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Propaganda für NATO-Beitritt

Zunehmend versuchen Befürworter eines NATO-Beitritts Österreichs an Einfluss zu gewinnen. Sie stellen die Neutralität als nutzlos und überholt dar.

Udo Bachmair

In Politik und Medien dominieren immer auffälliger Kriegshysterie, Verbreitung von Kriegsangst sowie die offensichtlich gewordene Selbstverständlichkeit einer immer hemmungsloseren Aufrüstung. Damit wachsen Tendenzen auch einer Militarisierung von Sprache, die Politik und Medien mehr und mehr durchfluten. Immer öfter ist von Krieg als alternativloser Notwendigkeit die Rede. Von Frieden, von Waffenstillstand, von Bemühungen zugunsten diplomatischer Konfliktbeilegung ist hingegen wenig bis gar nichts zu hören und zu lesen.

Bekanntlich beklagt die Spitze des Verteidigungsministeriums, dass Österreich und dessen Bundesheer nicht „kriegstauglich“ seien. Ein Begriff, der im Übrigen per se gegen den Geist der Neutralität verstößt. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund wird wie jüngst in diversen Tageszeitungen wie dem Kurier und dem Standard verblüffend offen der Wunsch nach einem Beitritt Österreichs zur US-dominierten NATO geäußert. Die einen bemühen das Schimpfwort „Trittbrettfahrer“ für Österreich als neutralen Staat, andere wiederum lehnen die Neutralität als „gefährliche Folklore“ ab.

Dabei gibt es genug gute Gründe, an der Neutralität festzuhalten. So hat jüngst die „Initiative Engagierte Neutralität“ den Mehrwert der Neutralität abermals bekräftigt. Demnach verringert Neutralität das Risiko, in einen Krieg hineingezogen zu werden. Zudem könne ein neutraler Staat im Rahmen der Diplomatie sowie durch den Einsatz von Friedenstruppen, wie Österreich gezeigt hat, wichtige Beiträge für den internationalen Frieden leisten.

Das Engagement neutraler Staaten bedeutet für die Initiative aber „kein Abseitsstehen“, sondern bei Völkerrechtsverletzungen klar und eigenständig Stellung zu beziehen. Eine engagierte Neutralitätspolitik wäre laut dem Politologen und Sicherheitsexperten Heinz Gärtner eine „sehr gute Sicherheitsgarantie, wenn sie auf verschiedensten Ebenen glaubwürdig und nützlich ist“.

Ein NATO-Beitritt Österreichs würde der mittlerweile weitgehend isolierten und undiplomatisch einseitigen österreichischen Außenpolitik (Stichworte dazu Ukraine und Gaza) auch noch die letzten Möglichkeiten nehmen, friedenspolitische Aktivitäten zu setzen. Österreich als glaubwürdiger Mediator in Kriegs- und Konfliktsituationen hätte damit endgültig ausgedient. Ganz im Gegensatz zu Zeiten Bruno Kreiskys.

Implantate im Gehirn

Alter Hut als Horror-G`schicht

Hans Högl

Leute, die mich kennen, sehen mich quasi mit einer Zeitung in der Hand. Ja – daran ist vieles richtig. Es kann aber auch ein Buch sein. Mein Leben war kurven- und kontrastreich. Als zehnjähriger Bub lief ich zum Nachbarn, las dort ein volksnahes Tagblatt oder hörte den legendären Fußballreporter Edi Finger. Daheim konnte ich das nicht. Im kirchlichen Internat waren Medien kein Thema, höchstens so nebenbei negativ konnotiert. Es war 1961 – ein Jahr vor der Matura am altsprachlichen Gymnasium, dass wir zehn Minuten Radio-Kurznachrichten – gegen Ende einer Nachmittags- Studierzeit hören durften oder sollten. Wer Vorereignisse nicht kannte, vermochte anfangs die Nachrichten nicht einzuordnen. Ich erahnte bald die Macht der Medien, ihren Einfluss auf Menschen. So verwundert nicht mein Entschluss, die Welt des Heute gut zu verstehen und Soziologie und Publizistik zu studieren – nach der durchaus weltoffenen Theologie um 1965.

Hier verfasse ich vorsichtig einen Text – doch ich stehe dazu – als Mitglied in Publizisten-Verbänden. Vorausgeschickt – ich reihe mich nicht in die Medienschelte ein – manch` Gebildete verachten sie. Doch es gibt sie – hervorragende Medienangebote! Es gilt zu wählen – in der Überfülle.

Zum Kern der Sache: ich bin „baff“, Infos in einer Zeitschrift von Jahr 2021 zu entdecken, die vor kurzem 2024 als (verdeckte) Horrormeldung verkauft wurde: Implantate im Gehirn. Eine Horror-G`schicht für alle. Man suche nur die Einträge im Google. Doch manche Medienberichte lesen sich scheinbar nüchtern, bewirken aber wissentlich heftige Reaktionen. Siehe einen Leserkommentar im Wiener „Standard“: „Wenn man die Kommentare hier so liest – die standard‘ sche Gehirnwäsche mit bisherigen Anti-Elon-Musk Artikeln funktioniert, dazu brauchte es nicht mal einen Chip.“

Journalismus kann mit Wissenschaft nicht mithalten; doch im Blog der „Medienkultur“ sei nicht unerwähnt, dass über Gehirnimplantate b e r e i t s vor drei Jahren in verständlicher Sprache in der zu wenig verbreiteten Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“- im Juli 2021- ausführlich auf den Seiten 86-93 zu lesen war, und hintergründige Sachverhalte und Lebenschancen erklärt und Bedenken formuliert wurden. Zur Ehrenrettung sei gesagt: Der deutsche „Focus“ und öffentliche Rundfunkanstalten berichteten anlassbezogen kurz und relativ sachlich darüber. Doch dies alles erinnert mich an eine Bemerkung eines Stadt-Soziologen, dass Medien hinterherhinken. Wie in diesem Fall.

Karge Lesefrüchte in Samstags-News

Viel Zeitaufwand für wenig Bemerkenswertes

Hans Högl

Einen Haufen Zeitungsausschnitte warf ich ungelesen in den Papierkorb. Weniges darin interessierte mich. Immerhin: Zur Seite gelegt -für spätere Lektüre- habe ich 8 Seiten (!) des „Standards“ (10.6.23), wo es um die SPÖ und ihren neuen Chef Babler geht. Aufgehoben für spätere Tage, abwartend – wie dies nun weitergeht. Aber acht großformatige Seiten dazu, nein: das ist mir zu viel des Guten.

Mit Interesse las ich eine Reportage in der „Wiener Zeitung“ über Bablers Politik als Bürgermeister in Traiskirchen, wo er eine Menge Positiva für die Ortsbewohner durchgesetzt hat. Das war eine faire Reportage- auch oppositionelle Politiker kamen zu Wort.

In der katholischen Wochenzeitung „Die Furche“ überflog ich Vieles. Mich interessierte der Bericht über den steirischen Pfingstdialog. Vieles war bekannt; doch ein Absatz war im Detail inhaltsreich. Wirtschaftsprofessor Karl Rose schreibt über China: „Bei 37 von 44 untersuchten Technologien sei China derzeit führend.“ Umgekehrt: Die EU ist bei Seltenen Erden zu 90 -97 Prozent von China abhängig. Das ist doch frappant.

Nirgends fand ich – weder auf orf.news.at noch im „Standard“ noch in der „Wiener Zeitung“, was der eher linksorientierte Zürcher Tages-Anzeiger schrieb, nämlich dass ein Student den Mörder in Annecy an fortgesetzten Morden an unschuldigen Kindern hinderte. Der Student mit einem Rucksack unterwegs handelte instinktiv und ist gläubiger Katholik.

Für soviel Zeitaufwand ist dies eine magere Ausbeute.

Medienkampagne gegen Babler

Nicht zuletzt die Macht der Medien wird beim SPÖ-Parteitag in Linz den Ausschlag für Hans Peter Doskozil geben.

Udo Bachmair

Medien haben sich in den vergangenen Tagen voll auf Andreas Babler eingeschossen. Rechtzeitig vor dem Parteitag am Sonntag in Linz. Zur Freude Hans Peter Doskozils und seiner Anhänger. Sie können sich bereits siegessicher fühlen. Vor allem der Boulevard nützt teils aus dem Zusammenhang gerissene Zitate weidlich aus, um die Chancen des linken Kandidaten für den SPÖ-Vorsitz zu minimieren. Bemerkenswert, dass auch Zeitungen wie DER STANDARD eine undifferenziert einseitige Kampagne gegen Babler fahren.

„Ich bin ein Marxist“ ( hinsichtlich der theoretischen Grundlagen Marx-scher Gesellschaftskritik ) sowie „Natürlich bin ich kein Marxist, wenn man es so interpretiert“ ( auf die Frage, ob Babler die Diktatur des Proletariats anstrebt..): 2 Äußerungen, die nicht zwangsläufig im Widerspruch zueinander stehen müssen. Sie reichen jedoch für die veröffentlichte Meinung aus, Babler als ungeeignet für die Funktion des SPÖ-Vorsitzenden darzustellen.

Wieder einmal wird-voraussichtlich erneut erfolgreich-die alte Kommunismus-Keule ausgepackt. Wer die marxistische Theorie als hilfreich zur Erklärung ökonomischer und gesellschaftlicher Entwicklungen sieht, gilt in der intellektuell unterfordernden Debatte als Unterstützer des Stalinismus, der etliche Millionen Opfer gefordert hat. Argumente, dass strikt antikommunistische politische Systeme, wie der Nationalsozialismus sowie der Kapitalismus Abermillionen an Opfern verursacht haben, gelten freilich nicht. Ganz zu schweigen von der blutigen Geschichte des Kolonialismus.

Die Medienkampagne gegen Babler dürfte jedenfalls nicht ohne Auswirkung auf das Abstimmungsverhalten der Parteitagsdelegierten sein. Sollte Bablers Konkurrent Hans Peter Doskozil um den Parteivorsitz den Sieg davontragen, wäre dies auch ein weiterer Beleg für die Macht der Medien, die überwiegend Stimmung für Doskozil machen, dem man offenbar den brutalen Abschuss der Parteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner verzeiht. Dass Doskozil mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit eine Koalition mit der FPÖ auch auf Bundesebene eingehen wird bzw. würde, wird offenbar nicht bedacht.

Kommt hinzu, dass nun ein weiteres Zitat Bablers gegen ihn verwendet wird, nämlich seine kritischen, zugegeben übertriebenen Äußerungen zu EU und NATO. Unglücklich formulierte Aussagen, teils aus dem Zusammenhang gerissen, die für ziemliche Aufregung gesorgt und zu weiteren medialen Shitstorms gegen Babler geführt haben. Die Äußerung Bablers, die EU sei das aggressivste Militärbündnis, sei „dumm“, wie Natascha Strobl, Politologin und Babler-Unterstützerin, heute gegenüber dem STANDARD eingestand. Zumindest wurde damit eine Diskussion über die zunehmend militaristisch orientierte Rolle der EU angestoßen. Kritik an dieser muss jedenfalls erlaubt sein.

(Siehe dazu auch den Gastbeitrag von Wolfgang Koppler unter dem Titel „EU-Kritik verpönt“.)

Gewinner als Sieger

Die SPÖ hat bei der Kärntner Landtagswahl 9 Prozentpunkte eingebüßt, bleibt aber mit Abstand stärkste Partei. Leichte Gewinne von jeweils 1,6 Prozentpunkten verzeichnen ÖVP und FPÖ. Letztere jedoch gilt in fast allen Medien fälschlicherweise als „Wahlsiegerin“.

Franz Schlacher *

Als Anlass-Wechselwähler und phasenweise auch ideologisch, jedenfalls parteipolitisch „Ungebundener“ verspüre ich großes Unbehagen, wenn Redakteurinnen und Redakteure in mutmaßlich unabhängigen Print- und Online-Medien das politische Vokabel „Wahlsieger“ immer wieder strapazieren, aber den Fakten widersprechend verwenden. Belege finden sich in Qualitäts-Medien ebenso wie in Boulevard-Medien, regionalen Medien, etc.). Was ist das? Unbedachte, bestenfalls unbeabsichtigte, schlimmstenfalls jedoch beabsichtigte Partei-Propaganda? Harmloser Fertigteil-Journalismus im Mainstream-Jargon? Oder einfach superlativ-verliebter Schreib-Duktus? Was auch immer. Für mich als Medien-Konsument ist das jedenfalls eines: Falsch-Information! Und in ihrer Aufdringlichkeit gar nicht mehr harmlos.

Beispiele:

vienna.at

„Ergebnis steht fest: FPÖ ist der Wahlsieger in Niederösterreich
Die FPÖ legte stark zu und erreichte nach den 14,76 Prozent von 2018 nun 24,19 Prozent. Damit überholten die Freiheitlichen die SPÖ, die gut drei Prozentpunkte einbüßte.“

Die Presse 29.01.2023 um 21:31, von Ulrike Weiser

Das Ende der schwarzen Allmacht in Niederösterreich
„Die ÖVP braucht nun zum Regieren einen Partner. Der Wahlsieger FPÖ will nicht – bleibt nur der Wahlverlierer SPÖ.“

DER STANDARD Michael Völker 29.1.23

Der große Wahlsieger in Niederösterreich ist eindeutig die Freiheitliche Partei. Das hat weit über Niederösterreich hinaus Bedeutung.“

meinbezirk.at

Klarer Wahlsieger der Landtagswahl 2023 ist die FPÖ. In Wien sind die Gefühle ob der ersten Ergebnisse gemischt.

… Als klarer Wahlsieger geht die FPÖ mit Udo Landbauer hervor, die Partei kommt laut Hochrechnungen auf knapp 25 Prozent. Damit belegen die Blauen erstmals Platz zwei in Niederösterreich“. (Anm.: ein klarer Wahlsieger auf Platz zwei?)

Anm.: Laut Duden ist (wie zu erwarten) ein Sieger der Erste/der Beste. Beispiel: „Sie ging als Erste (als Siegerin) durchs Ziel.“

Georg Renner – kleinezeitung.at – Rubrik „Meinung“

„Die niederösterreichische Landtagswahl ist geschlagen, und im ehemals schwarzen Kernland überstrahlt ein beispielloser blauer Wahlsieg alle anderen Parteien.“

ORF ZIB2 – Armin Wolf – 5.3.2023 (Abend nach der Kärntner Landtagswahl)

„Außer der SPÖ haben heute alle gewonnen.“

Es ginge auch so: teilweise korrekt (faktisch, weniger stilistisch)

ORF ZIB2 – Armin Wolf – 5.3.2023

„Peter Kaiser hat nach 2 Wahlsiegen heute eine krachende Niederlage eingefahren“ –
„Außer der SPÖ haben heute alle gewonnen.“…

Übrigens: Armin Wolfs Kommentar zum Wahlergebnis in Kärnten, wonach Landeshauptmann Peter Kaiser „eine krachende Niederlage“ eingefahren habe, ist weder originell noch originär. Er ist eine Anleihe bei Dominik Nepp aus dessen Laudatio anlässlich der NÖ-Wahl: „Udo Landbauer hat einen sensationellen Erfolg für die FPÖ erreicht. Sowohl ÖVP als auch SPÖ wurden heute krachend abgewählt“.

Abschließend zwei Beispiele, wie es einfach UND korrekt ginge:

https://www.klick-kaernten.at/615542023/kaernten-hat-gewaehlt/
Margit Dietrich

„SPÖ: Ein erster Platz, der schmerzt

Gewinner der Wahl ist die SPÖ, die mit 38,9 Prozent die meisten Stimmen erhielt. Da dieses Ergebnis einem Verlust von 9,02 Prozent zur letzten Landtagswahl im Jahr 2018 entspricht, stellt sich das Wahlergebnis für die SPÖ als große Niederlage dar.“

faz.net – Stephan Löwenstein – 5.3.2023

Kärntens Wahlsieger Kaiser: Mit einem blauen Auge davongekommen ….“

* Mag. Franz Schlacher, langjähriger AHS-Lehrer, lebt in Neunkirchen. Er ist Vorstandsmitglied der Vereinigung für Medienkultur

Klima-Enthüllungen – Exxon (Esso)

Manipulation in Medien zu Klima-Enthüllungen!?

Hans Högl

Kürzlich wurde eine extreme Info-Manipulation bekannt. Allerdings nicht durch Medien, sondern von einem Erdölunternehmen. Der größte westliche Erdölkonzern Exxon (deren Tankstellen tragen den Namen Esso) wusste längst (seit 1977!) von gravierenden langfristigen Klimaänderungen, und das Unternehmen kannte alles überraschend genau. Dies wurde durch Forschungen bekannt und in sehr angesehen Wissenschaftsmagazin publiziert. „Die Öffentlichkeit erfuhr freilich nichts von dem internen Memo“, schreibt die als wirtschaftsfreundlich geltende Wiener „Presse“.

Im Sinne der Medienkultur war ich nun neugierig, wie österreichische Medien darüber berichteten, ob sie zum Beispiel das Publikum darüber gar nicht informierten und also uns kräfig manipulierten und uns diese Information unterschlugen. Oder war es anders? Ich durchsuchte dahingehend rasch einige der maßgeblichen Qualitätsmedien.

Üblicherweise und im Alltagsdiskurs ist gern und oft legitim von Manipulation der Medien die Rede. Es ist aber auch ein Faktum, dass es sich eine angesehene Zeitung kaum leisten kann, solche gravierenden Infos wie oben ihrem Publikum zu unterschlagen. Die Information darüber fand ich bestätigt im liberalen „Standard“ (online), ich fand diese Information in der sicherlich sehr finanzfreundlichen „Neuen Zürcher Zeitung“ und auch in der Zeitung „Die Presse“, die als konservativ und wirtschaftsfreundlich gilt (in diesem Fall am 13. Jänner 2022 im Feuilleton).

Trotz diverser, berechtigter Medienkritik sollten diese und ähnliche Infos genauer betrachtet und analysiert werden. Es wäre auch aussagen-analytisch komparativ zu studieren, welchen Stellenwert diese Enthüllungen in diversen Medien einnahmen (also wo? auf welcher Seite wurde dies publiziert? wie war der Wortlaut?). Dies erfordert allerdings eine genauere Analyse, die zeitaufwendig ist. Leider brachten uns Kontakte dazu mit dem Wiener Publizistikinstitut bisher noch keinen Erfolg, wo in Seminaren auch solche Vergleichsstudien durchgeführt werden.

Lob und Kritik an Standard-Rubrik „Etat“

Hans Högl- Analyse

Eine hervorragende Möglichkeit, sich über Ereignisse in der Medienwelt, sich über die Medienbranche und berufliche Veränderungen gut zu informieren, bietet die Rubrik „Etat“ auf der Webseite des Qualitätsblattes der „Standard“ (Wien). Der Autor verfasste auch ein maßgebliches Buch über die (österr.) Medien.

Heute wurde ein ZIB-Interview des österreichischen Vizekanzlers so dargestellt und kommentiert, dass man unwillkürlich den „mit Haaren herbeigezogenen“ koalitions-kritischen Zweck spürt und ist verstimmt. In einer Fußnote darf ausgedrückt werden, ob das Lesepublikum das informativ gefunden hat, und es werden noch andere Statements vorgegeben, doch es sind n u r positive Kategorien des Lobes, der Anerkennung.

Der Leser hat keine Möglichkeit, Missfallen auszudrücken. Nur Anerkennung und Lob haben Platz für ein „Feedback“. Das wirkt irritierend und ist kritikwürdig.

Medien/Politik-ein unheilvolles Verhältnis

Einflussnahme auf Medien hat es immer gegeben. Ja, aber in den letzten Jahren hat sich da eine neue „Qualität“ entwickelt.

Udo Bachmair

„Das war früher auch nicht anders“–so lautet die Mehrheitsmeinung zur speziell in Österreich besonders ausgeprägten „Kultur der Verhaberung“ zwischen Politik und Medien.

Versuche von Einflussnahmen seitens der Politik auf die Medien und umgekehrt Liebedienerei von Medien gegenüber Polit-Eliten hat es freilich früher auch schon gegeben.

Während jedoch seinerzeit vor allem politische und ideologische Deutungshoheit im Vordergrund gestanden ist, so dominiert heute weitgehend inhaltlos reines Machtstreben.

Eine Entwicklung hin zu inhaltlicher Leere, die vor allem der massive Einsatz von „Message Control“ in der Zeit von Kanzler Sebastian Kurz „salonfähig“ gemacht hat.

Im Gegensatz etwa zu Bruno Kreisky, Alois Mock oder Franz Vranitzky, die für Inhalte gestanden sind, haben sich Kurz/Co. als pure Machttechnokraten erwiesen.

Gut auf den Punkt gebracht hat das heute eine Analyse der Tageszeitung Der Standard. Hier ein Zitat:

„Wer keine Inhalte hat, muss sich auf Inszenierung verlassen. Und auf Mikromanagement bis in die Redaktionen hinein. Bei Sebastian Kurz merkte man als erfahrener Journalist bald die Leere. Dabei bot er einerseits selbst den Medien erstaunliche Nähe und Zugang an, intervenierte aber gleichzeitig in die Medien hinein- mit Drohung und / oder Bestechung. Er fand bei manchen willige Helfer, das wirkt jetzt nach.“

„Apokalypse kommt!“ – Daher nichts tun?

Medien warnen stets. Wichtig ist, zu handeln. Ist Erwarten der Apokalypse – ein Vorwand, nichts zu tun? Hier: Energiespartipps

Hans H ö g l

Es gab ein Buch mit sehr praktischen Öko-Tipps, das sehr wenig gekauft wurde, sagte mir der Buchhändler. Das ist doch seltsam! Preise explodieren: Energiekosten, Lebensmittelpreise, Wohnkosten usw. Spartipps aus Dornbach/Neuwaldegg Wien – 100 Tipps zum Stromsparen im DerStandard vom 2.7.2022

Geschirrspülen: Nicht mit der Hand (bei laufendem Wasser) abwaschen, sondern den Geschirrspüler nutzen, wenn er voll ist (ebenso für Waschmaschine)!
Wäschetrockner NICHT nutzen, stattdessen Wäschespinne.Elektrische Geräte NICHT auf STANDBY lassen, sondern abschalten, was nicht gebraucht wird. Zeitschaltuhr nutzen.LED statt Glühbirnen

Raumtemperatur senken, bzw Klimageräte nicht einschalten (Tipp: stromsparend die Wohnung kühlen). Heizungen nicht abdecken, Stoßlüften statt Fenster kippen. Backofen im Winter bei offener Tür auskühlen lassen. Lebensmittel: Nur einkaufen, was gegessen wird. Lieber öfters wenig, statt einmal zu viel. Mindesthaltbarkeitsdatum IST NICHT GLEICH Wegwerfdatum!

Kochen mit Deckel, lieber Wasserkocher, Eierkocher usw. verwenden, als die Herdplatte. Kühlschränke, Tiefkühlfächer: regelmäßig Dichtung überprüfen, ggf abtauen. Bei Neukauf auf Energielabel achten.

Tipps zum Geldsparen: Auto wann immer möglich nicht nutzen, Sparschiene nutzen. Second Hand Kleidung kaufen, Kleidung tauschen.Gerettete Lebensmittel abholen – und haltbar machen (einkochen, trocknen, einfrieren etc)

Digitales Bildungsversagen?

Digitale Medien haben zu eher negativen Veränderungen im Leseverhalten geführt, befindet die Linguistin Naomi Baron. Sie sieht damit auch eine Gefahr für die Demokratie.

Udo Bachmair

Noch unabsehbare Konsequenzen drohen Demokratien und Gesellschaften, wenn der traditionelle Stellenwert des Lesens verlorengeht. So lautet der wenig optimistische Befund der renommierten US-amerikanischen Leseforscherin Naomi Baron von der American University, Washington, D.C..

Einschlägige Studien kommen Baron zufolge zu dem Schluss, dass digitales Lesen zu einem deutlich schlechteren Leseverständnis führe als „gedrucktes Lesen“. Digitales Lesen schränke zudem die fürs Lesen nötige Konzentration sowie auch die Erinnerung an das Gelesene merkbar ein.

Die Bedeutung von Bildung und Lesen zeigt laut der Linguistikprofessorin etwa die Tatsache, dass die große Mehrheit der US-Republikaner, selbst jene mit Hochschulstudium, tief in ihrem Herzen immer noch glauben, dass Trump die Wahlen 2020 nicht verloren habe.

Es handle sich um ein „Bildungsversagen, das oft mit mangelnder Lektüre verbunden ist. „Viele fragen sich nicht, ob es eine Alternative zu ihrem Standpunkt gibt und was die andere Seite zu einem bestimmten Thema sagt“, so die Forscherin.

„Heute sollte es ja ein Leichtes sein, Argumente der Gegenseite herauszufinden“, meint die Linguistin. Ein großer Teil der Bevölkerung würde dies gleich gar nicht versuchen. „Deshalb mache ich mir wirklich Sorgen um die Demokratie“.

(Zitate entnommen einem Interview mit Naomi Baron für die Forschungsbeilage der Tageszeitung Der Standard)