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Asiatisch-chinesisches 21.Jahrhundert

Hans Högl: Buchrezension

Epochaler Wandel ist kaum Sache der Medien, so ein asiatisch-chinesisches 21. Jahrhundert. China überflügelt alle, Europa schaut zu, Amerika sieht sich herausgefordert.

„But there is very little energy or interest in the EU getting involved in the emerging geopolitical struggles in Asia“, schreibt der exzellente Auslands-Korrespondent der „Financial Times“ Gideon Rachman in seinem Buch: „Easternisation. War and Peace in the Asian Century, London 2017, p. 178) im Penguin TB, Preis ca. 20 €.

Die Dominanz des Westens über die Welt geht im 21. Jahrhundert zu Ende. Seit 1500, der Entdeckung Amerikas bis zum Ende der Kolonialzeit nach 1945, fast 500 Jahre dominierte Europa über die Länder und Völker in Asien, Afrika und Amerika. Im 20. Jahrhundert lösten die USA die zerstrittenen europäischen Mächte als Weltmacht ab. Und wir nähern uns einem asiatischen Jahrhundert. Das erörtert G. Rachman in seinem Buch auf 281 Seiten. Diese Verschiebung auf Weltebene sieht Brüssel primär ökonomisch. Das aufstrebende China fordert die Supermacht USA heraus.

Vor 20 Jahren waren die USA der bedeutendste Handelspartner für allen größeren asiatischen Wirtschaftsmächte, und Japans multinationale Firmen waren die größten Investoren in Süd-Ost-Asien. Aber das ist vorbei. China ist heute ihr wichtigste Handelspartner und importiert nach Süd-Korea, Japan und die meisten Staaten Süd-Ost-Asiens und Australien.

Laut Internationalen Währungsfond wurde China 2014 nach Kaufkraft weltweit die größte Wirtschaftsmacht, und ihr folgen die USA an zweiter Stelle und dann Japan. Die Globalisierung schwächte die amerikanische Arbeiterschaft und schuf eine asiatische Mittelklasse. Die asiatischen Arbeiter stehen in Konkurrenz mit der Arbeiterschaft des Westens. In Asien sind die Löhne sehr viel geringer, darum investieren westliche Firmen in Ostasien, produzieren billiger und schaffen bei uns Arbeitslosigkeit. Um 2025 werden in Asien zwei Drittel der Weltbevölkerung leben (p. 6).

China plant die neue Seidenstraße und will jedes Jahr 150 Milliarden Dollar für die Infrastruktur in 68 Ländern investieren („to spend 150 billion Dollars a year …across sixty-eight countries“ p. xvii).

Chinas Militärrüstung erhöht sich, China hat vermutlich eine größere Seeflotte als die USA. China verhalf Pakistan zur Atombombe. Indien und Saudi-Arabien rennen um den Titel, weltweit die meisten Waffen zu importieren (Rachman 2017,178). Selbst Japan erhöhte die Militärausgaben.

All dies ist Grund genug, dass sich die USA und ihre Allianzpartner in Süd-Ost-Asien herausgefordert sehen. Und dies erklärt die Spannungen unter der Trump-Regierung im Handel mit China. Einige Monate vor der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten spekulierte der damalige Trump-Berater Steve Bannon in einem Radiointerview über einen Krieg mit China „in five or ten years“ (p. X).

Nach einer anderen Auffassung wünschen die USA und China die Beibehaltung des globalen Systems im Eigeninteresse der USA und China. In dem Sinne, dass China weiss, ein Mitglied der großen internationalen Familie zu sein.Es ist die Auffassung eines friedvollen Aufstiegs und der wechselseitigen Abhängigkeit („Dai has indorsed the theory of peaceful rise and interdependence“-Rachman,p.50). Doch Dai trat im März 2012 als Regierungsberater zurück, bald nachdem Xi Jinping Chef der chinesischen Regierung wurde.

Gideon Rachman befasst sich ferner mit Sachverhalten, wo der Westen weiterhin maßgeblich China und Asien überlegen ist, so in den Institutionen, in der Rechtssprechung und in Währungsfragen. Und die Korruption ist im Westen geringer (Kap. 14). Und Englisch ist die Weltsprache. Näheres klammern wir hier der Kürze wegen aus. Zum autoritär politischen System Chinas bemerkt der Autor, dass Chinas kommunistische Partei den Nationalismus nützt, um ihre Ambitionen zu legitimieren (p. 16).