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Ist die deutsche Wochenzeitung DIE ZEIT aus einem Guss?

Zur Evaluation eines Mediums ist es sinnvoll, vergangene Äußerungen dazu von maßgeblichen Medien – Persönlichkeiten aufzugreifen und diese Worte mit dem Ist-Zustand des Mediums zu vergleichen. Wir ersuchen unser Publikum um Kommentare dazu.

Hans Högl

Marion Gräfin Dönhoff war Chefredakteurin und Mitherausgeberin der deutschen Wochenzeitung Die ZEIT. Sie hinterließ ein Buch, eigentlich einen Sammelband von Artikeln, mit dem Titel „Zivilisiert den Kapitalismus“, Stuttgart 1997. Nun – das ist lange her, dennoch scheint Ihre Stellungsnahme auch heute bedenkenswert. Marion Dönhoff starb 2002.

M. Gräfin Dönhoff: „Wenn Leser sich hin und wieder beklagen, dass beispielsweise DIE ZEIT nicht aus einem Guß ist, dass vielmehr der politische Teil liberal, die Wirtschaft eher konservativ und das Feuilleton links ist, dann lässt sich nur sagen, Gott sei Dank, ist es so.“

Wäre es anders, würde dies bedeuten, dass jener böse Spruch wahr ist, der da sagt: Im Kapitalismus ist Pressefreiheit die Freiheit von 200 Leuten, ihre Meinung zu sagen- wobei mit jenen 200 Leuten die Eigentümer gemeint sind. …. Ein anderer Vorwurf lautet, die liberalen Zeitungen ….stehen meist „ein wenig links von der Mitte“. Beweis: Sie regen sich enorm über die Entgleisungen der Rechten auf, während sie die Missgriffe der Linken offenbar halb so schlimm finden.

„Dieser Vorwurf trifft gelegentlich zu, aber das getadelte Verhalten erklärt sich unschwer aus der deutschen Geschichte, denn schließlich entstand der Nazismus ja aus einer Pervertierung konservativer Wertvorstellungen und nicht aus marxistischer Ideologie. Darum ist erhöhte Wachsamkeit und scharfe Kritik an Rückfällen in illiberale Grundtendenzen – die es vor den Nazis gab – so wichtig.“ p. 79.

Lob für Wochenzeitung DIE ZEIT

Hans H ö g l

Die angesehene Wochenzeitung DIE ZEIT  brachte in ihrer Ausgabe am 27. August 2015  einen längeren Essay über den französischen Sonnen-König Ludwig XIV. und schrieb, dass die allerchristlichste Autorität (Ludwig XIV.) gern Wien hätte fallen gesehen, 1685, unter dem Ansturm des Halbmondes. Dann wäre endlich Schluss gewesen mit dem affrösen Haus Habsburg.

Nun:  die richtige Jahreszahl lautet 1683. Solche Fehler können passieren, sollten aber nicht . Im Übrigen: Das sei für uns  Anlass, auf diese exzellente und gut lesbare Wochenzeitung hinzuweisen. Ich kenne einen Mechaniker, der sie regelmäßig liest und schätzt.  Bemerkenswert sind  auch die Österreich-Seiten.  Ein Bekannter gestand mir, er lese in DER ZEIT  Informationen, die er sonst nirgends entdecke.  Journalistisch sehr wertvoll sind auch ungewöhnliche Argumente und Interviews, z.B. kürzlich mit dem viel gescholtenen früheren griechischen Finanzminister.