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Greta Thunberg : Warum der Hass ?

Greta Thunberg scheidet die Geister. Die junge Klima-Aktivistin hat mit einer emotionalen Rede vor der UNO Aufsehen erregt. Begeisterten Bewunderern stehen kritische bis hasserfüllte Gegner besonders in den sogenannten Sozialen Medien gegenüber.

Udo Bachmair

„Wie könnt ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit euren leeren Worten?“ fragte die 16-Jährige in ihrer sehr emotionalen Rede vor dem UNO-Klimagipfel. „Menschen leiden, Menschen sterben, ganze Ökosysteme brechen zusammen. Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum.“

Viele finden Thunbergs Wut nachvollziehbar und sind voll des Lobes für ihr Engagement zugunsten der Fridays-for-Future-Bewegung. Die hat jüngst allein in Wien 150.000 Menschen motiviert, auf die Straße zu gehen und zu protestieren. Es war eine gewaltige, aber äußerst friedliche Demonstration, wie die Polizei bestätigt.

Vor allem in den sogenannten Sozialen Medien ist Greta Thunberg jedoch mit teils böser Kritik konfrontiert. Vielfach dominieren Verhöhnung und Gehässigkeiten und es drängt sich die Frage auf: „Woher kommt der Hass gegen die engagierte junge Frau ?

Der deutsche Medienpsychologe Jo Groebel dazu gegenüber „Focus“:. „Natürlich muss Greta Thunberg nicht glorifiziert werden, aber Hass ist im Zweifelsfalle noch viel weniger angemessen. Stellvertretend für die Klimadebatte auf eine Person einzuprügeln, ist immer einfacher, als sich auf Sachargumente zu konzentrieren“.

Viele, die die Klimadebatte generell ablehnen, fänden in Thunberg ein willkommenes Objekt, um ihre Kritik loszuwerden, fügt der Psychologe hinzu. Statt sich unbequemen Wahrheiten zu stellen, suchen Menschen lieber Fehler von Thunberg, um sie zu diskreditieren. So werde sie als zu jung und unerfahren hingestellt.

Sie stelle mit ihrer Jugend und Leidenschaftlichkeit, mit der sie für das Thema eintritt, einen starken Gegensatz dar zu den großen, professionellen und häufig routiniert gewordenen Politikern, erklärt der Psychologe. Dass eine junge Frau sich erdreiste, so wichtig zu sein, um im Konzert der großen Politiker mitzuspielen, passe für viele nicht zusammen.

Der Medienpsychologe weiter: „Leute fühlen sich gestört, weil ihnen Leidenschaft suspekt ist“. Natürlich spiele dabei auch die Sorge vor Veränderung des Status Quo eine Rolle. Einerseits gebe es die Angst vor negativer Veränderung und Verlust. Andererseits sorgten sich viele auch darum, „dass man sich da, wo man sich bequem eingerichtet hat, über eine andere Generation oder die zukünftige Gesellschaft Gedanken machen muss“.

Demonstration in Moskau als internationaler Medien-Event

Wenn es um Russland geht, mangelt es westlichen Medien vielfach an Differenzierung und Objektivität. Das alte Feindbild Russland bleibt offenbar ungemindert beliebt.

Udo Bachmair

Medienkonsumenten, auch die des ORF, wünschen sich wohl mehrheitlich Ausgewogenheit und Objektivität auch in der Auslandsberichterstattung. Dieser Wunsch wird jedoch selten erfüllt. Nicht nur der Boulevard, sondern auch seriöse Medien erliegen altbekannten Freund-Feind-Bildern. Dabei wäre gerade bei so komplexen Konflikten wie etwa dem Syrienkrieg oder der Lage in Venezuela mehr Differenzierung wünschenswert.

Ganz dem Gut-und Böse-Schema verfallen erscheinen zurzeit wieder einmal Berichte und Kommentare westlicher Medien zu Russland. In alter Tradition – früher war die Sowjetunion der Inbegriff von allem Bösen- segelt auch der zur Ausgewogenheit verpflichtete ORF erneut auf antirussischer Welle. Man muss kein Freund von Präsident Putin sein, dessen autoritäre Politik Kritik ja durchaus verdient, um Einseitigkeit von Analysen zu Russland zu erkennen.

Als jüngstes Beispiel journalistischer Verzerrung gelten die Proteste von einigen tausend Personen in Moskau. In der 12-Millionen-Stadt eine relativ kleine Demonstration, in die die Polizei bedauerlicherweise brutal eingriff, wird als Maßstab genommen für einen breiten Widerstand der russischen Bevölkerung gegen Präsident Putin.

Die Causa war jedenfalls gestern Sonntag Aufmacher in allen Info-Sendungen des ORF, von den ZIBs bis zu den Ö1-Journalen– jedoch ohne zu erwähnen, dass die Demo nicht genehmigt war. Man stelle sich vor, wie die Polizei hierzulande oder etwa in Deutschland agieren würde, wo die Teilnahme an einer illegalen Kundgebung als Straftat gilt..

Auf der kritischen Website „Nachdenkseiten“ heißt es zur Causa:

„Eigentlich müssten diese Berichte über die Moskauer Demonstration mit der zentralen Information beginnen, dass es sich um eine verbotene Demonstration handelte. Denn nur mit dieser Information sind der Vorgang und die zahlreichen Verhaftungen für Medienkonsumenten überhaupt zu beurteilen. Ohne die Information erscheinen die Verhaftungen willkürlich, anlasslos und verstörend – und genau dieser Effekt soll mutmaßlich erzeugt werden..“

www.nachdenkseiten.de

Protestaufruf Kulturschaffender gegen Baumonster

Der Stadt Wien droht der Verlust des UNESCO-Weltkulturerbes. Warum? Wegen des geplanten Hochhauses beim Eislaufverein am Heumarkt. Dieses Projekt droht das Stadtbild empfindlich zu beeinträchtigen. Wird es tatsächlich realisiert, drohen weitere Baumonster.   
Daher rufen Kunst- und Kulturschaffende zu einer Demonstration gegen das Hochhausprojekt „Heumarkt“ auf. 
Wann? Am 11.3. von 15 – 17 in der Nähe des Konzerthauses (genauer: Beethovenplatz gegenüber Eislaufverein und Konzerthaus).  
Kontakt: Herbert Rasinger, Obmann des Vereins Initiative Stadtbildschutz, www.stadtbildschutz.at, mobil: 0664 / 419 75 73

ORF : Fatale Entscheidung

Anhaltende Proteste gegen gegen geplante Absiedelung und „Verscherbelung“ des Wiener Funkhauses

Udo Bachmair

Mehrere hundert Menschen, unter ihnen zahlreiche Kulturschaffende und Medienleute (einige mutige auch aus dem ORF), waren zur „Rettung des Funkhauses“ in die Wiener Argentinierstraße gekommen. Die Demonstration vor dem Funkhaus richtete sich gegen die als „völlig verfehlt“ bezeichnete Entscheidung der ORF-Führung, das zentral gelegene Funkhaus und damit auch die Sender Ö1, Radio Wien und FM4 an den Stadtrand abzusiedeln. Die auch vom ORF-Stiftungsrat abgesegnete „fatale“ Entscheidung habe eine „Verscherbelung“ des Gebäudes zur Folge. Sie könnte zudem, wie befürchtet wird, zu schmerzlichen journalistischen Qualitätseinbußen führen sowie ein Ende der bisher gesunden redaktionellen Vielfalt bescheren.

Ich bin emotional stark betroffen„, bekannte etwa Schauspieler und Kabarettist Erwin Steinhauer. Er könne sich nicht vorstellen, „dass bei einer Übersiedelung auf den Küniglberg die Senderidentität von Ö1 gewahrt bleibt“. „Der „Goldstaub der Kreativität„, der in den Gängen dieses Hauses wehe, sei nicht zu transferieren.

Schriftsteller Robert Menasse sorgte mit Aktionismus für Aufmerksamkeit und kettete sich aus Protest an den Funkhaus-Eingang. Zunächst sei das noch ein symbolischer Akt, erklärte er. „Aber ich verspreche der ORF-Geschäftsführung, wenn sie diese geistesgestörte Entscheidung nicht zurücknehmen, werde ich mich auf Dauer anketten.“ Dabei zähle er auch auf die Unterstützung anderer Kulturschaffender – man werde abwechselnd in Ketten dafür sorgen, dass kein Investor das Haus betrete.

Viennale-Direktor Hans Hurch forderte den für Medien zuständigen Bundesminister Josef Ostermayer (SPÖ) auf, „seine Verantwortung zu übernehmen“. Bei der geplanten Übersiedelung handle es sich weniger um eine ökonomische als vielmehr um eine „Form des Disziplinierung“.

„Sie haben vor, das Funkhaus aufzugeben, Herr Wrabetz. Wir nicht“, zeigte sich der Geschäftsführer der IG Autoren, Gerhard Ruiss, vor den Demonstrant_innen kämpferisch. Die ORF-Führung habe irrtümlich geglaubt, der Protest sei bereits abgeebbt, aber, so Ruiss: „Wir stehen erst am Anfang…“