Schlagwort-Archive: Medienlücken

Uruguay medial unterbelichtet

Erstaunliche Informationen aus der jüngsten ARTE-Sendung „Land Stadt Kunst“ (6. Sept. 2024 12:40 Uhr – noch länger abrufbar) über den südamerikanischen Staat Uruguay.

Hans Högl

In der Sendung wird auf einen Beitrag in der „Deutschen Welle“ verwiesen: Es überrascht doch, dass über Uruguay und dessen Politik nur in sehr qualifizierten Medien, also „erlesenen“, die Rede ist. Auch sonst ist kaum darüber etwas zu erfahren.

Während meiner Studienzeit in Louvain und im Collége pour l Amérique Latine (Lateinamerika-Kolleg) war nie von Uruguay die Rede, obwohl sehr viele Latinos meine Kollegen waren. Themen von Gesprächen waren die Befreiungstheologie, drückendere Armut nicht nur im Nordosten Brasiliens, die Großgrundbesitzer und Revolution. Das europäische Modell der sozialen Marktwirtschaft war nie ein Gesprächsgegenstand und keine Alternative. Und die viele Studierenden aus Schwarzafrika hatten nur Revolution im Sinn, was ja konkrete Folgen bis Anfang 1990 hatte.

Aber wer vertraut ist im Publizistikstudium über Nachrichten-Selektionen von Medien sollte die Einseitigkeit und Lückenhaftigkeit von Medien nicht über die Maßen überraschen. Aber aus meiner Sicht hat Uruguay als Exempel der Einseitigkeit und Lückenhaftigkeit von Medien sehr wohl Gewicht.

Das Land Uruguay grenzt an Argentinien und Brasilien und hat eine funktionierende präsidiale Republik und zählt zu den fortschrittlichsten Ländern in Lateinamerika. Ethnisch setzt sich die Bevölkerung aus Nachkommen europäischer Einwanderer (88 Prozent),  Mestizen (8 Prozent) und Nachkommen afrikanischer Sklaven (4 Prozent) zusammen.

Obwohl Migranten eine wichtige Rolle in der Geschichte Uruguays spielten, waren 2017 nur noch 2,3 % der Bevölkerung im Ausland geboren: Die größten Gruppen davon kamen aus Argentinien (30.000 Personen), Spanien (20.000) und Brasilien (10.000).

Uruguay hat mit 98 Prozent eine der höchsten  Alphabetisierungsraten Südamerikas. Außerdem liegt der Anteil derjenigen, die einen höheren Bildungsweg einschlagen, um 50 % höher als im Durchschnitt von Lateinamerika. Dies geht auf die neunjährige Schulpflicht zurück, die vom 6. bis zum 14. Lebensjahr in Uruguay bereits ab 1877 bestand.

Sozioökonomisch ist Uruguay eines der lateinamerikanischen Länder mit dem größten Anteil der Mittelklasse an der Bevölkerung. Ein weitgehend europäisch beeinflusster  Wohlfahrtsstaat sorgte bisher für einen relativ ausgeglichenen Lebensstandard, aber auch hier ging die Schere zwischen Arm und Reich auseinander.

Uruguay schafft 1907 die Todesstrafe ab, Frauen haben seit Langem das Wahlrecht, es gibt das Recht auf Abtreibung und für gleichgeschlechtliche Ehen.

Wir erfahren, dass der frühere Präsident Uruguays José Cordano, Präsident von 2010 – 2015, von seinem Präsidentengehalt (9.000 Euro) nur 600 Euro für sich sich selbst beanspruchte. Er wohnt weiter in seinem bescheidenen Bauernhaus und nicht im Präsidentenpalais, das ihm zur Verfügung gestellt wurde. Er nützt weiter seinen VW-Käfer bis zum Lebensende, wünschte aber den Einbau eines Elektromotors. Wohl war dies ein Grund für die „Deutsche Welle“, dies aufzugreifen.

Uruguay war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der ersten laizistischen Staaten der Region. Seit 1916 herrscht Trennung zwischen Kirche und Staat, die Glaubensfreiheit ist in der Verfassung festgeschrieben. Die römisch-katholische Kirche  als Institution hat – untypisch für Lateinamerika – relativ wenig Einfluss in der Gesellschaft.
Es bekennen sich 47,1 % der Bevölkerung  zum katholischen Glauben, 23,2 % sind konfessionslose Gläubige, 11,1 % sind nicht-katholische Christen, 0,3 % sind jüdischen Glaubens, 0,6 % sind der Umbanda-Religion oder anderen afroamerikanischen Religionen zugehörig, 17,2 % sind Atheisten oder Agnostiker und 0,4 % gehören anderen Religionen an. (Wikipedia).

Hildegard Goss-Mayr : Eine Würdigung

Hans Högl

Hildegard Goss-Mayr ist Ehrenpräsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes. Zu Ehren ihres 90.Geburtstages findet mit Bischof Hermann Glettler ein Festmatinee in der Pfarrkirche Sandleiten in Wien 16 am Samstag, dem 15. Februar um 10:30 Uhr statt.

Warum bringe ich diese Information? Frau Goss-Mayr setzte sich mit ihrem Mann ihr Leben lang für Frieden und Gewaltlosigkeit ein, sie unterstützte den Aufbau friedlicher „Revolutionen“ in Lateinamerika, auf den Philippinen und in Madagaskar. Ihr gewaltfreier Widerstand gegen die Diktatur auf den Philippinen ging in die Geschichte ein, ebenso die gewaltfreie Überwindung des Regimes in Madagaskar 1991.

Sie wurde schon zwei Mal für den Friedensnobelpreis nominiert. Ihr und ihrem Mann wurde 1979 der Dr. Bruno-Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte überreicht. 1991 erhielt Frau Goss-Mayr in Tokio den Miwano-Friedenspreis für Verdienste um die interreligiöse Zusammenarbeit für den Frieden.

Der Internationale Versöhnungsbund verbreitete dazu eine Presseaussendung. Wir werden sehen, welche österreichischen Medien von dieser sehr bescheiden auftretenden, international bekannten Frau berichten werden. Ich selbst habe vom Ehepaar Goss-Mayr zuerst beim Studium in Belgien um 1980 erfahren. Hier war das Ehepaar Goss-Mayr vor allem im französischen Sprachraum sehr bekannt.Jean Goss ist bereits 1991 verstorben.

Initiativen und Engagement junger Leute. Was hast Du getan, als die Welt noch zu retten war?

Hans H ö g l

Wir greifen  im Blog  eine Medien-Lücke auf: eine  inspirierend-ermutigende  Initiative, die Helmut Gruber gestern in der Initiative Zivilgesellschaft vorstellte. Helmut Gruber leitet ein Projekt, das Menschen im gesellschaftlichen Engagement fördert. Er hat Erfahrung in NGOs und in der Sozialarbeit. Mit patron4change werden Changemakern Umsetzungs-Chancen geboten. Helmut kennt junge Leute mit interessanten Ideen,  aber ihnen fehlen Ansprechpersonen und Ressourcen für die Realisierung.  Es geht um Impact-Investment und nicht darum,  karitativ zu helfen. Näheres ist zu finden unter Patron4change.

Auf der Webseite  www.whatchado.com stellen sich Jungunternehmer und Changemakers mit ihren Projekten in Videos persönlich kurz vor und wie sie Projekte realisierten. Der Hintergrund: Für unzählige junge Leute ist es schwierig, in  der Arbeitswelt Fuß zu fassen oder selbst wirtschaftlich initiativ zu werden.  In einigen Ländern der EU sind dies erschreckend viele jugendliche Arbeitslose –  so in Italien, Spanien, Frankreich. Aber auch  in Österreich ist das Problem virulent, obgleich wenig beachtet.