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Entwicklungs-„Hilfe“, aber wie Welt retten?

Lösungsorietierter Journalismus: Wege und Umwege für Entwicklungs-Mithilfe

Hans Högl: Buchrezension

Andreas Sator : Alles Gut?! Unangenehme Fragen & optimistische Antworten für eine gerechtere Welt, Wien 2019. (206 p.)

Der Autor ist Journalist der Wiener Qualitätszeitung „Der Standard“, ihm ist der globale Süden ein praktisches und kritisch-reflexives Anliegen, er studierte Ökonomie in Wien, ging diversen Jobs nach. Eine Zeitung, die erzählt, dass gestern der Verkehr normal war, Spitäler funktionierten und Flugzeuge gut landeten, eine solche Zeitung verkauft sich nicht gut. Das liegt in der Natur der Sache (S. 85). Doch darin liegt ein Problem.

Medien bestimmen unser Weltbild, aber übersehen Megatrends, wie sie Hans Rosling im exzellenten Buch „Factfulness“ ortet und auf wachsende Mittelschichten in China und Indien verweist und den Rückgang extremer Armut – mit Ausnahme in Sub-Sahara-Afrika.
Sator empfiehlt, längere Reisen in den Süden oder Aufenthalte von Dauer.

Ein Einschub des Rezensenten: Für einen Entwicklungsexperten war die erste Reise nach Westafrika inspirierend. Er wirkte zuvor viele Berufsjahre in einem Institut. Doch selbst vier Studienjahre eines meiner brasilianischen Kollegen bei Brüssel, änderte kaum sein Weltbild: So sagte er mir abschätzend über Österreich, weil er in Zeitungen nie über Konflikte und Streiks in Österreich las, „darüber liest man ja gar nichts“. Manchmal denken Latinos in Extremen, dem Kollegen blieb das Konzept sozialer Marktwirtschaft fremd- ganz Anderes vermerkte eine Sozialexpertin aus Afrika mit Ihrer Aussage über Österreich: „Ihr lebt in einem Paradies“. Auch US-amerikanische Student*innen staunen über unser System der Stipendien. Und in Schweden finanzieren sich Studierende mit langfristigen Krediten. Wirtschaftssysteme sind nicht nur zweipolig.

Mit gutem Willen die Welt zu retten, reicht nicht. Wir sollen den fernen Süden nicht idealisieren: Perplex war ich, als ich bei meinem Einsatz auf den Cap Verden erfuhr, dass einheimische Eliten mit Geld für Entwicklungshilfe Tennisplätze für sich zu bauen suchten – doch die Wiener Behörde beharrte auf die volle Hilfe für die Kleinbauern. Wer mitteilt, dass buddhistische Länder um eine wertvolle Buddhastatue Krieg führten, riskiert Missbilligung. Dies als Einschub versus Superidealisten. Zurück zum Buch von Sator.

Andreas Sator: „Zeitungen und Online-Medien geben uns ein allzu negatives Bild von der Welt.“ Er empfiehlt, Bücher zu lesen oder die „Die Zeit“ und den „Economist“. Was Sator auszeichnet: Er stellt sich konkrete Fragen: Wie die Klimakrise lösen und was hilft wirklich den Armen? Das 1. Buchkapitel lautet: Beim Einkaufen die Welt retten? Wer bei H&M kauft, sichert Jobs in Bangladesh, verschmutzt aber die Umwelt. Wer ein teures Shirt in Vorarlberg kauft, schont die Umwelt, macht aber die positiven Effekte der Globalisierung zunichte (p. 180). Doch ein Kauf mit GOTS Label (Global Organic Textile Standard) verweist auf faire Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit.

Sator: Auf vieles gibt es keine richtige Antwort, und wir können nicht jede einzelne Handlung auf die Goldwaage legen. Wir sollen uns Mühe geben, doch keiner könne alles richtig machen. So der lebensnahe Zugang.