz. Ich weiß, wovon ich rede. Ich wurde selbst einmal mit einem “Kampfauftrag” in das Kuratorium geschickt; das Absetzen von Bacher und die Installierung von Oberhammer an seiner Stelle sollten den damaligen Machthabern nicht zu leicht gemacht werden. Aber vom Grundsatz her ist das wahrlich nicht gut. Vor allem aber sei eines vorgeschlagen: Es ist nicht neu, aber nie erreicht worden und deshalb überfällig. Die Parteien sollten alle ihre Beschwerden und Interventionen in ihren Pressediensten veröffentlichen. Jedermann könnte also darüber befinden, ob es gerechtfertigt war, daß man an diesem oder jenem Beitrag Anstoß nahm. Umgekehrt sollte die sehr gut gestaltete Homepage des ORF um eine Möglichkeit des Anklickens erweitert werden: Hier sollte jeder nachsehen können, was Redakteure an einschlägigen Anrufen, Briefen oder Gesprächen registrierten. Zu einer solchen subtilen und vollständigen Protokollierung wären sie strengstens zu verpflichten. Dann wäre etwas erreicht, was dem ORF nur gut tun könnte: Licht ins Dunkel zu bringen, nicht nur bei der weihnachtlichen Spendenshow, sondern auch dort, wo der Staatsbürger und das sicher nicht zu Unrecht – Übles vermutet. Das wäre ein wichtiger Schritt zu einem wirklich unabhängigen Rundfunk in Österreich. _____
Konzern: Kleine Zeitung
Aus dem Regional- Medium Die Kleine Zeitung entstand ein internationaler Player: Die Unternehmensgruppe Styria beschäftigt heute in diversen Ländern 3.500 Mitarbeiter. 2009 Umsatz: 454 Millionen Euro. Die *Beteiligungen der Styria in Österreich, Kroatien*, *Slowenien betreffen* 9 Tageszeitungen, 17 Wochenzeitungen, 15 Magazine, 15 Kundenmagazine, mehr als 40 Magazine in Kroatien, Slowenien und Serbien, 15 online-Dienste, 2 Radio- und* 1 TV-SENDER und 8 Buchverlage. Styria ist der drittgrößte Medienkonzern Österreichs. Zum Verlag gehört neben der *Kleinen Zeitung* in Österreich: *Die Presse, Das Wirtschaftsblatt, Die Furche*. Resumé aus „Wiener Zeitung“ vom 14. Sept. 2010. Der Anlass: Rückzug des Vorstandsvorsitzenden Horst Pirker in der Stiftung, die im weiteren Sinne kirchlich nahe ist. Dies wird aber kaum ersichtlich. __ Sender Al Jazira bringt andere Weltsicht – so Fritz Edlinger. Situation im Emirat Quatar
„Österreichs Medienwelt von A bis Z“. Hintergrund-Lexikon
Die Zeitung “Österreich” lobt und setzt unter Druck
„DIE ZEIT“ informierte, warum die Zeitung „Österreich“ unsere Politiker lobt oder unter Zugzwang bringt. Hier also Texte aus der ZEIT (20. Okt.2011, p. 14) und Resumé. Wegen abgedruckter Interviews, die gar nicht oder nicht wie geführt erschienen sind (zuletzt war das bei Buchautor Hugo Portisch der Fall), setzte es Niederlagen vor Gericht. Im Kampf um die Auflage kupfert “Österreich” Berichte und Bilder regelmäßig von der Konkurrenz ab.
Manager der Medien wollen nur die Quote
Bei der Eröffnung eines Sozialmarktes durch Pfarrer Pucher in der Wiener Wallgasse traf ich einen Journalisten einer der großen Wiener Tageszeitungen und ich berichtete ihm kurz von der Vereinigung für Medienkultur. Seine Spontan- Kurzreaktion: “Dies ist ein Kampf gegen Windmühlen. Sie (von der Zeitung) wollen nur die Quote!” Nun: Das spüren wir alle und das ist ja auch das Unbehagen mit Medien, sie speisen uns damit ab, was ankommt und nicht, worauf es ankommt. Diese Worte eines „Kurier“ Reporters klingen ähnlich wie aus spontanen ORF-Äußerungen.
Eine Zeitung vergab einen leitenden Posten.