Hans Högl
Ein Dorf-Bürgermeister warnte mir gegenüber vor dem langfristig bedenklichen Einfluss der EU-Kritik in der „Krone“. Es sei nicht gut, die EU-Negativ-Kampagne der größten Boulevard-Zeitung Österreichs einfachhin zu ignorieren. Ob nicht einmal grundsätzlich von EU-Befürwortern mit der Krone-Redaktion das Gespräch zu suchen wäre? Meiner Kenntnis nach erreicht das „Haus des Europäischen Parlaments“ in Wien bei Vorträgen 6 0 – 80 Personen, und ein Verantwortlicher dieser Institution findet einen Kontakt zur „Krone“ überflüssig, obwohl die Leserbriefspalte der Krone zum „EU-Theater“ von Millionen gelesen wird. Hierin wird die Europäischen Gemeinschaft ausschließlich negativ punziert. Ein Gespräch wird ja keine direkte Antwort sein – auf einen e i n z e l n e n unsäglichen Blog oder Leserbrief wie im Folgenden:
So schreibt heute im Blick auf die Wahl von Donald Trump ein Herr Heinz Vielgrader aus Rappoltenkirchen vom „aufgescheuchten Hühnerstall“ des Brüsseler „Linksbürokraten-Palastes“ . Der FPÖ-Mann Herr Vielgrader wird im Telefonbuch d i r e k t angeführt. Auch die anderen EU-Kritiker dieser Sonntagsausgabe: Gerhard Forgatsch, Monika Ambros (beide Wien) und Christian Mitter aus Utzenaich finden sich im Telefonbuch. Es wird ja manchmal vermutet, dass Leserbriefe von der Redaktion selbst verfasst sind.
Schon vor mehreren Jahren wurde festgestellt, dass 1812 „Krone“-Leserbriefe von nur 18 Schreibern verfasst wurden. Herr Vielgrader verfasste im Schnitt alle vier bis fünf Tage einen Leserbrief. Spitzenreiter Franz Weinpolter erscheint alle zwei Tage. Das elektronische Zeitungsarchiv der APA fand Herrn Weinpolter im Zeitraum von drei Jahren 608 Mal.