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Lob für Universum History

„Universum History“ ist eine lobenswerte Programmserie des ORF. Sie erfüllt vorbildlich den öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag des Unternehmens. Das belegt auch die jüngste Ausgabe der Sendereihe.

Wolfgang Koppler *

Es war jüngst ein besonders interessantes ORF-Universum History über die Geschichte der Kindheit, beginnend mit den alten Ägyptern, der Zeit der Griechen und Römer (mit Abstechern zu den Kelten) über das Mittelalter und die frühe Neuzeit bis zur Aufklärung und natürlich endend mit der Gegenwart und ihren immer neuen Erziehungskonzepten.

Interessant waren für mich in diesem Zusammenhang vor allem die von uns Europäern ja immer als Ursprung aller Weisheit betrachteten Griechen. Dass diese behinderte und ungewollte Kinder aussetzten, war mir schon bekannt. Dass sie sie manchmal in einen Abgrund warfen, überraschte mich ebenfalls nicht. Aber dass der als Ursprung unseres wissenschaftlich-rationalen Denkens angesehene Aristoteles die Aussetzung und Tötung verkrüppelter oder sonst wie unbrauchbarer Kinder explizit befürwortete, war auch für mich neu. Und sollte zu denken geben. Auch die Römer orientierten sich hier am griechischen Vorbild und überließen dem pater familias die Entscheidung über die Annahme eines Kindes (das bei den Römern wenigstens gelegentlich nur vor den Stufen eines Tempels abgelegt und nicht immer umgebracht wurde). In der gegenständlichen Doku wurden dann natürlich sofort wieder die Leistungen der alten Griechen, etwa in Sachen Demokratie und Philosophie hervorgehoben.

Das ändert aber nichts daran, dass der von uns Europäern immer so hochgelobte antike „Humanismus“ nichts mit Menschenwürde zu tun hat. Wie auch die antike Sklaverei (Versachlichung des Menschen), Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und andere Grausamkeiten zeigen. Und die Tatsache, dass die Kindstötung erst unter Konstantin und dem Einfluss des Christentums verboten wurde, wie in der Doku auch korrekt ausgeführt wurde. Bei allen theologischen Irrwegen und allem Pharisäertum insbesondere in der Amtskirche kann man diesen urchristlichen Aspekt nicht ganz beiseiteschieben.

Das griechisch-römische Denken war und ist nämlich kalt und rational und versucht den Menschen bis zum heutigen Tag als reines Vernunftwesen zu sehen. Was er nicht ist und nie werden wird. Deshalb versuchen ja Intellektuelle gelegentlich für ihre Vorurteile und sehr oft auch nur für ihren Opportunismus rationale Begründungen zu finden. Und tarnen dies als geistige Überlegenheit. Statt sich selbst zu hinterfragen

Genau das hat mir in der ansonsten hochinteressanten Doku gefehlt: Das Hinterfragen des selbstgefälligen europäischen Intellektuellentums (was vielleicht auch erklärt hätte, warum der in Erziehungsfragen so bewanderte Rousseau seine fünf Kinder allesamt in ein Heim steckte): Bei allem naturwissenschaftlichen Fortschritt sind wir nämlich menschlich zurückgeblieben. Vor allem hinter den – in der Doku mehr als Klassengesellschaft dargestellten – Ägyptern (waren das Griechen und Römer nicht auch?), die – soweit ersichtlich- keine Kinder aussetzten, Behinderte in die Gesellschaft integrierten und deren Göttin maat am Ende des Lebens das Herz gegen eine Feder abwog. Kein Wunder, dass selbst die Bibel von der „Weisheit Ägyptens“ spricht. Also endlich raus aus der europäischen Selbstgefälligkeit!

https://www.spektrum.de/magazin/mumien-kindheit-im-pharaonenreich/1586246

* Gastautor Mag. Wolfgang Koppler ist Journalist und Jurist. Er lebt in Wien.

Scheingrößen in Medien und ein wirklich großer Mensch

Hans Högl

Eine unscheinbare, ältere Wienerin: Sie war am Weg zum Nobelpreis 

Eine eher zierliche Frau betritt das Portal zum Krankenhaus  „Göttlicher Heiland“. Sie ist auf dem Weg zur Kapelle. Wer ahnt, dass die schlicht gekleidete Frau, geb. 1930, ein paar mal Kandidatin für den Friedensnobelpreis war? Sie wuchs am Heuberg in Hernals auf. Gemeinsam mit ihrem französischen Mann, Jean Goss, war sie 30 Jahre als Friedensaktivisten im Sinne des „Versöhnungsbundes“ aktivDie 89-jährige Frau Mayr-Goss lebt heute zurückgezogen in Neuwaldegg. Sie ist per Mail erreichbar und schrieb mir: „Zu einem Interview zu meiner Person und Lebensgeschichte im Umfeld Dornbach stehe ich nicht zur Verfügung, nicht zuletzt aus Alters- und gesundheitlichen Gründen. Sie werden das sicher verstehen.“ 

Sie will also nicht als Person im Mittelpunkt stehen, wie ich zutreffend vermutete, sondern für das Anliegen, Konflikte friedlich zu lösen – mit dem „Versöhnungsbund“, deren Ehrenpräsidenten sie ist.

Sie erhielt den „Preis der Menschenrechte Dr. Bruno Kreisky“ und wurde von Buddhisten in Japan geehrt. In der ORF-Sendung „Seitenblicke“ war sie wohl noch nicht zu sehen. Wir werden sehen, ob sie wenigstens das Bezirksblatt würdigen wird. Erst als ich in Belgien studierte, erfuhr ich von dieser Österreicherin und ihrem Mann.

Der „Versöhnungsbundes“- was ist das? Wichtige Mitglieder waren/sind sechs Nobelpreisträger: darunter Martin Luther King, die Nordirin Mairead Corrigan-Maguire und der Argentinier Adolfo Esquivel. Sie wirkten wie Gandhi, um gewaltfrei Konflikte zu lösen. Zum Ursprung des „Versöhnungsbundes“: Es war 1914 – am Beginn des 1. Weltkrieges: Ein deutscher, evangelischer Pfarrer und ein englischer Quäker versprachen nach einer Konferenz, sich nicht als Kriegsgegner aufhetzen zu lassen, im Gegenteil: Sie gründeten den „Versöhnungsbund“, als kleinen Schritt, um Kriege zu verhindern. Aber es kam zum 2. Weltkrieg. 

Das Ehepaar Goss-Mayr wirkte in Osteuropa, beim Vatikanischen Konzil (1962-1965) , in Südamerika. Sie schulten Gruppen für gewaltfreie Aktionen. Spektakuläres gelang 1986 auf den Philippinen. In der Auseinandersetzung um gefälschte Wahlen widersetzten sich Hunderttausende betend mit Rosenkränzen dem Militär und forderten mit Blumen die Soldaten des Diktators auf, zu desertieren. Wer wird auf friedliche Demonstranten schießen? So wurde Blutvergießen vermieden, und es gelang ein friedvoller Übergang zur Demokratie. Dazu trugen tapfere Engagierte des „Versöhnungsbundes“ bei.Und der Diktator ging in Exil. 

Ein paar Worte zum „Versöhnungsbund“: Er ist unabhängig, überkonfessionell und human, finanziert sich über Spenden. Sein österreichischer Sitz ist in der Josefstadt (Lederergasse 23/2/27).