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Einseitiges Gedicht als Neujahrsgruß

Ein in kaum einem anderen Medium erschienenes Gedicht von Michael Köhlmeier sei Ihnen nicht vorenthalten. Auch er schafft es nicht, in Sachen Menschlichkeit aus seinem Herzen eine Mördergrube zu machen und ganz nüchtern objektiv zu bleiben.

Udo Bachmair

Der anerkannte und feinfühlige Autor und Literat bezieht sich dabei auf die strikte Weigerung des jungen türkisen Kanzlers, Chef einer ehemals christlich-sozialen Partei, zumindest ein paar der ärmsten der armen Flüchtlingskinder im reichen Österreich aufzunehmen. Köhlmeier betitelt sein Gedicht, das wohl als parteiisch und einseitig angeprangert werden wird, lapidar als

Neujahrsgruß 2021

Es sitzt ein Mann im Kanzleramt,
der hat ein Herz aus Stein.
Er möchte gern ein Großer sei
und ist erbärmlich klein.
Minister flüstern ihm ins Ohr,
dass er der Größte sei,
wenn er kein bisschen Mitleid zeigt,
denn Mitleid sei Geschrei.
Es leben auf der Insel weit
viel hundert Kinder klein,
die möchten gern ein warmes Bett
und ohne Ratten sein.
Sag nur ein Wort, du großer Mann
im fernen Kanzleramt:
Ein „Ja“ heißt: Ihr dürft glücklich sein,
ein „Nein“: Ihr seid verdammt.
Es sitzt ein Mann im Kanzleramt,
der hat ein Herz aus Stein.
Er möchte gern der Größte sein
und darum sagt er: „Nein!“

https://www.ots.at/amp/pr/OTS_20210101_OTS0002/

Ein wahrlich einseitiges Gedicht. Es nimmt Partei für Menschlichkeit. Diese Einseitigkeit ist auch journalistisch legitim (siehe den vorangegangenen Beitrag „Reflexionen zur Einseitigkeit“)