Das übliche Verständnis von Entwicklungsländern ist fragwürdig, meint der indische Philosoph Amartya Sen.
Hans Högl- vertiefte Buchrezension
Zu Andreas Sator: Alles Gut?! Unangenehme Fragen & opimistische Antworten für eine gerechtere Welt, Wien 2019.
Andreas Sator (30) studierte „Internationale Entwicklung“: Oft wenn von Entwicklungsländern die Rede ist, meint man ärmere Länder. „Ich mag den Begriff nicht sehr“, schreibt Andreas Sator; denn entwickelt zu sein, heißt für den indischen Philosophen Amartya Sen, frei zu sein. Frei davon, Hunger zu haben oder als Kind früh sterben zu müssen. Frei sein, heißt ein Leben zu führen, das man möchte, lesen, schreiben, rechnen zu können, sich politisch zu beteiligen und frei seine Meinung äußern zu können.
China ist heute wesentlich reicher als vor 40 Jahren, aber wie entwickelt ist dieses Land wirklich? Dennoch: Den stärksten Rückgang extremer Armut verzeichnet China, dort ist die extreme Armut in 25 Jahren von über 66 Prozent auf 0,7 Prozent gefallen (p. 91). Eine fulminanten Entwicklung durch eine relativ freie Marktwirtschaft unter Lenkung der kommunistischen Partei.
Doch die Menschen in China können nicht frei reden. Wer ein falsches Wort über Xi Jinping sagt, wird eingesperrt. Frei wählen ist nicht möglich, es gibt nur eine einzige Partei in einem Land mit 1.300 Millionen Menschen.
Sen definiert also Armut nicht als niedriges Einkommen, sondern als Mangel an Möglichkeiten (Sator p.36 f.)
Dass ein Land reicher wird, ist nicht genug. Sicher: in einem bitter wirtschaftlich armen Land, fehlt Geld für Schulen, gute Universitäten, zu wenig Geld für Straßen und Infrastruktur, für Krankenhäuser. Wie ist dies mit Kuba?