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Chinas Aufstieg zur Weltmacht

Empfehlenswerte Informationen zur Entwicklung Chinas liefert Gideon Rachmans Werk „Easternisation. War and Peace in the Asian Century“ – erschienen als Penguin Taschenbuch.

Hans Högl

Eine meisterhafte Studie über globale Entwicklungen zeichnet der Chefkommentator von „Financial Times“ Gideon Rachman, der früher im „Economist“ journalistisch tätig war. Es ist ein erstaunlich-reichhaltiges Werk.
Primär geht es um den Aufstieg Chinas zur führenden Weltmacht. Dies vor dem Hintergrund von 500 Jahren Herrschaft der Europäer über die Welt, dann nach den amerikanischen Jahrzehnten, als sich Europa in den Weltkriegen zerfleischte.

Doch ein solcher Strukturwandel entgeht in der Regel den Medien.

Nun steht China ökonomisch schon fast an der Spitze, und dies wird sich auch politisch auswirken. Mit einer Fülle von Daten wird dies belegt. Des weiteren werden die Verhältnisse in Europa, in Russland meisterhaft dargelegt, sodass es im Werk nicht nur um Südostasien geht, sondern um die Welt als Ganze.

Mode neuer starker Männer. Exempel Ungarn

Hans Högl

Es gibt eine neue Mode der starken Männer, schreibt Gideon Rachman im äußerst lesenswerten Buch: War and Peace in the Asian Century (2017). Wir brachten bereits eine Rezension mit dem Titel: Das Asiatische Jahrhundert.

Der Vorteil dieses Buches ist, dass es viele Belege bringt, die überzeugend wirken. Hingegen sind Berichte in Tageszeitungen meist sehr kurz, und müssen es wohl auch sein. Aber der Leser bleibt unbefriedigt und unschlüssig. Schon besser geht es einem, der eine breite Analyse in der Wochenzeitung DIE ZEIT durchackert.

Im Kapitel 12 nennt Gideon Rachman explizit folgende starke Männer: für Russland Putin, für China Xi Jinping, in Japan ist es Shinzo Abe, in Ungarn Orban, in der Türkei Erdogan.

Die Salzburger Nachrichten vom 2. Juni 2020 blicken auf die Anfangsjahre von Viktor Orban zurück. Nach 1989 war Orban sehr mutig, stellte sich gegen die postkommunistischen Strukturen als Chef im damals noch liberal-konservativen Bund junger Demokraten (Fidesz) und wird mit 35 Jahren jüngster Ministerpräsident Ungarns.

Dann rückt er weiter nach rechts und gewinnt 2010 haushoch die Parlamentswahl. „Die Sozialisten gehen in einem Sumpf aus Korruption und Lügen unter“. (Dies ist eine Feststellung, die in unserem ORF nicht mehr zu hören ist). 2010 wird Orban wieder Ministerpräsident, und dieses Datum ist der Beginn einer neuen Ära (so die Salzburger Nachrichten). Es entsteht ein sogenannter Orbanismus, ein Mischregime aus Demokratie und antiliberaler Autokratie.

Nach seiner Wiederwahl 2014 erklärt Viktor Orban: „Der neue Staat, den wir in Ungarn schaffen, ist ein illiberaler Staat.“ Orban erklärt, dass er die freiheitlichen Prinzipien der Demokratie nicht ablehnt, doch den Liberalismus als Ideologie. Wie dies mit der Wirklichkeit der EU auf einen Nenner zu bringen ist, bleibt rätselhaft. Tatsache ist, dass seit 2018 gegen Ungarn ein Rechtsstaatsverfahren von Seiten der EU läuft, weil die Gewaltenteilung ausgehebelt wird (so die Salzburger Nachrichten).