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ORF und Zacken der eigenen „Krone“

Hans Högl- Leserbrief nicht in der Printausgabe erschienen. Folgender Text -betreffend das Engagement der „Vereinigung für Medienkultur“ wurde angeblich aus Platzgründen in der Printausgabe der Wochenzeitung „Der Falter“ nicht veröffentlicht. Darum wird er hier wiedergegeben.

Betrifft: „Zeit am Schirm“ von B. Tóth, Falter 25/20

Zutreffend lobt Barbara Tóth den ORF in seinem Bemühen, Nachrichten in einfacher Sprache zu senden. Dazu eine Erfahrung: Ich löse fallweise in einem Lokal in Dornbach/Hernals Kreuzworträtsel in Tageszeitungen. Schon vor mir hat einer das Kreuzworträtsel ausgefüllt. Und da sehe ich leere Felder, wo nach ganz gewöhnlichen englischen Worten gefragt wird, die mein Vorgänger nicht wusste. Also: das Anliegen einfacher Nachrichten ist sehr wichtig.

Von Bekannten erfuhr ich Interessantes vom schwedischen Fernsehen, nämlich dass es Nachrichten in einfacher Sprache bietet. Viele ORF-Redakteure bekunden verbal ihren Einsatz für Migrationskreise. Da dachte ich, die schwedische Variante einfacher Sprache könnte der ORF aufgreifen. Ich teilte dies mehrmals dem ORF mit. Ich tat dies als Vizepräsident der „Vereinigung für Medienkultur“ mit Vereinssitz im Presseclub Concordia. Ich schrieb dies per Mail namentlich an den Chefredakteur der Wiener Redaktion der TV-Sendung „Bundesland heute“. Nach einiger Zeit lautete dessen Antwort: Er sei sehr skeptisch.

Ich ließ nicht locker. Mit Bekannten des Translations-Institutes (früher : „Dolmetschinstitut) suchte ich die Chefredakteurin der Sendung „Heimat fremde Heimat“ am Küniglberg auf, und wir hatten ein gutes, langes freundliches Gespräch. Doch wir erhielten keine weitere Nachricht über die Realisierung unseres Anliegens. Da schrieb ich noch einmal an eine kompetente ORF-Stelle mit der wortwörtlichen Formulierung „Nachrichten in einfacher Sprache“. Dies wurde an die Abteilung orf.news.at weitergeleitet. Diesen Briefwechsel kann ich lückenlos dokumentieren. (Siehe Blog: www.medienkultur.at 19.Nov. 2019, 2. Dez. 2019).

Wie bekannt, bringt nun der ORF Nachrichten in einfacher Sprache, lobt sich und wurde auf der Webseite einer Tageszeitung sehr gewürdigt. Kann nicht vom ORF erwartet werden, dass er die Erst-Initiative der „Vereinigung für Medienkultur“ irgendwann und – wo erwähnt oder dies zumindest uns mitteilt. In ähnlicher Weise regte ich an, dass der ORF nicht nur Kochkurse, sondern auch Sprachkurse anbietet, um Deutsch zu lernen, wie dies ja auch in Wiener Volkshochschulen passiert. Der ORF hätte hier die Chance, breite Kreise zu erreichen.
Hans Högl, Wien 17, Soziologe

Christian Kern – Buch über Österreichs Kanzler. Informativer als ORF-Sommergespräch?

Hans Högl. Eine Rezension

Schicksal von Büchern ist es, davon gehört zu haben….Gestern fand ich in der Bücherei der Stadt Wien den Bestseller „Christian Kern“. Der Verfasser: Robert Misik. Für die Historikerin Dr. Barbara Toth ist es „absolut lesenswert“. Im Prinzip stimmt das wohl.

Ich las die 191 Seiten, die inhaltlich gut sind, auch wenn sie ein persönlicher Freund von Kern schrieb. Und es ist teilweise niveauvoll und nicht einfachhin vor der Wahl hingeschmissen. Unterschwellig findet sich Nachdenkliches zum Politiker Kern, der angeblich Grundsätze über politische Strategie stellt.

Christian Kern wuchs im Wiener Randbezirk Simmering auf. Sein Vater war Arbeiter (Installateur), die Mutter besuchte eine Handelsschule, war Sekretärin und tat alles, damit ihr Sohn eine gute Ausbildung erhielt, obwohl die Volksschul-Lehrerin ihn zuerst als nicht reif für das Gymnasium beurteilte.

Das Buch gibt ein schlüssiges Portrait vom Kanzler – von seiner Studienzeit, der Tätigkeit als Wirtschaftspublizist, dann in der E-Wirtschaft und Bundesbahn: Und es spart nicht mit kritischen Notizen zur Partei. Es legt Interna dar, die Medien nicht aufgreifen – so nennt Misik die Namen eines Strategiekreises, so erfahren wir, dass Kerns frühere ÖBB -Sekretärin nun das Dr. Karl-Renner-Institut, die Partei-Akademie, leitet.

Differenziert legt Kern seine Solidarität mit Flüchtlingen dar und nimmt auch Abstiegsängste und kulturelle Irritationen der kleinen Leute ernst. Es klingt an, dass liberal-soziale Intellektuelle sich bisher zu sehr den Genderfragen und ethnischen Minderheiten widmeten.

Erst am Buchende finden sich die brisanten Texte: „Wenn Migration nicht nur Bereicherung ist“ und „Wie patriotisch dürfen Progressive sein?“. Verlegenheit des Autors. Dazu füge ich ein Wort, das den gordischen Knoten löst – vom russischen Philosophen W. Solowjow: Liebe deine Volk und achte die anderen Völker (Politisch korrekt: „Ethnien!“…). Mit dem belasteten Wort Heimat befasse ich mich im Buch Bin kein Tourist, ich wohne hier. Das war 2002 –zu früh. Ja ein Buch…Vergiss es und amusiere Dich, Publikum, mit dem köstlichen Film „Monsieur Claude und seine Töchter“! Jede heiratet „ mulitkulturell“, und da entsteht hintergründige Komik.