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Wieder erfolgreiche Veranstaltung der Vereinigung für Medienkultur

Udo Bachmair

Auch die  jüngste Veranstaltung der Vereinigung für Medienkultur ist auf großes Interesse gestoßen.  Sie ging dieses Mal nicht wie gewohnt im Presseclub Concordia über die Bühne, sondern im Wiener Cafe Kreuzberg. Diese Lokalität bot ein besonders geeignetes Ambiente für Gespräche auch mit den zahlreich erschienenen Gästen.

Kernthema des Abends war die Radikalisierung von Sprache und daraus  resultierende gefährliche Konsequenzen. Im Sog eines nahezu europaweit grassierenden Rechtspopulismus, der Ängste schürt und Feindbilder schafft. Bedenklich in dem Zusammenhang die besonders hohe Konzentration an Boulevardzeitungen in Ostösterreich.

Der Publizistikwissenschafter Univ. Prof. Fritz Hausjell verwies in seinen Ausführungen vor allem auf die Radikalisierung von Sprache im Internet. So habe eine Textsuche in APA defacto in den vergangenen Jahren einen dramatischen Anstieg von „Hassreden“ ergeben.  Hausjell ortet gespenstische Parallelen zur Situation in den 1930er-Jahren..

In der Publikumsdiskussion kamen jedoch auch mehrere andere Problemkreise zur Sprache.

So etwa die Forderung nach Medienbildung, die im Bildungssystem nicht ausreichend verankert sei. Vor allem jüngere Nutzer Sozialer Medien bräuchten Anleitung und Informationen für Medienkritik. Bringen Soziale Medien nun Nutzen oder gar Unheil für Politik und Gesellschaft ? „Beides“, befundet Prof. Hausjell.

Betont wird die Wichtigkeit von Qualitätsjournalismus in Zeiten wie diesen. Als Kriterien genannt werden unter anderem möglichst hohe Transparenz, Fehler-Eingeständnis-Kultur, fakten-orientiertes Arbeiten und Objektivität. Der auf mediale Inszenierung setzende Populismus sei eine besondere Herausforderung für seriösen Journalismus.

Vizepräsident Prof. Hans Högl informierte ausführlich über Geschichte, Anliegen und Ziele der Vereinigung für Medienkultur. Er rief zu aktiver Mitarbeit auf. Sein Appell ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Es haben sich bereits Interessierte gemeldet, unter ihnen Publizistik-Studentinnen, die sich engagieren wollen. Weitere Personen herzlich willkommen !

 

Alles nur „Einzelfälle“

Udo Bachmair

Wahltag in Niederösterreich. In diesem Land ist es also möglich, dass tatsächlich ein FPÖ-Politiker als Spitzenkandidat antritt und nicht zurücktritt, der bis vor kurzem noch Vizeobmann einer Burschenschaft war, deren Liedtexte Holocaust-Opfer verhöhnen und den Nationalsozialismus verherrlichen.

Eine Rücktrittskultur hat hierzulande keine Tradition. Offenbar jetzt erst recht nicht, zumal rechtsextremistische Töne für viele bereits salonfähig geworden zu sein scheinen. Ein Aufschrei in den Medien ist kaum vernehmbar. Noch vor 20 Jahren undenkbar.

Mangel an Medienkultur , mitverursacht durch einflussreiche Boulevardzeitungen, dürfte diese Entwicklung begünstigt haben. So lässt auch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit zahlreichen „Einzelfällen“ im Dunstkreis der Freiheitlichen zu wünschen übrig .

Zur Reduktion dieses Defizits im Bewusstsein der Öffentlichkeit im Folgenden Informationen, die uns Karl Heinz Wingelmaier, Vorstandsmitglied der Vereinigung für Medienkultur, übermittelt hat:

Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) hat im letzten Herbst eine Broschüre über rechtsextreme Aktivitäten von FPÖ-Politikern veröffentlicht. Diese Broschüre stellt rund 60 „Einzelfälle“ aus der jüngeren Vergangenheit dar. Ein enormes Medienecho und eine breite Debatte waren die Folge. Nun muss das Mauthausen Komitee diese Broschüre bereits ergänzen: In den letzten Wochen sind wieder sind Rassismus, Antisemitismus und NS-Wiederbetätigung Teil der „Einzelfälle“: Nazi-Lieder werden von Burschenschaftern gesungen, es wird die Wiedereröffnung des Konzentrationslagers Mauthausen gefordert, Nazi-Diktion wie „Saujuden“, wird verwendet und es wird gegen Kinder mit „falscher“ Herkunft gehetzt.

Hier die Broschüre vom letzten Herbst:
http://www.rechtsextrem.at/sites/default/files/files/MKOE-A5-Broschuere-Die-FPOE-und-der-Rechtsextremismus.pdf

Die Abteilung Verfassungsschutz im Innenministerium hat laut einer Meldung gestern in den ORF-Nachrichten im Jahr 2017 über 200 Fälle von Rechtextremismus dokumentiert die einen FPÖ – Hintergrund haben.

Der Verein „Mauthausen-Komitee“ und das „Dokumentationsarchiv für den österreichischen Widerstand“ sind (laut einem Zitat im Profil) vom jetzigen Innenminister Kickl als „…der unnötigste Verein den es gibt…„ bezeichnet worden.

Zum Abteilungsleiter Verfassungsschutz wurde nun ein Kickl-Vertrauter eingesetzt der dieser Abteilung mehrmals im Zusammenhang mit Rechtsextremismus aufgefallen war…