Schlagwort-Archive: ORF Publikumsrat

Verunsichertes Europa. Migration. Integration. Segregation

Hans H ö g l

Im Otto-Mauer-Zentrum fand am 11./12. Nov. im Namen des Katholischen Akademikerverbandes eine hochkarätige, stark besuchte Tagung statt – mit dem Titel: Verunsichertes Europa. Migration-Integration-Segregation. Hier können nur wenige, markante Äußerungen vom Samstag wiedergegeben werden.

In einzelnen Referaten und in der Diskussion kam wiederholt die Rede auf mangelnde Deutschkenntnisse von Schulabgängern. Dies betrifft sowohl Migrantenkinder als auch einheimische Pflichtschulabsolventen, und vier von zehn aller Pflichtschulabsolventen (auch der einheimischen) sind in Österreich arbeitslos. Dies ist ein extrem hoher Wert – vergleichbar mit Arbeitslosenziffern im europäischen Süden, betonte die Arbeitsmarktspezialistin Doris Landauer.

In der Diskussion regte ich an, dass in zeitgemäßer, moderner Form unser öffentlich-rechtliches Fernsehen, der ORF, Deutschkurse anbieten sollte. Der Vorschlag erntete großen Beifall. Und diese Kurse könnten in das neue Programmschema des ORF aufgenommen werden.

Die Rede kam auch darauf, ob Asyl-Bewerber Deutschkurse besuchen sollten. Dies wurde von Alev Korun, der Grün-Abgeordneten, mit dem Argument begrüßt: dass im Falle einer Arbeitsbewilligung die Migranten/Flüchtlinge rascher in den Arbeitsprozess eingegliedert werden können. Gleichzeitig wurde hingewiesen, dass gewisse Parlamentarier für Asyl-Bewerber keine Deutschkurse wünschen. Deren Position ist in der Furcht begründet, dass diese sich dann endgültig in Österreich niederlassen.

 

Sprachdickicht. Österreichisches Deutsch

Hans H ö g l

Einem Gast im ORF-Publikumsrat empfahl ich das Buch dazu aus Schweizer Sicht, nämlich Roger Blum: Unseriöser Journalismus? Beschwerden gegen Radio und Fernsehen in der Schweiz (2016).  Den Bekannten aus dem Klub Logischer Denker, dachte ich, sollte es doch interessieren, beschwerte er sich doch, als Gast und ORF-Gebührenzahler kein Wort zur Diskussion im Publikumsrat beitragen zu können. Seine Antwort: „Ich habe daheim einen Stoß von Büchern, die ich noch nicht gelesen habe“.

Ja, mir geht es ähnlich. Endlich lese ich einige Kapitel aus dem überaus lesenswerten Buch: Robert Sedlaczek, Wenn ist nicht würdelos. Rot-weiß-rote Markierungen durch das Dickicht der Sprache, Ueberreuter 2010. Und da fand ich Bemerkenswertes zum Sprachwandel: Martin Luther war in seiner Bibelübersetzung um den sprachlichen Ausgleich zwischen Nord und Süd des deutschen Sprachraumes bemüht. „Der katholische Süden lehnte allerdings nicht nur Luthers Thesen ab, auch seine Rolle als Sprachreformer stieß auf wenig Gegenliebe.“ (S. 10). Und Maria Theresia holte einen Sprachlehrer aus Thüringen an das Theresianum, um den Schülern „gutes“ Deutsch beizubringen. Dieser Herr und vor allem ein Buch eines Leipziger Oberlehrers trugen zum sprachlichen Minderheitskomplex in Österreich bei.

Aber dies ist Sprach-Geschichte. Robert Sedlaczek  ist Kolumnist in der „Wiener Zeitung“ und erläutert, wie in strittigen Fällen umzugehen ist und dies oft humoristisch. Damit bietet er  mehr als Wörterbücher zur Rechtschreibreform, indem er Begründungen bietet.  Sein Brief an eine Journalistin wegen des Binnen-I ist recht amüsant. Andere Themen: Anglizismen / Spaß oder Spass – beides ist in Österreich möglich. Wer weiß, dass dieses Wort aus dem Italienischen „spasso“ (Vergnügen) kommt? (S. 23)/ wurst, Wurst/ deutsch oder Deutsch mit vielen Tücken/ Floskeln im TV; Spalten mit der Frage „Hätten Sie`s gewusst?“ …..

 

Reformen im Medienbereich unabdingbar

Vereinigung für Medienkultur schlägt eine neue Medienförderung und andere Reformschritte vor

Udo Bachmair

Bei einer vielbeachteten Tagung der Zivilgesellschaft im Wiener Rathaus war auch die Vereinigung für Medienkultur vertreten.

Besonders engagiert hat sich dabei der Vizepräsident unserer Vereinigung, Dr. Hans Högl.

Seine im Rathaus präsentierten Thesen und Forderungen zum Medienwandel haben die rege Diskussion zur Lage der Medien weiter bereichert und belebt.

Im Folgenden Details der Forderungen und deren Begründung :

Wir fordern eine viel breitere und adäquate öffentliche Medienförderung, vor allem auch für Alternativmedien, für die journalistische Weiterbildung und für Medienpädagogik.   

Wir fordern eine Novellierung des Rundfunkgesetzes zugunsten einer breiteren Berichterstattung über den 3. Sektor (Zivilgesellschaft), insbesondere über kleinere alternative NGOs.

Wir fordern die Reform des ORF- Publikumsrats mit einem transparenten Beschwerdesystem nach Schweizer Muster und eine breitere Beteiligung von alternativen NGOs im Publikumsrat.

Begründung der Propositionen:

Medien-Konzentration bei Printmedien erschwert Medien-Vielfalt [1]. Öffentliche Medienförderung trägt zur Medienvielfalt bei. Ein unabhängiger Weisenrat mit Auslands-Expert_innen sollte über die Verteilung der Medienförderung – auch für alternative Medien und Blogs, für die journalistische Weiterbildung und für Medienpädagogik entscheiden. Publizistische Kriterien dafür sind objektive Berichterstattung, konstruktiver [2] und investigativer Journalismus.

Die Rundfunkgesetze gilt es zu novellieren: ORF, ZDF, ARD und SRF sind zu verpflichten, breiter über den dritten Sektor, die Zivilgesellschaft mit kleineren NGOs, zu berichten. Öffentlich – rechtlicher Rundfunk hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine breite Akzeptanz und sollte öffentlich-rechtlich bleiben. Bedenklich ist, dass der Bildungsauftrag im TV-Kanal ORF 1 kaum erfüllt wird, und ORF 1 sich fast nicht von Privat-TV-Sendern unterscheidet.   Reformen im Medienbereich unabdingbar weiterlesen

Martin Schenk neuer ORF-Publikumsrat

Hans   H ö g l

Dr. Martin Schenk, bekannt durch sein Engagement in der Diakonie und Armutskonferenz, wird ab der nächsten Herbst-Sitzung  ORF-Publikumsrat, und zwar als Vertreter der „Evangelischen Kirche“. Dies kündigte, heute am 28. Sept.,  Dr. Roland Siegrist, Präsident der Diakonie,  im Publikumsrat an und stellte seinen Nachfolger vor. Als „Medienkultur“ begrüßen wir dies: Seit Langem wünschen wir, dass der Dritte Sektor breiter im ORF-Publikumsrat vertreten wird – und dies trifft auf Martin Schenk zu.

Die „Vereinigung für Medienkultur“  regte vor einigen Jahren im Medienstaats-Sekretariat an,  dass in den Publikumsrat auch Medienexperten entsandt würden.  Erfreulich ist, dass Prof. Dr. M. Karmasin  für mehr Transparenz des Publikumsrates eintritt.  Vom Beschwerdeausschuss ist kaum etwas zu erfahren: Wenig in der Plenarsitzung, nichts von dessen Ausschuss, der  dem Amtsgeheimnis unterliegt. Und das in einem Hause, wo das Amtsgeheimnis in Bürokratien ansonsten als verzopft gegeißelt wird.  In einer Vorsprache mit der Vorsitzenden des ORF-Publikumsrates habe ich auf diesen Widerspruch massiv hingewiesen. Und heute schrie ein Besucher ins Plenum hinein – seine Enttäuschung darüber,  dass der Sprecher des Beschwerdeausschusses überhaupt schwieg.

Bemerkenswert war  eine Begegnung mit einem Wissenschaftsjournalisten, der für  Universitäten Beiträge verfasst.  Ich zeigt ihm die wissenschaftliche Publikation, das neue Buch des Schweizer Publizistikprofessors Roger Blum, über den Schweizer Publikumsrat und über dessen  vorzügliches Beschwerde-Management. Der Titel des Buches lautet: Unseriöser Journalismus? Beschwerden gegen Radio und Fernsehen in der Schweiz. Der mir im übrigen unbekannte Journalist zeigte dafür kein Interesse. Mit Helmut Qualtinger würde ich sagen:

„Mir brauchn Se gar nix derzähln, weil i  kenn` des“.

Es ist ja bekannt, dass die Österreichische Presseagentur – angeblich aus Zeitgründen – keine Bücher bespricht. Dies ist sehr bedauerlich, weil Bücher Hintergründe bieten.  Hingegen konnte ich einen anderen Publikumsrat für das einschlägige Buch interessieren.

Bemerkenswert waren einige Daten, die Generaldirektor Dr. Wrabetz, bei der Sitzung  mitteilte:  Der  Spartensender ORF III für Kultur und Information hatte  2015 täglich einen Marktanteil  0,5 -1,6 %. Der Marktanteil vom Radiosender Ö 1 liegt von 5 -6 %.  NB. Das ist rund der gleiche Anteil wie jener vom „Standard“ und der „Presse„. Diese haben ebenfalls einen Marktanteil von rund 5 %. (Jener der Krone liegt österreichweit bei 30 %).  Zu begrüßen ist, dass Ö 1 – wie kürzlich über Marokko- 2017 über  Europas Nachbarländer Georgien und Armenien Sendereihen anbieten wird.  Ein hoch gebildeter Bekannter sagte mir, man kann Ö 1 aufdrehen wann man will, immer hört  man Interessantes. Zwei Publikumsräte regten an, dass ein neues Wissenschaftsmagazin nicht nur in einem Spartensender, sondern auch auf ORF 1 gesendet werden solle.

Warnsignale: Medien-Beschwerden

Hans H ö g l

Medien sind Wirtschaftsbetriebe und orientieren sich primär nach ökonomischen Normen, aber sie schmücken sich mit dem Etikette der Aufklärung. Darum lässt das Wort des jungen Karl Marx aufhorchen: Die erste Freiheit der Presse ist es, kein Gewerbe zu sein. Medienkritik ist alles andere als neu. Aber Medienkritik von wissenschaftlicher Publizistik schwächelt seit Jahren. Einer der Gründe: Die Universität ist durch die Verpflichtung, sich Drittmittel für die Finanzierung der eigenen Institute zu beschaffen, von großen Medien wie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk abhängig geworden. Und auch darum wurde wissenschaftliche Medienkritik viel sanfter.

Demgegenüber steht der radikale Slogan „Lügenpresse“. Erst seitdem erwacht die Medienbranche, gesteht Fehler und Schwachpunkte ein, weist aber die Fundamental-Kritik zurück.

Darum kommt das Buch des Schweizer Medienwissenschafters Roger Blum: Unseriöser Journalismus? Beschwerden gegen Radio und Fernsehen in der Schweiz  genau rechtzeitig und ist eine wertvolle Dokumentation. Über Jahrzehnte befasste sich Roger Blum mit Schweizer Publikumsbeschwerden versus privaten und öffentlichen Medien. Im ersten Abschnitt geht der Autor auf etwa dreißig Seiten den Beschwerdemöglichkeiten in Deutschland, Österreich, Luxemburg, Südtirol, Ostbelgien und Liechtenstein nach.

Offensichtlich verfügte er kaum über Informationen über den ORF-Publikumsrat; denn seine Worte über die Beschwerden in Österreich sind zu optimistisch und beziehen sich auf die KommAustria als rechtlicher Beschwerdeinstanz. Laut Publizistikprofessor Fritz Hausjell existieren keine Dissertationen über den ORF-Publikumsrat. Aber dessen Ablauf wird ausführlich und kritisch in meinem Beitrag in der Österreich-Onlineausgabe der „Neuen Zürcher Zeitung (nzz.at) dargestellt.

Sehr aufschlussreich ist, mit welcher Seriosität, Sorgfalt und Klugheit in der Schweiz mit Publikumsbeschwerden umgegangen wird. Blum weiß um Querulanten, denen nichts recht zu machen ist. Aber darum geht es ihm nicht. Das Schweizer Beschwerdesystem ist zweistufig. Es gibt regional-sprachliche Ombudsleute – diese stellen einen Kontakt zwischen den Beschwerdestellern und Medienvertretern her. Sind Beschwerdeführer mit den Antworten der Ombudsstellen unzufrieden, so wird die Beanstandung an die Unabhängige Beschwerdeinstanz (UBI) weitergeleitet.

Von den 643 Beschwerden, die bei der UBI seit 1984 eingegangen sind, wurden 450 materiell behandelt. Die restlichen wurden zurückgezogen oder auf anderem Weg erledigt. 84 Beschwerden wurden ganz oder teilweise gutgeheißen, dies waren also 13 % oder rund jede achte Beschwerde. (Neue Zürcher, 13. März 2012).

Also: Journalismus ist besser als sein Ruf, wenngleich Blum den allgemeinen Trend der Kommerzialisierung auch bei Schweizer Medien konstatiert. Er dokumentiert im genannten Werk ausführlich diverse Beschwerde-Entscheidungen über Themen wie: Minaretten-Initiative, Wahlsendungen, Meinungsforschung, Medienopfer, Diskriminierung, Jugendschutz, Satire, kriegerische Konflikte, Medizin, Tierschutz, Umwelt, Kultur.

Roger Blum: Unseriöser Journalismus? UVK Verlag, Konstanz 2016, Umfang: 279 Seiten.

Öffentliche Sitzungen des ORF-Publikumsrates 2016

Hans H ö g l

An den Plenarsitzungen des ORF- Publikumsrates kann das ORF-Publikum teilnehmen.  Abgesehen von Medienvertretern ist die Anzahl dieser Interessenten  sehr bescheiden. Die „Vereinigung für Medienkultur“ empfiehlt  eine Teilnahme, da trotz allem ….Vieles zu erfahren ist. Und  Medienberichte darüber sind sehr spärlich. Es geht um die Interessen der  Millionen Gebührenzahler,  und diese  sollen nicht nur durch  Vertreter von Parteien und Sozialpartner zum Ausdruck kommen.

Die Sitzungen finden im ORF-Zentrum am Küniglberg Eingang Würzburggasse 30  im Atrium statt. (Dieses  ist mit dem Bus von der Kennedybrück gut erreichbar). Die nächste Sitzung ist die letzte vor der Wahl des Generalintendanten im Sommer.  Sechs Publikumsräte nehmen im Stiftungsrat daran teil.  Also: So belanglos ist der Publikumsrat nicht, wie vielfach behauptet wird.

Sitzungstermine 2016

  • Mittwoch, 1. Juni 2016, 10.00 Uhr
  • Mittwoch, 28. September 2016, 10.00 Uhr
  • Mittwoch, 9. November 2016, 10.00 Uhr
  • Mittwoch, 7. Dezember 2016, 10.00 Uhr
Die Beschlüsse werden in den Sitzungen der Arbeitsausschüsse vorbereitet.

Klimaabkommen: Selbstverpflichtung des ORF als Unternehmen zur Nachhaltigkeit

Hans   H ö g l

Eben folgte ich im Oe 1-Mittagsjournal (14.12.2015) dem Interview mit dem Umweltaktivisten Wolfgang Pekny zum Klimaabkommen in Paris.  Er bekam die  Chance, Anliegen vorzubringen, die längst in der  „Initiative Zivilgesellschaft“ und in der „Plattform Footprint“ diskutiert wurden. Danke an Ö 1.

Ich erinnere die Generaldirektion des ORF  an die Vorsprache der  „Vereinigung für Medienkultur“ 2010   im Publikumsrat.  Der Publikumsrat zeigte sich flexibel und  gesprächsbereit.   Dr. Herbert Rauch (Autor des Buches:  Glo-c-al Balance. Der Umbau der Titanic, Wien 2014) forderte damals, dass der ORF als ganzes Unternehmen sich der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Das geschah auch: Mit der Selbstverpflichtung des ORF in seiner 34-seitigen Broschüre „Nachhaltigkeit im ORF 2011“, dargelegt im Publikumsrat. Ist seitdem der ORF seiner Selbstverpflichtung  nachgekommen?     Unsere Initiative wurde in der Broschüre mit keinem Wort erwähnt.   Ist das ein fairer Umgang mit einer seriösen, auf Ehrenamt beruhenden NGO?

 

 

Medienkritik-Publikumsrat-Gruppensteuer

 

Diesen Text ließ ich Andreas Koller, Wolfgang Langenbucher, Ingrid Brodnig und Alexander Warzilek zukommen. Zuerst eine großes Danke an alle. Zum oben vorliegenden Pressetext und zur Veranstaltung selbst ein Nachwort, Ergänzungen und Richtigstellungen.

Medientipps für das Publikum, die sich vertieft für Mediengeschehen u. – Kritik interessieren: Sehen Sie das „Das Medienquartett“ im TV-Sender Okto (auch über Youtube abrufbar) und die Sendung „zapp“ im Westdeutschen Rundfunk (WDR). Im WDR g i b t es tatsächlich einen Rundfunkrat (!), ein Podiumsteilnehmer verneinte dies. In diesem Rundfunkrat sind fast nur institutionelle Mitglieder. Das bestätigte kürzlich „zapp“, das kritische, deutsche Medienjournal.

Die Publikumsräte des ORF fordern seit Langem ein ähnliches Magazin – bisher vergebens. Die Publikumsräte bringen fallweise Anliegen vor, es dauert oft sehr lange, bis deren Wünsche vom ORF beachtet werden. Ein Beispiel: Der Publikumsrat empfahl, dass Radio Ö3 Warnungen vor Geisterfahrern auch auf Englisch ganz kurz durchsagen möge. Dies wurde von der ORF-Spitze monatelang als nicht durchführbar hingestellt. Dies war „lächerlich“, wie mir ein Publikumsrat sagte.

Für den Publikumsrat ist nicht alleine der ORF verantwortlich: Jener basiert auf Gesetzen und der ORF- Geschäftsordnung. Wir von der Medienkultur nehmen seit 10 Jahren als ganz wenige Gäste an den öffentlichen Sitzungen teil. Jeder darf teilnehmen. In die Protokolle der Ausschüsse darf nicht Einblick genommen werden, immerhin – ich erhielt die Erlaubnis, die Sitzungsprotokolle der Plenarsitzungen zu studieren. Schon Dr. Schuppich – in den 70iger Jahren Vorsitzender des Publikumsrates – beklagte dessen minimale Kompetenzen! –

Am 12.Nov. erschien in der „Wiener Zeitung“ ein langer Beitrag über den Publikumsrat, der als äußerst zahm beurteilt wird – scharf sei wie ein Schnecken-Gebiss . Ferner hieß es, der ORF raffe sich endlich auf, die Publikumsbeschwerden ernst zu nehmen – auch darum – so die „Wiener Zeitung“ – weil Anfang August 2016 der ORF-General neuerlich gewählt wird. NB. Ich selbst habe vor ein paar Wochen der Vorsitzenden des Publikumsrates mündlich und schriftlich im Namen der Medienkultur in aller Schärfe bekundet, dass die gesetzlichen Grundlagen und die Zusammensetzung und die Abläufe des Publikumsrates dringend einer Reform bedürfen. Es gab bereits früher Vorsprachen der Medienkultur im Medien-Staatssekretariat und auch beim ORF selbst. Dass die Parteien und deren Vertreter im Publikumsrat vor dem mächtigen ORF knieweich sind, bedarf keiner Erläuterung.

Verblüfft äußerte sich ein Teilnehmer und Jurist über die geringe Bereitschaft von einem Pressevertreter, sich Medienkritik aus dem Publikum zu stellen und er sagte, was ihr von der „Medienkultur“ macht, ist Goldes wert – auch wenn es nicht direkt effektiv erscheint.

In der Moderation fiel das Wort „Gruppensteuer“. Sie ist wohl den Meisten in Österreich ein Fremdwort. Was bedeutet es? Es ist sehr einfach zu formulieren: Firmen können ihre g e s a m t e n, unbegrenzten Auslands-Gewinne im I n l a n d steuerlich absetzen. Nun – das sind primär große Firmen. Dies stellt versus kleiner Firmen und Selbständigen eine eklatante Bevorzugung dar. Die Gruppensteuer war wohl anfangs gut für Österreich, soll aber nicht dauernd und nicht unbegrenzt gelten. Von der Gruppensteuer fand nur der extrem aufmerksame Leser in österr. Medien Spurenelemente. Das war unsere Medien-Beobachtung. Dem wichtigen Thema wurde jedenfalls in Medien fast ausgewichen. Da spielen wohl auch die großen Anzeigenkunden eine wichtige Rolle!. Wir von der Medienkultur plädierten in Mitgliederinformationen und auf http://www.medienkultur.at nicht für ein plötzliches Abschaffen der Gruppensteuer, sondern für eine schrittweise Reduzierung innerhalb von 10 Jahren.