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Europa-Visionär: Richard Coudenhove-Kalergi und Familie

Hans Högl

Am 24.Oktober bringt 3-sat einen Film über die Familie des Pan-Europa-Gründers Richard Coudenhove-Kalergi. Dies hat  Seltenheitswert. Die Wiener Historikerin Helene Maimann ist  Regisseurin des Films. Warum ich das aufgreife: Im Namen der Medienkultur erinnerten wir vor ein paar Jahren an diesen weithin vergessenen Visionär Europa im Haus des Europäischen Parlaments und freuen uns, dass daran indirekt angeknüpft wird.

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R. Coudenhove-Kalergi -Buchtipp

Prof. Dr. Walter Göhring, Wien

Am 27. Juli vor 44 Jahren ist Richard Coudenhove-Kalergi (1894-1972) in Schruns in  Vorarlberg verstorben. Er ist eine der mutigsten und interessantesten Persönlichkeiten, die zwei Weltkriege erlebt hat.Trotz Verfolgung und Angriffen ist er seiner Idee, als Visionär und Aktivist zu einem Wegbereiter der Europäischen Union zu werden, stets treu geblieben. Meine soeben erschienene Publikation ist eine Aufarbeitung der Gesamtprozess dieser Entwicklung des 20.Jahrhunderts.

Unbelastet vom Sog der Gedankenwelt der Nachkriegszeit des 1.Weltkrieges sowie der Unreife der jungen Demokratien beginnt Coudenhove optimistisch sowohl lösungsorientiert seinen oft einsamen Weg um ein geeintes friedliches Paneuropa. Weder die Angriffe auf ihn durch die Nationalsozialisten, noch die Abwendung Mussolinis von ihm können ihn von diesem Ziel abhalten. 1938 muss er in Begleitung seiner Frau  in die Schweiz und von dort in die USA emigrieren. 1946 nach Europa zurückgekehrt muss er praktisch von neuem anfangen, Widerstände und Intrigen durchstehen. Auch geht es jetzt um das Problem des zweigeteilten Europa.

Seine Botschaft lautet: Paneuropa ist Ganzeuropa (gelegentlich auch Großeuropa bezeichnet) mit einer gemeinsamen Währung, einer gemeinsamen Militärorganisation, einer gemeinsamen Außengrenze und einer gemeinsamen Wirtschaftsstruktur usw.

Codenhoves Ringen um Mitgestaltung, aktives Suchen nach Gleichgesinnten, denen er zuarbeiten kann, sind deutliche Kennzeichen, eines Denkers, der auch immer wieder strategisch aktiv wird. Exemplarische Beispiele dafür sind: Sich hoch aktiv in der Frage um die Aussöhnung von Deutschland und Frankreich als Kernpunkt für den wichtigsten Schritt Richtung EU einzubringen. Darin dokumentiert sich auch das Vertrauensverhältnis mit General De Gaulle, das sich bis zu einer Freundschaft entwickelt.  Seine Idee und deren Umsetzung zur Installierung der Parlamentarier Union und damit die Öffnung der Schiene zum Europarat, sowie mit seiner Einbringung in die Weiterentwicklung ist er Spurenleger für viele Parlamentarier oder Staatsmänner geworden. Viele Politiker, wie De Gaulle, Kreisky seit seiner Jugend und Helmut Kohl bekennen sich auch dazu.

Der Zündstoff, den er mit seinem Paneuropa – Memorandum 1926 im Zusammenhang mit dem 1. Wiener Paneuropa Kongress in die Breite streute und 1966, der neuen Zeit entsprechend weiter entwickelt hat, sind vielfach einfach übernommen worden. Die Kette geht weiter über die Frage Sowjetunion, Initiative für die Europahymne, die Europa Fahne bis knapp vor seinem Tod zu dem Handschlag zwischen Bruno Kreisky und Otto Habsburg und damit dem Ende der Unruhen 1972.

Allein die hier dargestellten Blitzlichter erhellen schon, was Coudenhove für die Zukunft, wohl wissend, dass er das angestrebte Ziel nicht erreichen können wird, und wie es einer seiner „Schüler“ umschreibt, dass es ihnen gelungen ist, Coudenhoves Vorgabe, mit der Gründung der Europäischen Union zu erfüllen. 1972, kurz nach der Wiener Tagung stirbt Richard Coudenhove – Kalergi.

 Walter Göhring,  Zeithistoriker, habilitiert an der Universität Warschau, Leitung und Aufbau diverser pädagogischer und historischer Institutionen in Österreich, seit 2006 freier Journalist. Buchtipp: Richard Coudenhove-Kalergi-Ein Leben für Paneuropa,Verlag Kremayr & Scheriau. Schautafeln für Schulen