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Leben eines Landarztes

Offenes Wort eines Landarztes, der Havard-Prof. werden wollte

Hans H ö g l

Es ist eine Wiener Eigentümlichkeit, dass Schauspieler und Komödianten einen derart hohen Stellenwert haben. Eben hörte ich Sonntag Mittag ein Interview mit einer Schauspielerin auf dem Kultursender Ö 1. Das interessiert besonders das großstädtische, vor allem Wiener Bildungspublikum. Da ist es eine Ausnahme, wenn ein Landarzt über sein Leben berichten darf: Der langjährige steirische Landarzt in Halbenrain, Engelbert Frühwirt, geht nun mit 69 in Pension und was sagt er darüber. Zu lesen in der in der Steiermark und in Kärnten verbreiteten „Kleinen Zeitung“ am 18. Juni 2022.

„Ich wollte zwar am Anfang in einer Klinik arbeiten, aber das hat mir nicht gefallen. Als Landarzt kann ich für mich selbst arbeiten und entscheiden.“ Er ordiniert seit 1987 als Landarzt und bereut es nicht, würde noch einmal Landarzt werden, aber kein Kassenarzt mit Administration, die eine „Katastrophe“ sei. „Die Dokumentationspflicht muss dringend eingedämmt werden“. Bürokratische Aufgaben machen „mindestens “ zwei Drittel der Arbeit aus. Doch der Dank der Leute habe ihm Kraft gegeben. Rund 100 Patienten und Patientinnen betreut er täglich. „Wir Ärzte verdienen gut, aber wir arbeiten auch wie Viecher“, sagt er.

Bei der Frau eines Wiener praktischen Vorstadt-Arztes erkundigte ich mich über den Umfang der Büroarbeit. Sie findet zwei Drittel an Bürokratiezeit doch als hoch gegriffen, aber sie und ihr Mann haben oft Wochenenden mit Abrechnungen und Steuersachen verbracht. Und erstaunlich sei, was ein Installateur für ein paar Handgriffe verdiene, doch auch sie hätten viele Nebenkosten.

Mich erinnert das an meine Lehrtätigkeit. Wenige wissen darum, wieviel Zettel da von der Bildungsdirektion zu lesen sind und was da an Bürokratie anfällt. Beim Arzt würde ein weniger an Bürokratie mehr an Zeit für persönliche Gespräch eröffnen.