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Aufgabe öffentlich-rechtlicher Medien

Berichten, nicht richten!

Hans Högl zu einem „Presse“-Kommentar

Erstaunlich kluge Sätze, passend zur Medienethik, fand ich im „Presse“- Kommentar: „Der ORF muss für alle da sein“ am 23. März 2023, S. 24.

Der Einstieg lautet: „In Zeiten von Fake News ist die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als Dienstleister für Demokratie wichtiger denn je. Unabhängiger Qualitätsjournalismus schafft unverzichtbare Grundlagen für fundierte Meinungsbildung und demokratischen Diskurs.“

Und gegen Ende des Kommentars finden sich treffliche Worte: „Das zahlende Publikum muss sich auf den ORF verlassen können, der für alle da ist. Das Vertrauen unseres Publikums ist die wichtigste Währung für den ORF überhaupt.“

Und dann folgen goldrichtige, medienethisch-ideale Sätze, ohne irgendwelche, auch umstrittene Personen zu nennen: „Ein ORF, der informiert, aber nicht belehrt. Der kritisch berichtet, aber nicht richtet. Der Meinungen sichtbar macht, aber nicht Meinung macht. Der nicht nur andere an deren Standards misst, sondern auch an sich selbst die höchsten Standards anlegt. In allen Bereichen – von Journalismus und Unterhaltung bis zur Führung und zur Aufsicht.“

Kommentar von Thomas Zach, Unternehmer, der den ÖVP-nahen Freundeskreis im ORF-Stiftungsrat leitet.

Welche Zukunft für ORF 1 ?

ORF 1 ist jener ORF-Sender, der nur in geringem Ausmaß dem öffentlich-rechtlichen Auftrag entspricht. Neue interessante Vorschläge könnten ihm eine letztlich doch gute Zukunft sichern.

Udo Bachmair

Zu Zeiten des ORF-Generalintendanten Gerhard Zeiler ist ORF 1 zu einem gleichsam kommerziellen Sender geworden. Als Abspielkanal für täglich gleich mehrere US-Filme war er somit kaum mehr von privater, rein profitorientierter TV-Konkurrenz unterscheidbar. In diesem Zusammenhang stellten schon damals manche die Berechtigung für ORF-Gebühren in Frage.

In den vergangenen Jahren hat sich manches gebessert, hat die Programmierung von ORF 1 wieder mehr öffentlich-rechtliche Anteile aufgewiesen. Zu nennen seien da etwa attraktive ORF 1-Eigenproduktionen, wie Dok.Eins oder Willkommen Österreich. Und dennoch: Es fehlt ORF 1 an nötigen Innovationen und Visionen, um auch für die Zukunft gewappnet zu sein.

Interessante Vorschläge zur Rettung von ORF 1 kommen von Golli Marboe, TV- und Filmproduzent und von den NEOS in den ORF-Publikumsrat entsandt. Dem Medienexperten zufolge sollte ORF 1 auf völlig neue Beine gestellt werden. Als „ein Grenzen überschreitendes mitteleuropäisches Programm“, wie Marboe in einem Gastkommentar für die Tageszeitung Der Standard vorschlägt.

Der Autor wünscht sich eine Neugründung von ORF 1, „einen Sender, der aus Dokus, Reportagen und mittelfristig auch aus fiktionalen Programmen besteht, die nicht aus Amerika kommen, sondern die Österreich und Mitteleuropa ins Zentrum der Berichterstattung rücken“. Es sollten Inhalte vermittelt werden, die „Nachbarn zu einer Gemeinschaft werden lassen“.

Marboe schwebt in seiner „europäischen Vision für ORF 1“ ein Projekt zusammen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern der Nachbarn vor. Ein Projekt, das „selbstredend auch als Online-Plattform stattfinden müsste“. Überlegenswert, wenngleich umstritten, wäre zudem die Idee, die unzähligen Sportübertragungen von ORF 1 künftig dem Spartenkanal ORF-Sport-Plus zu überlassen.