Schlagwort-Archive: Citoyens

Bevölkerung in Frankreich: Jeder Dritte kommt von auswärts

Hans Högl

Ein Grundanliegen der Medienkultur ist es, sachliche Informationen zu finden. In Vorbereitung auf eine Burgundreise stieß ich auf das wertvolle Buch Günter Liehr: Frankreich. Ein Länderporträt, Berlin 2013. Darin werden im Sinne des Verständnisses für andere Länder und Menschen viele Positiva und Besonderheiten von Frankreich dargestellt, aber auch Aspekte, die aus mitteleuropäischer Sicht nachdenklich stimmen. Dem Buch entnehme ich auf S. 90 folgenden Text.

Klare Zahlen existieren in Frankreich zu keiner Einwanderungsgruppe; denn es dürfen keine statistischen Angaben über Abstammung und Religion gesammelt werden. Minderheiten existieren (formal) in Frankreich nicht. Es gibt nur Staatsbürger, Citoyens. Dem offiziellen Dogma zufolge soll die ethnische Zugehörigkeit keine Bedeutung haben. Die Republik gibt sich farbenblind.

Die Fiktion der Herkunftslosigkeit blendet aber Realitäten aus, die für eine große Zahl von Citoyens von großem Belang sind. So behindert sie die Auseinandersetzung mit Phänomenen wie der rassischen Benachteiligung bei der Arbeitssuche.

Die republikanische Schule steckt in einer Krise. Für die Kinder der Zuletzgekommenen hat die Gesellschaft nur wenige Perspektiven zu bieten. Zu einem großen Teil sind sie in ghettoähnliche Vorstadtsiedlungen abgeschoben, haben meist zwar die französische Staatsangehörigkeit, aber nicht viel mehr. Und gerade Kinder algerischer Immigranten machen permanent die Erfahrung, auf Misstrauen und Vorurteile zu stoßen, die aus kolonialen Zeiten stammen.

______

Eine Notiz zu Österreich und Wien: Nun Österreichs Politik ist zuletzt sehr kritisch im In- und Ausland beurteilt worden. Wenig bekannt ist, dass die Stadt Wien seit Jahrzehnten darauf achtet, dass die Großstadt Wien bevölkerungsmäßig durchmischt ist. D.h. die großen Sozialbauten befinden sich in a l l e n Stadtbezirken, auch in sogenannten Nobelgegenden. Ebenso wenig ist bekannt, dass es in Österreich schon seit der Monarchie einen offiziellen islamischen Religionsunterricht in Schulen gibt, der staatlicherseits bezahlt wird.