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„Die da oben“ und „die da unten“

Ratlosigkeit beherrscht die politische Szenerie. Das Wahlergebnis war angesichts der Umfragen zwar nicht wirklich überraschend. Aber ein so deutlicher Abstand zwischen FPÖ und ÖVP und erst zur SPÖ war doch überraschend, für viele auch eine herbe Enttäuschung. das Wahlergebnis beflügelt zudem den Disput um „die da oben“ und „die da unten“.

Wolfgang Koppler *

Die Selbsttäuschung vieler über die Ursachen dieses auch in anderen westlichen Ländern sich abzeichnenden politischen Wandels, der vereinfachend als ein Abdriften nach rechts oder gar in Rechtsradikalismus gesehen wird, hält aber nach wie vor an. Immer noch werden solche Wahlergebnisse, aber auch die diesen zugrunde liegende Stimmung als Protest gegen „die da oben“ abgetan, dem gar keine wirklichen Missstände oder ein Fehlverhalten von Politik, Wirtschaft und Medien zugrunde lägen. Man müsse einfach politische und wirtschaftliche Vorgänge und Entscheidungen besser erklären bzw. kommunizieren, heißt es immer. wieder.

Den Ausdruck „die da unten“ verwendet man hingegen nicht. Obwohl sich Politik, Wirtschaft und Medien von Wählern, Konsumenten und Lesern bzw. Zusehern tunlichst abschotten. Kontakt erfolgt nur über Mails, die von dazu geschulten Personen gelesen und beurteilt werden und die Politiker, Unternehmer und Journalisten im Regelfall gar nicht zu Gesicht bekommen. Selbst dann, wenn sich ein ein Wissenschafter oder ein Mensch meldet, der Wissen und Erfahrungen aus der Praxis mitbringt und vielleicht echte Missstände aufzeigen könnte.

Und so lebt unsere „Elite“ – oder wie immer man Politiker, Journalisten und Manager bezeichnen mag – und selbst ihre Umgebung in einer Art Blase. Nicht viel anders als der Stammtisch. Nur eben in einer anderen Vorstellungs- und Erlebniswelt. Wobei es oben und unten dann noch verschiedene Arten von nebeneinander bestehenden Blasen gibt. Bestimmte Redaktionen fühlen sich als etwas Besonderes, ebenso wie Manager verschiedener Großunternehmen sich hie und da besser dünken als ihre Kollegen.

Trotzdem: Bildung, Geld und Macht als das, was bei uns offenbar erst den wirklich „wertvollen“ Menschen ausmacht, scheidet unsere Gesellschaft in die da oben und die da unten.

Und da wir im Westen zur Egozentrik neigen, zu einem sich selbst vergöttlichenden Wesen mit wenig Selbstkritik, dünkt sich unsere Elite oft als mehr oder weniger unfehlbar. Oder verdrängt zumindest Fehlverhalten. Sich zu entschuldigen oder gar in sich zu gehen kommt nicht in Frage. Sie können das gerne ausprobieren, indem sie einen Journalisten auf einen klar ersichtlichen Fehler hinweisen. Eine Entschuldigung oder gar ein Umdenken wird kaum einmal erfolgen.

Der Wahlkampf ist ein Kindergarten, heißt es treffend im Werbespot eines Möbelhauses. Ein wunderbares Bild für jenen infantilen Narzissmus, dem gerade unsere Eliten immer wieder zum Opfer fallen. Ohne dass sie es merken.

Und so werden Migranten zum Opfer der Politik. Auf beiden Seiten. Menschen mit Migrationshintergrund werden nämlich auch von der linken Seite benutzt. Indem sich Intellektuelle zu ihren Schutzgeistern erklären, die wenig mit der Lebensrealität von Zuwanderern zu tun haben. Sondern nur das große Wort führen; Migranten als billige Arbeitskräfte sehen und Angst vor Rechtsextremismus genauso schüren wie manche Politiker der rechten Seite die Angst vor dem Islam.

Und so werden Migranten zum Spielball der rechten als auch der linken Seite. Das aktuelle Wahlergebnis spricht Bände. Und sollte zu Selbstkritik führen, Auf allen Seiten.

* Gastautor Mag. Wolfgang Koppler ist Journalist und Jurist und lebt in Wien

4O Jahre „Kritisches Christentum“

Udo Bachmair

Österreichs Medienlandschaft wird zunehmend vom Boulevard dominiert. Eine noch nie da gewesene Konzentration an meinungsbildenden Massenblättern vor allem im Osten Österreichs drängt seriöse Medien mehr und mehr zurück. Eine demokratiepolitisch bedenkliche Entwicklung.

Es bedürfte einer gezielteren Förderung gerade jener Medien, die sich investigativem , differenzierendem und nicht zuletzt an humanitären Grundsätzen ausgerichtetem Journalismus verpflichtet fühlen. Unterstützungswürdige Gegenpole auch zur unsagbaren Hetze, die sich jüngst erneut im Internet breitgemacht hat. Wieder einmal besonders betroffen machen Gewaltaufrufe und Morddrohungen gegen Asylwerber auf der Internet-Seite von FPÖ-Chef Strache.

Vor diesem Hintergrund wächst bei denjenigen, die sich wegen eines immer weiter um sich greifenden Rechtspopulismus bzw. Rechtsextremismus Sorgen machen, die Sehnsucht nach einem besonnenen und menschenrechtsorientierten Journalismus. Eines der leider rar gewordenen Medienprodukte, die diese Kriterien voll erfüllen, ist die Zeitschrift „Kritisches Christentum“. Sie begeht nun ihr 40-jähriges Bestandsjubiläum. Die Vereinigung für Medienkultur gratuliert !

Im Oktober 1976 ist die erste Nummer dieser Zeitschrift erschienen. Seither sind 12000 Seiten mit engagierten Beiträgen bedruckt worden. Hauptverantwortlich für „KC“ ist Adalbert Krims. Der Ex-ORF-Redakteur bekräftigt sein Anliegen, „eine unabhängige Zeitschrift zu machen, die über das Christentum berichtet, das sich für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung, für die Befreiung des Menschen und für eine Humanisierung der Gesellschaft engagiert“.

Zielsetzungen, die nach wie vor aktuell sind. Vielleicht aktueller denn je, seit sich gesellschaftspolitische Stimmungslage hierzulande spürbar verändert hat. „Alles wird zur Ware-auch die Information“ konstatiert Adalbert Krims. Und weiter: „ Auf dem Markt überleben die Großen und Starken-auf Kosten der Kleinen und Schwachen.“

Die Empfehlung lautet daher: Unterstützen Sie bzw. abonnieren Sie die Zeitschrift „Kritisches Christentum – Beiträge zu Kirche und Gesellschaft“. Informationen unter www.akc.at